Nachdem nun alle Folgen von Skeleton Crew über die Mattscheiben flimmern konnten, wirft die offizielle Seite einen Blick auf die Regisseure, die das Abenteuer umgesetzt haben.
Von großen Abenteuern zu träumen, ist für Jon Watts nichts Neues. „Als Kind bin ich in Colorado aufgewachsen, mitten im Nirgendwo, und wir sind einfach über diese Felder gelaufen, wo es nichts gab“, erzählt er uns. Er verbrachte seine Zeit damit, sich Heldentaten auszudenken, die über die Grenzen seines Heimatstaates hinausgingen – nicht unähnlich dem Abenteuer, das er zusammen mit dem Co-Schöpfer der Serie, Chris Ford, in Star Wars: Skeleton Crew erschaffen hat.
Jon Watts (Episode 1 und 8)

© Lucasfilm
Jon Watts stellte seine Serienidee erstmals während der Dreharbeiten zu Spider-Man: No Way Home vor. „Ich drehte damals mit Jon Favreau. Wir unterhielten uns und ich gab ihm eine sehr, sehr kurze Übersicht über das, was ich mir vorstellte“, erzählt Watts. „Und er fragte: Willst Du, dass ich Deine Idee produziere? Ist das cool für Dich? Ich und Dave Filoni würden es machen. Und ich sagte: Ja, Jon Favreau, das wäre großartig.”
Watts und Chris Ford stellten das Konzept und die Geschichte der Serie danach den Regisseuren vor, die sie ausgewählt hatten, für sie die von Piraten bevölkerte Geschichte aus der Ära der Neuen Republik zum Leben zu erwecken. „Wir wollten unbedingt die beiden Daniels [Daniel Kwan und Daniel Scheinert] haben, und wir wollten Lee Isaac Chung“, erinnert sich Watts.
„Als wir sie engagierten, war das vor dem Kinostart von Everything Everywhere All at Once„, erzählt Ford über die Entscheidung, die beiden Daniels zu engagieren. „Und wir wussten, dass sie großartig sein würden, allein schon wegen ihrer eigenen Ästhetik, die so originell und überraschend ist.“
Die Geschichte, die Watts und Ford im Star-Wars-Universum erzählen wollten, war einzigartig. Sie handelte von vier Kindern, die sich im Weltraum verirrt hatten. „Aufgrund des Konzepts der Geschichte wussten wir, dass sie auf einem sichereren Planeten beginnen mussten“, erzählt Ford. „Das war für uns eine Gelegenheit, etwas Neues zu schaffen.“
Und während sie mit der Welt von At Attin etwas völlig Neues schufen, ließen sich Watts, Ford und viele andere Regisseure bei der Gestaltung ihrer Episoden von bekannten Amblin-Entertainment-Filmen wie Die Goonies und E.T. – Der Außerirdische inspirieren. „Es gibt eine wirklich interessante tonale Balance. Was diesen Amblin-Filmen ihren besonderen Spirit verlieh, war etwas, das Kathleen Kennedy im Gespräch mit uns erwähnte“, sagt Watts. „Sie sagte damals, es seien Filme für Erwachsene, in denen Kinder die Hauptrolle spielen.”
„Man kombiniert also dieses kindliche Staunen mit einer wirklich gefährlichen Welt und einer Star-Wars-Serie, die sich neben all den anderen Dingen im Star-Wars-Umfeld behaupten kann.“
David Lowery (Episode 2 und 3)

© Lucasfilm
David Lowery hat eine lange Beziehung zur Star-Wars-Galaxis, denn er ist schon seit seiner Kindheit ein Fan. „Meine Beziehung zu Star Wars ist in dem Sinne langweilig und vorhersehbar, dass es der einzige Grund ist, warum ich tue, was ich tue“, meint Lowery.
Für Lowerys zwei Episoden von Skeleton Crew wurden Szenen an Bord der Onyx Cinder gedreht, dem Schiff, auf das Wim und seine Freunde in der ersten Episode stoßen. „Es war ein Vergnügen, dort zu drehen. Ich hatte immer das Gefühl, dass es sich wie zu Hause anfühlt, und gleichzeitig ist es definitiv ein Star-Wars-Schiff. Es ist ein Schiff, das viel gesehen und durchgemacht hat, und das sieht man seinem Design auch an“, so Lowery. „Aber es ist auch ein Schiff voller Überraschungen. Wenn wir es zum ersten Mal sehen, ist es groß und mit Rost und Wurzeln bedeckt, aber im Laufe der Serie entpuppt es sich als etwas mehr, als wir erwartet haben.”
Die Kulisse der Onyx Cinder half enorm dabei, die Dreharbeiten sowohl unterhaltsam als auch detailliert zu gestalten. „Ich glaube, einer meiner Lieblingsaspekte von Star Wars ist, dass es greifbar ist. Es fühlt sich wie eine Welt an, die ich verstehen kann“, meint Lowery.
„Es gab viele Situationen, in denen wir auf diesen Schiffen gefilmt haben und sie irgendwohin geflogen sind, Koordinaten eingegeben haben und es einfach so war, als würde man auf einen Knopf drücken, der sich richtig anfühlt. Nichts davon ist wirklich wichtig. Aber … dieses Gefühl der Greifbarkeit, dieses Gefühl, dass alles einen ganz bestimmten Zweck zu haben scheint, trägt so viel dazu bei, dass nicht nur das Publikum, sondern auch die Schauspieler und ich als Regisseur das, was wir erzählen, akzeptieren.
Die beiden Daniels (Episode 4)

© Lucasfilm
Daniel Kwan und Daniel Scheinert, zusammen bekannt als die beiden Daniels, waren begeistert, mit Skeleton Crew ihr erstes Star-Wars-Projekt in Angriff zu nehmen, nachdem sie von Jon Watts eingeladen worden waren, sich an dem Projekt zu beteiligen. „Einer der reizvollsten Aspekte war von Anfang an, dass sie uns sagten, unsere Episode sei eine eigenständige, in der die Kinder auf einem Planeten auftauchen, auf dem sie noch nie zuvor waren“, berichtet Scheinert. „Und am Ende verlassen sie diesen Planeten wieder. Es wäre also sozusagen unsere Hausaufgabe, dafür einen Ansatz zu finden.“
Und obwohl die beiden Daniels es gewohnt sind, an ihren eigenen Projekten außerhalb bestehender Franchises wie Star Wars zu arbeiten, machten sie sich sofort an die Arbeit mit Mitarbeitern und Darstellern, um ihre Episode auszugestalten. Was sie begeisterte war die Atmosphäre der Zusammenarbeit, ein einladendes Set und ein Darsteller-Ensemble, dessen Chemie überzeugte. „Als wir ankamen, war es, als wäre es ein Ferienlager, und wir wären erst in Woche 2 oder 3 dazugekommen“, fügt Scheinert hinzu. „Sie alle hatten zusammen schon Abenteuer erlebt, sie hatten Hintergrundgeschichten, Insiderwitze und geheime Formen des Händeschüttelns.“
„Und es gab viele Spitznamen“, meint Kwan. „Jedem in der Crew hatten die Kinder einen Spitznamen gegeben. Wir waren die Donuts.”
Die beiden Daniels stellten auch fest, dass sie durch die Arbeit in der Star-Wars-Galaxis mit einer außergewöhnlichen Expertencrew in Kontakt kamen. Einige Mitarbeiter der Serie hatten sogar schon an der klassischen Star-Wars-Trilogie mitgearbeitet. „Eines der großartigsten Dinge bei der Arbeit an dieser Serie ist die Zusammenarbeit mit diesem Team. Jeder hier ist so talentiert und hat so viel Erfahrung, dass ich das Gefühl hatte, jeden Tag etwas Neues zu lernen“, berichtet Kwan. „Als Regisseur ist das alles, was ich mir von jedem Job wünsche. Ich möchte Spaß haben, etwas schaffen, auf das ich stolz bin, und dabei etwas lernen“.
Jake Schreier (Episode 5)

© Lucasfilm
Die Arbeit an Skeleton Crew war für Jake Schreier, der sich im College ein Zimmer mit den Co-Autoren der Serie, Jon Watts und Chris Ford, geteilt hatte, wie ein Wiedersehen. „Ich bin wieder mit meinen College-Mitbewohnern zusammen und es ist seltsam! Wir haben einmal die Woche in Brooklyn auf der Straße sehr, sehr billige Filme gedreht und sie auf die frühe Version von YouTube hochgeladen“, sagt Schreier. „Jetzt wieder mit ihnen abzuhängen und in dieser Größenordnung zu arbeiten, ist gleichermaßen lustig wie verwirrend.“
In seiner Episode greift Schreier den roten Faden auf, der sich durch die gesamte Skeleton-Crew-Geschichte zieht: Der Blick auf die Star Wars-Galaxis durch die Augen der Kinder. „Meine Episode ist verrückt. Die Kinder versuchen nur, diese Koordinaten zu finden, und sie haben diesen klobigen alten Piratenroboter dabei, der ihnen dabei hilft,” so Schreier. „Und der weiß noch, wo sich die Koordinaten in diesem alten Piratenversteckt befinden. Doch bei ihrer Ankunft erleben die Kinder eine Überraschung.”
„Es ist einfach eine Welt, die eigentlich nicht für sie gemacht ist, auch wenn sie am Anfang nicht so beängstigend wirkt“, meint Schreier über den Planeten Lanupa, der in seiner Episode vorkommt. „Es ist immer noch eine Welt für Erwachsene, in der sie sich nicht wohl fühlen.“
Da es in seiner Episode viele bewegliche Teile gab, ging Schreier mit dem Wissen an die Arbeit, dass er die vielen verschiedenen Elemente sorgfältig ausbalancieren musste. „Wir haben es mit einer sehr großen Episode zu tun. Sie ist voller Action und enthält viele einzelne Teile“, meint er. „Ich versuche einfach, das alles unter Kontrolle zu halten, dabei die Emotionen der Kinder zu berücksichtigen und dafür zu sorgen, dass sie nicht von der Technik verschluckt werden. Mit all diesen Elementen muss man seine Arbeit sozusagen in Stücke zerlegen, und ich glaube, das war das Interessanteste daran.”
Bryce Dallas Howard (Episode 6)

© Lucasfilm
Filmsets waren schon immer ein fester Teil des Lebens von Bryce Dallas Howard, seit sie als Kind mit ihrem Vater Zeit am Set verbrachte. Das hatte schließlich dazu geführt, dass sie selbst Schauspielerin wurde. In den letzten Jahren ist sie jedoch mehr und mehr in die Rolle der Regisseurin hineingewachsen und hat Episoden von The Mandalorian und Das Buch von Boba Fett inszeniert. Star Wars ist ihr also alles andere als fremd.
Als sie die Regie für ihre Episode von Skeleton Crew übernahm, spürte sie einerseits, wie die Star-Wars-Serien, an denen sie bisher gearbeitet hatte, mit der neuen Serie zusammenpassten und andererseits, wie sehr sie als Regisseurin vom Schicksal ihrer Figuren berührt war. „Ich steckte sehr stark in den Charakteren drin“, erzählt sie uns. „Ich mache mir Sorgen um sie. Und daraus erwächst gewissermaßen das emotionale Spektrum der Figuren.“
Ihre Fähigkeit, sich in den Kopf der Figuren zu versetzen, zeigt sich Howards Herangehensweise an ihre Episode. „In der Folge geht es sehr um die Tiefen der Charaktere, und das fand ich großartig“, meint Howard. „Ein [Element, das für mich sehr spannend war] war die Idee einer Trennung in der Freundschaft zwischen den beiden Mädchen. Das ist ein sehr spezifisches Element, das ich auch schon erlebt habe. Die meisten Frauen haben sowas schon erlebt. Und ich habe es wirklich genossen, mit Ryan Kiera Armstrong (Fern) und Kyriana Kratter (KB) zusammenzuarbeiten, um diese Szene zum Leben zu erwecken, weil sie so vielschichtig ist. Das hat wirklich Spaß gemacht, das emotional auseinanderzunehmen.”
Ein Schlüsselmoment für Howard war außerdem der Moment, in dem Jude Laws Jod in der Episode eine Ansprache hält. „Jude Law hält in dieser Episode eine unglaubliche Rede, und es war ein Vergnügen, das zu filmen“, erzählt Howard. „Bei dieser Szene wollten wir einfach Spaß haben und spielen und vor allem alle Schauspieler einbeziehen. Es geht nicht nur darum, dass Jod eine Rede hält. Es geht um die Piraten im Raum und darum, dass er das Ruder herumreißen muss, um die Menge zu überzeugen, ihre Meinung zu ändern.”
Lee Isaac Chung (Episode 7)

Lee Isaac Chung, der bereits bei einer Episode von The Mandalorian und Filmen wie Minari und Twisters Regie geführt hatte, freute sich über seine Rückkehr zu Star Wars. „Ich fand, es klang nach einer phänomenalen Idee, es klang nach einer Menge Spaß, um ehrlich zu sein“, sagt Chung über die Projektidee. „Also sagte ich sofort zu. Ich fühlte mich einfach sehr geehrt, dass Jon [Watts] mich gefragt hatte, ob ich nicht eine Folge machen wollte.“
Da Chung beim vorletzten Kapitel von Skeleton Crew die Regie führte, arbeitete er besonders eng mit den anderen Regisseuren und Kreativen der Serie zusammen, um beim Dreh die Zusammenhänge der Handlung herauszuarbeiten. „Bei der gemeinsamen Arbeit an so einer Serie versuchen wir immer, dass alle Regisseure sich gegenseitig nicht im Weg stehen, sondern einander helfen, Erfolg zu haben“, sagt Chung. „Schließlich wollen wir etwas wirklich Gutes für die Serie schaffen.“ Die Regiearbeit selbst erinnerte an eine Läuferstaffel: Chung und seine Kollegen reichten einander den Staffelstab weiter.
Als Chung Regie führte, ließ er sich sowohl von Star Wars selbst als auch von Filmen wie Unheimliche Begegnung der dritten Art inspirieren. „In Episode 7 gibt es einen Moment, in dem Jods Raumschiff auf At Attin landet, und die Leute auf At Attin haben dieses Raumschiff seit vielen Jahren nicht mehr gesehen“, so Chung. „Also habe ich mir Unheimliche Begegnung mit der Maßgabe angesehen zu verstehen, wie [Steven] Spielberg die Ankunft des außerirdischen Raumschiffs filmen würde.“
Ein Drehtag ist Chung dabei besonders in Erinnerung geblieben, der letzte nämlich für Episode 7 vor der Weihnachtspause. Die Hauptdarsteller, darunter Ravi Cabot-Conyers (Wim) und Robert Timothy Smith (Neel), wollten Jude Law zu seinem Geburtstag überraschen. „Wir taten so, als wäre etwas schief gegangen, und wollten noch eine Aufnahme machen“, erzählt Chung. „Als die Aufnahme weiterging, drehte sich Ravi einfach um und wünschte Jude alles Gute zum Geburtstag. Dann drehten wir die Musik auf, und die Leute begannen zu tanzen.”
Dieser unvergessliche Moment erinnerte Chung an die Magie der Star-Wars-Geschichten und ihre Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. „Ich dachte, das ist es, was diese Serie für mich so besonders macht. Wir machen eine ernste Arbeit, aber gleichzeitig haben wir eine Menge Spaß.”
0 Kommentare