Die Preissaison neigt sich, wie das Jahr, ihrem Ende zu, doch noch hat Andor Chancen auf einige Preise. In dieser Woche stellten die amerikanischen Critics Choice Awards, die Film- und TV-Preise des US-Kritikerverbands, ihre Nominierungen vor. Mit dabei sind:
- Andor als Beste Drama-Serie
- Diego Luna als Bester Darsteller in einer Drama-Serie
Verliehen werden die Preise am 4. Januar.
Auch bei den Golden Globes steht hat es Andor auf die Liste der Nominierten geschafft: Auch hier geht Diego Luna als Bester Darsteller in einer Drama-Serie ins Rennen. Die zahlreichen weiteren Spitzenleistungen von Schauspielerinnen und Schauspielern in Andor blieben hingegen unberücksichtigt.
Eine Auszeichnung gab es für Andor bereits jetzt: Das Amerikanische Filminstitut AFI hat die Preisträger der AFI Awards vorgestellt. Dies sind, wie das AFI schreibt, „10 herausragende Kinofilme und 10 herausragende Fernsehprogramme, die als kulturell und künstlerisch repräsentativ für die bedeutendsten Leistungen des Jahres im Bewegtbildbereich gelten dürfen”. Eines dieser 10 Fernsehprogramme ist Andor. Zuvor schaffte es Star Wars 2020 mit The Mandalorian und 2015 mit Star Wars: Das Erwachen der Macht auf die AFI-Liste.
Ebenfalls Thema Andor: Diego Luna hat sich in der New York Times mit dem Phänomen auseinandergesetzt, dass die alltäglichen Nachrichten zunehmend an Andor erinnern. Hier ein Auszug:
Eine der großen Freuden von Fiktionen besteht darin, dass sie es uns ermöglichen, das Geheimnis zu erforschen, welches unsere Realität umgibt. Dieser Spalt, durch den man gerade noch hindurchsehen kann, eröffnet einen Raum, den Fiktionen auf unendliche Weise ausfüllen und interpretieren können.
Wenn man sich jedoch für diesen schwer fassbaren Raum interessiert – für das Geheimnis, das das menschliche Verhalten und die Erfahrungen des Menschseins umgibt –, steht man in der heutigen Welt vor der besonderen Herausforderung, dass die Realität so extrem geworden ist, dass Fiktionen Gefahr laufen, zu kurz zu greifen.
Sehen wir uns nur an, wie sich unsere Gesellschaft in ihren derzeitigen Machthabern widerspiegelt: Politiker, die scheinbar von einer Bühne aus regieren, offen lügen, auf Kritik mit Wut reagieren und ihre Macht ohne die geringste Hemmung ausüben. Unsere Realität ist zum Reality-TV geworden.
[…]
Fiktionen haben es damit schwer, sich Situationen vorzustellen, die absurder sind als das, was wir täglich in den Nachrichten sehen. Es gibt keinen Spalt mehr, durch den man spähen könnte – kein Geheimnis –, denn es scheint keine Scham oder Angst vor möglichen Konsequenzen mehr zu geben.
Wenn wir also über Politik sprechen, ist die vielleicht einzige nützliche Fiktion die, die sich mit dem Bürger befasst, also der Person, die ihre Anführer auswählt. Eine Fiktion also, die Gesellschaften thematisiert und konfrontiert, welche die Macht in die Hände von Möchtegern-Diktatoren gelegt haben.
Bei der Produktion von Andor hielten wir es für unerlässlich, über die Vergangenheit nachzudenken und zu zeigen, was passiert, wenn eine Gesellschaft, die mit Autoritarismus und Unterdrückung konfrontiert ist, aufwacht. Den Moment zu identifizieren, in dem die Menschen sagen: „Jetzt reicht es.“
Unser Ziel war es, das soziale und politische Klima dieser fernen Galaxis in der Epoche darzustellen, die als „der Aufstieg der Rebellion“ bezeichnet wird.
Für die 24 Episoden unserer Serie griff Tony Gilroy auf eine Collage aus aktuellen und weniger aktuellen historischen Ereignissen zurück, um das menschliche Gesicht der Revolution zu zeigen: Wie sie organisiert wird, welchen Herausforderungen sie sich stellen muss und welche Opfer gebracht werden.
Und ohne dass wir ihn dazu aufgefordert hätten, spiegelte Andor letztlich die Gegenwart wider, das politische Umfeld unseres hier und jetzt. Wenn Science-Fiction gut gemacht ist, ist sie ein hervorragendes Mittel, um die Sorgen der Gegenwart zu kanalisieren.
Die Grenze zwischen Fiktion und Realität ist komplex. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die versuchen, die Realität in eine Fiktion zu verwandeln, welche ihre ideologischen Überzeugungen stützt. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen von uns, die kreative Fiktionen als Erfahrungen betrachten, die genauso wahr sein können wie jedes reale Ereignis.
[…]
Der Eskapismus, der sich in der Einsamkeit eines Kinos als Gemeinschaft zusammenfindet, um in eine Geschichte aus einer uns fremden Perspektive einzutauchen und einen Film ohne Unterbrechungen zu erleben, ist in Wirklichkeit eine Chance zur Veränderung. Wenn man seine Schutzmechanismen abschaltet, kann einen eine Geschichte, die einem gerade noch so fern erschienen ist, plötzlich bewegen und etwas ganz Persönliches und Privates enthüllen. In diesem Moment wird die Erfahrung dieser Fiktion zur eigenen, die einem für immer erhalten bleibt. Wenn Kino kritisch ist, wenn es Erkenntnisse bietet und politisch ist, ist dieses Art von Erleben eine Win-Win-Situation.
Um positiver zu enden: Lucasfilm hat sich den Höhepunkt der Kostümschneiderei rund um Star Wars gewidmet und dabei natürlich auch Andor gewürdigt.







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