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Bernd Dötzers Final Cuts: Star Wars Episode I – Die dunkle Bedrohung

In seinem Final Cut zu Episode I: Die dunkle Bedrohung kürzt, erweitert und verändert Bernd Dötzer George Lucas' Kinofilm in einem umfassenden Fan-Edit.
Banner: Episode I - Die dunkle Bedrohung© Lucasfilm

NEUE MONTAGE

Einige Handlungsstränge wurden von ihrem angestammten Platz im Original-Film entfernt und an anderen Stellen montiert. Daraus ergibt sich ein neuer zeitlich-inhaltlicher Ablauf der Geschichte. Das Ziel einiger dieser Montagen ist, tiefergreifende Eindrücke als im Original zu erzeugen.

Ein Beispiel dafür ist die BDFC-Interaktion zwischen einer Sandsturm- und einer Sith-Szene.

Im Original zieht langsam ein Sandsturm auf, während Panaka und Obi-Wan vor dem Naboo-Schiff stehen, weit vor der Stadt. Darauf folgend ist Qui-Gon zu sehen, der zusammen mit Anakin und Padmé in der Stadt am Verkaufsstand einer alten Dame steht. Qui-Gons Blick ist aufmerksam gen Himmel gerichtet. Seine Jedi-Kräfte sagen ihm wohl, daß Unheil in Form eines Sandsturms naht.

Im BDFC hingegen kommt erst die Szene mit den beiden Sith-Lords, in der Darth Sidious im nächtlichen Licht Coruscants auf einem Balkon stehend Darth Maul anweist, erst gegen die Jedi vorzugehen, dann könne er sich ungestört der Königin widmen. Darth Maul brennt darauf, den Jedi-Rittern endlich die Stirn zu bieten. Sidious fährt fort, dass er – Darth Maul, sein Schüler – eine gute Ausbildung genossen habe. Die Jedi würden keine Chance gegen ihn haben. Nun folgt im BDFC die Szene mit Qui-Gon, wie er aufmerksam gen Himmel blickt.

Damit möchte ich das Gefühl erzeugen, dass Qui-Gon mehr als einen aufziehenden Sandsturm ahnt. Jetzt spürt er das Unheil einer dunklen Bedrohung voraus, die in diesem Moment in den Tiefen des Alls gesponnen wird und auf ihn und die anderen Gefährten abzielt.

Da im BDFC nun vor der Qui-Gon-schaut-gen-Himmel-Sequenz die Sith-Szene steht, mußte die Szene, die normalerweise davor stand, woanders eingesetzt werden. Dies war die Szene mit Panaka und Obi-Wan am Naboo-Schiff, in der sich der Sandsturm zusammenbraut. Eben diese Szene setzte ich nun nach der Qui-Gon-schaut-gen-Himmel-Sequenz ein. Das ist aber chronologisch in Ordnung, denn der Sandsturm kann ja von Richtung der Stadt her kommen und dann erst – zeitlich später – das Naboo-Schiff erreichen. Der Anschluß am hinteren Ende dieser Szene musste natürlich dann auch wieder passen. So ließ ich das Essen bei Skywalkers folgen. Und so setzte sich das einige Male fort.

MYSTERIUM UND MYSTIK

In den klassischen Filmen, also EPISODE 4, 5 und 6, wird ein sagenhafter Schleier über die geheimnisvolle, rätselhafte „Macht“ gelegt. Das Mysterium der Macht schien ungreifbar zu sein. Diese Tatsache ließ einerseits die Macht wirklich als Geheimlehre der Jedi-Ritter, andererseits als würdige religiöse Richtung in einer Welt, weit, weit entfernt erscheinen. Mysterium und Mystik, wesentliche Teile der STAR-WARS-Saga.

In der Original-Fassung von EPISODE 1 wird dies in zwei Szenen jedoch regelrecht demontiert.

Durch die Einführung der „Midi-Chlorianer“ wird das Geheimnis der Macht anfangs gewahrt. Daß der Wert von Midi-Chlorianer im Blut etwas über die Macht-Empfänglichkeit eines Wesens aussagt, tastet das Mysterium noch nicht an, denn niemand weiß, was Midi-Chlorianer darstellen. Vielmehr lässt es Raum für Spekulation. Sind Midi-Chlorianer vielleicht spirituelle Energien, die sich im Körper sammeln und so die Fähigkeiten zur Nutzung der Macht beeinflussen?

Doch zu Beginn des letzten Film-Drittels wird durch Qui-Gon die phantastische Aura der Macht entschleiert, eine allzu irdische Erklärung zerstört das Mysterium der Macht.

Dies spielt sich im Original folgendermaßen ab:

Anakin: „… Was sind Midi-Chlorianer?“
Qui-Gon: „Midi-Chlorianer sind eine mikroskopisch kleine Lebensform, die sich in allen lebenden Zellen befindet.“
Anakin: „Die leben in meinem Körper?“
Qui-Gon: „In deinen Zellen, ja. Und wir leben in Symbiose mit ihnen.“
Anakin: „Symbiose?“
Qui-Gon: „Das sind Lebensformen, die zum gegenseitigen Vorteil eng miteinander leben. Ohne die Midi-Chlorianer könnte kein Leben existieren und wir hätten auch keine Kenntnis von der Macht. Ohne Unterlaß sprechen sie zu uns und teilen uns den Willen der Macht mit. Wenn du gelernt hast, deine Gedanken zum Schweigen zu bringen, wirst du auch hören, was sie sagen.“
Anakin: „Das verstehe ich nicht.“
Qui-Gon: „Mit etwas Zeit und Übung wirst du es verstehen. Bestimmt.“

Diese wissenschaftliche Erklärung ist eher in einem STAR-TREK-Film zu erwarten, im KRIEG DER STERNE gibt es solche Äußerungen bisher nicht.

Mein Hauptanliegen war, das Mysterium der Macht zu wahren. Also entledigte ich mich einiger Teile dieser Szene.

Hier nun die BDFC-Version:

Anakin: „… Was sind Midi-Chlorianer?“
Qui-Gon: „Ohne Unterlaß sprechen sie zu uns und teilen uns den Willen der Macht mit. Wenn du gelernt hast, deine Gedanken zum Schweigen zu bringen, wirst du auch hören, was sie sagen.“
Anakin: „Das verstehe ich nicht.“
Qui-Gon: „Mit etwas Zeit und Übung wirst du es verstehen. Bestimmt.“

Der Szenen-Übergang im Englischen:

Anakin: „What are midi-chlorians?“
Qui-Gon: „They continually speak to us, telling us the will of the force. (…)“

Ich denke, diese Lösung macht die Sache mit der „Macht“ sogar noch rätselhafter. Und Anakins verwirrte Reaktion auf Qui-Gons Äußerung ist dadurch auch noch sehr verständlich.

Für mein Empfinden habe ich damit die mir gestellte Aufgabe, das Mysterium der Macht zu bewahren, erfüllt. Es bleibt genug Raum zur Spekulation und sollte in EPISODE 3 noch einmal darauf eingegangen werden, scheint mir diese Bearbeitung auch eine gute Basis zu sein.

Die Szene im Original, die für mich eindeutig die Mystik, die religiöse Ausrichtung der Macht zerstört, ist die Anspielung auf die Jungfrauengeburt, wie sie in der christlichen Lehre vorkommt. Egal ob jemand gläubiger Christ ist oder nicht, ich denke, man sollte Religionen, die gegenwärtig auf unserem Planeten ausgeübt werden, nicht auf diese Weise zu nahe treten, schon gar nicht in einem Science-Fiction-Märchen und überhaupt nicht, in dem man das für diesen Glauben wichtige, identifizierende Merkmal auf Anakin Skywalker überträgt. Es wirkt dadurch paradoxerweise gleichzeitig zu irdisch und zu absonderlich.

Im Original spielt sich die Szene, ein Gespräch zwischen Qui-Gon und Shmi über ihren Sohn Anakin, wie folgt ab:

Qui-Gon: „Ihr solltet sehr stolz auf eueren Sohn sein. Er hilft ohne den Gedanken an eine Belohnung.“
Shmi: „Ja, Habgier ist ihm fremd. Er hat…“
Qui-Gon: „Er hat besondere Kräfte.“
Shmi: „Ja.“
Qui-Gon: „Er kann Dinge sehen, bevor sie passieren. Deshalb hat man den Eindruck, dass er so schnelle Reflexe hat. Das ist eine Eigenschaft der Jedi.“
Shmi: „Er hat etwas besseres verdient, als ein Sklaven-Dasein.“
Qui-Gon: „Wäre er in der Republik geboren, hätten wir ihn früher entdeckt. Die Macht ist ungewöhnlich stark bei ihm. Soviel steht fest. Wer war sein Vater?“
Shmi: „Es gab keinen Vater. Ich trug ihn aus, hab` ihn geboren und aufgezogen. Ich kann nicht erklären, was geschehen ist. Könnt Ihr ihm helfen?“
Qui-Gon: „Ich weiß es nicht. Eigentlich bin ich nicht hergekommen, um Sklaven zu befreien.“

Bei dieser Szene hat mich auch immer der Beigeschmack gestört, dass Frauen seit der biblischen Jungfrauengeburt von den Männern seit Jahrtausenden als „befleckt“ angesehen werden, wenn sie schwanger werden, schließlich kam das Kind bei ihnen auf natürliche Weise in den Bauch. Daher gilt für den BDFC: Nichts wie raus aus dieser unsäglichen Situation, der Jungfrauengeburt Anakin Skywalkers.

Im BDFC ist dies ausgemerzt:

Qui-Gon: „Ihr solltet sehr stolz auf eueren Sohn sein. Er hilft ohne den Gedanken an eine Belohnung.“
Shmi: „Ja, Habgier ist ihm fremd. Er hat…“
Qui-Gon: „Er hat besondere Kräfte.“
Shmi: „Ja.“
Qui-Gon: „Er kann Dinge sehen, bevor sie passieren. Deshalb hat man den Eindruck, dass er so schnelle Reflexe hat. Das ist eine Eigenschaft der Jedi.“
Shmi: „Er hat etwas besseres verdient, als ein Sklaven-Dasein.“
Qui-Gon: „Wäre er in der Republik geboren, hätten wir ihn früher entdeckt.“
Shmi: „Könnt Ihr ihm helfen?“
Qui-Gon: „Ich weiß es nicht. Eigentlich bin ich nicht hergekommen, um Sklaven zu befreien.“

Bei dieser Lösung bleibt Anakin trotzdem jemand Besonderes. Die Anspielungen Qui-Gons auf Anakins Rolle als Auserwählter, seine Tests im Jedi-Tempel und Fähigkeiten als Pod-Renner- und Kampfpilot sind in der BDFC-Version enthalten und bieten genügend Beweise für Anakins Bestimmung.

DIE ZAHLEN

Die BDFC-Version von THE PHANTOM MENACE wurde am 18.8.2004 fertiggestellt.

Insgesamt sind mehr als 15 Minuten von der Originalversion rausgeschnitten worden.

Die Gesamtlänge des BDFC beträgt 120 Minuten und 22 Sekunden (darin enthalten sind 25 Sekunden BDFC-Intro und 51 Sekunden BDFC-Abspann).

Zum Vergleich: Die Länge der offiziellen DVD-Version beträgt 130 Minuten und 35 Sekunden.


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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