Anzeige

Literatur // Interview

Drew Karpyshyn im Interview über Darth Bane

Mit StarWars.com sprach Autor Drew Karpyshyn über seinen Darth-Bane-Roman Path of Destruction und seine Erfahrungen als Autor von Knights of the Old Republic.
Darth Bane: Path of Destruction© Del Rey

Unterwegs auf dem Pfad der Vernichtung

Die Lords der Sith haben sich von schattengleichen Bedrohungen vom Range bloßer Nebenfiguren zu vollwertigen Hauptfiguren in ihren eigenen dunklen Dramen gesteigert. Das neuste Kapitel der Sith-Chroniken steuert Drew Karpyshyn bei, ein Fantasy- und Science-Fiction-Autor und preisgekrönter Entwickler der Spielefabrik BioWare. Karpyshyns erster Beitrag zum Erweiterten Krieg-der-Sterne-Universum war das mitreißende Videospiel Knights of the Old Republic, das die fesselnde Geschichte Darth Revans aus einem faszinierenden und überraschenden Blickwinkel erzählte. Jetzt hat Karpyshyn seinen ersten Krieg-der-Sterne-Roman verfasst, Star Wars: Darth Bane – Path of Destruction, der heute in gebundener Ausgabe bei Del Rey Books erscheint.

Der Roman

Einst war der Sith-Orden reich an Anhängern, doch ihre Rivalitäten entzweiten sie in endlosen Kämpfen um die Vorherrschaft. Bis endlich ein Dunkler Lord kam und die Sith in ihrem Streben vereinte, die Galaxis zu versklaven und die Jedi auszurotten. Und doch sollte es einem Anderen, weit Mächtigeren als der gesamten Bruderschaft der Dunkelheit zufallen, das volle Potential der Sith auszuschöpfen und die furchteinflößende Macht der Dunklen Seite wie niemals zuvor zu gebrauchen.

Seit seiner Kindheit kennt Dessel nur den Missbrauch durch seinen hasserfüllten Vater und die gefährliche, alle Hoffnung erstickende Arbeit eines Cortosis-Minenarbeiters. Tief unten in den Tunneln der trostlosen Welt Apatros schürft Dessel ohne Unterlass und Ende nach dem seltenen Material, das in der ganzen Galaxis wertgeschätzt wird und träumt von dem Tag seiner Flucht – einem Tag, von dem er fürchtet, dass er niemals kommen könnte. Doch als ein hochdotiertes Kartenspiel in tödlichen Ernst umschlägt, ist die Jagd auf Dessel eröffnet.

Auf der Flucht vor den rachsüchtigen Ordnungshütern der Republik taucht Dessel als gemeiner Soldat in der Sith-Armee unter und steuert in den blutigen Krieg gegen die Republik und ihre größten Streiter, die Jedi. Dank seiner Brutalität, seines Listenreichtums und seines außergewöhnlichen Talents für die Macht wird Dessel bald zu einem berühmten Krieger. Doch in den Augen seiner aufmerksamen Meister ist er für eine größere Rolle im galaktischen Machtgefüge der Sith ausersehen – wenn es ihm denn gelingt, sich wahrhaft würdig zu erweisen…

Ein Gespräch mit dem Autor – Dunkle Einflüsse

Inwieweit hat Ihre Arbeit an Videospielen Ihr Schreiben beeinflusst?

Am direktesten hat Star Wars: Knights of the Old Republic meine Arbeit beeinflusst. Bei den Recherchen für das Spiel habe ich großen Gefallen am erweiterten Krieg-der-Sterne-Universum gefunden. Die Tiefe und der Umfang all dessen, was jenseits der Kinofilme existiert, fand ich äußerst faszinierend. In diese Welt hineingezogen worden zu sein – das war wohl der erste große Schritt auf dem Weg zu Path of Destruction.

Allgemeiner gesagt denke ich, dass die Arbeit an Videospielen mir dabei geholfen hat, großen Wert auf Ursachen und persönliche Motive zu legen. Wenn man ein Spiel entwickelt, konzentriert man sich darauf, seine Geschichte in einer solchen Weise zu erzählen, dass sie den Spieler dazu bringt, Entscheidungen zu treffen und ihm dann die Möglichkeit gibt, entsprechend seiner Entscheidungen zu handeln. Ich bilde mir ein, dass ich bei meinen anderen Projekten das gleiche Prinzip nutze und auf meine Figuren anwende, um ihnen so starke Beweggründe und einen dynamischeren Charakter zu verleihen. Eine Geschichte dreht sich häufig um Figuren, starke Figuren mit Vergangenheit und Antrieb helfen dabei, eine bessere Gesamtgeschichte zu erzählen.

Welche Unterschiede gibt es zwischen der Entwicklungsarbeit an einem Spiel und der Entwicklung von Romanen? Welches Medium ziehen Sie vor?

Es gibt zunächst eine Menge Gemeinsamkeiten, aber ich finde, es gibt auch einige wichtige Unterschiede zwischen den beiden Medien. Der erste ist das Endprodukt: Spiele, zumindest BioWare-Spiele, neigen dazu, sehr viel umfassender zu sein, als jeder Roman. Nehmen wir zum Beispiel Knights of the Old Republic: Wir hatten neun Hauptfiguren, die der Gruppe beitreten konnten, wir hatten Hunderte von Leuten, die man treffen konnte und etwa 500.000 Wörter an Dialogen – das entspricht in etwa 5 vollwertigen Romanen. Andererseits lag die Kontrolle über weite Teile der Handlung in den Händen des Spielers, deshalb ist ein Spiel gezwungen, manche Dinge oberflächlicher abzuhandeln. Wir wissen nicht, in welcher Reihenfolge der Spieler unsere Welten besucht oder welche Entscheidungen er treffen wird. Deshalb opfern wir Handlungskomplexität zugunsten von Handlungsbeherrschung. Im Gegensatz dazu hat der Autor eines Romans die vollständige Kontrolle. Jede Bewegung jeder Figur kennt er im voraus. Dies erlaubt es dem Autor, eine sehr komplexe, um nicht zu sagen: komplizierte Geschichte zu spinnen, die bis in die tiefsten Tiefen der Hauptfiguren vordringt. Kurz gesagt sind Spiele also umfassend und weitläufig mit einer eher oberflächlichen Geschichte, während Romane einen sehr viel begrenzteren Umfang, dafür aber unglaubliche Tiefe haben.

Der zweite Unterschied hat mit dem kreativen Prozess zu tun. Ein Roman ist ein sehr individuelles Werk: der Erfolg oder Misserfolg des Autors hängt ganz allein von seinen Fähigkeiten ab. Meine Herausgeber haben mir sehr geholfen, aber im Endeffekt bleibt das Buch ein Produkt meiner Vorstellungskraft. Ein Spiel hingegen beruht auf den kreativen Ideen Hunderter Mitarbeiter: Künstler, Entwickler, Programmierer, Animationskünstler, Autoren und so weiter. Das fertige Spiel ist also ein Produkt kollektiver Vorstellungskraft, zu dem jede Person auf ihre Weise beiträgt. Bei der Arbeit an einem Spiel gibt man ein Stück weit seine kreative Kontrolle zugunsten eines Gemeinschaftsgefühls auf, das darauf beruht, Ideen mit anderen begabten und kreativen Menschen zu teilen und zu erarbeiten.

Ist Path of Destruction der erste Band einer Reihe? Werden wir mehr von Darth Bane sehen?

Ich hoffe es! Ohne zuviel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass Banes Geschichte nicht mit den Ereignissen in diesem Buch abschließt. Ich würde sehr gerne mehr Zeit mit dieser Figur verbringen, aber es ist wirklich nicht meine Sache, den Auftrag zur Fortführung der Geschichte zu erteilen. Ich hoffe, den Fans gefällt Bane so gut wie mir, und wenn Path of Destruction eine größere Nachfrage nach Darth Bane hervorbringt, wird sich die „Herrschaftskaste” vielleicht wieder bei mir melden.

Reden wir über die Zweierregel: damit setzt man ja nun wirklich alles auf eine Karte! Wie kann ein System, das darauf beruht, dass es immer nur zwei Sith in der ganzen Galaxis gibt, überleben? Ein einziger Unfall würde schon ausreichen, um den ganzen Orden für immer zu zerstören, und ein Talent für die Macht allein macht einen für Unfälle schließlich nicht immun.

Man sollte sich dafür hüten, die Zweierregel allzu vereinfacht zu sehen. Oberflächlich betrachtet ist sie sehr simpel und gradlinig, aber dahinter steckt eine Philosophie, die es möglich gemacht hat, den Lauf der Welt, der Galaxis, zu bestimmen. Unterhalb der Oberfläche findet man also eine Komplexität, die einem auf den ersten Blick völlig entgeht. Ich will nicht zuviel verraten, weil ich diese Frage im Buch abhandle, aber ein kritisches Element dieser Philosophie, das man nicht sofort erkennt, ist der Glaube an die Stärke der Macht und ihre Fähigkeit, die persönliche Kraft eines Individuums zu verstärken. Ein Unfall könnte alles zerstören, aber um es wert zu sein, ein Sith-Meister zu werden, muss man daran glauben, dass man stark genug ist, sein Schicksal durch die Dunkle Seite auf eine Weise zu formen, die keine Unfälle zulässt. Diese Philosophie hat die Sith eintausend Jahre lang am Leben gehalten, und das allein ist schon ein starker Beweis für ihren Wert.

Wie sind Sie auf Darth Bane gestoßen?

Banes erster Auftritt war in den Comics von Dark Horse [Jedi vs. Sith, Anm. d. Übers.], aber meine Entscheidung, ihn zur Hauptfigur zu machen beruhte auf Gesprächen mit meinen Herausgebern. Die Comics stellten diese Figur vor, aber Bane stand nicht im Zentrum des Handlungsgeschehens. Ich fand die Figur interessant und ihr Schicksal bewegend, doch was mich endgültig überzeugte war die Möglichkeit, darzustellen, wie jemand zu einem solchen Ungeheuer wird, wie Bane es am Ende ist.

Welche Rolle spielte LucasBooks bei dem Projekt?

Ihre Rolle bestand zunächst natürlich darin, dafür zu sorgen, diesen Roman in die Kontinuität der Krieg-der-Sterne-Lizenz einzuflechten. Path of Destruction leitet eine neue Epoche für das Krieg-der-Sterne-[Roman]universum ein, und es war von großer Bedeutung, die Atmosphäre der Saga zu bewahren und die Geschichte auf bereits bestehende Werke abzustimmen.

In der Frühphase der Handlungsentwicklung hatte ich große Unterstützung seitens meiner Herausgeber Shelly Shapiro von Del Rey und Sue Rostoni von Lucasfilm. Ich stellte das Grundkonzept des Romans auf und ging dann mit ihrer Hilfe an die Feinabstimmung, bis wir alle überzeugt waren, etwas ganz Besonderes in Händen zu halten. Beim Schreiben an sich war ich dann aber dankenswerterweise auf mich allein gestellt.

Wie hat sich Ihre Sicht auf die Macht und vor allem ihre Dunkle Seite im Laufe Ihrer Arbeit an diesem Buch verändert?

Ein großer Teil der Basisarbeit daran war durch Knights of the Old Republic bereits getan. Ich denke, der große Durchbruch für mich war die Feststellung, dass die Philosophie der Dunklen Seite in sich und für sich nicht „böse” ist. Es dreht sich im Kern um die Macht des Individuums, anstatt darum, ein kollektives Gutes hinzunehmen. Wenn man das versteht, kann man nachvollziehen, dass die Dunkle Seite sehr anziehend sein kann, und das ist die eigentliche Gefahr. Niemand wird gerne gehasst oder als Spitzbube angesehen, aber ich hoffe, dass die Leser durch das Buch besser verstehen lernen, wie genau es dazu kommt.

Licht und Finsternis sind zwei Seiten einer Sache, der Macht, und nicht zwei völlig unterschiedliche Dinge. Wieso können Machtnutzer nicht beide Seiten in sich ausbalancieren und, je nach Situation, beide Seiten nutzen? Anders gesagt: wieso gibt es keine dritte Gruppe von Machtnutzern, die weder Jedi, noch Sith sind, sondern die Grauzone zwischen ihnen besetzen? Ich weiß nicht, ob Sie diese Frage beantworten können, aber ich habe mir diese Frage schon oft gestellt…

Ich denke, es gibt solche Leute. In Knights of the Old Republic haben wir uns mit der Figur des Jolee Bindo an dieses Thema gewagt, aber ich denke, es gibt einen Schwachpunkt im Dasein eines „grauen” Jedi. Für mich ist der zentrale Unterschied zwischen Licht und Dunkelheit die Auffassung der Macht. Ist sie eine gewaltige, allverbindende Energie, der wir dienen, indem wir ihr erlauben, durch uns zu handeln? Oder ist sie ein Werkzeug, das wir nutzen, wie es unseren Zielen dienlich erscheint? Glaubt man an die Macht des Individuums oder an Zusammenarbeit und Gruppendynamik? Sein Leben in dem Glauben zu führen, dass die beste Antwort auf diese Fragen darin besteht, um jeden Preis ein starkes Individuum zu werden und gleichzeitig bereit zu sein, sich für das Wohl der Gemeinschaft zu opfern, ist schwierig. Es ist schwer, diese Vorstellungen miteinander in Einklang zu bringen, und deshalb gibt es nur so wenige „graue“ Jedi.

War es eine Herausforderung, einen Roman mit einem Schurken als Hauptfigur zu schreiben? mussten Sie selbst etwas zur Dunklen Seite wechseln, um das Buch zu schreiben?

Ja, es war eine Herausforderung. Ich wollte Bane nicht schönfärben. Er ist ein Ungeheuer, und so wollte ich ihn auch zeigen. Gleichzeitig wollte ich, dass der Leser ihm Mitgefühl entgegenbringt und ihn und seine Motive versteht. Was die Dunkle Seite angeht, so war es nicht so schwierig wie sie denken. Die Dunkle Seite ist in sich schließlich nicht böse, wie Sie sich erinnern werden. Es geht mehr um Individualität, und die kann eine gute und erstrebenswerte Sache sein. Sich selbst zu verbessern, Selbstvertrauen zu fassen, seine Ziele durch Hingabe und harte Arbeit zu erreichen, das sind alles ehrenwerte Charakterzüge. Der Knackpunkt ist, zu erkennen, wann einen Gier oder Hass korrumpieren.

Herr Karpyshyn, vielen Dank für dieses Gespräch.


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

Schlagwörter

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Anzeige

mehr zum thema

Mehr zum Thema

Bereits vor dem Kinostart von Krieg der Sterne 1977 erschien die Romanadaption des Films von Autor Alan Dean Foster. Seither haben Genregrößen von Archie Goodwin und Tom Veitch bis Timothy Zahn und Claudia Gray Star-Wars-Literatur für immer neue Generationen von Lesern und Fans geschaffen.

Mehr erfahren!
Star Wars Returns to Comics: Dark Empire

Literatur // Artikel

Zeitreise 1992: Das dunkle Imperium erwacht

Erben des Imperiums Header Banner

Literatur // Artikel

Zeitreise 1991: Die Entstehung von Erben des Imperiums

verwandte themen

Verwandte Themen

„Das Ende von Star Wars war längst überfällig“

„Das Ende von Star Wars war längst überfällig“

oder wie rückständig unser Hobby eigentlich ist 😉

Die Rache der Sith // Artikel

02/05/2005 um 18:05 Uhr // 86 Kommentare

Terry Dodson über seine Arbeit an der Comicreihe Princess Leia

Terry Dodson über seine Arbeit an der Comicreihe Princess Leia

Der Comiczeichner beschreibt seine Herangehensweise an Marvels Comicreihe.

Literatur // Interview

05/03/2015 um 15:50 Uhr // 0 Kommentare

SWU-Interview: Oliver Döring über Erben des Imperiums

SWU-Interview: Oliver Döring über Erben des Imperiums

Oliver Döring ist das Mastermind hinter den exklusiv deutschsprachigen Hörspielen zur Thrawn-Trilogie. Im SWU-Interview spricht er über die Herausforderungen des Projekts.

Hörspiele // Interview

08/08/2012 um 18:19 Uhr // 0 Kommentare

Keine Beiträge gefunden.

Anzeige