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BDFC // Artikel

Bernd Dötzers Final Cuts: Star Wars Episode IV – Eine neue Hoffnung

Der aufwendige BDFC-Fan-Edit von Bernd Dötzer erweitert Star Wars: Eine neue Hoffnung um geschnittene und brandneue Szenen und Verknüpfungen zur übrigen Saga.
Han Solo und Chewbacca in Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung (Krieg der Sterne)Quelle: Lucasfilm

Star Wars – Detail #13 – Eine rekonstruierte Anchorhead-Szene: Werner, der Womp-Jäger

Im Original-Drehbuch, im Roman zum Film und in der Comic-Adaption ist Lukes Treffen mit seinem Freund Biggs in Anchorhead – einer kleinen Siedlung, in der sich die Jugend der Umgebung in der sogenannten „Toshi-Station“ trifft – enthalten. Diese Szenen wurden bekanntlich nicht mit in den Film aufgenommen, sind aber auf der offiziellen CD-ROM „Behind The Magic“ für das interessierte Fan-Auge zum Bewundern freigegeben.

Vergleicht man Drehbuch, Roman und Comic mit den geschnittenen Szenen auf der „Behind The Magic“-CD-ROM, so fällt auf, daß dennoch eine kurze Filmszene fehlt. Es handelt sich um die Einleitung der Anchorhead-Szenen, in der Luke in seinem Land-Flitzer die Siedlung erreicht.

Im Drehbuch ist der Verlauf so beschrieben:

(?)

AUSSENANSICHT: SIEDLUNG IN ANCHORHEAD – ENERGIESTATION – TAG

Gluthitze strahlt von etwa einem Dutzend blendend weißer Häuser wider. Luke lenkt seinen Landflitzer über die staubige, verlassene Straße der kleinen Ansiedlung. Eine alte Frau hastet aus der Bahn des schnellen Gefährts und droht Luke mit der Faust, als er an ihr vorüberzischt.

Frau: „Ich habe euch Kids doch gesagt, daß ihr langsamer fahren sollt!“

Luke biegt hinter einer niedrigen Service-Station ein, deren Betonwandung vom Flugsand der Wüste überzogen ist.

(?)

In meiner Fan-Cut-Version von STAR WARS sind die geschnittenen, auf der CD-ROM enthaltenen Szenen, eingearbeitet. Natürlich wollte ich die fehlende Einleitung der Anchorhead-Szenen mit in den BDFC einbringen. Da es meines Wissens kein veröffentlichtes Film- bzw. Videomaterial davon gab, suchte ich nach einem Weg, die Szene zu rekonstruieren.

Das einzige offizielle Foto, das ich von dieser Szene finden konnte, stammte aus dem Newsletter 13/1999 des deutschen OSWFC, in dem die „verlorenen Szenen“ bzw. die Rohschnittfassung von „Krieg der Sterne“ mittels Text und Szenenfotos beschrieben wurden, und zeigt die schimpfende Frau vor den Kulissen der einsamen Anchorhead-Siedlung.

Mein Ziel bei der Rekonstruktion geschnittener Szenen war, so viel authentisches Material wie möglich zu verwenden. So versuchte ich, das Bild mit der Frau als Hintergrund einzuarbeiten. Ausgangspunkt war die rechte Bildhälfte, ohne die Frau. Vor den Häusern und dem Evaporator-Turm sollte ein Landflitzer-Modell mit Luke durchs Bild sausen. Sobald Lukes Gefährt aus dem Bild war, wollte ich mit einem Schwenk auf die Frau ziehen und nur so lange auf ihr verweilen, daß man nicht sofort auf ein Standbild schließen würde. Im Anschluß sollte die Ankunft Lukes an der Toshi-Station von der „Behind The Magic“-CD-ROM folgen, wobei ich zu Beginn den wutentbrannten Satz der Frau aus dem Off (nicht sichtbar, aber hörbar aus dem Hintergrund) als Tonspur hinzumischen wollte.

Die Umsetzung dieser geplanten, neuen BDFC-Szene erbrachte allerdings kein zufrieden stellendes Resultat. Da beim Ausgangsbild deutlich die Filmkörnung als stehende „Punkte“ zu sehen war, konnte der Standbildeffekt nicht vermieden werden. Besonders schwierig gestaltete sich das Timing mit dem Flitzer und dem Schwenk auf die Frau. Die Szene wirkte sehr „gebastelt“, wie ein frühes Animatic zur Zeit von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“.

So entschloß ich mich zu dem Kompromiß, den Schwenk wegzulassen und nur den Anfang, also die Aufnahme ohne Frau aber mit Durchfliegen des Landflitzers zu zeigen. Auch den Satz der Frau ließ ich weg, da sie nicht mehr zu sehen war und es doch sehr befremdlich gewirkt hätte, ohne Hinweis auf die Frau deren Satz im Off zu hören.

Als Überleitung zu dieser Anchorhead-Einleitung wollte ich einige Sekunden den Flitzer zeigen, wie dieser über wüstes Gebiet hinweg fliegt. Dazu verwendete ich eine Miniatur des Landflitzers samt Luke, die vor blauem Hintergrund aufgenommen wurde. Das Blau wurde dann per Bluebox-Effekt durch eine karste, wüstenähnliche Landschaft ersetzt, die aus dem Filmepos „Lawrence von Arabien“ stammt.

Beide Szenen zusammen – die Überleitung und die Anchorhead-Einleitung – ergaben eine einfache Rekonstruktion, die zumindest im Ansatz die fehlende Szene beschrieb:

Diese Version der Anchorhead-Einleitung war einige Jahre lang fester Bestandteil des BDFC. Beim Betrachten der kompletten BDFC-Fassung fiel mir diese Szene immer als unbeholfen und gerade noch erträglich auf, und das, obwohl ich meinen Level sehr tief ansetzen mußte, da viele Szenen in EPISODE 4 – BDFC nur in minderer Qualität überhaupt zu integrieren waren. Doch so lange es mir gelang, das Material spielfilmbezogen und im Geiste von STAR WARS einzubauen, war ich damit zufrieden.

Gleichwohl stand eine Überarbeitung der Szene ganz oben auf meinem Wunschzettel, denn ich hatte das Gefühl, daß ich noch mehr herausholen konnte. Eines Tage ging ich dann ans Werk und begann mit dem zweiten Anlauf für die Anchorhead-Einleitung. Von vorne herein wollte ich die Überleitung mit dem Flitzer und dem Material aus „Lawrence von Arabien“ beibehalten. Geändert werden sollte nur die Aufnahme in Anchorhead mit der schreienden Frau, die ich diesmal einbauen wollte.

Zuerst sah ich mich nach einem neuen Hintergrundbild um, das die Häuser und die sterile Leere von Anchorhead angemessen zeigen sollte, und verwendete eine überarbeitete Aufnahme aus der Special Edition. Für die Sache mit Lukes Landflitzer zog ich erneut meine alte Bluescreen-Aufnahme heran. Somit hatte ich schon eine bei Weitem qualitativ hochwertigere Szene erschaffen, als bei meiner ersten Rekonstruktion. Es fehlte aber noch die Frau, die Luke mit geballter Faust und wütender Stimme den Satz „Ich habe euch Kids doch gesagt, daß ihr langsamer fahren sollt!“ nachschreit.

Ich stellte mir die Frage, ob nicht auch ein Mann den Part übernehmen könnte und fand diese Idee nicht einmal schlecht. So fing ich an, mir Gedanken zu machen, was genau für ein Mann das sein sollte und was für Kleidung er praktischer Weise tragen würde. Wie George Lucas auch für all seine Figuren, ließ ich mir eine kleine Hintergrundgeschichte um diesen Mann herum einfallen, damit diese Änderung meinerseits auch festen STAR-WARS-Boden unter die Füße mitbekommt:

Dieser Mann trägt einen Hut, vielleicht so ähnlich wie ein Cowboy oder auch Indiana Jones, denn auf Tatooine gibt es bekanntlich eine hohe Dosis Sonneneinstrahlung. Eben deswegen trägt die Figur auch eine besondere Jacke. Sie ist aus irgendeinem dicken Leder, vielleicht Bantha-Leder, und besitzt integrierte Kühl-Lamellen. Der Mann ist Rechtshänder, deswegen ist am linken Ärmel eine Art Haken an der Jacke befestigt. Der Haken dient dazu, einen sogenannten Schießriemen einzuhängen. Dieser verbindet das Präzisions-Lasergewehr mit der Jacke und erlaubt im Liegen und im Knien die Waffe nahezu ohne Muskelkraft anzulegen, was enorm wichtig ist, um auf lange Distanzen mit so wenig wackeligen Bewegungen wie möglich ins Ziel zu halten. Ein Kopfhörer läßt den Mann frühzeitig die Signale des an der Waffe angebrachten akustischen Bewegungsmelders empfangen, der jede noch so leise Körperbewegung organischer Wesen registriert. Was jagt dieser Mann? Womp-Ratten! Eine Plage, aber auch gefährlicher Gegner, nicht nur für Menschen in kleinen Siedlungen, sondern auch für Tusken, die ähnlich langläufige Waffen entwickelt haben, um mit einzelnen präzisen Schüssen ihr Ziel aus der Entfernung zu treffen.

Als Luke in Windeseile die Anchorhead-Siedlung mit seinem Flitzer erreicht (er hat zuvor in der Wüste mit seinem Fernglas eine Raumschlacht über Tatooine beobachtet und möchte nun seinen Kumpels in der Toshi-Station diese sagenhafte Neuigkeit brühwarm auftischen), donnert er ungebremst an diesem Mann, dem bekannten Schädlingsbekämpfer und letzten Großwildjäger der Gegend, vorbei. Wütend darüber, daß Lukes Raserei ein ansehnliches Womp-Ratten-Exemplar vor der Siedlung aufgeschreckt und vertrieben hat, wobei er doch so kurz vorm Abdrücken war, verläßt der Mann sein Versteck und macht seinem Ärger darüber und vor allem, weil dies schon zum wiederholten Male vorkommt, mit der Faust drohend Luft: „Ich habe euch Kids doch gesagt, daß ihr langsamer fahren sollt!“

Dieser Mann hat auch einen Namen: Werner, der Womp-Jäger (Werner, the womp raider).

Den Namen „Werner“ habe ich zu Ehren meines verstorbenen Paten-Onkels ausgewählt, und der Zusatz „Womp-Jäger“ erklärt sich nun von selbst. Da ich schon Jahre am BDFC-Projekt arbeite und Vorbilder wie Alfred Hitchcock, Steven Spielberg und auch George Lucas (siehe EPISODE 3) sich in kurzen Szenen ihrer Filme verewigten, hab ich mir das auch erlaubt und Werner selbst gespielt. Es war sehr zeitaufwändig aber ein heiden Spaß. Seither gibt es eine bessere Variante der Anchorhead-Einleitung im BDFC, nicht identisch mit der ursprünglichen Drehbuchfassung, aber eine Interpretation, die sich sehr nahe daran orientiert.

Hier die neue Fassung:


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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