Ein neues Vermächtnis
Wann in der Kontinuität spielt Ihr neuer Roman Betrayal?
Er ist einige Jahre nach der New-Jedi-Order-Reihe [Das Erbe der Jedi-Ritter] angesiedelt. Ben Skywalker, der während der Ereignisse der New Jedi Order geboren wurde, ist zu Beginn der Legacy-of-the-Force-Reihe 13 Jahre alt. Chronologisch betrachtet ist Troy Dennings Dark-Nest-Trilogie das letzte Werk vor Legacy of the Force; Troy hat in seinen Büchern schon einige Andeutungen auf Legacy-Ereignisse eingebaut.
Können Sie uns sagen, worum es geht?
Sicher. Jahre nach dem Sieg über die Yuuzhan Vong erholt sich die Galaxis immer noch von den Schlägen, die sie während dieser dunklen Zeit einstecken musste. Nun flammt wieder ein Krieg auf – diesmal zwischen einst verbündeten Planeten, als Corellia eine riskante politische Strategie gegenüber der Galaktischen Allianz verfolgt. Die größten Helden der Galaxis – Luke, Leia, Han, Jaina, Jacen und viele andere – finden sich widerwillig auf gegenüberliegenden Seiten des Konflikts wieder… und eine Gefahr aus Lukes Vergangenheit zwingt Jacen Solo zu einer grausamen Entscheidung, um das Leben seiner Liebsten zu retten.
Ist dies der Anfang einer großen, neuen Geschichte, ähnlich der New Jedi Order, an der viele verschiedene Autoren mitwirken werden, oder ist es eine kleinere Geschichte, die nur von Ihnen geschrieben wird?
Legacy liegt zwischen den Extremen. Es ist eine umfassende Geschichte, die genauso prägend für das Star-Wars-Universum ist wie die New Jedi Order, nur besteht diese Reihe aus nur neun Büchern, die von drei Autoren geschrieben werden: Von mir, Karen Traviss und Troy Denning. Wir arbeiten in ständiger Rotation, also schreibe ich den ersten Teil, Karen den zweiten, Troy den dritten, ich wieder den vierten und so weiter. Einer der Gründe, warum die Legacy-of-the-Force-Reihe so interessant ist, liegt darin, dass wir aus den praxisbezogenen Erfahrungen der New Jedi Order viel gelernt haben: Über die Koordination der Autoren, die Weitergabe von Charakteren und Nebengeschichten. Es macht Spaß, das umzusetzen, was wir gelernt haben.
Jacen Solo steht im Mittelpunkt des Romans. Können Sie, ohne Spoiler zu verraten, ein wenig über ihn sprechen und wie er sich durch die Ereignisse seiner Vergangenheit als Mann und Jedi entwickelt hat?
Diese „ohne Spoiler zu verraten“-Einschränkung macht die Beantwortung schwierig. Bei seinem Weg zum Jedi ist Jacen einen anderen Pfad gegangen als jeder andere Jedi. Er wurde verschiedenen Machtlehren ausgesetzt, mehr als jeder andere Machtbenutzer. Das mag seine größte Stärke sein, ist jedoch auch seine größte Schwäche. Er kann Dinge tun, die sonst niemand kann, hat sich aber daran gewöhnt, so sehr an sich selbst zu denken, dass er schnell dazu neigt, Traditionen abzulehnen und zu missachten. Es ist, als hätte er so viele Vorgänger, dass er die von ihnen gelernten Lektionen schnell vergisst. Diese Kombination von Vorzügen und Fehlern macht es sehr interessant, ihn zu schreiben.
Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Jacen und Luke? Es scheint eine gewisse Rivalität und Missgunst zu geben, zumindest von Jacens Seite.
Jacen liebt seinen Onkel. An diesem Punkt denke ich jedoch, dass er ihn mehr liebt als respektiert. Ja, es gibt eine gewisse Missgunst. Ich betrachte dies jedoch nicht als Rivalität – Jacen möchte nicht Lukes Platz einnehmen, nicht Lukes spezielle Rolle in der Geschichte. Er wünscht sich nur, dass Luke sehen und verstehen würde, was Jacen tut, und dass er Entscheidungen mit größerer Wertschätzung für Jacens Ansichten trifft. Es ist eine Mischung aus Zuneigung und Arroganz seitens Jacen.
Ben Skywalker spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Buch. Kann man davon ausgehen, dass seine Rolle im Laufe der Serie noch größer wird?
Definitiv. Ben ist ein Teenager mit den typischen Eigenheiten eines Jugendlichen – dem Verlangen, seinen eigenen Weg in der Welt zu gehen, hormonellen Auf und Abs, Abneigung, Paranoia, außergewöhnlichem Potenzial, Angst und Drama. Und er ist der Nachkomme eines der mächtigsten Vermächtnisse der Macht in der weit, weit entfernten Galaxis. Es ist, als hätte man einem Teenager seinen eigenen Dynamitsprengstoff gegeben. Wie verantwortungsbewusst wird er ihn einsetzen?
Ein wichtiger Teil der Handlung des Romans befasst sich mit der Fähigkeit der Jedi, die Macht zu nutzen, um Einblicke in eine mögliche Zukunft zu erhalten. Was sind die Grenzen dieser Macht? Es scheint seltsam für Jedi, die darauf trainiert sind, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, Wissen über eine mehr oder weniger vorbestimmte Zukunft zu erlangen.
Es gibt erhebliche Einschränkungen, vor allem, weil die Zukunft nicht festgelegt ist, bis sie zur Gegenwart wird. Selbst wenn man „die Zukunft“ zuverlässig und klar sehen könnte – was meines Wissens nach im Star Wars-Universum nicht möglich ist -, besteht immer noch die Tatsache, dass die Zukunft ständig in Bewegung ist. Alles, was man tut, könnte sie verändern. Ein Blick in alle möglichen Zukünfte könnte einem Jedi also einige Hinweise auf das große Schema oder Trends geben, aber allein aufgrund dieser Zukunft eine Entscheidung zu treffen, ist riskant. Es ist, als würde Charlie Brown wieder annehmen, Lucy würde den Football für ihn halten. Nur dass diesmal Menschenleben davon abhängen.
Unter Berücksichtigung dessen würde ich sagen, dass der altbekannte Jedi-Hinweis „Sei dir der Gegenwart bewusst“ zusammen mit „Sei aufmerksam, hör auf zu träumen“ auch bedeutet „Begründe deine Entscheidungen nicht darauf, was aus der Gegenwart werden könnte – oder du wirst scheitern.“
In diesem Roman gehen Sie auf einige faszinierende Aspekte der Sith-Philosophie ein. Wie sind Sie bei der Erweiterung oder Vertiefung der Sith-Philosophie vorgegangen? Welche Einschränkungen oder Leitfäden hatten Sie? Und glauben Sie, dass ein Jedi Aspekte des Sith-Glaubens und der Machtfähigkeiten verinnerlichen könnte, ohne selbst böse zu werden oder zur dunklen Seite zu wechseln, wie es bei Anakin Skywalker der Fall war?

Als Autor muss ich viel über die persönliche Ethik der sogenannten Bösewichte in meinen Romanen nachdenken. Ich mag es nicht, Wahnsinnige oder Widersacher zu erschaffen, die bereitwillig den Gedanken des Bösen verinnerlichen. Sie sind, in einem Wort, langweilig. Die Variationen, die ich also an der Sith-Philosophie vorgenommen habe, kommen daher – da, wo ich den Bedarf sah, dass viele Sith eine Philosophie entwickeln würden, die ihre Handlungen akzeptabel macht, sogar heroisch… aus einer gewissen Perspektive.
Mit den Sith sehen wir also eine „Karriereentwicklung“, die sie dazu befähigt, zu immer größerem Unrecht und Grausamkeiten fähig zu sein, während sie voranschreiten. Typischerweise gewöhnt sich der Mensch daran, sich an Grausamkeiten zu gewöhnen, sich gegenüber ihnen abzustumpfen, die Opfer zu entmenschlichen usw. Das ist normal, aber auch abgenutzt. Daher wollte ich einen anderen Weg für die Sith aufzeigen – ich wollte andeuten, dass diejenigen, die versuchen, ethisch mit dem Problem umzugehen, dies tun, indem sie sich selbst zwingen, zu leiden, wenn sie Leid verbreiten, zu lieben, wenn sie zerstören, um ihre eigenen Ausschreitungen unter Kontrolle zu halten.
Ich wollte auch einige Gemeinsamkeiten zwischen der Jedi- und der Sith-Philosophie andeuten, um ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede besser auszudrücken. Zum Beispiel, wenn die extreme Version der Sith-Philosophie zerstörerische Wut beinhaltet, zerstörerische Hingabe zur Leidenschaft, wäre die extreme Version der Jedi-Philosophie Distanziertheit, Emotionslosigkeit, die Absicht, über Mitgefühl zu stehen. Ich wollte andeuten, dass jede Philosophie in ihren Extremen destruktiv ist, sogar eine Philosophie, die theoretisch heroisch und selbstlos ist, wie der Jedi-Kodex.
Ich hatte nicht viele Einschränkungen. Das liegt zum Teil daran, dass wir einen Teil des Konzepts im November 2004 bei einer Storykonferenz mit Lucasfilm auf der Big Rock Ranch besprochen haben, damit jeder wusste, was behandelt werden würde und welche Bedenken es gab. Bezüglich der Frage, ob ein Jedi einige Aspekte der Sith-Philosophie verinnerlichen könnte, ohne böse zu werden – nun, ich vermute, die Antwort ist ja, solange es bei „Aspekten“ bleibt und nicht zum Gesamtpaket wird. Ich frage mich auch manchmal, ob ein Nichtmensch ein vollständiger Sith sein könnte, ohne dabei böse zu sein – ich glaube, dass dies bei einem Menschen aufgrund der Schwächen in der menschlichen Natur nicht möglich ist, aber vielleicht wäre es einem Außerirdischen möglich.
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