Als 1995 Dark Forces erschien, war dies eine kleine Revolution: Ein Star-Wars-Shooter mit eigener Story, der den Spieler erstmals in die Rolle eines neuen Helden versetzte – Kyle Katarn. Was als Antwort auf Doom begann, entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer der wichtigsten Star-Wars-Spieleserien überhaupt. Die Jedi-Knight-Reihe kombinierte Shooter-Action mit Lichtschwertkämpfen und Machtfähigkeiten, prägte das Genre und beeinflusst Star-Wars-Spiele bis in die Gegenwart. Doch wie kam es dazu und welches Vermächtnis hat die Serie hinterlassen?
Dark Forces – Der Beginn einer Legende

Die 90er Jahre waren die Blütezeit der Ego-Shooter, zu der LucasArts mit Dark Forces seinen Beitrag leisten wollte. Das Spiel, das am 15. Februar 1995 in die Läden kam, übernahm die bewährte Shooter-Formel, brachte aber ein komplexeres Leveldesign, eine tiefere Story und die unverwechselbare Star-Wars-Atmosphäre mit. Kyle Katarn, einst Offiziersanwärter des Imperiums, wurde im Spiel zum Söldner und deckte die Machenschaften des Dark-Trooper-Projekts auf.
Dabei war Dark Forces kein einfacher Doom-Klon: Das Spiel führte Missionsziele ein, setzte auf ein vertikales Leveldesign und gab dem Spieler mehr Freiheiten als im großen Vorbild.
Brett Douville, seines Zeichens Lead Programmer von Dark Forces, erinnerte sich später: „Wir wollten nicht einfach nur einen weiteren Shooter machen, sondern etwas, das sich wirklich wie Star Wars anfühlte – mit echten Missionen, echten Charakteren und einer Story, die einen mitreißt.”
Der Aufstieg eines Jedi
Mit Dark Forces II – Jedi Knight (1997), hierzulande nur Jedi Knight genannt, da Dark Forces nach seiner Veröffentlichung schnell auf dem Index verschwunden war, wurde die Serie auf ein neues Niveau gehoben. Zum ersten Mal konnten Spieler in einem Star-Wars-Spiel das legendäre Lichtschwert schwingen und Machtfähigkeiten einsetzen. Das Spiel bot nicht nur actiongeladene Kämpfe, sondern auch eine tiefergehende Erzählung. „Wir wollten, dass sich der Spieler wie ein Jedi fühlt – mit allen Konsequenzen“, erklärte Creative Director Justin Chin den Anspruch von LucasArts.
Erstmals stand auch eine moralische Entscheidung im Mittelpunkt der Handlung: Der Spieler konnte sich für die helle oder die dunkle Seite der Macht entscheiden. Diese Wahl beeinflusste nicht nur das Gameplay, sondern auch die Story – ein Konzept, das später in vielen weiteren Star-Wars-Spielen aufgegriffen wurde. Insbesondere die aufwendigen Zwischensequenzen mit echten Schauspielern verliehen dem Spiel eine filmische Qualität, die im Grunde bis heute einzigartig geblieben ist. Nicht einmal die Realfilmszenen in Rebel Assault hatten zuvor dieses Niveau erreicht.
„Die Zwischensequenzen mit echten Schauspielern eröffneten uns eine völlig neue Erzählweise“, sagte Chin später. „Wir wollten eine Geschichte erzählen, die sich so real anfühlt, als würde man einen neuen Star-Wars-Film sehen.“
Unter den so umgesetzten Schauplätzen waren legendäre Star-Wars-Orte wie der Schmugglermond Nar Shaddaa oder auch das Tal der Jedi auf Ruusan, dessen tragische Hintergrundgeschichte erst Jahre später im Comic Jedi vs. Sith enthüllt werden sollte.
Eine neue Perspektive

1998 erschien die Erweiterung Mysteries of the Sith, die einerseits zwar die Geschichte von Kyle Katarn fortsetzte, andererseits aber schon sehr früh im Spiel die aus dem Erweiterten Romanuniversum bekannte Mara Jade als spielbaren Charakter einführte. Mit ihr vertiefte LucasArts die Mechaniken von Jedi Knight und experimentierte mit neuen Herausforderungen. Spieler erlebten eine der ersten ernsthaften Auseinandersetzungen mit dem moralischen Dilemma der dunklen Seite in einem Videospiel. Durch den Einsatz von Mara Jade erschloss sich eine neue Perspektive auf den Weg der Jedi.
„Mara Jade war die perfekte Figur, um zu zeigen, dass das Leben eines Jedi nicht nur schwarz oder weiß ist“, sagte ein Entwickler von LucasArts später. „Sie hatte ihre eigene Geschichte und Motivation – etwas, das die Spieler sehr schätzten.“
Neue Höhepunkte
2002 kehrte Kyle Katarn in Jedi Outcast zurück, einem der bis heute erfolgreichsten und beliebtesten Star-Wars-Spiele überhaupt. Entwickelt von Raven Software nutzte das Spiel die Quake-III-Engine, um die bis dahin besten Lichtschwertkämpfe in einem Spiel umzusetzen.
Die Story führte Kyle zurück in den Orden der Jedi, während er sich gegen dunkle Jedi behaupten musste. Vor allem das Gameplay wurde von Fans und Kritikern gelobt: Die Mischung aus Ego-Shooter-Action, akrobatischen Lichtschwertduellen und Machtfähigkeiten machte das Spiel zu einem Meilenstein, den kein Star-Wars-Fan verpassen durfte.
Chris Foster, Designer bei Raven Software, erklärt:e „Wir wollten, dass sich jeder Lichtschwertkampf einzigartig anfühlt. Es war uns wichtig, dass das Spiel dem Spieler das Gefühl gibt, ein echter Jedi zu sein.”
Die Einführung der präzisen Lichtschwertmechanik revolutionierte das Genre. Die Spieler konnten mit gezielten Schlägen und verschiedenen Kampfstilen kämpfen, was für ein realistisches und herausforderndes Spielerlebnis sorgte.
Weg von Kyle Katarn
2003 folgte Jedi Academy, das einen neuen Ansatz verfolgte. Statt Kyle schlüpfte der Spieler in die Rolle eines neuen Schülers an Luke Skywalkers Jedi-Akademie. Das Spiel bot eine noch größere Auswahl an Machtfähigkeiten, eine nichtlineare Missionsstruktur und die Möglichkeit, eigene Lichtschwertstile zu wählen und die Spielerfigur selbst zu entwickeln.
„Wir wollten unseren Spielern mehr Freiheit geben, ihren ganz eigenen Jedi zu erschaffen“, erklärte ein Entwickler. Die Möglichkeit, ein Doppellichtschwert oder zwei Einzelschwerter zu führen, verlieh dem Kampfsystem zusätzliche Tiefe.
Ein weiteres Highlight war die Individualisierung des Charakters. Der Spieler konnte Spezies, Geschlecht und Kleidung seines Jedi selbst bestimmen. Dies war ein erster Schritt in Richtung eines personalisierteren Star-Wars-Erlebnisses, das im gleichen Jahr auch in Knights of the Old Republic erfolgreich eingesetzt wurde.
„Es war aufregend zu sehen, wie die Spieler ihren eigenen Jedi erschaffen konnten. Das hat die Immersion auf eine ganz neue Ebene gehoben“, erinnerte sich ein Mitglied des Entwicklerteams später.
Technisch an der Grenze

Die Jedi Knight-Spiele waren nicht nur erzählerisch bahnbrechend, sondern setzten auch technisch neue Maßstäbe. Der erste Teil, Dark Forces, nutzte die Jedi Engine, während die Folgespiele mit der erweiterten Version dieser Engine, der Sith Engine, entwickelt wurden. Spätere Titel wechselten auf die Quake III-Engine, die detailliertere Umgebungen und eine bessere KI ermöglichte. Besonders das realistische Lichtschwertverhalten und die Interaktion mit Objekten innerhalb der Spielwelt galten ab diesem Punkt als herausragend.
Ein weiterer Meilenstein stellte das fortschrittliche Kampfsystem von Jedi Outcast und Jedi Academy, das präzise Lichtschwertkämpfe und vielseitige Machtfähigkeiten ermöglichte. Spieler konnten Gegner entwaffnen, Schläge abwehren und Angriffe strategisch einsetzen – ein System, das bis heute als eines der besten in einem Star-Wars-Spiel gilt.
Besonderes Augenmerk galt schon früh dem Multiplayer-Modus. Jedi Knight war ein beliebter Titel auf LAN-Partys, Jedi Outcast und Jedi Academy boten später spannende Online-Duelle, die noch jahrelang nach dem Release gespielt wurden. Hunderte von Mods erweiterten das Spiel um neue Karten, Modi und Charaktere. „Es war großartig zu sehen, wie die Community das Spiel weiterentwickelt hat. Viele Features, die später Standard wurden, haben ihren Ursprung in Fan-Mods“, so ein Entwickler von Raven Software.
Ein großes Vermächtnis
Die Jedi-Knight-Reihe setzte insgesamt neue Maßstäbe für Star-Wars-Spiele. Während der Star-Wars-Renaissance der 90er Jahre zauberte Jedi Knight spielfilmreife Star-Wars-Sequenzen auf die PCs von Fans in aller Welt, die sehnsüchtig auf eine zweite Star-Wars-Filmtrilogie hinfieberten und verknüpfte diese mit einer mitreißenden Geschichte, die dem Krieg der Sterne Ehre machte.
Ab diesem Teil der Reihe war das legendäre Lichtschwert dann auch das zentrale Spielelement, ein Erfolgsrezept, das später von Titeln wie The Force Unleashed und der Jedi-Reihe um Kal Cestis übernommen wurde. Und obwohl die Reihe mit Jedi Academy endete, lebte ihr Einfluss weiter fort. Mods und Fanprojekte hielten die Spiele lebendig, Neuveröffentlichungen auf Konsolen gaben den Spielen ein nostalgisches Nachleben. Bis heute wünschen sich Fans wahlweise eine Fortsetzung oder ein respektvolles Remake, und wann immer Elemente aus Dark Forces es in den Kanon schaffen – man erinnere an Cassian Andors Blaster –, wird Fans deutlich, dass auch bei Lucasfilm viele Kreative arbeiten, die offenbar warme Erinnerungen an diese beispiellos erfolgreiche Reihe in sich tragen.
So bleibt die Jedi-Knight-Reihe ein Meilenstein und ein früher Beweis dafür, wie episch das Star-Wars-Universum in interaktiver Form erzählt werden kann.
0 Kommentare