Eine glückliche Verzögerung
Wie Howard Roffman, der Präsident von Lucasfilm Licensing, später erzählte, entstand Schatten des Imperiums, als sich plötzlich eine Menge Platz im Terminkalender ergab, nachdem George Lucas seinen Zeitplan für Episode I nach hinten verschoben hatte. „Zu jener Zeit war eigentlich angedacht gewesen, dass Episode I 1997, also zum 20. Jahrestag von Star Wars, in die Kinos kommen würde“, so Roffman. „Ungefähr zur gleichen Zeit kam George Lucas aber die Idee, die klassische Trilogie wieder in die Kinos zu bringen, und zwar 1996 als eine Art Auftakt zu Episode I. Nun war aber schon bald das Jahr 1995 erreicht, und siehe da, George war mit seinem Drehbuch nicht so schnell vorangekommen, wie er eigentlich geplant hatte. Wir mussten uns deshalb der bitteren Realität stellen, dass wir den Film auf keinen Fall bis 1997 fertigstellen konnten. Aus diesem Grund wurde zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung gefällt, die Special Edition sinnvollerweise um ein Jahr auf das 20-jährige Jubiläum zu verschieben, und plötzlich klaffte 1996 eine große Lücke.“
Die Kampagne für die Veröffentlichung der Special Edition im Jahr 1996 hatte da allerdings schon Anlauf genommen, weshalb sich Roffman entschied, den Schwung zu nutzen, um eine neue Strategie für 1996 zu entwickeln. „Ich ging zurück zu meiner Gruppe in der Lizenzabteilung und rief alle zusammen. Dann sagte: Okay, uns wurde gerade der Boden unter den Füßen weggezogen, also was machen wir, um den Laden am Laufen zu halten? Wir haben uns dann zusammengesetzt und überlegt, welche Medien wir kontrollieren und wie wir mit den Menschen kommunizieren könnten. Wir dachten, dass wir die Fans über Bücher, Spielzeug und Videospiele erreichen würden, und bis zu diesem Zeitpunkt verfolgten all diese Medien irgendwie ihre eigene Richtung. Also dachten wir uns, was wäre, wenn wir sie alle zusammenbringen und eine wirklich bedeutende Geschichte erfinden würden, die für die Fans einen echten Mehrwert bietet und all diese verschiedenen Medien nutzen kann?“

Anstatt die Handlung außerhalb der klassischen Trilogie anzusiedeln, waren Roffman und sein Team der Meinung, dass die Zeit zwischen zwei Filmen die einzigartigsten Möglichkeiten böte. „Die interessantesten Übergänge gab es zwischen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter, denn zwischen Krieg der Sterne und Das Imperium schlägt zurück gibt es einfach zu viel, was Luke nicht weiß, sodass eine Geschichte zu dieser Zeit nicht wirklich von all den Verbindungen innerhalb der Star-Wars-Saga als Ganzes profitiert hätte. Die Zeit zwischen V und VI ist hingegen perfekt, weil Lukes Kräfte als Jedi in dieser Zeit erheblich gewachsen sind und Vader ihm dicht auf den Fersen ist. Es gibt alle möglichen Dinge, die passieren und die den Stoff für eine interessante Geschichte liefern.“
Roffman begann, seine Kampagne für Schatten des Imperiums zu konzipieren, indem er die Marketing- und Lizenzressourcen, die Lucasfilm zur Verfügung standen, zusammenfasste. „Wir haben alle an einen Tisch geholt – die Leute, die die Bücher und Comics machten, waren begeistert, weil es eine zusammengehörige neue Geschichte war, LucasArts gefiel das, weil wir ihnen einen Aufhänger für ein Spiel lieferten, und Kenner und Galoob waren von der Spielzeugseite aus an Bord.“
Der Schlüssel bestand nun natürlich darin, eine fesselnde Geschichte zu entwickeln. „Wir gingen mit dem Bantam-Verlag hin und stellten Steve Perry ein, und Lucy Wilson, Sue Rostoni und ich arbeiteten sehr eng mit Steve und seinem Herausgeber Tom Dupree zusammen, um die Handlung zu entwickeln. Wir waren der Meinung, dass wir das organisierte Verbrechen einbeziehen und einen Teil dieser Welt aufdecken mussten, der in unseren Star-Wars-Geschichten bis dato noch nicht weiter beleuchtet worden war. Und aufgrund der durch die Filme etablierten Grundpfeiler und unseres übergeordneten Bestrebens nach Kontinuität haben wir uns auf diese Weise einen sehr kniffligen Hindernisparcours für unsere Arbeit in der Star-Wars-Galaxis geschaffen. Jeder wusste ja, dass Luke Skywalker und Darth Vader nicht getötet und dass Han nicht gerettet werden würde. Aber ich denke, dass wir es trotz alledem geschafft haben, ein ziemlich spannendes Buch und eine spannende Geschichte zu schreiben.“
0 Kommentare