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Eine runde Sache: ILMs Beleuchtungskugel

Wie fügt man CG-Figuren glaubhaft in eine Realfilmumgebung ein? ILMs Antwort auf diese entscheidende Frage war eine runde Sache.
George Lucas und der magische Ball© Lucasfilm

Quelle

Für Industrial Light & Magic bestand eine der anspruchsvollsten Aufgaben bei Episode I darin, computergenerierte Charaktere, Objekte und Landschaften nahtlos mit Realaufnahmen zu verbinden. Wenn eine computergenerierte Figur mit einem Schauspieler aus Fleisch und Blut interagiert, muss die Illusion eines tatsächlichen Kontakts perfekt sein. Und in dieser Hinsicht tragen geeignete Lichtquellen wesentlich dazu bei, den Effekt als lebensecht zu „verkaufen“. Daher entwickelten die Teams für visuelle Effekte clevere und innovative Tools, mit denen sie die Lichtverhältnisse, die während der Dreharbeiten am Set herrschten, in ihren Computern duplizieren konnten. Eines dieser Tools war überraschend einfach konstruiert, aber effizienter als jede High-Tech-Ausrüstung. Es handelte sich um eine einfache Kugel.

„Wenn man eine computergenerierte Figur in eine Aufnahme einfügt und sie so aussehen soll, als wäre sie wirklich da”, erklärt der Effekt-Leiter John Knoll, „ist es äußerst wichtig, die Beleuchtung richtig hinzubekommen. Und das erreicht man am besten, indem man versucht, die Beleuchtung am Set an der Stelle einzufangen, an der die computergenerierte Figur stehen soll. Wir hatten also eine Kugel. Eine Seite war grau und die andere verchromt. Jedes Mal, wenn die Lichter und Kameras für eine neue Aufnahme eingerichtet wurden, filmten wir die Kugel – zuerst mit der grauen Seite zur Kamera und dann mit der verchromten Seite.”

Knoll fährt fort: „Die graue Seite der Kugel hat denselben Grauwert von 17 Prozent wie unsere Standard-Graukarte.” Diese Graukarte wird verwendet, um die Gesamtbeleuchtung an einem bestimmten Punkt am Set zu messen, und hat immer denselben Grauton, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten. „Anhand der grauen Seite kann man sehen, wie das Verhältnis von Führungslicht und Fülllicht war und welche Farbe die verschiedenen Lichter hatten”, so Knoll weiter.

Am Set ist das „Führungslicht“ die Hauptlichtquelle, während das „Fülllicht“ oder„Aufhelllicht” die Quelle ist, die die Stimmungsbeleuchtung erzeugt – die Art gleichmäßiger Beleuchtung, die man in einem Raum erhält, in dem die Sonne von den Wänden reflektiert wird und so gut wie den gesamten Bereich abdeckt. Aus diesem Grund wird das Fülllicht in der Regel durch indirekte Beleuchtung erzeugt, z. B. durch einen Scheinwerfer, der auf einem weißen Stück Pappe reflektiert wird.

„Am Computer“, erklärt Knoll weiter, „kann man diese Beleuchtung sehr nah an die am Set herankommen lassen, indem man eine computergenerierte graue Kugel neben die Kugel setzt, die mit den realen Elementen aufgenommen wurde. Dann kann man die computergenerierten Lichter so lange verschieben, bis sie ziemlich gut übereinstimmen und die beiden Kugeln gleich aussehen.” Mit dieser Technik konnten die digitalen Künstler von ILM Informationen über die Farbe und Intensität der Lichtquellen gewinnen. Um Details zur genauen Position dieser Lichter zu erhalten, drehte die Crew ihren glänzenden Todesstern.

„Die verchromte Seite war sehr nützlich, da sie wie ein gebogener Spiegel wirkte und uns alle Lichter im Raum sehen ließ“, erklärt Knoll. „Man konnte auf die Kugel schauen und sehen, dass das Führungslicht hier oben war und das Fülllicht von einem vier mal acht Stück Schaumstoff dort unten kam.“ Dadurch konnten die virtuellen Lichtquellen genauer im digitalen Set positioniert werden.

Trotz ihrer offensichtlichen Nützlichkeit lieferte die Kugel den visuellen Effektteams jedoch nur Annäherungen an die Art und Weise, wie Lichtquellen auf den verschiedenen Oberflächen des Sets spielten. Die Digitalkünstler hatten daher noch einiges an Arbeit vor sich, um das gewünschte Endergebnis zu erreichen. Die Kugel stellt dabei also eine nützliche Abkürzung dar, sie ist aber keine Eierlegende Wollmilchsau.

„Wir haben viel aus diesem Trick herausgeholt“, meint Knoll. „Mit der Kugel kann man ziemlich sicher sein, dass die Beleuchtung der realen Situation ziemlich nahe kommt, wenn man seine CG-Figur dort hineinbringt. Aber man ist an dem Punkt noch längst nicht am Ende. Es beginnt also mit der Kugel, und ab da startet man mit der Feinabstimmung.“


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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