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Bernd Dötzers Final Cuts: Star Wars Episode I – Die dunkle Bedrohung

In seinem Final Cut zu Episode I: Die dunkle Bedrohung kürzt, erweitert und verändert Bernd Dötzer George Lucas' Kinofilm in einem umfassenden Fan-Edit.
Banner: Episode I - Die dunkle Bedrohung© Lucasfilm

DAS ZU ENTFERNENDE MATERIAL

Schwieriger war es, einen Überblick des aus der Originalversion zu entfernenden Materials zu wahren. In meiner frühen Version hatte ich schon einige gute Lösungswege gefunden, manche erwiesen sich als perfekt für den Zweck, den ich verfolgte: Eine ernstere und kompaktere EPISODE 1.

Dennoch waren etliche nicht zufriedenstellende Ansätze in meiner frühen E1-Version vorhanden. Ebenso gab es Stellen im Originalfilm, die ich noch gar nicht angegangen war, aber nach meinem Gefühl überarbeitet werden sollten.

DIE PROBLEMATIK

Es gab eine Problemstellung, die nach einer Antwort verlangte. Den Prozess dieser Antwortsfindung, so wie er sich mir darlegte, versuche ich im Folgenden zu schildern.

Mich störte die Szene, in der Jar Jar, Qui-Gon und Obi-Wan unter Wasser die Stadt der Gungans anschwimmen. Wie schon erwähnt, erscheint die optische Umsetzung im Original wie ein Zeichentrickfilm. Wir bewegen uns aber in einem Realfilm. Schon in meiner frühen Fassung gefiel mir die Szene nicht, ließ sie aber im Film, denn wenn ich die Szene weggelassen hätte, wäre es schwer zu verstehen, wie sie jetzt in die Unterwasserstadt gekommen wären. Oft ist es nebensächlich und auch gar nicht nötig zu visualisieren, wie jemand zum Ausgangspunkt eines Handlungsstrangs kommt. Doch in diesem Falle stünde zu offensichtlich die Frage im Raum, wie wohl die Helden die Unterwasser-Stadt erreicht haben, da von den Bewohnern erst ein Unterwasserfahrzeug für Jar Jar, Qui-Gon und Obi-Wan gestellt werden muß, damit diese die Stadt wieder verlassen können. Auf des Rätsels Lösung, Schwimmen und Tauchen, wird wohl so leicht kein Ahnungsloser beim Betrachten eines Science-Fiction-Märchens kommen.

Eine zusätzliche Schwierigkeit, die beim Weglassen der Tauch-Szene auftritt, ist, daß nicht zu einem späteren Zeitpunkt in die Unterwasser-Stadt eingestiegen werden kann, da Handlung und gesprochener Text in dieser Sequenz schnell aufeinander folgen. Würde ich also später in die Geschichte einsteigen, z.B. wenn die drei Helden gerade die Stadt betreten, hätte ich keine Zeit für einen Übergang von der vorhergehenden Szene an Land zu dieser Szene in der Unterwasser-Stadt. Um Übergänge harmonisch zu gestalten, muß dem Zuschauer einige Sekunden lang Zeit gegeben werden, die neue Umgebung – gewöhnlich mit Hilfe einer Totalen – in ihrer Gesamtheit zu erfassen, um dann näher an die handelnden Personen ranzugehen und sauber die Handlung starten zu lassen. Mir stand aber kein Material zur Verfügung, das die Unterwasser-Stadt alleine ohne die drei tauchenden Helden gezeigt hätte. Doch gerade das ist ja die Aufgabe der Tauch-Szene, die ich rausschneiden wollte: Jar Jar, Qui-Gon und Obi-Wan nähern sich in einer Totalen der Unterwasserstadt. Dies dauert einige Sekunden und erklärt den kommenden Schauplatz.

Wenn diese Tauchszene jetzt fehlen würde, bestünde auch ein Anschluß-Problem: Denn vor dieser Szene sind auch wieder unsere drei gleichen Protagonisten zu sehen, nämlich wie sie im Wald beraten, wohin sie fliehen könnten und Jar Jar die Unterwassser-Stadt als Fluchtpunkt vorschlägt. Wenn jetzt sofort ein Schnitt auf die Drei in der Unterwasser-Stadt folgen würde, entspräche dies bei Weitem nicht der gewohnten klassischen, epischen Erzählweise im KRIEG DER STERNE, bei dem wie in den Filmen der Dreißiger bis Fünfziger Jahre immer der Handlungsort eingeleitet wird. Zu sehr würde diese ungewohnte Umsetzung auch an Filme erinnern, die offensichtlich gekürzt worden sind, etwas was ich im BDFC verhindern möchte.

Ein solches Problem wird in der klassischen Stilart immer dadurch gelöst, dass eine Szene dazwischen geschoben wird, die parallel an einem anderen Ort passiert, wie es bei den KRIEG-DER-STERNE-Filmen auch praktiziert wird: Von den guten Helden wird zu den Bösen geblendet und dann wieder zu den Guten. Nur in diesem Fall hatte ich keine Szene, die ich zwischen die Geschehnisse im Wald und der Unterwasser-Stadt schneiden konnte.

Aber mir gefiel immer weniger die ganze Sequenz, die in der Unterwasser-Stadt spielt:

Das Verhalten von Qui-Gon und Obi-Wan ist in vielen Belangen nicht sehr nobel, denn Qui-Gon versucht mit Hilfe der Macht den Chef der Unterwasser-Welt ganze drei Mal zu manipulieren (später wird klar, dass dies nicht klappte) und Jar Jar wird von den beiden Jedi nur zu ihren Zwecken benutzt. Der im Film dafür vorgesehene Deckmantel, der dieses Raubrittertum verschleiern soll, setzt sich aus der Verbannung Jar Jars von den Seinen und aus seiner religiös begründeten Lebensschuld gegenüber Qui-Gon, der ihm das Leben rettete, zusammen.

So betrachtete ich mir die Aufgabe, die die Unterwasser-Stadt innerhalb des erzählerischen Geflechts zu erfüllen hat. Ich kam zu dem Schluß, daß mit dieser Sequenz der logische Fortlauf der Geschichte bezüglich fünf Punkte vorbereitet werden soll:

Punkt 1: Qui-Gon und Obi-Wan, die unter Zeitdruck stehen und die Königin retten wollen, brauchen ein Fahrzeug, das sie in die Stadt der Königin von Naboo bringt.

Punkt 2: Es muss geklärt werden, warum ein tollpatschiger, ängstlicher und dazu unbeteiligter Jar Jar freiwillig den fremden Jedi-Rittern mit in das große, gefährliche Abenteuer folgt bzw. von Seiten der Jedi auch als Partner mitgenommen wird.

Punkt 3: Boss Nass, der Chef der Unterwasser-Welt, soll als ein von der „Macht“ nicht beeinflussbares Wesen identifiziert werden.

Punkt 4: Die Sequenz leitet den für jeden STAR-WARS-Film obligatorischen Kampf der Helden mit scheinbar übermächtigen Monstern, in diesem Fall Unterwasser-Kreaturen, ein.

Punkt 5: Es wird auf die Rivalität der beiden einheimischen Lebensformen Naboo-Menschen und Gungans hingewiesen. Damit soll in der Endphase des Films, wenn es auf einen Zusammenschluß beider Parteien zum Kampf gegen die gemeinsamen Feinde ankommt, zusätzlich Spannung erzeugt und – als moralischer Anspruch innerhalb des Skripts – aufgezeigt werden, dass Feindseligkeiten überwunden werden können.

Ist es nach all diesen Betrachtungen möglich, doch Änderungen an der Unterwasser-Sequenz vorzunehmen, sie vielleicht ganz zu entfernen, oder würde dies das Fundament der logischen Erzählweise in EPISODE 1 angreifen oder gar zum Einsturz bringen? Sollte ich lieber nicht zu sehr einen eigenen Weg für THE PHANTOM MENACE suchen?


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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