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Digitales Drehen und digitaler Kinostart

Episode II ist der erste Star-Wars-Film, der nicht nur digital aufgenommen wurde, sondern auch projiziert werden wird.
George Lucas und John Knoll sehen sich bei ILM die digitalen Aufnahmen der Arena an.© Lucasfilm

Digitale Aufnahmen

Erstmals konnten sich Kinobesucher ein Bild von den Möglichkeiten des revolutionären HD-Systems machen, das in Episode II zum Einsatz kam, als im vergangenen November zwei Teaser-Trailer für Angriff der Klonkrieger der Öffentlichkeit vorgeführt wurden. Die Ankündigung, dass Episode II ohne eine einzige Filmrolle gedreht werden würde, hatte zuvor viele Fragen aufgeworfen; mit der Veröffentlichung der Trailer sind viele davon beantwortet worden. Die digitale Herangehensweise sorgt dabei nicht nur für Prozessoptimierungen hinter der Kamera, sondern liefert auch Ergebnisse für das Endpublikum.

Der Otto-Normal-Kinobesucher macht sich traditonell keine Gedanken über die technischen Details der Bildaufnahme, Farbabstimmung und Bildausgabe, wenn er sich in einen Film vertieft. Für Fred Meyers, den HD-Supervisor von ILM, aber sind sie von größter Bedeutung. Seine Arbeit dient letztendlich der Geschichte, da die üblichen Ablenkungen des Filmmediums – Kratzer, Knackser, Rollenwechsel, nicht übereinstimmende Farben – zunehmend der Vergangenheit angehören.

„Bei diesem Film ist es absolut erstaunlich“, sagt Meyers. „Man hat all diese Werkzeuge, um alles eine Einheit werden zu lassen, und damit wird es sehr einfach, sich am Ende fallen zu lassen und in die Geschichte auf der Leinwand einzutauchen. Viele Dinge, mit denen wir uns bisher abfinden mussten, können mit diesen neuen Tools beseitigt werden. Früher konnte eine Szene, die nicht ganz korrekt auf ihren Kontext abgestimmt war, den Gedankenfluss der Zuschauer unterbrechen und sie aus der Geschichte reißen.“

Meyers‘ Beteiligung an Episode II begann auf der Seite der Bildakquise – er suchte nach einer zuverlässigen Methode, Bilder in einem digitalen Medium zu erfassen. Seine Rolle hat sich nun auf die Postproduktion ausgeweitet. „Ich wurde mit der Entwicklung der digitalen HD-Kamerasysteme für alle Hauptdreharbeiten beauftragt“, erklärt Meyers. „Jetzt erstreckt sich mein Aufgabenbereich auch auf ILM, wo die Miniatur-, Bewegungssteuerungs-, Blue- und Greenscreen-Elemente aufgenommen werden. Wir haben die gesamte Technologie und die Kamerasysteme genommen, sie im letzten Sommer etwas verbessert und das hier bei ILM als Aufnahmetechnik umgesetzt.“

Bei ILM wird nun für die Aufnahmen von Miniaturen für Effektelemente eine neuere Version der HD-Kamera verwendet. „Sie ist etwas kleiner und besser für die Montage auf dem Motion-Control-System für Spezialeffekte geeignet. Sie verfügt auch über neuere Technologien, wie z. B. eine Glasfaser-Schnittstelle mit dem von uns verwendeten Aufnahmesystem“, so Meyers. „Ich würde nicht sagen, dass es sich um die nächste Generation handelt, aber definitiv um eine Weiterentwicklung. Diese Kameras verfügen über zusätzliche Funktionen für die Verwendung hier im Studio.“

Für den traditionellen Film haben die Effektkünstler eine Formel zur Anpassung der Kamerageschwindigkeit entwickelt, um im fertigen Film die richtigen Maßstäbe zu vermitteln. Große Objekte oder Umgebungen neigen dazu, sich langsamer und schwerfälliger zu bewegen. Um dies zu simulieren, wurden Aufnahmen in der Vergangenheit mit einer höheren Geschwindigkeit vorgenommen und dann später für die Endfassung wieder auf die normalen 24 Einzelbilder pro Sekunde verlangsamt.

Die HD-Kamera filmt jetzt mit einer konstanten Rate von 24 Bildern pro Sekunde. Um Geschwindigkeitseffekte zu simulieren, griff ILM auf Softwarelösungen zurück. „Wir haben eine ganze Reihe von Tricks aus dem Bereich der Computergrafik angewendet, mit denen sowohl Zeitraffer- als auch Zeitlupenaufnahmen simuliert werden können“, erklärt Meyers. „Wir haben diese auf die HD-Kameras so angewendet, dass wir einzelne Frames aufnehmen und sie so manipulieren, kombinieren oder Frames überspringen können, dass längere Belichtungszeiten simuliert werden, die traditionell mit Filmkameras und deren Bewegungssteuerung durchgeführt worden wären. Wir haben dies so gemacht, dass wir die gewünschte Bewegungsunschärfe und das Äquivalent zu längeren Belichtungszeiten erhalten.“

Ein Beispiel für diesen Effekt ist im Trailer Forbidden Love zu sehen: Eine in Echtzeit aufgenommene Aufnahme von Padmé und Anakin wurde für den Effekt verlangsamt. „Die HD-Kameras sind so leistungsfähig, dass die Simulation sehr realistisch ist“, sagt Meyers. „Man würde den Unterschied in der Bewegung nicht bemerken, weil genau das simuliert wird, was bei längeren Belichtungszeiten einer Filmkamera passieren würde.“

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Der Forbidden-Love-Teaser zu Angriff der Klonkrieger

Digitale Veröffentlichung

Die Bildqualität von Episode II ist jetzt weitaus formbarer, als dies mit herkömmlichem Film je möglich gewesen wäre. Während der Film die Postproduktionspipeline durchläuft, betritt ILM Neuland, indem es zu einem digitalen Labor wird, das sich um Probleme kümmert, die früher in photochemischen Labors gelöst wurden.

„Der Laboraspekt ist nichts, was ILM als Kerngeschäft betrachten würde, aber da dieses Projekt viele Barrieren durchbrochen hat, sowohl bei der Aufnahme von Material als auch jetzt bei dessen Ausgabe, wussten wir nicht, an welchen Partner wir uns hätten wenden können“, so Meyers. “Um die Arbeit zu erledigen, haben wir sie deshalb faktisch einfach selbst in die Hand genommen. Der Gedanke war, dass wir, wenn wir diese Pipeline entwickeln und ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen können und die Leute die Ergebnisse in Form von Episode II sehen, wir damit hoffentlich den Weg für einen vollständig digitalen Prozess zur Bilderstellung ebnen könnten.“

Die Tests zur Übertragung eines HD-Bildes auf Filmmaterial für die Kinoverwertung laufen bereits seit Jahren, aber die Kinoveröffentlichung des Teaser-Trailers markierte einen entscheidenden Meilenstein für die Produktion. Es war das erste Mal, dass die digitalen Bilder von Episode II in voller Auflösung auf Film gebannt wurden.

„Als wir mit der Arbeit am Trailer begannen, bauten wir das gesamte System zur Filmveröffentlichung auf, das den traditionellen Prozess der Farbabstimmung und die Schritte des Interpositiv- und Internegativdrucks, den sonst ein Filmlabor erledigt hätte, ersetzte. Wir nahmen ein Negativ auf Film auf, das dem entspricht, wovon Regisseure und Produzenten normalerweise nur eine oder vielleicht zwei Fassungen haben – eine sogenannte Nullkopie. Davon haben wir mehrere Kopien angefertigt, sodass alle Fassungen, mit denen wir gearbeitet haben, der ersten Abzugsgeneration entsprachen.“

Die Arbeit mit einem so reinen Quellennegativ gewährleistet eine Bildqualität, die mit herkömmlichen Mitteln nicht erreicht werden kann. „Der Vorteil dieser digitalen Arbeitsweise besteht darin, dass wir ein Master erstellen können, das den von uns erstellten Film enthält, und dann Tausende und Abertausende exakter Kopien davon anfertigen können“, erklärt Produzent Rick McCallum. „Wir wollen dem Publikum so die Möglichkeit geben, den Film so zu sehen und zu hören, wie wir ihn gemacht haben.“

„Dies ist ein digitales Echtzeitlabor, das Komponenten für die Farbabstimmung und -manipulation sowie weitaus mehr Möglichkeiten bietet, als sie in einem normalen Labor zur Verfügung stehen würden“, sagt Meyers. “Beim Teaser-Trailer hatten wir zum ersten Mal ein Echtzeit-RGB-Komponentensystem mit voller Auflösung bis hin zum Filmrecorder. Die Filmrecorder arbeiten nicht in Echtzeit, aber der Prozess der Erstellung der Masterdateien, die auf dem Filmrecorder aufgezeichnet werden, verläuft in Echtzeit. Es ist auch interaktiv, sodass alle erforderlichen Änderungen direkt vorgenommen werden können. Die Möglichkeit, das Endmaterial mit den Änderungen in Echtzeit zu sehen, ist ebenfalls brandneu.“

Meyers war an bahnbrechenden Entwicklungen sowohl im Bereich der Vor- als auch der Postproduktion beteiligt und hat miterlebt, wie alte Methoden neuen Platz machten. „Sowohl das Front- als auch das Back-End dieses gesamten Prozesses waren für mich unglaublich spannend und herausfordernd“, sagt Meyers. „Ich finde es einfach unglaublich, dass ich die Möglichkeit habe, die digitale Filmaufnahme nun auch in einer echten Filmproduktion umzusetzen. Es ist toll, jetzt diese Flexibilität zu haben. Wenn George Lucas oder einer der Effekt-Verantwortlichen etwas will, kann man jetzt sagen: Kein Problem, das können wir alles machen. Es ist toll zu wissen, dass diese Technologie jetzt vorhanden ist, dass dies möglich ist, und dass wir damit arbeiten.”


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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