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Literatur // News

Editorial: Back to the roots

oder: wie LFL 10 Jahre EU-Emanzipation ausradiert

Retroactive continuity – Retconning: die nachträgliche Veränderung von Fakten zur Schaffung einer neuen Kausalität. Krieg der Sterne kennt solche Geschichtsumdeutungen – oder -fälschungen? – seit seiner Entstehung.
Als „Wahrheit von einem gewissen Standpunkt“ wurde Vader schon 1983 von der Personifizierung alles Bösen zur verlorengeglaubten Vaterfigur.

Mit den Prequels erreichte das Retconning einen neuen Höhepunkt: offensichtliche Widersprüche zwischen den neuen Filmen und früherem Material aus dem Erweiterten Universum – sowie in Einzelfällen aus den früheren Filmen – mußten nach jedem Filmstart umfassen korrigiert oder genauer gesagt kaschiert werden.
Besonders phantasievolle Lösungen fanden sich für Boba Fetts Beziehung zu Jaster Mereel und die Ursprünge des Todessterns – ein Todessternerfinder oder zwanzig, was macht das schon?!

Seit über einem Jahr liegen die Prequels nun hinter uns, die goldenen Tage des Retconning sollten damit ebenso vorüber sein – sollten sie. Doch stattdessen scheint das wahre Retconning nun gerade erst zu beginnen: mit dem Start der Comicreihe Legacy und der Romanreihe Legacy of the Force ist ein neuer Sithorden in die weit, weit entfernte Galaxis eingeführt worden – das Gleichgewicht der Macht, seit 1999 der zentrale Handlungsaspekt des Filmuniversums, ist zur bedeutungslosen Episode herabgeschrieben worden.

Ein heute im Hyperspace der offiziellen Seite veröffentlichter Zusatzbericht zum Insider-Magazin enthüllt gleichermaßen die Kunstfertigkeit des neuen Retconnings, wie seine nie dagewesene Beiläufigkeit.
Mit beeindruckender Anmut hangelt sich der Artikel vom Unendlichen Reich der Rakata zu Exar Kun, von Darth Ruin zu den Propheten der Dunklen Seite, von Lord Kaan zu Lumiya. Die Zweierregel Revans und Malaks vor der Zweierregel von Darth Bane wird ebenso locker retuschiert, wie das halbe Dutzend Dunkle-Seite-Bruderschaften in das große Mosaik der Sith eingefügt wird: die Kontinuität, sie ist so glattgeschliffen und makellos wie Vaders Helm.

Den größten Schlag führt der Artikel mit einem kleinen Satz, der Anakins Leben zur Episode reduziert:

„Simply, if the will of the Force demands balance, then evil can never die – wenn der Wille der Macht Gleichgewicht verlangt, kann das Böse niemals sterben.“

Seltsam – erzählt George Lucas nicht das genaue Gegenteil? Sagt er nicht in der „Chosen One“-Doku auf der Episode-III-DVD, daß Anakin der Auserwählte sei, weil er die Sith vernichte? Daß es Anakins Schicksal gewesen sei, dies und ausdrücklich dies zu tun?
Was wird hier eigentlich gespielt? Was will man uns hier vorgaukeln? Und welchen Sinn hat Anakins langer Leidensweg nun überhaupt noch?

Die Tragödie des Anakin Skywalker ist nicht länger der Tod seiner geliebten Mitmenschen oder auch nur sein Sündenfall – Anakins Tragödie ist die Bedeutungslosigkeit seines Daseins.

Und die Moral von der Geschichte? Das EU hat sich genau zu dem disqualifiziert, was es in George Lucas‘ Augen schon immer war. Im Cinescape-Magazine beschrieb er das im Juli 2002 so:

Es gibt hier zwei Welten. Meine Welt – das sind die Filme – und diese andere Welt, dieses Paralleluniversum – die Welt der Bücher, Spiele und Comics.“

Was für ein Armutszeugnis nach all den Jahren wieder auf diesem Punkt angekommen zu sein. Die Licensing-Mitarbeiter können sich wirklich gratulieren.

Dieser Leitartikel gibt nicht notwendigerweise die Meinung von StarWars-Union.de wieder.


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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