Star Wars – Detail #12 – Eine Lücke wurde geschlossen: Der erste Auftritt des Imperators in EPISODE 4
Lange hat es gedauert, jetzt ist es soweit: Der Imperator erscheint in EPISODE 4 – BDFC !
Nach der Zerstörung des Todessterns und dem Eintreffen der überlebenden Rebellenpiloten auf Yavin 4 empfängt Lord Vader in seinem angeschlagenen Jäger eine holographische Nachricht höchster imperialer Priorität aus der Hauptstadt.
Auf Vaders Cockpit-Kontrollen entfaltet sich ein dreidimensionales, teils gestörtes Bild eines kaiserlichen Thronsessels. Der Imperator dreht sich ins Blickfeld.
Imperator: „Was ist passiert, Lord Vader?“
Vader: „Wir haben den Todesstern verloren, mein Meister.“
Imperator: „Wie?“
Vader: „Wir unterschätzten die Fähigkeiten eines jungen Rebellen. „Luke“ ist sein Name. Er gebrauchte die Macht.“
Imperator: „Wir werden zurückschlagen und diesen jungen Rebellen finden!“
Vader: „Ja, mein Meister!“
Imperator: „Dann werde ich über sein Schicksal entscheiden…“ (der Imperator dreht sich mit seinem Thronsessel aus dem Blickfeld) „…und über Ihres (Lord Vader)!“
Danach wird zur Siegerehrung auf Yavin 4 geblendet.
Damit habe ich eine Lücke innerhalb der Saga, zugleich aber auch eine Tür zurück in die Zeit geschlossen, in der es nur einen „Krieg der Sterne“-Film gab.
Heute gibt es die drei Prequels, die sich einerseits um Anakins Fall, ebenso aber auch um Palpatines Aufstieg zum Imperator drehen. Danach ist es sehr unverständlich, warum in EPISODE 4 der Imperator überhaupt nicht gezeigt, sonden nur erwähnt wird. Das, obwohl der Imperator nach all den Jahren noch existiert, durch die Fertigstellung des Todessterns wohl auf dem Höhepunkt seiner Macht und seines Einflusses auf die Galaxis angekommen ist. Palpatine hat Anakin zu Vader gemacht. Die beiden Sith sind unzertrennlich miteinander verbunden, was in EPISODE 6 auch zu sehen ist: Mit dem Tode des Imperators erlischt auch Vader und Anakin Skywalker ersteht wieder auf. Daher wollte ich den Imperator und seine Macht über Vader in EPISODE 4 zeigen. Mit der Existenz der Prequels definierte sich dieser Zusammenhang von selbst. Der Imperator gehört in EPISODE 4, allein um zu verstehen zu geben, daß sich nichts am Machtverhältnis zwischen den beiden Sith-Lords geändert hatte. Vader war noch immer der Schüler, Palpatine sein Meister.
Ganz anders erlebte man „Krieg der Sterne“ in der Zeit, als es nur diesen einen Film gab. Darth Vader war der Finsterling schlechthin, niemand war böser. Man wußte von der Existenz eines Imperators, doch Vader personifizierte all das Übel dieser Galaxis weit, weit entfernt. Bis zu DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK, als klar wurde, daß Vader sich einem anderen unterworfen hatte. Unverständlich war das. War dieser alte Imperator, der da als Hologramm schemenhaft die Phantasie der Zuschauer inspirierte, wirklich mächtiger als Lord Darth Vader? In DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER wurde diese Frage dann mit „Ja“ beantwortet, der Imperator war eine Klasse des Bösen für sich, besessener und dunkler als Vader.
Somit ist EPISODE 4 alleine betrachtet der einzige Film der STAR-WARS-Saga, in der Anakin Skywalker bzw. Darth Vader der dunkelste aller Charaktere ist. Gäbe es die Prequels nicht und wäre in den folgenden Episoden 5 und 6 nicht der Imperator aufgetreten, hätte das bedeutet, daß auch der böseste Mensch zum Guten bekehrt werden kann (davon ausgehend, daß Luke Vader erlöst).
Mit dem Erscheinen des Imperators lief dieser aber Vader den Rang ab, was das Potential des Bösen angeht. Palpatine wird nicht bekehrt, er wird vernichtet. Daraus ergibt sich keine maximal befriedigende Antwort auf die Frage, ob alles Böse zum Guten gewendet werden kann. Scheinbar ist dies im STAR-WARS-Universum nicht möglich.
Anders wäre es gewesen, wäre der Imperator nie zu Tage getreten. Vaders Erlösung hätte – wir bewegen uns ja in einem Märchen voller mythischer und religiöser Ansätze – tiefste symbolische Bedeutung: Alles Böse kann zum Guten gewendet werden.
Diese Auffassung vertrat offenbar schon Gary Kurtz, der Produzent von EPISODE 4 und 5, zu Zeiten, als das Projekt DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK aktuell wurde. In Garry Jenkins außergewöhnlichem Werk „STAR WORKS – Wie der KRIEG DER STERNE entstand“ (erschienen 1997 im Bastei-Lübbe Verlag, S. 265 f.) ist hierzu zu lesen:
„Kurtz gefiel die Idee, die (klassische) Trilogie so enden zu lassen, wie Lucas es in seinem ersten Entwurf geplant hatte – Leia wurde zur Königin ihres Volkes gekrönt, und die drei zentralen Figuren des Films gingen auseinander. „Es war ein bittersüßes Ende, der Abschluß eines Kapitels in ihrem Leben“, sagte er.
Lucas hatte jedoch alle ursprünglichen Geschichtsfäden durchtrennt, zugunsten einer Story, in der der Imperator eine Hauptrolle spielte. Er stellte sich vor, wie Luke und die größte Macht der Galaxie um die Seele Darth Vaders rangen.
„Ich fand, daß wenn er den Imperator hinzunahm, dies Darth Vaders Part als Hauptbösewicht zunichte machte“, sagte Kurtz.
Ich teile die Einstellung von Gary Kurtz hierzu, könnte mir gut die nicht verwirklichte ursprüngliche Fassung der klassischen Trilogie mit Vader als Hauptbösewicht vorstellen, mit dem bittersüßem Ende, bei dem die Helden auseinander gehen.
Lange habe ich die Idee, im BDFC den Imperator mit aufzunehmen, vor mir her geschoben. Es mißfiel mir eigentlich, ich wollte Vader wenigstens in EPISODE 4 als den Schurken Nummer 1 erhalten wissen.
Mit der Existenz der Prequels jedoch hat sich der Imperator bezüglich EPISODE 4 manifestiert. Als ich dazu noch passendes Bildmaterial (Rebel Assault 2) fand, freundete ich mich mehr und mehr mit dem Gedanken an, eine Imperator-Sequenz für EPISODE 4 zu erstellen.
Da ich, zumindest vorläufig, die Arbeit an dieser Episode zu einem Abschluß bringen wollte, nahm ich noch mal alle Energie zusammen und schuf diese neue Szene, in der der Imperator zum ersten Mal in der klassischen Trilogie auftritt.
Ich jedenfalls fand Gefallen an dieser neuen BDFC-Szene und möchte sie nicht mehr in EPISODE 4 missen. Die neue und die klassische Trilogie greifen dadurch abgerundeter ineinander.
Schon in der frühen Planungsphase für diese Szene kam in mir der Wunsch auf, darin einen Bogen zu EPISODE 5 – DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK zu spannen. So nahm ich einen Teil des Titels mit in den Text auf. Es sollte herausgestellt werden, daß Vader in EPISODE 5 von Anfang an Luke jagt. Der Imperator und sein Schüler interessieren sich nicht für die Rebellen, es geht ihnen nur um Luke.
Ebenso wollte ich zeigen, daß Vader und der Imperator wissen, wer den Todesstern zerstört hat. In der klassischen Fassung von EPISODE 5 wird nicht näher darauf eingegangen. Der Imperator trifft die Aussage: „Wir haben einen neuen Feind – Luke Skywalker.“ Stellt sich die Frage, was und woher wissen sie über Luke? In der DVD-Special-Edition von 2004 reden Vader und der Imperator immerhin von dem „jungen Rebellen, der den Todesstern zerstört hat“. Woher sie das wissen, wird uns nicht verraten.
Doch woher weiß Vader, daß Luke den Todesstern vernichtet hat? Im BDFC habe ich eine Antwort darauf gegeben. Vader hört während des Raumkampfes um den Todesstern in seinem Jäger die Funksprüche aus dem Rebellenhauptquartier mit. Somit fängt er auch einige Momente nach der Zerstörung des Todessterns einen aus tiefster Erleichterung herausgepreßten Funkspruch Leias auf: „Luke, wir haben gewonnen, wir haben gewonnen!“
Weiterführend soll mit der neuen Imperator-BDFC-Szene Vaders Abhängigkeit von seinem Meister klar zum Vorschein kommen. Sein Schicksal wird vom Imperator bestimmt. Es soll deutlich werden, daß Vaders Abhängigkeit vom Imperator so weit geht, daß der Imperator getrost Vader drohen kann, diesen durch Luke zu ersetzen, was den Tod Vaders bedeuten würde. Damit möchte ich das absolut Böse im Imperator bloßstellen. Palpatine denkt und handelt nur zu seinem Vorteil. Er würde selbst Lord Vader, den er zu einer diabolischen Maschine gemacht und der ihm jahrzehntelang treu zur Seite gestanden hatte, für den Vorteil, den ein junger Schüler bietet, opfern.
Gleichzeitig will ich damit Darth Vader einen offenen Grund geben, insgeheim Pläne zu schmieden, selbst den Imperator zu vernichten und dessen Platz einzunehmen. Dadurch, daß der Imperator ihm offen droht, drängt es Vader, wenn die Zeit gekommen ist, gegen seinen Meister vorzugehen. Für mich ist dies eine Vorbereitung auf das, was in EPISODE 5 folgt, als Vader Luke dazu verführen möchte, zusammen mit ihm den Imperator zu besiegen und als Vater und Sohn über die Galaxis zu herrschen.
Es mag in der Art der Sith liegen, daß der Schüler eines Tages seinen Meister aus Gier nach Macht vernichten will, doch in den Filmen wird dies nicht angesprochen. Lediglich in EPISODE 3 erwähnt Palpatine einen solch angeblichen Vorfall in grauer Vorzeit, die Legende von Darth Plagueis dem Weisen. Ich denke, durch die Imperator-BDFC-Szene wird Vaders Drang, gegen seinen Meister zu handeln, ergründlicher, besonders da Vader in den offiziellen Versionen von EPISODE 5 bis zum Duell mit Luke als absolut höriger Schüler des Imperators gezeigt wird.
Aus meiner Sicht wird durch die BDFC-Version Vaders Charakter vielschichtiger, nicht so absehbar, eben gefährlicher, auch für den Imperator.
Als ich diese neue Imperator-BDFC-Szene konstruierte, stellte ich mir vor, daß Palpatine natürlich die Vernichtung des Todessterns gespürt hatte. Seine Frage, was passiert sei, soll Vader unter Druck setzen, dieser muß gedemütigt seinem Meister direkt ins Gesicht sagen, daß der Todesstern vernichtet wurde, obwohl Palpatine das schon längst weiß und auch akzeptiert hat. Der Imperator liebt es, seinen Schüler Vader zu quälen, er tut dies auch, um Vader immer wieder seine mindere Stellung innerhalb ihrer Sith-Beziehung klar zu machen. Gleichzeitig wird deutlich, daß der Verlust des Todessterns den Imperator nicht wirklich berührt. Innerhalb des BDFCs gehe ich davon aus, daß der Imperator die Verschwörung Tarkins und Mottis gegen sich zumindest in Ansätzen vorausgesehen hat und lieber ohne einen Todesstern ungefährdet weiter regiert, als sich gegen Tarkin und den Todesstern bewähren zu müssen. Dies wird logisch in EPISODE 6 dadurch unterstrichen, daß der Imperator zur Inbetriebnahme des zweiten Todessterns persönlich an Bord der Kampfstation verweilt und auch der neue Todesstern-Kommandant einen vom Imperator zutiefst abhängigen und untergeordneten Eindruck vermittelt, im Kontrast zum äußerst charismatischen Gouverneur Tarkin in EPISODE 4.
Letztendlich ist für den Imperator nur die Sicherung seiner Stellung über allen anderen machtempfänglichen Individuen – also den Sith und Jedi – wichtig. Alles andere, auch der Todesstern und die Rebellion, bedeuten für ihn keine absolute Gefahr. Daher ist die Jagd auf Luke das primäre Ziel in EPISODE 5 und 6.
Mit der neu integrierten BDFC-Szene in EPISODE 4 übernimmt zum Schluß des Films der Imperator wieder das Zepter, nachdem nahezu im ganzen Handlungsverlauf Darth Vader als Hauptbösewicht präsent war.
Somit schließe ich die Imperator-Lücke, die EPISODE 4 zwischen EPISODE 3 und EPISODE 5 hinterlassen hatte. Ein neues Bindeglied zwischen den Prequels und der klassischen Trilogie ist entstanden.




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