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Behind Star Wars – Teil 6: Klonarmee gefällig? – Die Kunst der Kaminoaner

Was hätte die Republik nur ohne ihre Klonarmee gemacht? Nun, überlebt vielleicht, aber jenseits davon ist das Klonen natürlich keine Science-Fiction. Wir schauen uns die Sache genauer an.
Quelle: Lucasfilm

Wäre es nicht toll, mal nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen zu müssen? Oder zu Hause zu bleiben, während man die Stadt verlässt? Wie das gehen soll? Ganz einfach: Klonen ist die Lösung. Man könnte sich Pizza liefern lassen, neben sich selbst stehen… oder eine Klonarmee erschaffen. So könnte man auch die allgemeine Wehrpflicht umgehen, da man ja zigfach in einer Armee vorhanden ist.

Klonen wird es der Menschheit ermöglichen, ewiges Leben zu erlangen. Der nächste Schritt wird sein, was die Elohim mit ihrem 25.000-jährigen wissenschaftlichen Fortschritt bereits gemacht haben: direkt erwachsene Menschen zu klonen, ohne dass sie wachsen und ohne Gedächtnis und Persönlichkeit übertragen zu müssen. Dann wachen wir nach dem Tod in einem ganz neuen Körper wie nach einem guten Schlaf während der Nacht auf.

So, so. Außerirdische also…

Das sind die Worte von Rael. Was? Ihr wisst nicht, wer oder was Rael ist? Kurzgesagt: Rael ist ein französischer Journalist, der glaubt, dass wir von Außerirdischen erschaffen worden sind. Doch dazu später mehr.

Beim Thema Klonen muss man zwischen zwei Arten des Klonens unterscheiden: dem therapeutischen und dem reproduktiven Klonen.

Beim therapeutischen Klonen können aus einer Körperzelle eine Vielzahl der verschiedensten Gewebe und Organe entstehen. Vor allem Krebspatienten eröffnet diese Art des Klonens neue Hoffnungen, da genau passende Knochenmarkszellen gezüchtet werden können. Also eine ganz nützliche Sache.

Interessanter im Zusammenhang mit unserer Klonarmee ist jedoch das reproduktive Klonen. Das lässt sich am besten an einem Beispiel erklären. Das berühmteste heißt Dolly. Achtung! Die Dolly auf den Videokassetten hat nichts mit Klonen zu tun – auch wenn es da im weitesten Sinne um Vermehrung geht… das geht jetzt zu weit. Also, was ich meine, ist das schottische Schaf Dolly.

Dr. Keith Campbell und Dr. Ian Wilmut vom Roslin-Institut in Schottland gelang es 1997 erstmals, ein Säugetier zu klonen. Einem erwachsenen Schaf wurde eine Euterzelle entnommen. Ihr Teilungsprozess wurde durch das Vorenthalten von dafür notwendigen Nährstoffen gestoppt. Parallel dazu wurde einem weiblichen Schaf eine unbefruchtete Eizelle entnommen und der Zellkern mit dem Erbgut entfernt. Die Euterzelle und die erbgutlose Zelle wurden nun, praktisch unter Gewaltanwendung, mit Hilfe von Elektroschocks dazu bewegt, zu fusionieren. Als das geschafft war, begann die Zelle sich zu teilen und konnte so in die Gebärmutter eines Schafes eingepflanzt werden. Da wuchs und gedieh nun Dolly. Diese ganze Prozedur gelang den beiden Wissenschaftlern aber erst nach 275 Versuchen.

Sieht ganz nach einem glücklichen Klonschaf aus

Nun stellen wir uns mal die Klonkriege mit Schafen vor: „Roger, Roger… Määähh“ – „Feuer… Määähh“. Das ist auf keinen Fall zufriedenstellend! Also müssen wir noch einen Schritt weitergehen. Funktioniert bei einem Menschen, was auch bei einem Schaf, einem schottischen wohlgemerkt, funktioniert? 1993 gelang es Dr. Robert Stillman und Jerry Hall, zwei Wissenschaftlern der Washington Universität, erstmals, einen menschlichen Embryo zu duplizieren. Die beiden Wissenschaftler benutzten langfristig nicht lebensfähige Embryos, die von mehr als einem Spermium befruchtet wurden und so keinesfalls älter als 6 Tage wurden. Als sich diese Zelle teilte, wurden die beiden neuen Zellen künstlich getrennt. Das kommt auch ab und zu in der Natur vor. Jeder eineiige Zwilling weiß Bescheid. Die Embryos bekamen schließlich noch eine künstliche Hülle, und so entstanden ganze 48 Klone, die aber nach 6 Tagen verstorben sind.

Dieses Experiment stieß natürlich weltweit auf Ablehnung, und der Vatikan betitelte diese Entwicklung als „Tunnel des Wahnsinns“.

Das Klonen von Menschen scheint also möglich. Nun kommen wir, wie versprochen, zurück auf Rael.

Dieser ist nämlich außer Journalist – man könnte es auch am Namen erkennen – ein Sektenführer. Und zwar von der Raelianer-Sekte. Dieser gehört ein Unternehmen namens Clonaid. Dessen Wirtschaftspartnerin Brigitte Boisellier wollte zusammen mit den Frauenärzten Severino Antinori und Panayiotis Zavos im August 2001 in Washington einige Details ihrer Pläne über das Klonen von Menschen nennen. Aber diese mediensüchtigen Gestalten hielten ihr Versprechen nicht ein. Dieses Trio Infernale behauptete im Vorfeld, im November 2001 das erste Baby klonen zu wollen.

Wie schon angedeutet, sind die Raelianer ja der festen Überzeugung, dass wir alle von außerirdischen Wissenschaftlern erschaffen wurden und sogar alle Klone seien. Langsam fühle ich mich wie ein Klonkrieger… egal. Weiterhin sei das Klonen somit für das ewige Leben notwendig. Die Sekte behauptete auch, dass sich viele Paare bereit erklärten, für Klon-Experimente zur Verfügung zu stehen. Die Sekte erlitt, abgesehen von dem Schlag, den sie andauernd haben, einen Rückschlag, als der US-Anwalt Mark Hunt sein Angebot zurückzog, ein Klonlabor in West Virginia mit einer halben Million Dollar mitzufinanzieren. Hunt hatte Clonaid beauftragt, seinen verstorbenen Sohn aus einer eingefrorenen Zelle zu klonen. Und im Klonen von Kindern für kinderlose Paare sah Clonaid seine Primäraufgabe.

Wie abgedreht diese Ideen sind, merkt man, wenn man von Leuten, die es wissen müssen, auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt wird. Der zur „Akademie der Wissenschaften“, die übrigens die Klon-Gurus nach Washington einlud, gehörende Professor Rudolph Jaenisch sagte zum Beispiel: „Es gibt derzeit keine Möglichkeit, aus geklonten Embryonen normale Individuen entwickeln zu können.“ Und auch die Dolly-Väter verwiesen auf die extrem hohe Sterblichkeitsrate beim Klonen von Tieren. Doch zurück zu einem Schmankerl der Kloner: Antinori will demnächst auf ein Schiff in internationalen Gewässern ausweichen, um dort in Ruhe vor sich hinklonen zu können, da immer mehr Länder das Klonen verbieten. Aber sich selbst will Antinori, der sich ab und zu schon mal mit Galileo Galilei vergleicht, nicht klonen. Das sei eine dumme Idee. Wie recht er doch hat…

Andere Wissenschaftler behaupten wiederum, dass es möglich sei, Menschen zu klonen. Das einzige Problem dabei ist, genügend Eizellen und Leihmütter „aufzutreiben“. Dieser Eizellen- und Leihmütterengpass könnte den Raelianern den entscheidenden Vorteil bringen, denn nach eigenen Behauptungen hat die Sekte 50 Frauen rekrutiert, die als Eizellenspenderinnen und Leihmütter zur Verfügung stehen.

Auch verschiedene – vielleicht auch seriösere – Forschungsteams berichten von Experimenten, die man als reproduktives Klonen betrachten kann.

Am Reproductive Genetics Institute im Illinois Masonic Medical Center in Chicago haben Forscher unter der Leitung von Yuri Verlinsky eine Mikrochirurgie-Technik präsentiert, die sie an menschlichen Embryonen testeten. Eigentlich dient diese Technik der sogenannten Präimplantationsdiagnostik. Auch wenn jedem klar ist, was das heißt, füge ich erklärend hinzu, dass damit Embryonen auf genetische Defekte untersucht werden können. Das Forscherteam entnahm einem mehrzelligen Embryo die Zellkerne und transferierte diese – Achtung! – in entkernte Mauseizellen und ließ diese verschmelzen. Die Chromosomen dieser Mensch-Maus-Interspezies wurden danach weiter genetisch untersucht. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse wurden von 295 Embryonen 82 ausgelesen und transferiert, woraus 5 Schwangerschaften entstanden. Zwei davon brachen spontan ab, zwei waren zur Zeit der Publikation dieses Experiments noch nicht beendet, und eine führte zu einer gesunden Geburt. Die Forscher vermieden es zwar, Begriffe wie „human“ oder „healthy baby“ zu gebrauchen, aber die Beschreibung der Ereignisse legt nahe, dass es sich um menschliche Embryonen handelte, die auf diese Weise untersucht wurden. Wenn es sich um Versuche mit Tieren gehandelt hätte, hätte man darauf mit Sicherheit hingewiesen. Auch würde es keinen Sinn ergeben, von „ongoing pregnancies“ zu sprechen, da die Tragzeit bei Mäusen äußerst kurz ist. Auf diese Art konnten die Forscher in Fachkreisen ihre Arbeit verbreiten, und dem Laien blieb die Brisanz dieses Experiments verschlossen.

So wie ich das verstehe, bedeutet das, dass offenbar menschliche Embryonen als Mäuse geklont werden, um festzustellen, ob ein gesundes Kind zur Welt kommen wird. Ich muss nebenbei zugeben, dass mir beim Schreiben dieser Zeilen gerade mein sonst so üppiger Appetit vergangen ist.

Ein perfekter Klon

Was bedeutet das alles für die Klonarmee? Nun, man denkt immer, dass Klone ihren Vorbildern bis ins Detail gleichen. Klar, bei Dolly sehen wir auch keinen Unterschied, da Schafe für uns wie Schafe aussehen. Bei den Tierversuchen sind die Unterschiede von Klon und Original jedoch erheblich größer als bei eineiigen Zwillingen, obwohl diese aus ein und demselben Embryo entstanden sind. Und selbst eineiige Zwillinge haben nicht die gleichen Fingerabdrücke. Das heißt, dass Klon und Original sich ähnlich wären, aber nicht identisch. Eine größtmögliche Identität kann nur erreicht werden, indem das Original sowohl Eizelle als auch Zellkern zur Verfügung stellt, und selbst dann bleibt das Problem der hohen Rate an Fehlgeburten.

Bleibt noch das Problem des beschleunigten Lernens. Zwar können genetische Änderungen an Embryonen vorgenommen werden, aber das Lernen lässt sich noch nicht beschleunigen. Also bleibt es wohl vorerst bei 12 bzw. 13 Jahren Schule.

Um den moralischen Aspekt anzusprechen: Das muss wohl jeder mit sich ausmachen, aber ich persönlich würde es ziemlich daneben finden, nur der Klon von jemandem zu sein – von menschlichen Ersatzteillagern ganz zu schweigen.

Das Aufstellen einer Klonarmee, die es mit der aus Episode II aufnehmen kann, scheitert also erstens am Klonen selbst, an der Ähnlichkeit und am beschleunigten Lernen der Klone. Aber nicht umsonst ist das Klonen die Kunst der Kaminoaner!


Darth Yoda

Darth Yoda blickte kurz nach Episode II hinter die Kulissen der Saga und griff die wissenschaftlichen Grundlagen von Star Wars in seinen Behind-Star-Wars-Artikeln auf. Er verließ SWU 2003.

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