Star Wars – Detail #3 – Vader, Bast & „Flash Gordon“: Verwendete Szenen aus dem Holiday Special
Direkt nachdem Ben, Luke und die beiden Droiden R2-D2 und C-3PO die Startrampe 94 im Mos-Eisley-Raumhafen erreicht und sich ein unsicheres Bild über Han Solos Raumschiff, den „Rasenden Falken“, gemacht haben, führt uns die BDFC-Version auf den nächtlichen Todesstern. Der künstliche Tag-Nacht-Rhythmus hat nun die Abendschaltung erreicht. Durch das Dämmerlicht der abgedunkelten Korridore schreiten – in ein Gespräch vertieft – Darth Vader und Commander Bast. Thema ist Leias Durchhaltevermögen nach der mißlungenen Folter mit Hilfe der Gedanken-Sonde:
Vader lässt beeindruckt verlauten, dass die Prinzessin einen starken Willen besäße:
„Die Prinzessin ist stark. Ihre Hoffnung, dass die (Todesstern-)Daten gegen uns verwendet werden, ist der Eckpfeiler ihres Widerstands.“
Vaders Schlussfolgerung: „Wir brauchen diese Droiden, um sie zu brechen.“
Der imperiale Offizier erwidert:
„Wir haben begonnen, den Raumhafen von Mos Eisley zu durchsuchen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Droiden gefunden haben.“
Vader entgegnet:
„Senden Sie mehr Männer, wenn nötig. Wühlen Sie all den Abschaum in Mos Eisley auf!“
Darauf hin wird zur Oberfläche Tatooines geblendet. Neue imperiale Truppen werden, ausgerüstet mit wüstentauglichen Reittieren – den Dewbacks, per Fähre im Sand abgesetzt. Weiter schweift der Blick in die Gassen Mos Eisleys, in denen Spähtrupps des Imperiums, unterstützt von fliegenden Patrouillen-Droiden, ihre Durchsuchungen verstärkt vorantreiben. Diese mächtige imperiale Präsenz lässt scheinbar das schlechte Gewissen einiger Bewohner dieser engen Gassen Alarm schlagen. Panisch rennt ein kleines Männlein um die Ecke, scheinbar vor den imperialen Streifen fliehend. Plötzlich stellen sich ihm tapsend zwei riesige Beine in den Weg. Geschockt bleibt der kleine Mensch stehen und schaut hoch. Was auch immer er sieht, es scheint ihm weniger Angst zu machen, als das, was ihn verfolgt. So rennt er wieselflink durch die riesigen Beine, um seine Flucht fortzusetzen. Die langen, außerirdischen Beine, an deren Enden sich anstatt Füße tellergroße Ballen befinden, wenden und folgen hektisch der Richtung des kleinen Männleins.
Ein weiterer schwerbewaffneter Trupp imperialer Soldaten eilt durch eine enge Gasse. Die Passanten weichen hastig und ängstlich zur Seite. Das Ziel ihres Truppführers ist ein ihnen entgegeneilender Spion in dunklen Umhängen und mit langer, ledriger Schnauze. Scheinbar hat dieser eine heiße Spur mitzuteilen…Startrampe 94.
Die neue BDFC-Außenaufnahme des nächtlichen Todessterns wurde von mir mit einem Matte-Painting der Kampfstation und einem Bild voller Sterne, als Hintergrund dienend, erstellt. Das Besondere an dieser neuen Aufnahme der Kampfstation ist das große Laser-Auge, das mittig auf Äquatorhöhe liegt. Im Film, wenn man den echten Todesstern sieht, liegt diese Runde Vertiefung nicht mittig sondern über dem Äquator-Graben. Einzige Ausnahme ist die 3D-Ansicht der gestohlenen Todessternpläne, die auf dem Rebellenstützpunkt von R2-D2 ausgelesen werden: Hier liegt das Laser-Auge auch mittig auf Höhe des Äquator-Grabens.
So sehe ich meine Einlage mit dem nun etwas anderen echten Todesstern als kleinen Gag oder als phantastische Anregung: Hatte die Kampfstation in Wirklichkeit doch zwei Laseraugen unsymmetrisch jeweils auf der gegenüberliegenden Seite, wovon je eines nicht in den erbeuteten Plänen (dort ist es mittig auf Höhe des Äquator-Grabens; siehe EPISODE 4) und auch nicht im ersten Entwurf auf Geonosis (dort ist es über dem Äquator-Graben; siehe EPISODE 2) verzeichnet war? Zum Schutz vor Diebstahl der Pläne? Um bei einem Großangriff mit Schlachtschiffen auf die Kampfstation in einer besseren Abwehrposition zu sein und den Angreifer in eine unvorhergesehene schlechte Angriffsposition direkt vor die primäre Waffe des Todessterns zu bringen?
Sowohl der Ausschnitt mit Vader und Commander Bast als auch die Szene mit dem flüchtenden Männlein, das im Laufe der Geschichten rund um den Lost Cut den Spitznamen „Flash Gordon“ zugesprochen bekam, stammen aus dem Holiday Special von 1978. Dieses im Zuge des Erfolgs von „STAR WARS“ entstandene Fernseh-Special wurde nur einmal über den Äther geschickt und besitzt wohl mehr Feinde als Freunde. Jedoch ist es diesem Werk, einem verschollenen Schatzkästlein gleich, das seinen Inhalt über lange Jahre konserviert gehalten hat, zu verdanken, dass die zwei von mir neu aufgenommenen Szenen überhaupt verfügbar waren.
Zur Rekonstruierung der Szene zwischen Vader und Commander Bast besorgte ich mir Material über den früheren Dialog der Beiden, da im Holiday Special ein anderer Dialog passend zu dessen Story angelegt wurde.
Im Holiday Special lautet dieser:
Commander: „Wir haben eine Blockade und ein Ausgehverbot angeordnet und eine Such-Operation gestartet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Rebellen finden.“
Vader: „Ich will, dass die Rebellen lokalisiert und identifiziert werden. Und wenn dies bedeuten müsste, alle Haushalte in diesem System zu durchsuchen!“
Im Originaldrehbuch (revised fourth draft, April 19) hingegen heißt es:
Commander: „Wir haben begonnen, den Raumhafen von Mos Eisley zu durchsuchen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Droiden gefunden haben.“
Vader: „Senden Sie mehr Männer, wenn nötig. Ihre Hoffnung, dass die Daten gegen uns verwendet werden, ist der Eckpfeiler ihres Widerstands gegen die Gedanken-Sonde.“
Commander: „Bis dahin müssen wir unsere Zeit mit Gouverneur Tarkins närrischen Plan verschwenden, sie auf seine Weise zu brechen.“
Der Holiday-Special-Dialog würde nicht genau in den BDFC passen, da ja nur die zwei Droiden entkommen sind. Diese als „Rebellen“ zu bezeichnen stößt ein bisschen auf, da im allgemeinen wohl eher Lebensformen damit verbunden werden. Aber es wäre möglich, da die Droiden ja auf der Seite der Rebellen stehen.
Doch es würde Vaders Hinweis auf Leias Widerstandskraft fehlen, die ja in der erweiterten BDFC-Folter-Szene veranschaulicht wird. Dieser Aspekt des original Scripts war mir wichtig. Zusätzlich gefiel mir der Gedanke, dass es in den imperialen Führungsebenen Machtkämpfe gab. So schien Commander Bast eher Lord Vader zu unterstützen als den Oberbefehlshaber des Todessterns. Vielleicht war Bast ja auch ein Spion im Dienste des militärischen Geheimdienstes, um Regime-kritische Offiziere zu enttarnen. Beide Vorzüge des Script-Dialogs ließen mich zu dem Entschluß kommen, den Dialog nachträglich zu synchronisiern. Nach ersten Versuchen stand aber fest, dass das vorhandene Bildmaterial aus dem Holiday Special zu kurz dafür war. Im Übrigen wollte ich die „Flash Gordon“-Szene mit in den BDFC-Aufnehmen. Die Überleitung der Script-Version zu dieser Szene war mir aber zu indirekt, da Bast ja das Gespräch mit der Anspielung auf Tarkin beendet.
So konstruierte ich eine neue Variante:
Zuerst verlängerte ich das vorhandene Filmmaterial mit Vader und Bast aus dem Holiday Special. Dies gelang, in dem ich das Bild zuerst ab der Mitte der Szene – also Vaders Sprechzeit – startete und dann bis zum Schluß laufen ließ. Am Ende gehen die Beiden, während Bast über Tarkin redet, auf eine große Korridor-Kreuzung zu. Dabei sieht man nicht die Gesichter, sondern beide entfernen sich mit dem Rücken zur Kamera. Daran schnitt ich nun die komplette Holiday-Special-Szene ab Anfang. Diese startet nämlich damit, dass Beide in einer frontalen Aufnahme aus einer Korridor-Kreuzung in einen kleinen Gang abzweigen. Die Kamera fährt dann vor den zwei Schurken mit. Nach einigen Sekunden wiederholt sich logischerweise die Kamerafahrt, die ich schon zu Beginn verwendet habe. Aber lediglich den Schluß mit der Rückansicht der Beiden, wie sie auf die Korridor-Kreuzung zugehen, musste ich entfernen, damit dies nicht offensichtlich doppelt vorkommt. Die Wiederholung des Bildmaterials mit der Kamerafahrt im kleinen Gang fällt dagegen nicht auf.
Mit dieser neuen Bildsequenz im BDFC wirkt auch der Todesstern um ein zuvor unbekanntes Stückchen größer.
Nachdem ich nun genug Zeit für den Dialog hatte, dachte ich mir eine kleine Änderung desselbigen aus. Ich wollte ja einen direkten Übergang zu „Flash Gordon“. So strich ich die Äußerung des Commanders bezüglich Tarkin schweren Herzens weg, da ich so wie so gegen Ende des Films Tarkin und Motti in ein Komplott gegen den Imperator verstrickt habe, und ließ Vader mit seinem Satz „Wühlen Sie all den Abschaum in Mos Eisley auf!“ die Szene beenden. Die darauf folgenden Special-Edition-Szenen der landenden Sandtruppen mit ihren Dewbacks und die von mir gespiegelte Szene der Türen-Kontrolle am Raumhafen durch die Sturmtruppen mit den Patrouillen-Droiden sollten die Folgen von Vaders abschließendem Satz deutlich machen (die klassische Version der Tür-Kontroll-Szene ohne Patrouillen-Droid behielt ich im Film drin, darum musste eine gespiegelte Aufnahme der Special-Edition-Tür-Kontroll-Szene den gewohnten Blickwinkel verändern). Nun konnte ich den aus seinem Versteck getriebenen „Flash Gordon“ als logische, humorige Nebenhandlung auftreten lassen. Die darauf folgende schon im klassischen „STAR WARS“ enthaltene Szene mit den Sturmtrupplern, die sich eilend ihren Weg durch eine Gasse bahnen, um ihren Spion mit der langen Schnauze zu treffen, rundet das Projekt „Abschaum aufwirbeln“ ab. Das Aufspüren von Ben, Luke, den Droiden sowie Han Solos Fluchtschiff, auf Startrampe 94 geparkt, ist somit sichtbar der Erfolg einer massiven Suchaktion imperialer Truppen und deren Helfer.
Die Bildqualität bereitete mir bei der Sequenz mit Vader und Bast ein wenig Kopfzerbrechen. Das Bild ist sehr dunkel. Ein Aufhellen würde alles Schwarze, wie z.B. Vaders Rüstung, als helles Grau erscheinen lassen. Dazu würde alles noch etwas unschärfer wirken. So entschloß ich mich, das Material dunkel zu belassen. Als logische Erklärung dient mir erstens die Tatsache, dass Menschen einem Tag-Nacht-Rhythmus unterliegen und somit dieser auch künstlich auf dem Todesstern generiert worden sei. Ob auf der ganzen Station gleich Tag oder Nacht geherrscht haben mag oder in verschiedenen Sektionen zeitversetzt, bleibt der Phantasie überlassen. Zweitens war die Festnahme Prinzessin Leias streng geheim, schließlich ließ Vader ihren Blockadebrecher zerblasen mit dem Hinweis, dass vermeldet werden solle, kein Insasse habe diesen „Unfall“ überlebt. So unterhält man sich in der Todesstern-Öffentlichkeit wohl auch lieber in dunklen Gassen, wer weiß, wer in den Büros alles mithört.
Die „Flash Gordon“-Szene wurde übrigens auch etwas anders geschnitten. Im Original ist die kurze Szene in einer festen Einstellung aufgenommen. Das Material des Holiday Special ist im Format 4:3. Da ich diese Szenen ja im Format 1:2,35 anlegen musste, konnte ich die schwarzen Balken durch Verschiebung höher oder tiefer am 4:3-Bild anbringen, und so verschiedene Bildausschnitte wählen. Wenn also das Männlein um die Ecke rennt, wählte ich den unteren Teil des 4:3-Bildes, damit es aus der Ferne kommend ganz drauf war. Dann, wenn es an den Riesen-Beinen hoch schaut, nahm ich den oberen Teil, um seinen Oberkörper und Gesicht im Bild zu haben. Und zum Schluß konnte ich die Teller-Füße des Bein-Aliens aus dem unteren Bildausschnitt zeigen, wenn dieser umdreht und auch weg rennt. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn ich nur den mittleren Bildausschnitt gezeigt hätte, da ja die schwarzen Letterbox-Balken das Bild oben und unten beschnitten hätten und somit die Füße nicht zu sehen gewesen wären. In der Kombination ist es eine dem Tempo entsprechende schnelle Schnittfolge.
Da im Holiday Special ein Kommentar über die Szene gelegt wurde, synchronisierte ich die Geräusche wie z.B. die Fußtritte und das Hächeln „Flash Gordons“ sowie die Tapser der langbeinigen Kreatur nach und unterlegte die Szene mit schräger Musik aus dem original Soundtrack.
Alles in allem viel Aufwand für ein paar Sekunden mehr vom alten „STAR WARS“-Konzept.
Es ist schon erstaunlich, dass bereits 1978 Videorekorder in Privathaushalten diese Sendung aufzeichneten. Eine Zeit, in der noch Super-8 als das Heimkinoformat Nummer Eins in den Wohnzimmern, Dachstühlen und Hobbyräumen etabliert war und mit den „Krieg der Sterne“-Veröffentlichungen auf 8mm-Tonfilm alle bisher erreichten Absatzzahlen verkaufter Kopien sprengte. Ein letztes Aufbäumen der klassischen Filmtechnik, bevor der Videorekorder den Markt eroberte.
17. November 1978 – Wer hatte damals schon einen Videorekorder zu Hause? Gott sei dank ein paar im Einzugsgebiet des ausstrahlenden Senders CBS beheimatete STAR-WARS-Fans, die im Laufe der Jahrzehnte durch Kopierung der x-ten Kopie das Holiday Special verbreiteten und damit sicherten. Dies erklärt selbstredend, dass die Qualität der mir zu Verfügung stehenden Aufnahmen nicht im Geringsten der von VHS-Aufzeichnungen heutiger Tage oder gar digitaler Formate entspricht. Da ich so wie so Schwarz-Weiß-Material mit Laufstreifen im BDFC verwendete, durften aber ohne Frage auch diese Raritäten in minderer Videoqualität ihren Einzug in meine Version halten.
Und das Ergebnis bestätigt mich immer wieder: Ich bin froh diese verlorenen Szenen in den BDFC eingebaut zu haben.
Dem Holiday Special sei Dank!




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