Ende der 1980er Jahre schien Star Wars ins Abseits geraten zu sein. Nach der Veröffentlichung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter im Jahr 1983 war das Interesse an neuen Geschichten aus der weit, weit entfernten Galaxis erlahmt. Es gab weder neue Filme noch größere Projekte. Die Spielzeugverkäufe gingen dramatisch zurück, und das Franchise schien zunehmend eine verblassende Erinnerung zu werden. George Lucas wandte sich anderen Projekten zu, vor allem seinen Kindern, aber auch Willow, Indiana Jones und – ab Anfang der 1990er Jahre – der Entwicklung seiner Prequel-Trilogie, die jedoch erst ab Mitte der 90er umgesetzt werden sollte.
Vor diesem Hintergrund beschloss Lucasfilm, Star Wars auf eine neue Art und Weise wiederzubeleben: Durch die Macht der Literatur. Romane sollten das Universum erweitern und gleichzeitig die Verbindung zu den Fans aufrechterhalten. Dieser Plan führte zur sogenannten Thrawn-Trilogie, die einen Wendepunkt für das Franchise und das Erweiterte Star-Wars-Universum darstellte.
Timothy Zahn: Der Auserwählte für das Projekt
Timothy Zahn, ein zu dieser Zeit bereits etablierter Science-Fiction-Autor, wurde für das ehrgeizige Projekt ausgewählt. Lucasfilm und der Verlag Bantam Spectra waren auf der Suche nach einem talentierten Schriftsteller, der sich der Herausforderung stellen würde, das Star Wars-Universum literarisch fortzuführen. Zahn hatte sich mit Werken wie The Blackcollar (1983) und Cobra (ab 1985) einen Namen gemacht und beeindruckte Lucasfilm mit seinem Talent für komplexe Charaktere und spannende Handlungsstränge. Nach einem ersten Treffen erhielt Zahn den Auftrag, eine Trilogie zu schreiben, die sich den Ereignissen nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter widmen sollte.
Die Ziele der Thrawn-Trilogie
Diese Trilogie hatte mehrere Ziele: Erstens sollte sie das Star-Wars-Universum wiederbeleben und den Fans eine Fortsetzung der klassischen Trilogie bieten. Zweitens wollte man die Figuren Luke Skywalker, Leia Organa, Han Solo und andere auf neue Abenteuer schicken, ohne ihre Charaktere im Kern zu verändern. Drittens sollte das Universum um neue Charaktere und Schauplätze erweitert werden, um die Grundlage für weitere Geschichten zu schaffen.
Der Inhalt der Trilogie

Die Thrawn-Trilogie besteht aus den drei Büchern: Erben des Imperiums (1991), Die dunkle Seite der Macht (1992) und Das letzte Kommando (1993). Die Handlung setzt etwa fünf Jahre nach den Ereignissen in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ ein.
Erben des Imperiums
Das Galaktische Imperium ist nach dem Tod von Imperator Palpatine ins Hintertreffen geraten, doch auf die Neue Republik, zu der die Allianz der Rebellen inzwischen geworden ist, kommt eine neue Bedrohung zu: Großadmiral Thrawn, ein brillanter Taktiker, der das Kommando über die Reste der imperialen Flotte übernimmt. Mit seiner Intelligenz und seinem strategischen Geschick bringt er die junge Neue Republik an ihre Grenzen.
Parallel dazu führt Zahn zwei weitere zentrale Figuren ein: Mara Jade, eine ehemalige Agentin des Imperators, die vom Hass auf Luke Skywalker getrieben wird, und Talon Karrde, einen unabhängigen Schmuggler mit undurchsichtigen Motiven.
Die dunkle Seite der Macht
Thrawn setzt seinen Feldzug gegen die Neue Republik mit Hilfe von Joruus C’baoth fort, einem wahnsinnigen Klon eines Jedi-Meisters aus der Zeit der Klonkriege. Doch C’baoth verfolgt seine eigenen Pläne, darunter die Kontrolle über Luke, Leia und ihre ungeborenen Zwillinge. Die Allianz zwischen Thrawn und C’baoth wird immer brüchiger, während die Helden der Rebellion versuchen, die Bedrohung durch den Großadmiral abzuwehren.
Das letzte Kommando
Im letzten Band erreicht Thrawns Plan seinen Höhepunkt. Während er die Flotte der Neuen Republik in einer entscheidenden Schlacht in die Falle lockt, arbeiten Luke, Han und Leia daran, Thrawns wichtigste Ressourcen zu sabotieren. Der Konflikt endet in einem dramatischen Finale, das über Thrawns Schicksal und die Zukunft der Galaxis entscheidet. Mara Jade spielt dabei eine entscheidende Rolle und durchläuft eine tiefgreifende Wandlung, die ihre Verbindung zu Luke Skywalker vertieft.
Themen und Hauptfiguren

Die Thrawn-Trilogie greift zentrale Themen des Star-Wars-Universums auf, darunter den Kampf zwischen Gut und Böse, Loyalität, Verrat und die Verantwortung, die mit Macht einhergeht. Zahn erweitert diese Themen durch komplexe Charakterentwicklungen:
- Großadmiral Thrawn: Ein Antagonist, der sich durch seine Intelligenz und sein Kunstverständnis von den klassischen Bösewichten des Star-Wars-Universums abhebt. Thrawn wird als vielschichtiger Charakter dargestellt, dessen Motivation und Methoden faszinieren.
- Mara Jade: Eine der beliebtesten Figuren des Erweiterten Star-Wars-Universums. Ihre innere Zerrissenheit und ihre Entwicklung von einer imperialen Attentäterin zu einer Verbündeten der Helden sind zentrale Elemente der Geschichte.
- Luke Skywalker, Leia Organa und Han Solo: Zahn gelingt es, den Kern dieser Figuren zu erhalten und sie gleichzeitig vor neue Herausforderungen zu stellen, die ihre Entwicklung vorantreiben.
Der Konflikt mit dem Dunklen Imperium
Ein bemerkenswerter Aspekt der Thrawn-Trilogie ist der Konflikt mit den Ereignissen des Comics Dark Empire von Tom Veitch. Dieses fast zeitgleich entstandene Comicprojekt erzählt eine alternative Fortsetzung der Star-Wars-Saga, in der Imperator Palpatine als Klon zurückkehrt. Obwohl Zahn und Veitch ihre Projekte weitgehend unabhängig voneinander entwickelten, kam es zu Spannungen, da beide Werke unterschiedliche Visionen von der Zukunft der Galaxis präsentierten. Schließlich wurden beide Geschichten Teil des Erweiterten Universums, auch wenn bis heute leidenschaftlich darüber diskutiert wird, welche der beiden Fortsetzungen filmischer und Star-Wars-typischer ist.
Der nachhaltige Einfluss der Thrawn-Trilogie
Die Thrawn-Trilogie wird oft als der Beginn des Erweiterten Universums angesehen, das eine Flut von Büchern, Comics, Spielen und anderen Medien hervorbrachte. Viele der von Zahn eingeführten Elemente – darunter die Chiss-Spezies von Großadmiral Thrawn, der Planet Myrkr und seine Ysalamiri, Garm Bel Iblis und natürlich Mara Jade – wurden zu wesentlichen Bestandteilen des Legends-Kanons.
Großadmiral Thrawn selbst erlebte nach seinem Ableben am Ende seiner Trilogie mehrere Comebacks: Timothy Zahn selbst widmete ihm die Hand-von-Thrawn-Reihe – in den USA als Zwei-, in der deutschen Fassung als Dreiteiler –, in der sein Vermächtnis im Mittelpunkt der Handlung steht. Darüber hinaus schrieb er noch zu Legends-Zeiten, also vor der Übernahme Lucasfilms durch Disney, mehrere Ablegerromane über die Anfangszeiten von Thrawns Karriere.
In den Kanon kehrte Thrawn schließlich über die Animationsserie Star Wars Rebels zurück, bevor er in der Realserie Ahsoka dann erstmals auch von einem Schauspieler verkörpert in Erscheinung trat.
So ist die Thrawn-Trilogie von Timothy Zahn trotz ihres Verschwindens aus dem aktuellen Kanon bis heute mehr als nur eine Buchreihe. Sie markiert den Beginn einer neuen Ära für Star Wars, die das Franchise für eine neue Generation von Fans wiederbelebt hat. Mit ihren faszinierenden Charakteren, spannenden Handlungsbögen und einem tiefen Respekt vor dem Originalmaterial setzte sie Maßstäbe für das Erweiterte Universum, das sie zu begründen half, und ist bis heute ein Meilenstein für Star-Wars-Leser und nach wie vor der ideale Einstieg in die Legends-Kontinuität.
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