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Andor // News

Die Hunnen kommen, und nun?

Tony Gilroy über die Notwendigkeit zu handeln, plus Rückblick auf Staffel 1

Der Andor-Promozug rauscht weiter aufs Ziel zu. Nun hat auch Rotten Tomatoes ein Interview mit Tony Gilroy führen können:

Andor - Staffel 2
© Lucasfilm

Tony Gilroy war durchaus davon überrascht, mit wie viel Leidenschaft auf seine Serie reagiert wurde. „Man weiß ja nie, worauf die Leute anspringen“, meint er. „Dieser Satz, mit der die Folge vor dem Ausbruch zuende ging, wie viele Wachen gibt es, nie mehr als 12, war eine gute Schlusszeile für die Folge, nahm danach aber eine Eigendynamik an, die ich nicht erwartet hatte.”

Auch jenseits der Gefängnisepisoden gab es in der ersten Staffel an vielen Punkten Schlüsselaussagen, darüber, dass Regime nicht in Panik geraten, dass Luthen Rael (Stellan Skarsgård) sein Leben verbrennen werde, um einen Sonnenaufgang zu erschaffen, den er nie sehen wird oder – was gerade für ältere Star-Wars-Fans beeindruckend war – die Aufforderung an Cassian Andor (Diego Luna), es einfach nur zu versuchen.

Dieses Versuchen, zu dem das Manifest des jungen Karis Nemik (Alex Lawther) auffordert, soll innerhalb der Serie dazu motivieren, das Galaktische Imperium in Frage zu stellen, aber wer mit Yodas (Frank Oz) eher binärem Mantra des „Tue es, oder tue es nicht, es gibt kein Versuchen” aufgewachsen ist, hat es nun eine neue Dimension in die philosophischen Grundlagen von Star Wars getragen. Gilroy räumt jedoch ein, dass er die Denkweise der Jedi „nicht einmal auf dem Schirm hatte“, als er Nemiks Botschaft, die am Ende der dritten Folge aus dem Off zu hören ist, schrieb.

„Ich kann nicht einmal sagen, dass es eine unbewusste Entscheidung war, denn es war nichts, was ich wirklich widerlegen oder in irgendeiner Weise in Frage stellen wollte“, meint er. „Aber es ist faszinierend, dass es zur Sprache kommt. Es zeigt, wie reich das Material wirklich ist und wie viel es aushalten kann.”

Andor - Staffel 2
© Lucasfilm

Viel aushalten muss bald auch Cassian Andor, denn dessen Ende kennen wir als Zuschauer ja bereits.

„Derartige Einschränkungen wirken im Großen und Ganzen kreativ befreiend“, meint Gilroy. „Und das hier ist der perfekte Rahmen, weil nur eine unserer Figuren dorthin geht, wo wir ihn am Ende sehen. Daneben haben wir aber noch 15, 20 andere Leute, die uns wichtig sind, und 10 von ihnen sind uns wirklich sehr wichtig. Und dieser Chor ist in vielerlei Hinsicht der komplizierteste und nahrhafte Teil der ganzen Aufführung“.

Unter den Chorsängerin ist Senatorin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly), die Aristokratin von Chandrila, die bereits tief in die Finanzierung der aufkeimenden Rebellion verstrickt ist, während sie gleichzeitig versucht, den Bemühungen des Imperiums, ihr auf die Schliche zu kommen, zu entgehen. Laut Gilroy haben sowohl diese Figur als auch ihre Cousine Vel Sartha (Faye Marsay) „ein gesellschaftliches Gewissen entwickelt, das so stark ist, dass sie sich wirklich verpflichtet fühlen, das zu tun, was sie tun”, und das schon einige Zeit vor Beginn der Serie.

„Es wäre wirklich faszinierend, die Geschichte von Mon und Vel zu erzählen: die frühen Jahre“, meint er er.

Für Gilroy war selbstverständlich, dass unter den Eliten der galaktischen Kernwelt auch solche Personen wären, die sich aus Sorge um die Galaxis gegen das Imperium stellen. „Das war in der Geschichte immer wieder der Fall, ob man nun ins alte Rom zurückblickt – die römische Elite, die sich trotz allem, was um sie herum geschah, zum Christentum bekannte.” In der jüngeren Geschichte sieht Gilroy in den gut situierten Köpfen der RAF ein weiteres Beispiel für diesen Trend, doch Gilroy weist auch schnell darauf hin, dass viele seiner rebellischen Figuren den wahren Test ihrer Hingabe noch bestehen müssen.

„Wenn es hart auf hart kommt, stellt sich heraus, wie sehr man sich der Sache wirklich verpflichtet fühlt“, meint er. „Es ist einfach immer so, dass man wartet und dann passiert etwas und plötzlich fallen die Hunnen ein und die eigene Stadt wird belagert oder plötzlich ist der König tot oder was auch immer – die Leute sind plötzlich überfordert. Das Interessante an dieser Serie ist, dass man eine Gruppe von Menschen hat, die wahrscheinlich sehr glücklich wären, wenn sie ihr Leben leben könnten, ohne jemals mit diesen Fragen konfrontiert zu werden, aber sie haben eben keine Wahl“.

Andor - Staffel 2
© Lucasfilm

Dennoch stellt sich, selbst als die Rebellenallianz beginnt, zu jener Art von Streitmacht zu werden, die auf Scarif aktiv werden wird oder den Kampf gegen den Todesstern aufnimmt, diese Frage noch für viele Beteiligte.

„Es ist eine ziemlich vielfältige und komplizierte Gruppe von Leuten“, findet Gilroy. „Selbst in Rogue One sind sie ja noch nicht einer Meinung.”

Doch genau da geht es für diese Figuren hin, zurück zu Rogue One, das am Ende der noch verbleibenden Jahre von Andors Geschichte wartet.

„Es ist glückliche Fügung, dass der Weg dorthin unserer Handlung wirklich hilft. Es hilft der Idee, dass man jemanden treffen könnte – Sie und ich könnten uns treffen, und wir mögen Rebellen sein, aber wir sind uns in fast nichts anderem einig. Wir sind uns vielleicht einig, wen wir hassen, aber wir sind uns in fast nichts anderem einig. Wie können wir zusammenarbeiten? Diese Frage werden sich Cassian, Luthen, Mon, Vel, Saw Gerrera (Forest Whitaker) und andere in der kommenden Staffel stellen müssen.”

Auch Syril Karns Überzeugungen werden laut Gilroy auf die Probe gestellt werden. „Ich weiß nicht, ob Syril wirklich an seine Sache glaubt“, meint er über den Ex-Polizisten, der sich nun dem Imperium verpflichtet hat. „Ein Teil unserer Serie dreht sich ja um die Verpflichtungen, die Menschen eingehen, die Positionen, die sie einnehmen und die Handlungen, die sie ausführen. Wie fühlen sie sich dabei, wie sehr belastet es sie und wie hoch ist der Preis dafür?“ Ist es also möglich, dass diese Figur, die sich ihrer Sache so sicher zu sein schien, immer noch abwägt, ob sie nicht einen zu hohen Preis dafür zahlt? Es ist diese Frage, die den Kern von dem trifft, was Gilroy am Imperium fasziniert: Die Menschen, die es am Leben erhalten und das Regime tragen.

Andor - Staffel 2
© Lucasfilm

„Ich interessiere mich sehr für menschliches Verhalten”, erklärt er. „Einen guten Parkplatz zu finden, kann für manche Menschen wichtiger sein, als die Verfassung des Imperiums zitieren zu können. Was also sind die Hauptmotive dieser Menschen? Vielleicht ist es: Wie bekomme ich das Eckbüro? Wie bekomme ich mehr Gehalt? Wie bekomme ich eine weißere Uniform? Wie bekomme ich einen Dienstausweis? Wie werde ich befördert? Ich bin fasziniert davon, was das in einer Organisation anrichten kann, die sich so kompromisslos in eine Richtung entwickelt.”

Eine Frage, mit der sich Cassian auseinandersetzen muss und die viele nie lösen, ist die nach seiner Vergangenheit. Wie in der ersten Staffel gezeigt wurde, wurde Kassa von Maarva Andor (Fiona Shaw) von Kenari mitgenommen und auf Ferrix aufgezogen, wobei er seine Schwester und sein ganzes Leben zurückließ. Obwohl es möglich ist, dass in den verbleibenden 12 Episoden weitere Details über seine Vergangenheit ans Licht kommen, meint Gilroy: „Wir alle tragen Dinge mit uns herum, die ungelöste Rätsel darstellen, und diese können uns auf interessante Weise motivieren. Deshalb ist es für mich viel interessanter, herauszufinden, wie ihn seine Kindheit motiviert, als den Kreis um ein Rätsel zu schließen.”

Auf eines können sich die Fans von Rogue One jedoch definitiv freuen: Auf den Moment, in dem K-S2O (Alan Tudyk), der umprogrammierte imperiale Sicherheitsdroide, wieder auftaucht. Gilroy hofft, dass dieser Moment unerwartet sein wird, auch wenn die Fans wissen, dass er unmittelbar bevorsteht. „Ich bin mir der Messlatte bewusst, die ich für dieses Wiedersehen gesetzt habe“, erklärt er.

„Aber es gibt Gründe, wieso wir damit so lange gewartet haben”, so Gilroy weiter. „Nur, wenn man die Leute schon warten lässt, sollte es sich am Ende auch auszahlen.”

Die zweite Staffel von Andor ist für Gilroy Höhe- und Schlusspunkt unter zehn Jahre Arbeit, der sich mit Andor und seinem Beitrag zu Rogue One einen eigenen Platz in der Star-Wars-Galaxis erobert hat. Die Serie steht für „fünfeinhalb Jahre Eintauchen in die Materie“, so Gilroy. Und obwohl er dort viel gefunden habe, was ihm gefällt, findet er, dass es vielleicht an der Zeit sei, „etwas anderes auszuprobieren“, in eine andere erzählerische Realität einzutauchen. Vielleicht eine, die nicht ganz so weit weg ist. Gleichzeitig ist er sehr stolz auf die Serie und erklärt: „Ich bin sicher, dass dies die wichtigste Arbeit sein wird, die ich jemals machen werde. Deshalb bin ich sehr stolz darauf und wir freuen uns sehr darauf, sie mit der Welt zu teilen.”

Daneben fand, wie zuvor ja angekündigt, gestern Abend der Rückblick auf Staffel 1 auf YouTube statt. Den einstündigen Mitschnitt findet ihr hier:

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Sawru In

Bei Sawru In ist der Name Programm: Saw Ruin. So erlebte er den Beginn der Sequel-Trilogie als traumatisches Ereignis, blieb SWU aber dennoch als Newsautor und Mädchen für alles erhalten.

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20 Kommentare

  1. Snakeshit

    "Gleichzeitig ist er sehr stolz auf die Serie und erklärt: „Ich bin sicher, dass dies die wichtigste Arbeit sein wird, die ich jemals machen werde."

    Stolz und Bescheidenheit im selben Satz, an sich könnte aber noch etwas mehr reinspekulieren, wie diese Aussage zu werten ist, vor allem wenn man das Thema der Serie bedenkt und dem, was gerade so in den USA passiert, dann könnte Gilroy seiner Show hier noch ein Stück mehr Bedeutung verleihen wollen. Denn eine Show die sich direkt mit den Mechanismen vom Kampf gegen Unterdrückung und den falschen Versprechen von Law & Order auseinander setzt, damit ist "Andor" ja derzeit auch allein auf weiter Flur.

  2. B U22

    Erstmal danke für die Übersetzung / Bereitstellung des Interviewinhaltes, war sehr interessant für mich zu lesen.

    @Snakeshit:
    "Denn eine Show die sich direkt mit den Mechanismen vom Kampf gegen Unterdrückung und den falschen Versprechen von Law & Order auseinander setzt, damit ist "Andor" ja derzeit auch allein auf weiter Flur. "

    Ja, es wird vermutlich noch ‚interessant‘ wie weit Disney den Kotau für den kulturellen Backlash der MAGA Aktivisten vollführt, in vorauseilendem Gehorsam.

    Vielleicht kommt ja dann die von manchen ersehnte Star Wars-Erzählung über ein großartiges Imperium in reinen, weißen und einheitlichen Uniformen, die endlich Ordnung schaffen und alle die anders sind, ‚zur Ruhe bringen‘. Oder so ähnlich.

    Jedenfalls bin ich, vorerst nur durch die in keinem Gegenwert stehende Preiserhöhung, bei Disney Plus nach Andor sowieso auf dem Absprung und werde sehr sicher kündigen.

  3. Patrios

    @Snakeshit/B U22 Stellt euch mal vor Star Wars ist in China verfügbar und würde gleichzeitig in den USA aufm Index landen 🙁

    „Vielleicht kommt ja dann die von manchen ersehnte Star Wars-Erzählung über ein großartiges Imperium in reinen, weißen und einheitlichen Uniformen, die endlich Ordnung schaffen und alle die anders sind, ‚zur Ruhe bringen‘.“ Ich glaub so viel müsste man gar nicht ändern. Im Grunde ist das genau die Darstellung vom Imperium, die wir schon haben (nur durch die freiheitsliebende Brille wirkt dieses Imperium halt nicht so anziehend). Für manche sind gewisse Taten halt ein Verbrechen, andere sehen darin gar eine Wohltat. Das Problem für solche Leute dürfte nur sein, dass eben am Ende der Erzählung immer dieser Rebellenabschaum gewinnt.

    Wobei man auch bei nicht wenigen immer etwas ja Schizophrenes beobachten kann. Tatsächlich sehen sich ja heute viele eher als eine Art Rebellen, die meinen sie würden von irgendwelchen obskuren Mächten unterdrückt und müssen gegen irgendein System ankämpfen, damit am Ende endlich Freiheit herrschen kann. Ironischerweise wählen die allerdings dann Führer, die einen eher in totale Unterdrückung führen und sind dann auf einmal überrascht davon (als hätte es das noch niemals nie gegeben :rolleyes: ). Anakin dürfe wohl in ähnlicher Weise so einem Rattenfänger auf dem Leim gegangen sein. Allerdings klar manche sehen wiederum auch „wahre Freiheit“ darin endlich alle anderen unterdrücken zu dürfen.

    Wenn ich mir Rogue One oder noch mehr Andor anschaue, ist gerade interessant, dass man da eben nicht ein starres gut/böse Schema nimmt, sondern sowohl Imperium, als auch Rebellen teils differenzierter betrachtet.

    „….wie weit Disney den Kotau für den kulturellen Backlash der MAGA Aktivisten vollführt, in vorauseilendem Gehorsam.“ Ob Disney wohl bald noch eine Wahl bleibt? Es scheint als bewegt sich grad vieles in die Richtung, dass zukünftig in den USA wohl eher nicht gefragt wird, sondern sehr eng vorgeschrieben wird, was gezeigt werden soll. Aber gut darüber hinaus ist Disney glaub ich eine bestimmte Haltung im Grunde relativ egal, das Einzige was zählt sind Dollars.

  4. Tauron

    @Patrios

    "Wobei man auch bei nicht wenigen immer etwas ja Schizophrenes beobachten kann. Tatsächlich sehen sich ja heute viele eher als eine Art Rebellen, die meinen sie würden von irgendwelchen obskuren Mächten unterdrückt……"

    Überrascht dich das? Schau dir doch mal unsere demokratischen Systeme an und was aus ihnen geworden ist. Bestes Beispiel sind wir doch aktuell. Man geht wählen und es bringt nichts. Herr Merz hat das vorgemacht. Man wählt eine Partei, nur damit die dann aus Machtgier, mit den abgewählten zusammen arbeitet und sich von denen die Richtung aufzeigen lässt. Kein Wunder, dass diese radikalen Kräfte immer stärker werden. Immer mehr Leute haben dieses ganze korrupte und verlogene System satt, in denen die Politiker nur machen was sie wollen. Da hält man sich schnell für einen Rebellen oder gar Helden, wenn man aus Protest die falschen wählt. Die letzten 10 – 20 Jahre haben dies begünstigt und gefördert und jetzt ist das Geschreie groß, weil man erntet was man gesät hat. Ein Politiker der sich um 180° binnen 24h dreht und alles was er versprochen hat über Bord geworfen hat, uns 1 Billionen an Schulden aufdrücken will und das nur um Kanzler zu werden. Eine EU-Ratskommissions-Präsidentin, die damals gewonnen hat, obwohl nicht mal auf dem Wahlzettel stand usw. Die Liste wäre lang und würde den Rahmen sprengen.

    Da halten sich jetzt manche für einen Andor oder Skywalker, die ein böses Imperium bekämpfen, weil es nicht mehr nach wohlwollender Regierung aussieht.

  5. Lord Galagus

    @Tauron:
    "Immer mehr Leute haben dieses ganze korrupte und verlogene System satt, in denen die Politiker nur machen was sie wollen. Da hält man sich schnell für einen Rebellen oder gar Helden, wenn man aus Protest die falschen wählt."

    Oder für einen Separatisten 😉

    Wenn uns George Lucas und SW eines gelehrt haben, dann doch sicher, dass es eben NICHT richtig ist, ein korruptes System durch ein faschistisches zu ersetzen. Ganz gleich wie toll die Worte "Sicherheit" und "Frieden" in Krisenzeiten auch klingen mögen. Man muss IMMER zwischen die Zeilen schauen und darf nicht blind irgendwelchen Palpatines hinterherlaufen. Jede Stimme zählt und es gibt IMMER mehr als eine Alternative.

    Die Folgen von einfachen Lösungen und falschen Versprechungen in der galaktischen wie der irdischen Geschichte sind doch bestens bekannt.

  6. Tauron

    @Galagus

    Ich persönlich sehe da keinen Silberstreif am Horizont oder irgend eine Chance, dass es mal besser wird. Uns bleibt alle vier Jahre gefühlt die Wahl, zwischen Pest und Cholera. Das hat die letzte Wahl eindeutig bewiesen. Man wählt etwas anderes und bekommt wieder das selbe. Noch mehr zeigen, dass unsere Demokratie tot ist, kann man im Grunde gar nicht mehr. Da fällt mir der Satz von Sigourney Weaver in Avatar wieder ein: „Die pissen auf uns und haben nicht mal den Anstand, es uns als Regen zu verkaufen“.

    Falls sich jemand fragt, woher meine extrem schlechte Laune kommt, dann von der letzten Wahl und was jetzt mit unseren Stimmen gemacht wurde. Für mich ist dieses System gestorben und ich empfehle jeden in diesen Zeiten auf sich und seine Familie zu achten und zu versuchen, dass was da kommt zu überstehen. Den allzu weit von einem Imperium sind wir nicht mehr entfernt, wenn Wahlen so unglaublich nutzlos geworden sind.

    Da kann man gut verstehen wie sich Mon Mothma im Senat gefühlt haben muss.

  7. B U22

    @Tauron

    Also das ist mir jetzt viel zu defätistisch, was du zu Wahlen schreibst.
    Klar hat Demokratie viele Schwächen und man kann diese leicht benennen. Das liegt ja schon im System bedingt, durch Meinungsfreiheit, unterschiedliche Medien, Rechtsstaatlichkeit etc.
    Und ja, auch ich habe bei der Wahl nicht zu 100% das ‚bekommen‘, was ich wollte. Das wird bei einer demokratischen Wahl für viele so sein. Aber dennoch gibt es im (übertragen Sinne) im Senat Leute die meine Stimme vertreten und anderen auf die Finger schauen.
    Und das ist immer noch viel, viel besser als keinen Senat mehr zu haben, nur damit ohne Abweichungen ‚durchregiert‘ werden kann.

    Also was soll denn die Alternative zur oft kleinteiligen, komplizierten und unperfekten Demokratie sein? Meiner Meinung gibt es da nichts, außer die Demokratie am Leben zu halten, Widersprüche auszuhalten und versuchen, es besser zu machen.

    Wie in der letzten Radio Tatooine Folge erkannt wurde: Diktaturen sind Mist, und sei es nur deswegen, weil sie extrem ineffizient sind: Es wird versucht dem Anführer oder der Partei zu gefallen, und nie wird sich dadurch die beste Lösung gefunden, sondern nur das was vermeintlich von oben gewünscht ist. (und nebenbei werden noch alle gequält, die da nicht mitmachen wollen oder irgendwie ‚anders‘ sind)

  8. Lord Galagus

    @Tauron:
    Ich kann mich eigentlich nur wiederholen und will hier auch nicht zu sehr ins Off-Topic abdriften, deswegen lass es mich weiterhin mit einer SW-Analogie versuchen. ANDOR ist ja sehr politisch, daher gelingt es mir ja vielleicht 😉

    Ich bin aktuell im letzten Akt von Alexander Freeds wirklich tollem Roman THE MASK OF FEAR, der in Sachen politischen Entwicklungen kaum zeitgemäßer sein könnte und definitiv ein wichtiges Bindeglied von REVENGE OF THE SITH zu ANDOR bildet. Das macht es mir teilweise auch etwas schwer, wirklich eine Distanz aufzubauen, denn Eskapismus ist hier kaum möglich. Einige Entwicklungen erinnern doch sehr stark an das, was gerade in der Welt los ist. Wenn du wirklich wissen willst, wie sich Mon Mothma direkt nach Palpatines Machtergreifung im Senat gefühlt hat, dann ließ den Roman (oder warte auf meine Rezension, die wahrscheinlich in der kommenden Wochen kommt 😉 ).

    Was Freed in seinem Roman beschreibt, erinnert sehr an die Zeit nach 1933 in Deutschland und in abgeschwächter Version, was gerade in den USA passiert. Im Deutschland von 2025 ist das aber nicht so. Ja, Wählertäuschung und nicht eingehaltene Wahlversprechen ist das eine, aber wenn wir ehrlich sind, kommt das nicht überraschend. Wenn man sich VOR der vergangenen Wahl ein bisschen mehr mit den Parteien beschäftigt und nicht bloß Wahlkampfauftritte und Interviews angeschaut hat, hätte man diese Entwicklung zumindest ahnen können.

    Es gab vor der Wahl genügend Stimmen aus Politik oder Medien, die etliche Wahlversprechungen analysiert und klar als Lügen oder wenigstens als Luftschlösser entlarvt haben. Es gab gab von vielen unabhängigen Quellen detaillierte Aufstellungen davon, wie sich die Wahlprogramme auf den einzelnen Wähler auswirken, wer wo wie profitiert und wer nicht. Es wurde ganz klar aufgelistet, was wie bzw. überhaupt zu finanzieren wäre. Hinzu gibt es bei uns (anders als im galaktischen Senat) neben einer freien Presse auch unabhängige Faktenchecks, die sich wirklich lohnen. Selbst die meisten Talkshows bieten mittlerweile unmittelbar nach ihrer Show Faktenchecks an, wo man sehen kann, welcher Gast wie viel Müll geredet hat. Selbst der Blick ins eine oder andere Wahlprogramm sollte bei einem Grundverständnis für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft schon das eine oder andere Auge öffnen.

    Was ich sagen will: Wer sich nach dieser Wahl verarscht vorkommt, hat sich verarschen lassen. Man sollte sich wirklich mal überlegen, ob man sich vielleicht zu wenig informiert hat. Es war eine Verarsche mit Ansage. Und ich bleibe dabei: Es hätte verschiedene Optionen gegeben, um das zu verhindern.

    Genauso wie sich eine Mon Mothma und ein Bail Organa in THE MASK OF FEAR auch den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass sie eine große Mitverantwortung für Palpatines Machtergreifung tragen 🙂

  9. Tauron

    @B U22

    Zum Thema wie ich es mir vorstellen würde. Tatsächlich könnte man den Senat aus SW ganz gut als Vorbild nehmen. Nur das keine Sternensysteme vertreten sind sondern jedes Bundesland einen bis evtl. 3 Senatoren, welche direkt von der Bevölkerung gewählt werden, in eben jenen Senat entsendet. Diese Senatoren, vertreten dann ihr jeweiliges Bundesland und die Interessen der Bevölkerung. Müsste bedeuten, dass kein Abgeordneter mehr nebenbei bei einem Konzern mit im Vorstand sitzt, was Interessenskonflikte ausschließt. Auch müssten die Parteien wegfallen, damit auch dort keiner mehr an parteipolitische Interessen gebunden ist, sondern direkt seinen Wählern verpflichtet ist und in deren Interesse entscheidet. Der oberste Kanzler wird dann von diesem Senat bestimmt.

    Der Vorteil wäre, dass es wirklich demokratisch zugehen würde, da die Vertreter der Länder auch direkt von den Bürgern gewählt werden. Dazu müssten die Bürger über Volksentscheide nach Schweizer Vorbild, direkten Einfluss auf den Senat haben. Dazu würde der Senat nicht mehr hunderte Abgeordnete haben, was sich auch kostenseitig auswirkt.

    Also quasi eine direkte Demokratie und nicht so eine korrupte Demokratur, wie wir sie jetzt haben. In der die Stimme des Wählers wertlos geworden. Wir dürfen zwar wählen gehen, aber dann ist auch schon Schluss. Man sieht ja am Fall Merz, dass eine Wahlprogramm das Papier nicht mehr wert ist, auf dem es gedruckt wurde. Hinzu bestimmen die Wahlverlieren, in unserem Fall SPD und die Grünen, was Herr Merz darf und was. Und das nimmt er gerne in Kauf, nur um Kanzler zu werden. Alle die CDU gewählt haben, haben jetzt wieder Rot-Grün bekommen. Die Wahl war völlig sinnlos und die so gefürchteten radikalen Kräfte, werden noch mehr Aufwind bekommen. Also mit einer Demokratie, hat das in meinen Augen nichts mehr zu tun. Wir sind jetzt im Übergang von Republik zu Imperium. 500 Milliarden Euro nur für Aufrüstung. Klingt nach Aushebung einer Armee um Krieg zu führen. Laut Merz sollen wir ja "Kriegstüchtig" gemacht werden.

    Mal davon abgesehen dass uns die 1 Billionen neue Schulden auch wirtschaftlich das Genick brechen werden. Da dadurch der Euro abgewertet wird und Zinsen steigen.

    Für uns als Bürger, werden die nächsten Jahre kein Spaß. Und das nur, weil wir in dieser Demokratie, einfach nichts mehr zu sagen haben. Unsere Stimme ist wertlos geworden.

    Dazu passt auch ein Dialog von Palpatine und Bail Organa, in dem der Imperator erklärt, dass er sich zwar noch die Meinung der Senatoren anhören wird, seine Entscheidung aber schon feststeht. Genau auf diesem Niveau bewegen wir uns jetzt.

  10. B U22

    @Tauron:

    Auch wenn ich befürchte, dass das jetzt zu Off-topic wird:

    Kompromisse und Anpassungen an die Realität gehören mMn ebenso zu einer Regierung in einer Demokratie.

    Wie Lord Galagus angemerkt hat, ist es doch allgemein bekannt, dass Wahlversprechen oder Forderungen aus der Opposition sich stark ändern können, wenn eine Partei plötzlich in der Regierung ist.

    Und es gibt ja auch jetzt schon direkte Vertreter aus den jeweiligen Gebieten.
    Die sortieren sich halt auch entsprechend bestimmter Richtungen und Parteien. Das wäre mit einem Senator System vermutlich nicht anders, siehe USA, was Georgie wahrscheinlich als Vorlage für den galaktischen Senat genommen hat.

    Wie gefährlich es ist, wenn sich zu viel Macht ohne Gegenkontrolle auf z.b. auf einen Kanzler konzentriert, kann man ja sowohl in GFFA als auch auf unserem Planeten sehen.

    Und Gegenkontrolle bedeutet nun mal hin und her, Kompromisse und Abweichen von der ‚idealen‘ Linie um andere Stimmen auch zu berücksichtigen.

    Sorry wegen der Thema-Entfernung, aber wie schon erwähnt ist Star Wars und Andor ja eben auch politisch.

  11. Lord Galagus

    @B U22:
    "Wie Lord Galagus angemerkt hat, ist es doch allgemein bekannt, dass Wahlversprechen oder Forderungen aus der Opposition sich stark ändern können, wenn eine Partei plötzlich in der Regierung ist."

    Kleine Korrektur. So allgemein hab ich es nicht gefasst. Mein Punkt war, dass bei der aktuellen Wahl viele der Wahlversprechen (insbesondere der Union) gar nicht gegenfinanziert waren und das kam nicht erst nach der Wahl raus, sondern wurde schon sehr ausführlich VOR der Wahl thematisiert.

    Da wir uns ja glücklicherweise in einer Demokratie befinden, gab es viele Stimmen aus der Politik, Wirtschaft, freien Presse und von unabhängigen Instituten und Faktencheck-Plattformen, die alle Wahlprogramme unter die Lupe genommen und ihre Erkenntnisse öffentlich und frei zugänglich mit uns allen geteilt haben. Da hätte man sich VOR der Wahl sehr wohl informieren können und wäre dann auch nicht verarscht worden. Dass es nun so kommt, wie es kommt, war bekannt. Eben weil wir in einer Demokratie mit Presse- und Meinungsfreiheit leben.

    In Diktaturen wie dem galaktischen Imperium gibt es diese unterschiedlichen Institutionen und Stimmen nicht mehr. Die werden alle zum Schweigen gebracht oder gleichgeschaltet. Wer eine andere Meinung als die des Regimes hat, wer die Sichtweise des Regimes auch nur anzweifelt, wird eingeschüchtert, eingesperrt oder umgebracht. All das passiert übrigens unmittelbar nach Palpatines Machtübernahme mit Leuten wie Mon Mothma, Bail Organa oder anderen Unterzeichnern der Petition der 2.000, die es während der Klonkriege gewagt haben, Palpatine (friedlich und demokratisch) zur Rückgabe seiner Notstandsvollmachten aufzufordern. Ein Großteil von THE MASK OF FEAR beschäftigt sich genau damit.

    "Und es gibt ja auch jetzt schon direkte Vertreter aus den jeweiligen Gebieten.
    Die sortieren sich halt auch entsprechend bestimmter Richtungen und Parteien. Das wäre mit einem Senator System vermutlich nicht anders, siehe USA, was Georgie wahrscheinlich als Vorlage für den galaktischen Senat genommen hat."

    Ich glaube eher, dass sich Lucas vor allem am römischen Senat orientiert hat, der ja sozusagen die Vorlage für den US-Senat ist oder? In allen drei Fällen (Rom, USA, Galaktische Republik) hat der Senat ja seine Vorzüge, aber eben auch seine Schwächen.

  12. Snakeshit

    Demokratie ist Kompromiss. Kompromisse sind immer, in der Natur der Sache, unbefriedigend. Weil im Zweifelsfall niemand direkt das bekommt, was er möchte. Dieser Kompromiss, die Bereitschaft dafür, geht verloren. Wir schauen nach Amerika, wo kompromisslos regiert wird, weil das System dort er zulässt, bzw. auch schon längst unterwandert ist. Und ich befürchte auch, dass so mancher hiesiger Politiker der vermeintlich demokratischen Mitte da gerade auch neidisch rüber schielt.

    Ich glaube es gibt Anlass zur Klage für den einen oder anderen Wähler derzeit in Deutschland, zweifellos, trotzdem scheint der gute Tauron vergessen zu haben, dass eine Regierungsbildung in Deutschland immer auf dem fundamentalsten Prinzip des Kompromisses beruht. Und er vergisst dabei auch, dass nicht nur seine Stimme etwas zählt, sondern trotzdem noch die Stimmen anderer Menschen, die für andere Parteien gestimmt haben und die jetzt in den Koalitionsverhandlung exakt diese Stimmen vertreten. Und das ist der Kompromiss, der wichtig ist.

    Zudem wird die Regierungsrealität mit Wahlkampf verwechselt. Sicherlich schon ein schwierigeres Thema, bei dem vielleicht nicht jeder die Erfahrung und das Rüstzeug mitbringt, um Wahlkampf auch als Wahlkampf einzustufen. Eben weil jeder weiß, dass der Kompromiss am Ende notwendig ist, werden die eigenen Positionen im Wahlkampf geschärft. Wofür steht die Partei, was sind ihre Ziele und wie wollen sie, sie erreichen. Jeder weiß, dass er es wahrscheinlich nicht alleine schaffen kann. Wir haben kein Zwei-Parteien System, trotzdem wird im Wahlkampf für den Wählerfang immer genau so getan. Das ist nicht zwingend ein Betrug am Wähler, auch der Wähler sollte wissen, wie eine Regierungsbildung in der Politik abläuft. Niemand wird zu 100% sein Parteiprogramm durchbringen, nicht wenn man eine Koalition bilden muss. Es war kein schöner Wahlkampf (der ist im übrigen nie schön, es ist nur manchmal ein bisschen weniger hässlich), aber man konnte sich schnell ausrechnen, welche Koalition es machen wird und es ist auch die Aufgabe des Wählers zu wissen, was das bedeutet.

    „Kleine Korrektur. So allgemein hab ich es nicht gefasst. Mein Punkt war, dass bei der aktuellen Wahl viele der Wahlversprechen (insbesondere der Union) gar nicht gegenfinanziert waren und das kam nicht erst nach der Wahl raus, sondern wurde schon sehr ausführlich VOR der Wahl thematisiert.“

    Man musste kein Politikwissenschaftler sein, um zu wissen, dass Versprechen hier nicht eingehalten werden können.

  13. Snakeshit

    „Wer sich nach dieser Wahl verarscht vorkommt, hat sich verarschen lassen. Man sollte sich wirklich mal überlegen, ob man sich vielleicht zu wenig informiert hat.“

    100%. !.

    Jepp.

    Und entsprechender Politiker wurde auf die Haltbarkeit seiner Aussagen auch genug unter die Lupe genommen. Da hätte man drauf kommen können.

  14. Patrios

    Ob das jetzt an der Serie liegt, zumindest das mit „politische Themen“ ansprechen scheint bei uns hier schon gewirkt zu haben.

    „Überrascht dich das?“ Es ist nichts Neues, daher bin ich nicht überrascht, aber an Verständnis dafür fehlt es mir schon. Wenn ich mir Freiheit wünsche, sogar eigentlich ziemlich in Freiheit lebe, aber meine es ist keine und dann jemand wähle der mich so offensichtlich in totale Unterdrückung führt, dann halte ich das für absolut schizophren. Naja aber es soll ja Leute gegeben haben, die mit voller Überzeugung Stalin bejubelt haben, selbst als sie selber schon im Gulag gesessen haben.

    Und heute, erst recht in der westlichen Hemisphäre, da stehen einem doch alle Informationen offen. Wir wollen endlich einen anständigen, aufrechten Mann, der wieder Werte vertritt und auch mit dieser ganzen Korruption aufräumt. Und dann wähle ich einen windigen Immobilienmogul aus ner Realityshow, bekannt für ne riesen Menge an Betrugsfällen, Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, zig Fällen von Vergewaltigungen, sexuellen Missbrauch, ich fass ihnen an die ……

    Zum zweiten Mal übrigens. Und dann steht der jetzt da und möchte mir vor dem weißen Haus Autos verkaufen, mit dem Typen, der die produziert, der den Wahlkampf finanziert hat und jetzt nebenbei die Behörden kontrolliert die zuständig sind z.B. für die Sicherheitsbestimmungen in Autos, für die Arbeitsschutzbedingungen in Autofabriken…..oh und der Ehre und Anstand, aber ebenso der Freiheit und sogar der Realitätsbezogenheit wegen, werden jetzt so Wörter werden wie: Fairness, Rassismus, Barrierefrei, Chancengleichheit, Indigene Amerikaner, Schwarze, Einwanderer, Frauen, saubere Energie, Golf von Mexico…… aus dem öffentlichen Raum verbannt.

  15. Patrios

    In Deutschland da haben wir zumindest nicht das Zweiparteiendilemma, aber dafür halt ein Anderes. Nun das Wahlergebnis lässt für die CDU die Optionen zu: gar nicht regieren, mit den Wahlverlierern regieren oder mit Extremisten regieren. Zumindest diese Lage liegt doch eher in des Wählers Verantwortung. Dieser ausufernde Schuldenmove (der kam dann doch irgendwie überraschend) den kann man Merz durchaus ankreiden. Sicher Investitionen in Infrastruktur und Militär sind durchaus nötig, man könnte den deutschen Sonderweg der Schuldenbremse ebenso infrage stellen, eine lahmende Wirtschaft mit schuldenfinanzierten Infrastrukturprojekten und Rüstungsinvestitionen ankurbeln ist sogar nen Klassiker. Das größte Problem ist eigentlich dieser gigantische Glaubwürdigkeitsverlust. Merz hat doch genau das Gegenteil versprochen, dermaßen gegen SPD und vorallem Grüne gewettert, als die vor einigen Monaten um Zustimmung der CDU für (kleinere) ähnliche Pakte geworben haben. Und jetzt macht er genau das, nur noch deutlich umfangreicher! Muss dafür nun andersherum um Zustimmung betteln (welche sich SPD/Grüne natürlich versilbern lassen), muss im Bundestag/rat (zwar rechtlich möglich, aber moralisch sehr fragwürdig) kurz vor Toreschluss ein bis dato nicht bekanntes Theater aufführen, verprellt seine eigene Partei, alle anderen Parteien, sowie seine Wähler und ist noch nicht mal Kanzler. Das hat tatsächlich bisher noch keiner so hingekriegt. Das man da wütend ist, keine Frage. Da wieder rauszukommen – sehr schwierig, da müssten tatsächlich die Milliardeninvestitionen deutlich fruchten, aber dazu bräuchte es meiner Meinung nach vor allem auch umfangreiche Strukturreformen und die Ansätze dafür sehe ich da bisher nicht wirklich. Bis jetzt seh ich als konkrete Projekte bisher nur einzelne Lobbygeschenke und ansonsten nur vages Standardgerede.

    Zum Thema Protestwählen noch – gerade in Deutschland finde ich das immer ein absolut geiles Argument. Ich lehne diese extremistische Partei zu 100% ab, aber hey was willst du denn machen, man kann ja gar keine andere wählen. Und dann sitzt man in der Wahlkabine und der Wahlzettel ist wegen all der Parteien teilweise so lang, dass man schon Origami beherrschen muss, um den in die Wahlurne zubekommen. Und jetzt kommt noch: „Ja aber die haben doch eh alle keine Chance, die wählt ja keiner“…..

    @Lord Galagus Sehr gutes Argument, viele Experten haben bei der Finanzierung des CDU-Wahlprogramms mit dem Kopf geschüttelt. Nun gibt es bei Wahlversprechen und Umsetzbarkeit objektiverweise bei allen Parteien immer ein wenig Diskrepanz. Aber je größer das Luftschloss, desto peinlicher wird dann wohl die Erklärung hinterher.

  16. Tauron

    An alle die mir das Prinzip Kompromiss versuchen zu erklären, wo bitte war das 1 Billionen Schuldenpaket, ein Kompromiss? Das stand nie zur Debatte, sondern war, wie es sich jetzt abzeichnet, von langer Hand geplant. In keinem der Wahlprogramme stand etwas von neue Schulden oder "What ever it takes". Merz hat seine gesamte Wählerschaft angelogen. Das hat nichts mit einem Kompromiss zu tun. Dieses Schuldenpaket, kam völlig aus der Kalten. Hinzu kommt, dass eine abgewählte Partei wie die SPD und nun auch die Grünen, Merz vorschreiben können, wie er zu regieren hat. Auch das ist kein Kompromiss, sondern Erpressung. Das nimmt er lächelnd in kauf, da es ihm nur um die Kanzlerschaft ging. Mehr nicht.

    Zum Thema Finanzierung. Der Bund verbrennt jährlich Milliarden an Euro und könnte, wenn man dies wöllte einsparen und für sinnvolle Dinge nutzen. Oder wieso zahlen wir immer noch Entwicklungshilfe an China oder Indien? Das sind Atommächte, die zum Mond fliegen. Wir bekommen nicht mal einen funktionierenden Flughafen hin. Und auch hier wäre die Liste lang. Wir haben Rekordsteuereinnahmen von 2 Billionen Euro. Die Politiker können einfach nicht mit unserem Geld umgehen. Denn der Staat an sich hat kein Geld. Das was er hat, bekommt er von uns in Form von Steuern. Nun wird uns eine weitere Schuldenlast auferlegt. Zu der wir, wie immer nicht befragt wurden. Und das schimpft sich dann Demokratie, wo das Volk nichts zu melden hat bei wichtigen Entscheidungen, welche uns und nach kommende Generationen betreffen.

    Diese Wahl hat mir zumindest deutlich gezeigt, wie wertlos meine Stimme ist und die von Millionen Bürgern ist, wenn der gewählte sich um 180° grade dreht und uns eine Schuldenlast aufdrückt, welche noch Generationen schaden werden. Wie kann man das noch Demokratie nennen, wo eine von der Mehrheit gewählte Minderheit macht was sie wollen. In einer Demokratie regiert sich das Volk durch Wahlen selbst. machen wir aber nicht mehr.

  17. Patrios

    Ich würde sagen vor allem überwiegt das Theater, was Herr Merz veranstaltet hat und das werden ihm einige sicher nicht vergessen. Ob so ein großes Schuldenpaket allerdings grundsätzlich der Untergang für Deutschland und Europa ist (wie es z.B. die AFD jetzt propagandiert), darüber könnte man streiten. Klar es ist für Deutschland eine große finanzpolitische Wende, risikobehaftet kann sein und natürlich kommt es erstmal darauf an in welchem Rahmen diese Milliarden eingesetzt werden. Zukunftsvoraussagen sind immer schwierig, aber was Schulden angeht steht Deutschland zumindest im Vergleich relativ gut da. Gemessen am BIP sind wir da im Moment bei um die 62%. Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass Deutschland aktuell an die 80 Milliarden zusätzliche Schulden im Jahr aufnehmen könnte, ohne dass die Schuldenquote wirklich steigen würde. Selbst eine moderat höhere Quote (die nun halt wahrscheinlich ist) ist noch kein Untergangsszenario. Allerdings hängt halt vieles von der wirtschaftlichen Entwicklung (regional und letztlich global) ab und natürlich ist ein ganz großer Punkt in welcher Form nun diese Investitionen zum Einsatz kommen und ja da seh ich aktuell auch noch ziemlich schwarz.

    Zu der Entwicklungshilfe Thematik möchte ich sagen: Man kann durchaus behaupten das auch Gelder in fragwürdige Projekte geflossen sind, dass man sich ebenso einiges sparen könnte usw., aber man könnte gleichermaßen anführen, das Deutschland auch in vielen Bereichen und teils in großem Maße von Investitionen profitiert hat.

    Der Staat verteilt unser Geld in der Welt und wir bekommen gar nichts, das lässt sich immer so schön sagen, aber man muss auch mal Relationen sehen. Seit 1979 hat Deutschland 10 Milliarden an Entwickelungshilfe an China gezahlt, große Teile davon waren Kredite (welche man teils sogar verzinst hat (wenn auch sehr niedrig)). Seit 2010 zahlt Deutschland keine Entwicklungshilfe mehr an China. Im bilateralen Rahmen gibt weiterhin Kredite der KfW Bank für besonders förderungswürdige Investitionen, meist sogar für deutsche Unternehmen in China, allerdings werden diese klassisch aus dem Kapitalmarkt und nicht aus dem Bundeshaushalt finanziert. Dann kommen noch Kredite und Zuschüsse aus OECD-Projekten (bei der China aber mittlerweile gleichzeitig großer Einzahler ist), welche man mitunter als Entwicklungshilfe sehen kann. Insgesamt flossen 2023 so 86,18 Millionen an China.

    Dann schaut man sich den absolut größten Posten an, für den Deutschland Geld ausgibt und das sind die Renten, auch wenn es einige nicht glauben. Im Jahr 2023 waren das insgesamt 379,8 Milliarden. Im Bundehaushalt 2023 mit seinen insgesamt 488 Milliarden machen die Ausgaben für Rente immerhin 132,8 Milliarden aus. Und so ist die Rente wie immer dort der mit Abstand größte Posten.

  18. Lord Galagus

    Ok. Wenn sich hier außer mir niemand die Mühe macht, die Argumente zumindest halbwegs mit SW zu verknüpfen, hab ich auch keine Lust mehr.

    @Tauron:
    "An alle die mir das Prinzip Kompromiss versuchen zu erklären, wo bitte war das 1 Billionen Schuldenpaket, ein Kompromiss? Das stand nie zur Debatte, sondern war, wie es sich jetzt abzeichnet, von langer Hand geplant. In keinem der Wahlprogramme stand etwas von neue Schulden oder "What ever it takes". Merz hat seine gesamte Wählerschaft angelogen."

    Hast du meine Kommentare bewusst ignoriert? Natürlich hat Merz seine Wählerschaft angelogen. Aber vor allem in einer einzigen Sache. Er hat behauptet, dass das tolle Wahlprogramm und all seine Wahlversprechen ohne zusätzliche Schulden zu regeln ist, indem man hier und da (vor allem am Sozialstaat) Kürzungen durchführt. Wie oft haben wir die Worte "Wir haben kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem" gehört?

    Vor der Wahl haben viele Experten, Poltiker, Presse, Institute, Leute aus der Wirtschaft… (ich wiederhole mich, aber du hörst ja nicht zu) gesagt, dass das Wahlprogramm der Union hinten und vorne nicht durchfinanziert ist. Robert Habeck und andere haben im Bundestag flammende Reden gehalten, es gab detaillierte Aufstellungen darüber, was die ganzen Wahlversprechen der Union und alle zwingend notwendigen Investitionen in die Verteidigung oder Infrastruktur kosten würden. Es war bekannt, dass all das NUR mit neuen Schulden möglich sind.

    Nochmal und zum letzten Mal: Wer das nicht mitbekommen hat, hat sich verarschen lassen. Selbst wenn man Grünen, SPD oder Linken, meinetwegen auch der Presse aus irgendwelchen Gründen nicht glauben will, gab so, so viele weitere unabhängige Quellen (weil wir zum Glück in einer freien und demokratischen Gesellschaft leben!), die das alles VOR der Wahl ausgerechnet haben. Leider haben das zu wenige getan und nun beschweren sich wieder alle diejenigen, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.

    Demokratie heißt eben auch, dass man als Wähler die Worte seiner Politiker nicht nur hinterfragen kann, sondern sogar sollte. Blindes Vertrauen in die Obrigkeit gibt’s eigentlich nur in Diktaturen. Wir müssen ihnen nicht alles glauben und haben auch viele, viele Möglichkeiten, die Wahrheit selbst heraus zu finden.

    So. Ich bin hier jetzt raus. Hoffentlich hat es im x-ten Anlauf endlich geklappt

  19. Tauron

    @Galagus

    Natürlich habe ich deine Kommentare gelesen. Mache ich doch immer. 🙂

    Wir beide haben anscheinend eine unterschiedliche Definition von dem Begriff Demokratie.

    Natürlich muss man, leider, um eine Mehrheit zu erhalten einen Partner finden und mit diesen auf einen Nenner kommen. Das bedeutet aber nicht, dass man binnen 24h nach der Wahl, sein komplettes Programm in die Tonne wirft und über die Köpfe der Bürger dieses Landes, so etwas entscheidet und beschließt, nur weil man Kanzler werden will. Dazu haben sich die Grünen kaufen lassen, welche vorher auch noch gegen das Vorhaben waren.

    Das was hier passiert ist und uns alle nachhaltig schaden wird, hat in meinen Augen nichts mit Demokratie zu tun. Wir durften wählen gehen und die Union macht jetzt mit der SPD was sie wollen und nicht was für uns das beste ist. So etwas erwartet man in einer Diktatur, wo einem Politiker das Wohl und der Wille der Bürger völlig egal ist. Und genau das haben wir jetzt erlebt, aber keinen stört es anscheinend so richtig.

    Bei uns ist die Demokratie nicht mit donnerndem Applaus untergangen, sondern mit absoluter Gleichgültigkeit der Bürger.

  20. Sawru In

    Politische Debatten sind in einer Demokratie zweifellos wichtig, und es gibt viele gute Orte, um politische Themen zu diskutieren, aber SWU ist dafür keine sehr sinnvolle Wahl. Damit wir hier beim eigentlichen Thema bleiben, schließen wir diesen Thread. Danke für euer Verständnis!

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