Allison Gibbons hat Episode II gesehen, Dutzende und Aberdutzende von Stunden gefüllt mit Episode II. Als auszubildende Schnitttechnikerin hat sich die 22-jährige Gibbons jede Minute Filmmaterial zu Angriff der Klonkrieger angesehen und gewissenhaft deren Inhalt dokumentiert, damit ihre Vorgesetzten in der Befehlskette der Cutter – Ben Burtt nämlich – einen genaueren Eindruck davon bekommen, welches Material für den Schnitt zur Verfügung steht.

Die vollständig digitale Produktion brachte es dabei mit sich, neue Arten der Bearbeitung einzelner Einstellungen kennenzulernen. Vor Episode II arbeitete Gibbons als auszubildende Schnitttechnikerin an „Matrix”. „Das war die Filmseite des Geschäfts”, erinnert sie sich. „Ich habe die Rollen [also die real vorliegenden Filmstreifen] katalogisiert und den Film gereinigt, während hier alles im Computer ist. Ich habe auch Schnellvorführungen für sie gemacht – ich bin in den Projektorraum gegangen, habe den Film eingelegt und vorführbereit gemacht. Hier schalte ich eigentlich nur den Projektor an, lege das Band ein, spule vor und alles ist fertig.”
Die Herausforderung für Gibbons besteht darin, all die Informationen, die mit jeder Einstellung verbunden sind, zusammenzutragen. Jedes Take, das mit den hochauflösenden Kameras aufgenommen wurde, enthält jede Menge zusätzliche Daten, die an einem anderen Punkt während der Produktion benötigt wird, darunter der Drehtag, die benutzten Kameralinsen und -einstellungen, und alle Probleme, die bei einer Einstellung aufgetreten sein mögen. Gibbons gibt diese Informationen in eine Datenbank ein, die über die ganze Produktionsdauer hinweg benutzt wird.
Da der Schnitttechniker von Episode II, Ben Burtt, auch der Tondesigner ist, half Gibbons zusätzlich dabei, Toneffekte zu sammeln, sowie anderen Aufgaben ihrer Rolle nachzukommen. „Hier stampfe ich herum, mache Godzilla-Laute, und Ben führt Regie und nimmt es auf”, sagt Gibbons lachend. „Ich schneide nicht einfach nur. Ich mache viele andere Sachen. Ich gehe raus und suche für Ben nach speziellen Filmen, die als Referenzvorlage genutzt werden sollen. Ich schneide für ihn Plastikspinnen aus, damit wir einen schnellen visuellen Effekt haben. Er hat digital eine Menge Kleinkram schnell zusammengedreht, um die Effekteinstellungen zu ersetzen. Man sitzt nicht einfach nur an einem Computer. Man macht jeden Tag alle möglichen Sachen.”
Burrt erwähnt, dass Gibbons vermutlich die einzige in die Produktion verwickelte Person ist, die jede Sekunde Material gesehen hat. „Ich bin diejenige, die es sich ständig ansieht”, sagt sie. „Weil ich alles gesehen habe, weiß ich im Prinzip, wo alles auf diesen Bändern ist. Es ist gut, diese Informationen im Kopf zu haben, denn nicht einmal George Lucas hat all das gesehen.”
Zusätzlich zur Katalogisierung jeder Einstellung hat Gibbons besonders lustige Schnitzer auf einem Gag-Band beiseite gelegt. „Da gibt es ein paar wirklich lustige Sachen. Ein paar Sachen können wir nicht einbauen, weil da Flüche oder ähnliches drin sind. Oder als die Lady am Set pupste – wir lagen hier stundenlang lachend auf dem Boden. Oder als Ewan einen Satz nicht hinbekam, aber es versuchte und versuchte und es jedes Mal vermasselte. Es ist lustig anzusehen. Ich habe damit etwas, worüber ich lachen kann, wenn ich drei Stunden lang hier sitze und das Material durchsehe.”
Trotz der schieren Größe ihrer Aufgabe schätzt Gibbons sich glücklich an solch einer Schlüsselposition des Produktionsprozesses mitzuarbeiten. „Hier beginnt der Film wirklich zusammenzufinden”, sagt Gibbons. „Ich kann 10 Takes einer einzigen Szene ansehen, aus verschiedenen Blickwinkeln, und wenn Ben alles schneidet, beginnt man, den Zusammenhang zu erkennen. Das ist wahrscheinlich der beste Teil dieses Jobs.”
Gibbons ist sich der Tatsache bewusst, dass sie, obwohl sie einen großen Teil des Materials gesehen hat, nicht einmal annähernd eine Vorstellung des Endergebnisses hat, weil noch über 2000 digitale Effekte von Industrial Light & Magic hinzugefügt werden müssen. „Es ist wirklich spannend, wie visuell das Drehbuch die Szenen beschreibt. Ich kann kaum erwarten, in was sich diese Bluescreens verwandeln werden.”
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