Star Wars – Detail #17 – Ben Kenobi wieder im Kampf mit dem Imperium: „Etwas Altes ist erweckt worden.“

„KRIEG DER STERNE“, im Original 1977 einfach mit „STAR WARS“ betitelt, der als erstes veröffentlichte und ursprünglichste aller STAR-WARS-Filme, heute als „EPISODE 4“ der sechsteiligen Spielfilmreihe bekannt, ist zugleich Bindeglied zu den Prequels, also den drei Filmen, die zeitlich vor diesem Film spielen, oder ? wieder ursprünglich betrachtet ? das Bindeglied zu einer fiktiven Vergangenheit dieser Galaxis, weit, weit entfernt, die in einem großen Rahmen der Phantasie eines jeden selbst überlassen war, solange es die Prequels und Sequels nicht gab, und man den wenigen Hinweisen im Film und der Romanfassung von „Krieg der Sterne“ Beachtung schenkte.
Um in meiner Fan-Schnitt-Fassung von „STAR WARS“ dieser doppelten Bedeutung deutlich Rechnung zu tragen, eben der Ursprünglichkeit der erzählten Geschichte und der Bindegliedeigenschaft zu dem, was davor geschehen sein mag, war es mir schon lange ein Anliegen, einen entsprechenden Einschub einfließen zu lassen.
Eine verworfene Szene aus einer alten Drehbuchfassung von George Lucas erschien mir dann als der perfekte Ausgangspunkt. Und somit lebt eine ursprüngliche Idee von George Lucas weiter, erstmals ansatzweise zum Leben erweckt und integriert in den kompletten Film in Form meines Fan Edits.
Gleichzeitig dient dieser Einschub wie erwähnt als Brücke.
Einerseits zu den verfilmten Prequels, zu Ben Kenobis und Darth „Anakin Skywalker“ Vaders Vergangenheit: Eine Verbindung in ihre Zeit als Meister und Schüler, im Kampf gegen eine die ganze Republik erschütternde Verschwörung eines einzelnen Sith-Meisters. Eine Verbindung in ihre Zeit als Freunde, als Feinde, zu Padmés Tod, zu Bens Exil und Verschwinden, zu Vaders Ausrottungs-Feldzug gegen die Jedi und als rechte Hand des mächtigen Sith-Imperators. Eine Zeit, die mit einer Jahrzehnte langen Trennung der beiden Kontrahenten einhergeht.
Andererseits kann man diesen neuen Einschub auch als Brücke zu den damals etwas anderen Möglichkeiten der Vergangenheit nehmen, als es eben nur diesen einen Film gab: Eine Verbindung zwischen Kenobi und Vader in ihre gemeinsame Zeit als Meister und Schüler. In eine Zeit, als Lukes Vater seine Landwirtschaft auf Tatooine aufgab, um zusammen mit seinem Freund Ben Kenobi als Jedi-Ritter für die Alte Republik in den Klon-Kriegen zu kämpfen, und in der Bens junger Schüler, Darth Vader, zum Verräter und Mörder von Lukes Vater wurde. Ein Verräter, der dem Imperium, das mehr von den machthungrigen Gouverneuren und Bürokraten regiert wurde als vom zunehmend isolierten Kaiser, half, die Jedi-Ritter zu jagen und zu vernichten und eine Herrschaft des Terrors über die entmutigten Welten der Galaxis zu errichten. Eine schicksalsschwere Vergangenheit, die dazu führte, daß sich irgendwann Obi-Wan Ben Kenobi in die Einsamkeit der Wüsten Tatooines zurück zog, stets aber in der Nähe des heranwachsenden Sohnes seines toten Freundes Skywalker.
Und all das gelingt nach meinem Empfinden mit dem Einschub weniger Sekunden Material, wie es nun im BDFC existiert und nachfolgend beschrieben ist:
(…)
INNENANSICHT: KENOBIS BEHAUSUNG
Luke schraubt gerade noch etwas an C-3POs Arm herum, als sich der alte Ben wieder mit an den Tisch setzt und R2-D2 mit der Projektion der gespeicherten Nachricht der schönen jungen Rebellen-Prinzessin beginnt.
Luke hält inne, als das Bild des lieblichen Mädchens vor seinen Augen flackert.
LEIA: „General Kenobi, vor langen Jahren habt ihr meinem Vater in den Klon-Kriegen gedient. Jetzt erfleht er Eure Hilfe in seinem Kampf gegen das Imperium. Ich bedauere, daß ich Euch die Bitte meines Vaters nicht persönlich unterbreiten kann, doch mein Sternenschiff wird angegriffen, und ich fürchte, mein Auftrag, Euch nach Alderaan zu bringen, ist gescheitert. Ich habe Informationen, von denen das Gelingen der Rebellion abhängt, in das Speichersystem dieser R2-Einheit gegeben. Mein Vater wird sie auswerten können. Es liegt bei euch, ob dieser Droide unversehrt zu ihm nach Alderaan gelangt. Dies ist unsere verzweifeltste Stunde. Helft mir, Obi-Wan Kenobi. Ihr seid meine letzte Hoffnung.“
Es gibt eine kurze Störung, und die Übertragung endet wie abgeschnitten.
Der alte Ben lehnt sich zurück und kratzt sich am Bart. In Lukes Augen liegt ein Funkeln wie von Sternen.
INNENANSICHT: IMPERIALER STERNENZERSTÖRER / VADERS QUARTIER
Darth Vaders Aufmerksamkeit wird plötzlich von etwas Ungreifbarem eingenommen, weit entfernt. Mit zwei Schritten nach vorne scheint er äußerlich die Distanz verkürzen zu wollen, um die Unendlichkeit des Alls mit seinen Sinnen besser durchdringen zu können. Doch diese Schritte sind nur innerlich zu erklären: Ungläubig ob der Empfindungen, die er gerade spürt. Sollte es sein, daß nach all diesen Jahren der Stille in der Macht da draußen doch noch etwas Altbekanntes existiert? Oder gar etwas Unbekanntes?
INNENANSICHT: KENOBIS BEHAUSUNG
Ben Kenobi starrt ins Leere, weiter seinen Bart kraulend. Seine Augen leben auf, als ob eine alte Erinnerung den Staub der Jahrzehnte abgeschüttelt hat und jugendliche Kraft verströmt.
INNENANSICHT: IMPERIALER STERNENZERSTÖRER / VADERS QUARTIER
Vader sieht weiter durch Zeit und Raum.
DARTH VADER: (ungläubig zu sich selbst) „Eine massive Erschütterung der Macht.“
INNENANSICHT: KENOBIS BEHAUSUNG
Ben Kenobis Gedanken greifen weit in die Vergangenheit zurück, aber auch tief durch Raum und Zeit, suchend nach etwas oder jemandem im Hier und Jetzt.
INNENANSICHT: IMPERIALER STERNENZERSTÖRER / VADERS QUARTIER
Der Schwarze Lord der Sith spürt nun sicher, daß etwas da draußen ist, oder jemand. Es ist nicht festzumachen, aber es ist da, es muß schon vorher dagewesen sein. Und es ist stark.
DARTH VADER: (zu sich selbst) „Etwas Altes ist erweckt worden.“
INNENANSICHT: KENOBIS BEHAUSUNG
Mit einem Blinzeln lösen Bens Augen die Verbindungen in die Ferne und suchen Luke. Ebenso scheint es Luke zu gehen, der seinen starren Blick dem längst verblaßten Hologramm der jungen Prinzessin entreißt und Bens glitzernde Augen findet.
BEN: „Du mußt dich mit der Macht vertraut machen, wenn du mich nach Alderaan begleitest.“
(…)

Der Ursprung dieser kurzen Einschübe mit Vader geht wie erwähnt auf eine Szene zurück, die George Lucas im dritten Drehbuchentwurf niedergeschrieben hatte.
In dieser Version sind die Personen und viele Handlungsabfolgen im Prinzip schon so wie wir sie aus dem Film kennen, doch es gibt Abweichungen, einige seien zum Verständnis nachfolgend genannt:
Es gibt Kiber-Kristalle, die in der Lage sind, die Überreste der Macht, die verstorbene Lebewesen hinterlassen, aufzufangen und auf andere zu übertragen. Sie sind somit die einzige Möglichkeit, die Macht eines Jedi oder Sith zu vergrößern. Ben Kenobis Kiber-Kristall, der letzte im Besitz der Jedi, gelangte vor vielen Jahren in der Schlacht bei Condawn, bei der auch Lukes Vater fiel, in die Hand der Sith, als ein Schüler Ben Kenobis ? Vader ? diesen entwendete und selbst ein Sith-Lord wurde. Deshalb, da mit Vaders Tat nun alle noch existierenden Kiber-Kristalle den Sith-Lords von Alderaan zur Verfügung stehen, ist die Macht der Dunklen Lords so übermächtig.
Luke verläßt Onkel und Tante (die nicht ermordet werden) aus eigenem Entschluß, um die Droiden zu Kenobi zu bringen und der Prinzessin zu helfen. Der alte Ben Kenobi hat einen künstlichen Arm, eventuell weitere Implantate, ist seiner eigenen Aussage nach zu schwach, hat „zu viel verloren“, glaubt nicht mehr an sich und daß er dem Hilferuf der Prinzessin folgen kann. Erst Luke schafft es, Ben Kenobi davon zu überzeugen, daß er als alter Jedi ausschlaggebend für den Erfolg ist und sich Luke und der Mission anschließt.
Und während nun der alte Jedi-Ritter Ben Kenobi mit neu erwecktem Kampfeswillen zusammen mit Luke und den Droiden in den Landflitzer steigt und sich aufmacht, erneut den Krieg gegen die Sith aufzunehmen, folgt laut drittem Drehbuchentwurf vom 1. August 1975 („DIE STERN-KRIEGE“ / Von den Abenteuern des Luke Starkiller / von George Lucas) folgende Szene:
46. INNEN: ALDERAAN / KRISTALL-KAMMER
Drei SITH LORDS beten auf ihren Knien vor einem strahlenden Kristall, der auf einem hohen Altar thront.
Sie murmeln einen seltsamen elektronischen Choral.
1. SITH
Darth, hast du das gespürt?
Darth steht auf und starrt auf den Kristall.
2. SITH
War das ein Omen? Was ist es?
VADER
Etwas Altes ist erweckt worden. Die Macht ist plötzlich angestiegen. Wir müssen zukünftige Wege mit Vorsicht beschreiten.
Sie verlassen hintereinander gehend die Kammer.
Diese kleine Szene sollte nach meiner Ansicht vordergründig dazu dienen, den greisen, zögerlichen, selbstkritischen, ja ausgedient wirkenden Ben Kenobi als einen immer noch gefährlichen und mächtigen Gegenspieler der Sith zu entpuppen, um die Zuschauer zu überraschen und Spannung zu erzeugen, was da wohl noch kommen könnte. Schließlich dient nach George Lucas? eigener Aussage vom 29.12.1975 die Szene in der Cantina, in der Ben Kenobi mit seinem Laserschwert „drei Angreifer in einer Sekunde niederholzt“, dazu, genau dies dem Publikum kundzutun: Ben Kenobi ist alles andere als schwach oder ungefährlich, er ist immer noch ein Meister der Jedi!
Zusätzlich bin ich der Meinung, daß durch Kenobis Unterstützung Luke Starkiller erst seine Bestimmung entfalten kann und somit das „Alte“, das erweckt wurde, aus zwei Komponenten besteht: Ben Kenobi und Luke Starkiller. Die Gute Seite der Macht erstarkt durch die Vereinigung der zwei Helden.
Wie dem auch sei, im „Making Of STAR WARS“-Buch von J. W. Rinzler ist neben der oben stehenden Bemerkung über Kenobis Gefährlichkeit und Meisterschaft auch eine Konversation zwischen Autor / Regisseur George Lucas und Gary Kurz, dem Produzenten des Films, vom 10. Januar 1976 abgedruckt (Hardcover-Ausgabe, Seite 114), in der sie die Handlungsabfolge der Geschichte ? aktualisiert durch den damals neu vorliegenden vierten Drehbuchentwurf ? durchsprechen:
Es geht an dieser Stelle um Luke, C-3PO und R2-D2, auf dem Weg, Ben Kenobi zu finden.
(…)
Kurtz: „Während dem Durchlauf der „Durchquerung der Wüste“-Szene (Front-Projektion) werden sie von Tusken-Räubern beobachtet; sie campieren und werden von den Räubern angegriffen?“
Lucas: „Richtig. Jetzt, bei diesem Angriff, hängen sie ihn (Luke) nicht hoch an die Windmühle, sie schleifen ihn in die Lichtung und beginnen das Auto zu plündern; dann kommt Ben und vertreibt sie. Dann nimmt Ben Luke mit zurück in sein Haus, und Luke und Ben haben verschiedene Diskussionen über die Roboter, sie sehen die Nachricht (von Leia), und Ben spricht mit Luke darüber, ihn nach Mos Eisley zu bringen (…) Also gehen sie, sie sehen Mos Eisley, und sie fahren durch und fragen einige Jawas nach dem Weg, und…“
Kurtz: „Du entfernst die Kristall-Kammer-Szene, in der Darth Vader mit den Sith-Lords redet?“
Lucas: „Die Kristall-Kammer ist geschnitten. Sie wird vielleicht durch eine andere Szene mit Vader ersetzt. Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß, der Kristall-Kammer-Teil ist draußen, aber es gibt vielleicht eine Szene mit Darth Vader im Gefängnis mit Leia und einem Folter-Roboter.“
(…)
Somit ist klar, daß die Kristall-Kammer-Szene zwar einmal Teil des Drehbuchs war, aber nie – auch nicht in abgewandelter Form – gefilmt wurde, da sie ab dem vierten Skript verworfen und am Ende sogar der Kiber-Kristall-Handlungsstrang ganz entfernt wurde.
Dennoch lebt nach 34 Jahren nun ein Teil davon im Film fort, auch wenn es nur in meinem Fan Edit ist.
Doch es wird noch mehr geben:
Ein weiterer Brocken dieser ursprünglichen, verworfenen Kristall-Kammer-Szene wird der Grundstock für eine neue Szene mit Vader und dem Imperator sein, an der ich gerade feile.




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