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Behind Star Wars – Teil 8: Der Jedi-Kodex – Ordnung muss sein!

Nicht nur in der weit, weit entfernten Galaxis geben sich religiöse Gemeinschaften strenge Regeln. Wir blicken auf Ähnlichkeiten zu irdischen Äquivalenten.
Quelle: Lucasfilm

Seit tausenden von Jahren sind die Jedi die Beschützer von Recht und Ordnung in der weit entfernten Galaxie. Sie genießen hohen Respekt und Ansehen, egal wo sie auftauchen, sei es nun bei den Gungans oder bei Schrotthändlern. Tusken und imperiale Streitkräfte mal ausgenommen. Der Respekt, der den Jedi überall in der Galaxie gezollt wird, rührt nicht zuletzt daher, dass sie zum einen natürlich jeden, der Streit will, in mindestens 10 gleich breite Streifen teilen können und zum anderen daher, dass sie sich streng diszipliniert nach einem Kodex verhalten.

„Ein ehrenhafter Orden von Beschützern, vereint durch ihren Glauben in und Achtung der Macht […].“ So steht es in der Datenbank von StarWars.com geschrieben. Und tatsächlich ergeben sich Gemeinsamkeiten zwischen dem Kodex eines Jedi, den man sich im Notfall aus den Filmen zusammenreimen kann, und dem Kodex von verschiedenen Religionsgemeinschaften bzw. sogar Sekten. Ja, Insekten gibt es auch einen Kodex 😉 Das war ein Brüller, der einfach mal raus musste!

Nehmen wir als erstes mal die Scientologen. In ihrem Kodex lassen sich Gedanken finden, die durchaus analog zu denen der Jedi sind… zumindest ansatzweise.

Zum Beispiel der zweite Punkt: „Ich verspreche, Scientology nach meinem besten Wissen und besten Kräften anzuwenden, um meiner Familie, meinen Freunden, den Gruppen und der Welt zu helfen.“

Na, kommt uns das mit der Welt vielleicht bekannt vor? Die Jedi denken aber, nobel wie sie nun mal sind, nicht nur an eine Welt, sondern gleich an die ganze Galaxie. Nur die Sache mit Familien und Freunden ist etwas problematischer. Wohin es führt, dass Anakin seine Mutter rettete, weiß jeder: kurze Tusken und später eine schwere Atmung. Bei den Freunden fällt uns die Sache mit Luke auf Dagobah ein. Yoda meinte, dass es wichtiger ist, sich komplett mit der Macht vertraut zu machen, anstatt überstürzt abzureisen, um seine Freunde zu retten. Andererseits redet Scientology nicht von „retten“, sondern von „helfen“. Und nach Yodas Aussage hätte Luke ihnen mehr geholfen, wenn er sich Vader als komplett ausgebildeter Jedi gegenübergestellt hätte, als nur ein Junge, der von Baum zu Baum schwingt und Steine hebt (was mir für meinen Teil genug wäre). Aber die weitere Entwicklung hat ja gezeigt, dass Luke gar nicht so falsch lag mit dem, was er tat.

Weiter mit Punkt 9: „Ich verspreche, den Grundsatz des gleichen Rechts für alle anzunehmen.“ Das stimmt komplett mit dem Kodex der Jedi überein. Sie helfen jedem, egal was er vorher getan hat. Sie machen auch keinen Unterschied, wenn es um „aggressive Verhandlungen“ geht, siehe Anakin.

Interessant ist auch Punkt 11: „Ich verspreche, mich aktiv gegen die Unterdrückung von Wissen, Weisheit, Philosophie und Information zu wenden, die für die Menschheit hilfreich wären.“

Auch hierfür sind die Jedi ein Garant. Denken wir nur an ihr riesiges Archiv. Bestärkt wird dieser Gedanke noch davon, dass soweit wir es jetzt wissen, ein Sith, also sozusagen das Gegenteil eines Jedi, etwas aus den Archiven gelöscht hat, nämlich die Position Kamino. Wissen gibt es da, denn die Kaminoaner sind ja echt gute Kloner. „Weisheit“… na ja, weiß ist schon mal alles auf Kamino. „Philosophie“… im Grunde das Gleiche wie Weisheit. Wie weise können schon zweieinhalb Meter große Wesen sein, die einfach so im Auftrag eines einzelnen Jedi, wahrscheinlich sogar ohne Ausweis, über eine Million Soldaten erschaffen und dann noch den Gen-Spender, einen zwielichtigen Kopfgeldjäger, bei sich wohnen lassen. Was haben sie davon gehabt? Einschüsse auf der Landeplattform und eine verwirrte Tür-Elektronik. Sie sind einfach nur gute Geschäftsleute. „Information“… hier geht es wieder zurück zum allgemeinen Streben der Jedi, Informationen zu sammeln und zu archivieren.

Weiter zu Punkt 17: „Ich verspreche, meinen Teil der Verantwortung für die Auswirkung der Scientology auf die Welt zu übernehmen.“

Die Jedi sind sich der Verantwortung bewusst und versuchen, die negativen Auswirkungen durch eben diesen Kodex zu verhindern. Schließlich könnten die Jedi mit ihren Kräften die Galaxie beherrschen. Das wäre eine Auswirkung des Jedi-Ordens auf die Galaxis. Anakin hat diesen Kodex missachtet, durchbrochen oder wie man es eben ausdrücken will. Auf jeden Fall waren er und der Imperator, der ja auch mit der Macht vertraut war, die Herrscher der Galaxie. Man kann es so sehen, dass auch Anakin sich der Verantwortung, die er als mächtigster Jedi aller Zeiten trug, durchaus bewusst war und diese zu seinen Gunsten ausgenutzt hat. Aber das, was danach geschah, verstieß gegen alle übrigen Punkte des Kodex. Da fällt mir nebenbei noch ein kluger Spruch aus „Spiderman“ ein. Ja, ich weiß, der Film, der „Attack Of The Clones“ die Zuschauer abgesaugt hat. „Mit großer Macht kommt große Verantwortung“. Denkt mal drüber nach 😉

Punkt 18: „Ich verspreche, die Größe und Stärke der Scientology auf der ganzen Welt anzuheben.“
Punkt 19: „Ich verspreche, ein Beispiel für die Wirksamkeit und Weisheit der Scientology zu setzen.“
Punkt 20: „Ich verspreche, diese Welt zu einem geistig gesünderen, besseren Ort zu machen.“

Diese Punkte sind allgemein-gebrabbel, denn das wollen ja alle Gemeinschaften… außer vielleicht die „Vereinigung der global-ängstlichen, chronisch blöden und krankheitswilligen Menschen“…

Hey, hat euch Scientology auch überzeugt? Also so eine Gehirnwäsche solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

Aber es gibt noch mehr als Scientology: den Konfuzianismus. Außer einer Menge kluger Sprüche haben die Konfuzianer auch noch Parallelen zu den Jedi zu bieten. In dem Buch Geschichte der alten chinesischen Philosophie von Alfred Forke heißt es: „Die alten weisen Herrscher wurden ihre Vorbilder, denn das Altertum galt für sie als die Zeit der höchsten Weisheit und der größten Vollkommenheit.“ Ähnlich ist es bei den Jedi, denn diese richten sich auch nach den alten ehrenhaften Meistern. Weiter heißt es: „Ihr Denken ist ganz auf das Diesseits gerichtet, eine praktische common-sense Philosophie oder Lebensweisheit. […] Die Tugendlehre und der Staatsgedanke sind das, was die Konfuzianer fast ausschließlich beschäftigt […]“ Erinnert euch an Qui-Gon, der zu Obi-Wan sagte, er solle seine Gedanken bei der Gegenwart halten, wo sie auch hingehören. Auch der Staatsgedanke zählt bei den Jedi, denn diese sind ja die Verteidiger der Republik.

„Der Erfolg des Konfuzianismus dürfte zum einen auf sein relativ moderates und flexibles Auftreten bei gleichzeitiger Unbeugsamkeit in den Grundsätzen zurückzuführen sein. Während die Konkurrenten oft Extrempositionen beziehen, bemüht er sich um eine Vermittlung, die ein moralisch unkorrumpiertes Leben bei gleichzeitiger Erfüllung aller Pflichten gegenüber Familie, Öffentlichkeit und Staat möglich machen soll.“, heißt es im Buch Konfuzius von Heiner Roetz. Das passt doch nun haargenau zum Jedi-Orden – unbeugsame Grundsätze, moderates Auftreten, extrempositionbeziehende (was für ein Wort!) Siths und wieder der Staatsgedanke. Kann das Zufall sein? „Mit seinem Sinn für Tradition, Rituale und den common-sense und mit seinem reflektierten Verhältnis zur Macht, der er in Maßen Anerkennung zollt, auf die er aber zugleich moderierend einwirkt und der er durch die Moral Grenzen setzt, verfügt der Konfuzianismus ferner über das ausgeglichenste Programm einer stabilen sozialen Integration.“, heißt es weiter. Hier fällt ein Wort auf – die Macht. Es passt wieder sehr gut zusammen. Die Jedi zollen der Macht Anerkennung, wirken auf sie ein, wie es Ben Kenobi in Episode IV zu Luke sagt, und sie setzen ihr Grenzen. Sie benutzen die Macht nur zur Erkenntnis und zur Verteidigung, das sind die Grenzen, die ihnen ihre Moral oder ihr Kodex vorschreibt. Also, wenn das Zufall ist…

Wir alle mögen Yoda… mmh… Yoda, da war doch was. Richtig: Yoga! Gibt es da vielleicht etwas Aufschlussreiches? Am Ende ist Yoga so bedeutend für den Jedi-Kodex, dass Yodas Name davon abgeleitet wurde. Es gibt für Yoga einen sogenannten Sutras, eine Art Regelwerk, von einem gewissen Patanjali. Dieser umfasst 195 Punkte, aber ich hoffe, die wichtigsten herauspicken zu können. Punkt 2: „Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.“ Soweit – so gut. Punkt 12: „Das Zur-Ruhe-Kommen der seelisch-geistigen Vorgänge erlangt man durch Übung und Loslösung.“ Na? Fühlt ihr euch an Lukes erste Lehrstunde bei Yoda erinnert? Punkt 21: „Den intensiv Strebenden ist die Versenkung nahe.“ Versenkung ist in einem anderen Punkt als etwas beschrieben, was mit Erkenntnis verbunden ist. Denkt nur an die Archive der Jedi. Auch sie streben.

Andererseits ist es ja normal, dass man nach intensivem Lernen zu einer Erkenntnis kommt – auch wenn es nur die ist, dass man nichts kapiert. Punkt 28: „Das stete, aufmerksame Murmeln dieses OM-Lautes ist die innere Vergegenwärtigung seines Sinnes.“ OM bedeutet für die… Yogianer (ich nenne das jetzt einfach mal so) so viel wie Gott. Auf die Jedi übertragen ist es die Macht. Qui-Gon erklärt dem kleinen Anakin, dass die Macht fortwährend zu uns redet und uns ihren Willen mitteilt. Des Weiteren wird auch noch davon geredet, dass „Krankheit, Starrheit, Zweifel, Nachlässigkeit, Faulheit, Gier, falsche Anschauung, das Nicht-Erreichen des Grundes (des Yoga), das Nicht-Ausharren […]“ Hindernisse auf dem Weg zur Erkenntnis sind. Das passt wieder zu Lukes Lehrstunde auf Dagobah, denn er macht sich eilig aus dem Staub. Andererseits könnte man die o.g. Gier Vader unterjubeln, was bedeuten würde, dass er die Macht nicht versteht und keine Erkenntnis hat, aber entspricht das auch der Wahrheit? Schließlich hören wir die Macht nie sagen: „Benutzt mich nicht, um die Galaxie zu beherrschen!“ Das war es erst mal mit Yoga. Es finden sich noch etliche Parallelen, da Yoga durch Meditieren praktiziert wird, was wieder eine der Lieblingsbeschäftigungen der Jedi ist, abgesehen vom Lichtschwertkampf. Ob Yodas Name von Yoga abgeleitet wurde, ist und bleibt eine gute Frage. Und zwar eine für die Theorien-Rubrik, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass sie in Episode III beantwortet wird.

Es gibt noch Dutzende andere Religionsgemeinschaften oder Sekten, deren Kodex man zum Vergleich heranziehen könnte. Ich hoffe, ich habe die wichtigsten hier aufgeführt. Wir haben gesehen, dass der Jedi-Kodex viele Gemeinsamkeiten mit den hier gezeigten hat – darunter auch welche mit verblüffender Ähnlichkeit. Wer weiß, vielleicht hat unser aller George Lucas ein paar dieser Gebote zur Hilfe genommen, um mit den Jedi einen ehrenhaften, starken und glanzvollen fiktiven Orden zu schaffen. Sozusagen der ideale Orden. Aber auch dieser Orden hat, wie jeder andere auch, durchaus ungünstige Auswirkungen – hier die Unterwerfung der Galaxie.


Darth Yoda

Darth Yoda blickte kurz nach Episode II hinter die Kulissen der Saga und griff die wissenschaftlichen Grundlagen von Star Wars in seinen Behind-Star-Wars-Artikeln auf. Er verließ SWU 2003.

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