Was haben wir im Vorfeld zu diesem Film aus dem Munde von den Offiziellen nicht alles gehört: Die Rache der Sith werde all unsere Fragen beantworten. Der Film werde Brücke sein zwischen den Prequels und der klassischen Trilogie. Was wurde über den Film inhaltlich gesagt? Er werde düsterer sein als alle anderen, er werde brutaler sein, vielleicht nichts für Kinder. Er werde das Ende einer Ära markieren – eine Zeit lang sah es so aus, dass er zum Ende von Star Wars wird, auch wenn sich das mittlerweile erledigt hat. Im Film ist Anakins endgültiger Fall zur dunklen Seite zu sehen – wie er zu Vader wird. Wir sehen das Ende der Jedi und wie sie vernichtet werden. Wir sehen quasi die direkte Vorgeschichte zu Eine neue Hoffnung, wir sehen alles das, was bei der Ankündigung der Prequels vor so vielen Jahren jeder zuerst im Kopf hatte, in nur einem Film. Man könnte diese Liste weiter stricken und nicht aufhören.
Das alles ist eine unglaubliche Hypothek auf den Schultern von John Williams – keine leichte Aufgabe. Was mag dieser Soundtrack für John Williams bedeuten? Nun, auch wenn Williams noch andere Dinge komponiert hat, als „nur“ die Musik zu Star Wars, so ist es doch ein ganz gewaltiger Abschnitt in seinem künstlerischen Leben. Fast 30 Jahre hat Star Wars auch John Williams begleitet. Selbst Menschen, die Star Wars überhaupt nicht kennen, kennen das Star Wars-Thema. Star Wars wird Williams nicht kalt lassen, es ist sein Werk. Er führt es zum Abschluss.
Wie er das gemacht hat, könnt Ihr hier bei uns ausführlich lesen.

Track 1 – Star Wars and The Revenge Of The Sith
Der Anfang ist gesetzt – da gibt es keine Experimente. Wir sehen Star Wars – und das sollen wir auch hören. Das Star-Wars-Thema braust durch das Orchester. Die hohen Bläser tragen das Thema mit Kraft – oder sagen wir doch: Macht – und Freude nach nach draußen, begleitet von beschwingten Streichern, es folgt der ruhigere Zwischenteil, und dann dürfen sich die tiefen Bläser des London Symphony Orchestra des Themas widmen. Das Schlagzeug begleitet das Ganze kraftvoll und präsentiert uns den Star-Wars-Sound, der seit fast 30 Jahren die Welt begeistert. Nach knapp 1:15 Minuten ist der Boden bereitet – wir sitzen in einem Star-Wars-Film, wir haben das Thema gehört und dann folgt Die Rache der Sith. Während wir bisher in den Filmen nach dem Star Wars-Thema ein Decrescendo zu hören bekamen, das vorsichtig in den Film führte, ist uns das dieses Mal nicht vergönnt. Es herrscht Krieg. Wir befinden uns in einer Schlacht, mitten in einer Schlacht – und anders als in Eine neue Hoffnung wird das auch so gezeigt.
Die Musik von Die Rache der Sith startet so, wie sie uns durch einen Großteil des Soundtracks begleiten wird: marschartig. Markante Rhythmen, leicht dissonant vorgetragen von Bläsern (hohes Blech), die sich mit den tiefen Registern (vor allem Streicher) des Orchesters ein leicht wildes und immer leicht ins Dissonante driftende Frage-Antwort-Spiel liefern. Struktur und Sicherheit bietet die Trommel, die auf den Beat wirbelnd für einen Marschrahmen sorgt – eine Schlacht eben. Chaos, Misstöne, Militär, Tod, Krieg – wir sind drin in der Handlung. Diese Struktur wird fortgeführt, aber in den Vordergrund tritt das Macht-Thema, das sehr gedehnt von Posaunen und tiefem Blech vorgetragen wird. In Off-Beat-Einwürfen begleiten Trompeten das Thema, dazwischen gibt es mehrere Glissandi der hohen Holzregister des Orchesters. So entsteht eine chaotische Atmosphäre, die nur durch die Macht zusammengehalten wird. Offensichtlich hören wir hier die Begleitung von Jedi in der Schlacht – und so ist es im Film dann ja auch. Nachdem das Macht-Thema durchgeführt würde, folgen Melodiefragmente, die ständig das alte Spiel weiter treiben: Frage – Antwort. Dieses Spiel steigert sich in einem sehr rhythmischem Crescendo, dann geht es wieder leise weiter, im Vordergrund sind mehr die Streicher und dann sind wieder die Bläser gefragt. Die Schlacht geht weiter. Es kommt zu seinem recht deutlichen Bruch in der Taktstruktur. Die Pauke ist Rahmen einer 6/8- oder 6/4-Taktstruktur und gibt mit Schlägen auf 1 und 5 sehr dumpf, aber zugleich nachhallend und auch nachdrücklich die Linie vor. Diese, den Rhythmus etwas sprengende Figur wird von tiefen Streichern begleitet, die auf den Schlägen sehr staccato-artig Akkorde zur Begleitung spielen. In diese Geradlinigkeit stoßen Figuren im tiefen Blech, die konträr dazu sehr hektisch und direkt auftreten und von Figuren im hohen Blech und auch im Holz abgelöst werden. Mal stehen mehr die Streicher im Vordergrund, mal mehr die Bläser. Später folgt ein etwas melodischerer, oder sagen wir lieber tonalerer Part mit einem sehr zügigen Streichermotiv, das nach wie vor von Einwürfen aus dem Blech begleitet wird. Es gibt mehrere Stellen, wo sich das Ganze in einem Crescendo auf einen Höhepunkt steigert, um dann wie in einer Schleife quasi von vorn zu beginnen.
Diese sehr funktionale funktionale Stück endet auf einmal fast plötzlich, es wird leiser um dann in zwei längeren Töne zu verhallen.
Nun, wir hören hier mehr als 7 Minuten lang eine Schlacht, durch die sich unsere Protagonisten bewegen. Wir hören Chaos, Hektik – und am Schluss sind wir am Ziel, wir lassen die Hektik und das Chaos hinter uns. Die Schlacht ist nicht zu Ende. Wir entfernen uns nur von ihr. Es ist funktionale Musik – Filmmusik, die das Geschehen auf der Leinwand begleitet. Dies gelingt Williams perfekt.
Track 2 – Anakin’s Dream
Anakin’s Traum beginnt mit Streichern, die einen Klangteppich erzeugen, indem sie einfach nur einen Ton halten. Der Ton schwebt geradezu, im Hintergrund spielt die Harfe ganz sanfte Akkord-Arpreggios. Dies bildet das Fundament für eine sehr gefühlsbetonte und für RotS sehr seltene melodische Violinenstimme. Diese sehr emotionale Passage wird von einem Solisten auf exzellente Weise vorgetragen. Die Melodie ist leicht traurig. Die Violine tritt dann in den Hintergrund und macht dem Liebesthema aus Episode II Platz: Across the Stars, das wunderschön, eben wie in einem Traum, von Holzbläsern und Flöten vorgetragen wird. Es folgen traurige Streicherpassagen, die nicht wirklich eine eigene Melodie bilden, sondern sich fast kadenzartig durch die Tonskala gleiten.
Doch hören wir hier bekanntlich nicht Anakins Traum über grüne Wiesen auf Naboo und Anakin träumt auch nicht von Picknick, Liebe und Co. Und daran erinnert uns Willams auf schmerzhafte Weise. Er entreißt dem Hörer sehr subtil und leise, aber doch vehement durch Dissonanz die Idylle des schlafenden Anakin und seinem Glück mit Padmé. Die Streicher werden laut und klagend, unterlegt von einem dissonantem Klangteppich. Willkommen in der Realität: von wegen Happy End. Dies steigert sich in einem Crescendo, gefolgt von einem weiteren Crescendo mit anschließendem Decrescendo. Tiefe Streicher schweben klagend und mit Vorhalten in sehr trauriger Atmosphäre durch den Raum. Da ist keine Wut, kein Ärger, nur Trauer. Und wie schon in Episode II gibt es nicht nur Hoffnungslosigkeit, das Liebesthema darf noch einmal erklingen.
Anschließend kommen im wahrsten Sinne des Worten sehr tiefe Cello- und Basspassagen, zwischendurch kommt das Machtthema, aber sehr leise und dezent, im Vordergrund stehen die traurigen Streicher. Es folgt eine düstere und lautere Hornpassage, die von ebenso lauteren Streichern beantwortet wird, die dann ganz sanft langsam im Nichts verhallen.
Es ist weniger der massive Albtraum, als vielmehr ein sehr trauriger und düsterer Traum, das Unheil wartet. Ein sehr schönes Stück, das auch ohne den Film wirklich gut wirkt und eine geballte Ladung Emotion in sich birgt. Anakins Lebenssituation wird perfekt in Musik verpackt: er liebt Padmé, er liebt sie so sehr. Aber sie steht unter keinem guten Stern, die Liebe – aber er liebt sie doch, guter Stern hin oder her – aber es ist hoffnungslos. Es kann nichts werden mit dieser Liebe. Aber die Macht ist doch mit ihm – ja, die Macht, aber was hilft es, wenn er der dunklen Seite verfällt? In der Reihenfolge erzählen uns das die Musiker des London Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten John Williams. Muss man noch mehr sagen? Ich denke nicht.
Track 3 – Battle Of The Heroes
Jeder Star-Wars-Film hat sein charakteristisches Stück – ein Stück, das man hört, und sofort den Titel des Films herausschreit. So ist es zumindest bei den Prequels. Bei Episode I war es das Duel of the Fates, in Episode II war es das Liebesthema Across the Stars und in Episode III bekommen wir ein neues einprägsames Stück: Battle Of The Heroes.
Tiefe und hektische Streicher-Figuren, deren Einzeltöne zusammengespielt traurige Harmonien ergeben würden und schnell und einzeln gespielt die traurige und vor allem dramatische Stimmung tragen, leiten dieses Meisterwerk ein – und es ist ein Meisterwerk. Das neue Thema auf der Star-Wars-Bühne wird uns von Hörnern vorgestellt, die sehr scharf gespielt werden. Das Thema stellt einen Gegensatz zu den im Hintergrund weiter stattfindenden, hektischen Streicherfiguren dar. Das Thema erscheint majestätisch und gedehnt und voll innerer Ruhe, aber zugleich Bestimmtheit – es passt zu Helden – und darum geht es ja hier. Nachdem es einmal gespielt wurde und man sich unwillkürlich fragt „Was war das? Was war das? Mehr!“, spannt uns Williams kurz auf die Folter. Die Streicher führen ihre hektische Begleitung unbeirrt fort. Ganz vorsichtig und trotzdem rhythmisch kündet die Kesselpauke an, dass mehr kommen wird. Dann erklingt das Thema erneut. Jetzt erwacht das restliche Orchester in einem sanften Crescendo, begleitet von einem Glissando auf der Harfe.
Die Kombattanten haben quasi die Bühne betreten. Und jetzt folgt das, was mir auch nach dem 30. Hören noch immer Gänsehaut verursacht: Ein gemischter Chor trägt das Thema vor, das Orchester tritt in den Hintergrund. Spätestens seit dem Duell of the Fates ist der Chor Bestandteil der Star-Wars-Musik. Wir können Williams nur dankbar sein, dass wieder einer dabei ist. Tiefe Bässe, gefördert auch durch sehr sanfte Pauken, sorgen für Dramatik, die ein wenig an Orffs Carmina Burana erinnert. Damit meine ich nicht die Hektik in Orffs Werk, sondern ich will damit sagen, dass hier wahrhaft epische Musik erklingt. Beim zweiten Mal, wo der Chor dieses Thema vorträgt, wird er stärker vom Orchester begleitet. Hier passiert eigentlich nichts Anderes, als das hier ein eigentlich sehr kurzes Thema vorgestellt und immer wiederholt wird. Dann scheint Williams förmlich darauf zu warten, dass der Hörer ruft: „Ich will mehr davon.“ Und Williams gibt ihm mehr: „Du willst mehr? Du kriegst mehr!“ Und noch mehr – und noch mehr. Ein Crescendo durch Hinzunahme immer neuer Stimmen, Instrumente usw. Es kommt gar nichts Neues. Das Thema ist da und man lechzt danach, es noch einmal zu hören – und man hört es wieder. Genial. Es schließt mit einer letzten, rein instrumentalen Durchführung.
Schließlich folgt ein schnelleres Zwischenstück, das ebenfalls sehr melodisch, aber zugleich auch hektisch ist. Die Harmonie tritt ein wenig zurück. In verschiedenen Variationen kommt das Thema wieder und mündet schließlich in das Machtthema, begleitet vom Chor. Schließlich wird das Thema wieder aufgegriffen und erscheint in vielen Farben. Man bekommt einen Eindruck davon, wie es für die Musiker bei der Aufnahme gewesen sein muss: nämlich ein Erlebnis.
Den Schluss bilden Streicher, die hektisch ihre Figuren wie bereits zu Beginn des Titels darbieten, schließlich werden sie immer langsamer, sie werden unterbrochen, irgendwie werden sie unvollständig und stoppen schließlich verhalten auf einem sehr tiefen Ton. Im Orchester entsteht ganz vorsichtig und sanft ein gewaltiges Crescendo, dass mit einem markanten Schlussakkord aller Instrumente abschließt und dieses Stück abschließt.
Ich nenne diese Passage fortan das Thema von Die Rache der Sith, denn egal wie es heißt und wo es hier erstmalig ertönt: Williams verwendet es immer wieder, um die Dramatik des Films zu zeigen und zugleich die epischen Ausmaße der Episode in Musik zu fassen. Es hat etwas von Götterdämmerung. Auch wenn es hier noch nicht passiert: Man hört Obi-Wan förmlich verzweifelt ausrufen „You were the Chosen One…!“ (dt. „Du warst der Auserwählte…“). Das Thema fasst den Kampf von Helden, von Titanen in Musik. Ein Stück mit Ohrwurmcharakter. Es gibt einzelne Stimmen im Fandom, die hier eine frappierende Ähnlichkeit zu „Attack on Murron“ von James Horner aus dem Soundtrack zu Braveheart entdeckt haben. Ich persönlich halte das für einen Zufall. In der Ausgeprägtheit ist dieses Stück definitiv das Werk von John Williams. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das wichtigste Thema von RotS von James Horner geklaut hat.
Track 4 – Anakin’s Betrayal
Anakins Verrat wird sehr klagend formuliert. Wie es auch schon bei Anakins Traum war, so gibt es hier keine Vorwürfe. Es wird nur geklagt. Die Rahmenbedingungen sind sehr traurig. Zunächst beginnen Streicher das Stück sehr leise und fließend. Ganz dezent werden sie im tiefen Register begleitet. Nach und nach werden sie emotionaler, irgendwie mitten drin kommt der Chor dazu. Die Harfe sorgt mit Arpreggios für weitere Gefühle – die Star-Wars-Zewa-Taschentücher könnten doch noch zum Einsatz kommen.
Nach etwas mehr als einer Minute gibt es einen Wechsel, alles wird dramatischer. Es ist nicht mehr so traurig, es wird anklagender und auch schärfer. Wir haben es mit Verrat zu tun. Und das zeigt Williams u.a. mit scharfen Bläsern. Charakteristisch ist für Williams nach wie vor das Spiel mit Frage und Antwort.
Williams konzentriert sich beim Verrat hier auf eine inhaltliche Aussage: etwas verschleiert sagt er den Hörern, wen Anakin verrät. Unterschwellig hört man nämlich das Liebesthema. Er verrät mit seinen Handlungen Padmé, er verrät seine Liebe, seine Frau.
Neben Streichern und Chor gehört dieses Stück den Hörnern des Orchesters. Die Harmonien sind sehr düster und dramatisch. Gegen Ende steigert sich alles in einem gut hörbaren Crescendo, um dann klassisch und fast schon choralartig zu enden und zu verhallen.
Es ist vollbracht: Anakin Skywalker hat seine Familie, die Jedi und schließlich sich selbst verraten. Als Hörer ist man verzweifelt und fassungslos – einmal mehr schafft es Williams, auf der Tonleiter der Emotion zu spielen. Bravo!
An dieser Stelle möchte ich auf den Vorwurf eingehen, dass Williams hier nur bekannte Motive aneinanderreiht. Ich halte diesen Vorwurf persönlich für haltlos. Williams erzählt in seinem Soundtrack die Geschichte. Er begleitet nicht nur die Handlung, er erzählt sie regelrecht. Er verwendet bekannte Themen, um inhaltlich zu sagen und zu erklären, was da auf der Leinwand passiert. Er zeigt, was in den Protagonisten vorgeht. Er zeigt, was die Handlungen der Protagonisten bedeuten. So bekommen die Filme eine Tiefe, die sie ohne die Musik nie erreichen könnten.
Track 5 – General Grievous
Ich muss zugeben, dass ich mit den Grievous-Stücken im Soundtrack so meine Probleme habe. Sie werden sicherlich ihre Funktion im Film perfekt erfüllen, aber als Musik per se sind sie nicht mein Fall. Darum jedoch geht es auch nicht, denn Filmmusik soll einen Film begleiten und den Hörer in das Geschehen hineinziehen – und das schafft auch dieser Titel sehr gut.
Sehr hektische Passagen, die manchmal weniger Musik als oft vielmehr Klangaussagen darstellen, jagen einander. Zu Beginn erscheint auch ganz vorsichtig das Machtthema.
Was ist die Aussage dieses Stückes, das massiv von Rhythmen und Einwürfen geprägt ist? Ganz einfach: Dramatik, vielleicht auch Angst, dem berüchtigten Droidengeneral gegenüber zu stehen. Das Stück klingt sehr spannend und nervenaufreibend. Einige Passagen ähneln dem Geschehen der Schlacht im ersten Titel: Chaos, Dramatik, hohe Geschwindigkeit, Dissonanzen.
Das Hasbro-Thema des Soundtracks 😉
Track 6 – Palpatine’s Teachings
Bevor ich etwas zur Musik sage, möchte ich kurz klären, wer Palpatine ist. Aussagekräftiger wäre hier sicherlich ein Titel wie Darth Sidious Lehren gewesen. Als Lord der Sith verkörpert er einen Orden – wenn er etwas lehrt, dann lehrt er das Wissen eines dunklen und mächtigen Ordens, der ein erbitterter Feind der Jedi ist. Das ist die Ausgangslage.
Williams beginnt dieses Stück mit einer äußerst tiefen männlichen Stimme, die elektronisch bearbeitet wurde. Begleitet wird sie vom tiefen Register des Orchesters, aber nur sehr zurückhaltend. Ebenfalls werden tiefe, synthetische Klangeffekte genutzt, um eine mystische und dunkle Atmosphäre zu schaffen. Man möchte die Augen schließen und in sich gehen. Es ist erstaunlich, wie Williams das macht, denn eigentlich hören wir 1:30 Minuten lang nur einen Ton, der sehr tief ist und verändert wird, so dass er zum Klang wird. Man merkt aber gar nicht, dass eine so lange Zeit vergeht. Beeindruckend – man spürt förmlich die Bedrohung durch seine Lehre, man spürt seine Macht.
Tiefe Streicherpassagen führen das Stück dann noch weiter in die Tiefe, als es ohnehin schon begonnen hat. Von fern ertönt eine sehr weich gespielte Trompete, die dann von dunklen Streichern aufgefangen wird.
Erst jetzt kommen hellere Streicherregister dazu und sorgen für eine Dissonanz, die den Boden für das mit tiefen Streichern sehr subtil und zurückhaltend vorgetragene Thema Vaders bereitet. Das Thema wird sehr langsam gespielt. Es folgt das Thema der Macht, das für etwas positivere Stimmung sorgt und von Hörnern, ebenfalls sehr weich und zurückhaltend, vorgetragen wird. Es zeigt noch immer Anakins Konflikt: Vaders Thema und Machtthema.
Nach weiteren dunklen Passagen folgt eine kurze brillianter und frischer klingende Passage, die an Arrival at Coruscant von Episode I erinnert.
Dieses Stück halte ich für äußerst gelungen. Es steht auf einer Stufe mit dem düsteren Stück während Lukes Versuchung durch den Imperator auf dem zweiten Todesstern. Sehr beeindruckend – die Lehren der Sith in Noten gefasst.
Track 7 – Grievous And The Droids
Der Titel bringt nicht viel Neues und erinnert an Droid Invasion aus Episode I. Das ist auch kein Wunder, schließlich handelt es sich um dieselbe Droidenarmee.
Schnelle Passagen, die dissonant und hektisch vorgetragen werden, wechseln sich mit langsamen oder besser gesagt, ruhigen Passagen ab. Das Orchester wird hier wieder klanglich im Wechsel genutzt. Streicher, Schlagzeug, Bläser, helle und dunkle Instrumente wechseln sich ab, oder erklingen mit unterschiedlichen Klangfetzen gleichzeitig. Es ist ein Kampfstück. Hier geht es nicht um Melodie oder Harmonie. Hier geht es um Kampf und Schlachten – um Krieg und Tod, sowie Dramatik.
Zwischendruch ertönt zweimal das Machthema – aber immer nur kurz und sehr dezent. Funktionale Musik zur Begleitung eines Kampfes – gelungen, auch wenn es kein Stück ist, das man sich als Musik um der Musik Willen anhört, denke ich.
Track 8 – Padmés Ruminations
Wohl fast jedem von uns ist dieses Promo-Bild bekannt, wo Padmé mit verweintem Gesicht in sich zusammengesunken in ihrem Appartment da steht und vor Verzweiflung nicht weiß, was richtig und was falsch ist. Es war das Bild einer leidenden und verzweifelten jungen Frau, das ist etwas, das es in noch keinem Star-Wars-Film gegeben hat. Ihr Mann wendet sich der dunklen Seite zu, er wendet sich von ihr ab. Er wendet sich von allem ab, was ihr etwas bedeutet. Sie, die ehemalige Königin von Naboo, sie, die Senatorin, die an die Republik glaubt, an die Ordnung. Sie liebt ihren Mann, sie erwartet Kinder von ihm, sie ist hin- und hergerissen. Sie hängt über einem Loch, in das sie zu stürzen droht, sie ist allein und ihre Welt versinkt im Dunkel.
Extreme Situationen und neue Situationen erfordern ein neues musikalisches Herangehen an sie. Das mag sich wohl auch John Williams gedacht haben, der mit diesem Stück Neuland betritt und etwas einführt, das von einigen bereits jetzt abgelehnt und nicht verstanden wird. Das ist nicht Star Wars, das gehört da nicht hin, so deren Meinung. Nun, das ist sehr einseitig gedacht, denn die Situation habe ich oben beschrieben. Vergleichbares gab es bisher in Star Wars nicht.
Williams hat hier ein Stück eingebracht, das weniger durch ein Orchester dargeboten wird, als vielmehr elektronische Musik darstellt, die von Synthesizern gemacht wurde. In den ersten 40 Sekunden gibt es einen wabernden synthetischen Bass, auf welchem eine fast panflötenartige, klagende Stimme aufsetzt. Und dann wird diese Stimme durch die Stimme einer Frau ersetzt, die sehr klagend und traurig daherkommt und stark verfremdet wird. Es erinnert vom Klang her ein wenig an den Soundtrack von Der englische Patient. Ganz weit im Hintergrund kommt das Liebesthema dazu, nur ganz schwach angedeutet.
Nach 1:40 Minuten folgt ein Wechsel und die Streicher spielen unisono eine sehr dunkle Melodie, die sehr langsam und gediegen und sehr traurig und recht ausführlich dargebracht wird. Lediglich die Hörner kommen kurz dazu. Das Stück bleibt unaufgelöst – so wie es in Padmé aussieht: sie weiß nicht mehr weiter, sie weiß nicht ein und nicht aus.
Dieses mutige Stück ist einer meiner Favoriten auf diesem Soundtrack. Ich bin dankbar, dass Williams hier mal etwas Anderes verwirklichen durfte.
Track 9 – Anakin vs. Obi-Wan
Was zuerst am Stück auffällt, ist die Geschwindigkeit. Es gibt keine Einführung, wir starten quasi mittendrin. Die Streicher tragen eine schnelle Sechzehntelpassage vor, die dann von hellen Bläsern aufgenommen und durch Zweiundreißigstel noch intensiviert wird. Dann folgt das bereits aus Battle of the Heroes bekannte Thema, das Episode III so prägt. Es wird von Hörnern und Posaunen sehr martialisch dargeboten, gefolgt vom imperialen Thema. Nach einem kurzen hektischen Zwischenspiel folgt das neue Thema in einer melodischeren Fassung, um noch melodischer wiederholt zu werden. Natürlich darf auch Vaders Thema nicht fehlen.
Die Geschwindigkeit des Stückes wird durch flirrende und hektische Streicher aufrecht erhalten. Die angesprochenen Themen kommen mehrmals wieder, immer wieder unterbrochen durch hektische Zwischenpassagen mit Crescendopartien. Die Geschwindigkeit steigert sich immer mehr, teilweise überlappen sich die Themen fast schon, während sie zu Beginn fein säuberlich und getrennt voneinander vorgetragen wurden.
Nach mehr als drei Minuten ertönt das Macht-Thema, begleitet von einem Chor, es folgt erneut das neue RotS-Thema, das dann abrupt und mit Knalleffekt das Stück in einer für die Tonart völlig ungewöhnlichen Harmonie enden lässt, einfach so, als wenn jemand mittendrin den Atem anhält.
Das Stück ist sehr schön geschrieben, gern hätte ich eine längere Version davon gesehen!
Track 10 – Anakin’s Dark Deeds
Anakins dunkle Taten sind für mich direkt verwandt mit Padmés Leid. So ist es nicht verwunderlich, dass der Anfang zunächst ein wenig Titel 8 ähnelt. Anakins Taten schließlich sind der Grund für Padmés Leid. Die Welt gerät aus den Fugen. Nach einem ruhigen Beginn mit einer einer sehr weichen Frauenstimme im Hintergrund, getragen von verharrenden Streichern sowie Bässen, die teilweise wie Donnergrollen klingen, brechen Anakins Tagen unverhüllt mit aller Grobheit hervor.
Ein Chor, der kurz an den Stile des Duel of the Fates aus Episode I erinnert, lässt eine Dramatik aufkommen, sie kaum zu überbieten ist. Diese Passage ist nur sehr kurz. Es folgt eine Streicherpartie, die von den Bläsern rhythmisch begleitet wird, bevor nach einem Crescendo eine rein rhythmische Partie folgt, die von Hektik geprägt ist. Es schließt sich erneut die neue Chormelodie an. Auch hier allerdings wieder nur kurz, bevor Bläser, allen voran Hörner und Posaunen wieder etwas Geschwindigkeit herausnehmen, bevor sie sich in einem Crescendo steigern.
Erneut kommt der Chor, jetzt noch dramatischer und intensiver als zuvor, aber ebenso kurz. Dieses Wechselspiel findet noch mehrere Male statt, ohne dass die Passagen wirklich alle identisch sind.
Daraufhin folgt ein ruhigerer und sehr melodiöser und auch trauriger Teil, der wohl nach das Elend zeigt, das Anakins Taten mit sich bringen. Dieser Teil ist wunderschön, zum Heulen schön, könnte man sagen. Einfach nur toll.
Es folgt dann eine starke und kraftvolle Bläserpartie, die das Stück zu einem furiosen Abschluss bringt.
In diesem Stück steckt Herzblut, auch dieses Stück ist für mich eines der Highlights des Soundtracks.
Track 11 – Enter Lord Vader
Dieses Stück beginnt zunächst sehr dramatisch, von den Hörnern wird das Stück eröffnet, um dann im tiefen Register ebenso dramatisch erwidert zu werden. Das ist jedoch nur von sehr kurzer Dauer.
Es folgt eine ruhige Passage, in der das Liebesthema Across the Stars sanft zitiert wird. Dann folgt eine längere Passage dessen, womit das Stück auch eröffnet wurde. Massive Bläser und das gesamte Orchester halten die Dramatik und die Stimmung aufrecht, bis wieder eine ruhige Passage folgt, die weniger eine eigene Melodie bzw. ein eigenes Thema hat, als vielmehr dahingleitet. Zwischendurch gibt es mal eine Stelle, die an die klassische Trilogie erinnert. Ternian meint hier, es erinnere an die Musik der Rebellen in der klassischen Trilogie. Das kann ich nicht so recht teilen.
Das imperiale Thema bzw. Vaders Thema fehlt in diesem Stück auch nicht, es wird aber zunächst nur kurz angespielt, ebenso wie das Machtthema, dem ebenso kurz das Thema des Imperators folgt. Man hört ihn förmlich wieder lachen, während Luke am Boden liegt und ihn zu demoralisieren sucht. Ein weiterer Brückenschlag zur klassischen Trilogie, der Vaders weiteren Weg in wenigen Sekunden musikalisch wiedergibt.
Man könnte noch so viel mehr dazu schreiben, zu Stilmitteln, zur Orchestrierung, zur Art und Weise, wie einzelne Instrumentengruppen fast schon miteinander zu reden scheinen. Aber dann würde diese Analyse nie enden. Auch Enter Lord Vader leistet sich keine Schwachstelle und ist eine würdige Musik zu Lord Vaders Auftreten in Episode III.
Track 12 – The Immolation Scene
Der Soundtrack birgt viele düstere und traurige Stücke. Bei jedem fragt man sich, ob Musik noch trauriger und noch düsterer sein kann – und jedes folgende in dieser Art wird dann noch trauriger. So ist es mit The Immolation Scene.
Klagende hellere Streicher (Violinen), von dunklen Streichern begleitet, beklagen traurig das Geschehen auf der Leinwand. Das Ganze beginnt in den unteren Tonlagen und etwas zurückhaltend und wird dann ein bisschen, aber wirklich nur ein bisschen lauter und eindringlicher, ohne dabei jedoch aggressiv zu werden. Es behält die Trauer bei. Nur die Streicher kommen zum Einsatz. Etwas Schlimmes passiert, man bekommt weniger ein Schauergefühl, man trauert einfach nur.
Schließlich nehmen die Streicher etwas mehr an Geschwindigkeit auf und die Bläser kommen dezent dazu, erst das Blech und als Antwort dann das Holz. Die Geschwindigkeit nimmt dann ab und in einem Decrescendo verhallt dieses sehr anrührende Stück in der Stille.
Track 13 – Grievous Speaks To Lord Sidious
Sehr lebhafte Streicher im Wechsel mit Hornpassagen (tolles Motiv) leiten dieses Stück ein. Es folgt dann eine sehr martialische Chorpartie, die sehr eindringlich und imposant daherkommt. Es ist typisch für diesen Soundtrack, dass derart eindrückliche Passagen gefolgt werden von einem total gegensätzlichen Part.
Sehr zurückhaltend bauen Streicher und Holzbläser anschließend eine beklemmende Stimmung auf, die Hintergrund des Gesprächs sein wird. Nach einem Crescendo kehren die Hörner zurück, deren Motiv dann von Trompeten aufgegriffen wird. Es antworten erneut Hörner, erneut folgen die Trompeten. Dann wird es erneut ruhiger und das Liebesthema erscheint kurz, etwas seltsam an dieser Stelle. Das Liebesthema wird hier sehr dunkel wiedergegeben danach verhallt auch dieses kurze Stück des Soundtracks nach einem kleineren Zwischenspiel in der Stille.
Auch hier hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Hin und wieder kommt mir bei der Analyse das Gefühl, dass uns der Soundtrack auf CD vieles vorenthält. Leider ist das eine Praxis von Lucasfilm und Sony Classical, die nicht nachzuvollziehen ist. Wir Fans möchten den kompletten Soundtrack. Bei einigen Stücken kann es eigentlich gar nicht sein, dass sie alles wiedergeben, das wir im Film hören. Egal, das nur am Rande…
Track 14 – The Birth Of The Twins and Padme’s Destiny
Verständnisprobleme? Ihr kennt einige Begriffe in dieser Rezension nicht? Schaut in unser Musiklexikon.
Wir starten mit einer sehr sanften Passage, die etwas surreal ist. Harfe und Glockenspiel agieren vor einem hellen Streicherteppich. Ich fühle mich beim Hören des Anfangs ein wenig an Harry Potter erinnert. Wohl nicht ganz zu Unrecht – man kann nicht sagen, dass Williams von sich selbst geklaut hat, aber die zauberhafte Atmosphäre um ganz besondere Kinder wird so auch auf ganz wundervolle Weise eingefangen.
Die Zwillinge werden geboren und wer die Umstände näher kennt, der weiß, dass man wahrlich nicht von einer „normalen“ Geburt sprechen kann. Die oben beschriebenen ruhigen Passagen werden zwischendurch von lauteren, drohenden Bläsern sowie Bässen untermalt. Das Spiel von Glockenspiel und Harfe ist von vielen Arpreggios geprägt. Das Surreale unterstützt die Handlung in exzellenter Weise: Nicht nur, dass hier keine gewöhnlichen Kinder geboren werden. Nein, sie werden geboren und ihre Mutter stirbt – und damit sind wir beim zweiten Teil dieses Titels.
Nach ca. 1:15 Minuten steigert sich alles in einem Crescendo und wir wechseln zu Padmés Bestimmung – die wir ja leider alle kennen: sie stirbt. Als ich dies zum ersten Mal gehört habe, hatte ich ungelogen Tränen in den Augen. Es handelt sich hier um eine sehr königliche Fassung des Beerdigungsthemas von Qui-Gon aus Episode I. Wo ist der Zusammenhang: klar, beide sterben. Ich glaube, das als „Qui-Gon’s Funeral Theme bekannte Stück ist in Wahrheit Musik zu einer Beerdigung auf Naboo – es wurde in Episode I einfach nur zu Qui-Gons Beerdigung gespielt, weil diese ja bekanntlich dort stattgefunden hat. So zumindest meine Theorie. Wir hören also die bekannte Melodie, vorgetragen vom Chor und sehr mächtig und äußerst würdevoll von Streichern begleitet. So schön und so intensiv habe ich es auf dem Soundtrack zu Episode I nicht wahrgenommen. Das Thema ertönt drei mal. Man darf gespannt sein, wie das im Film mit Bildern unterlegt ist, bzw. was genau auf der Leinwand passiert. Emotionen sind garantiert. Hut ab!
Mir fehlen hier ein wenig die Worte. Einfach immer zu schreiben, dass es ein Highlight ist, dass es toll ist, dass es herausragend ist, das ist nicht Sinn einer Analyse oder einer Bewertung. Aber es ist so und noch so viel anders mehr.
Track 15 – A New Hope and End Credits
Das letzte Stück eines jeden Star-Wars-Films ist immer etwas ganz Besonderes. Da macht auch dieser Titel keine Ausnahme. Aber dies hier ist nicht nur der letzte Titel eines Star-Wars-Films. Es ist der letzte Titel des letzten Filmes, es ist der musikalische Abschied von einer Saga, die Generationen gefesselt hat. Es ist der Abschluss einer Musik, die auch schon von Tausenden und Abertausenden Musikern gespielt wurde. Diese Saga hat so viele musikalische Themen hervorgebracht, sie ist musikalisch so außergewöhnlich aussagekräftig, dass man nicht einfach ein letztes Stück schreiben kann, um dann zu verschwinden. Ähnliches mag John Williams durch den Kopf gegangen sein – er schuf mit diesem Titel ein mehr als 13 Minuten langes Musikfeuerwerk der Extraklasse durch Star Wars. Aber fangen wir mit dem Anfang an.
Harfen, die ein Glissando nach dem anderen spielen, hoch und wieder herunter, Hörner, die von etwas besonderem künden, was da aufkeimt: Hoffnung – und diese beginnt zuerst einmal mit einer kleinen Prinzessin: Leia.
Wir hören das fantastische Thema Leias, sicherlich eines der faszinierendsten und schönsten Themen der Filmmusik überhaupt. Es klingt nicht ganz so wie in Episode IV. Das wäre auch nicht ganz richtig, wir haben es mit einem Baby zu tun – und so ist die Musik ganz sanft. Es erstrahlt nicht in voller Stärke und wird daher auch sehr sanft und lieblich von den Instrumenten vorgetragen. Ein Kompliment an die Musiker, sehr gut gemacht! Es folgt wieder das Glockenspiel – John Williams Harry Potter lässt grüßen.
Damit ist der Höflichkeit Genüge getan: Ladies first. Richtig: es folgt das Machtthema, Luke ist auch noch da. Auch hier wird das Thema sehr zart gespielt. Jede Düsternis ist übrigens weggefegt. In diesem Stück existiert hier kein Imperium. Die neue Hoffnung liegt auf zwei kleinen Babies, die Macht ist mit Ihnen. Williams schreibt manchmal mit seiner Musik Geschichten, er erzählt, was passiert. Das hier ist so eine Stelle.
Das Machtthema gewinnt an Stärke und an Brillanz und mündet in einem sehr kurzen, starken aber nicht gewaltigen Crescendo, bis in gewohnter Manier der Abspann folgt und das Star-Wars-Thema erklingt. Damit ist der Film zuende, der Soundtrack aber lange noch nicht. Es folgen noch fast 12 Minuten, die ein Best-Of-Star-Wars verkörpern. Zunächst einmal gibt es – wie immer zum Abspann üblich – das mächtige Star-Wars-Thema. Es wird sehr fröhlich und beschwingt vorgetragen. Es folgt dann Leias Thema, dieses Mal in der eher stärkeren Form, wie wir es aus der klassischen Trilogie kennen. Vorgetragen wird es von Streichern. Posaunen und Hörner begleiten es auf exzellente Weise. Leias Thema mündet schließlich in einem Rallentando, das dann das nächste Stück präsentiert. Gänsehaut, da bist Du wieder. Unser neuer Hit am Soundtrackhimmel ertönt mit dem neuen Thema, das wir in Battle of the Heroes zuerst hören durften. Und dieses Thema wird nun zelebriert, erst vom Chor, dann vom Orchester. Fallen lassen und genießen – nicht einmal, nein gleich mehrmals, immer wieder anders und immer wieder schön.
Es folgt wieder kurz das Machtthema. Das dient jedoch nur als kurzes Zwischenspiel, bevor das fantastische neue Thema noch einmal und noch einmal erklingen darf und den Boden für etwas Neues bereitet: in einer tollen Modulation wird wieder zu den flirrenden Streichern mit ihren Arpreggios übergeleitet, die schon so oft im Soundtrack für Überleitungen gut waren. Und dann folgt der nächste Hit.
Eine gigantische Throne-Room-Sequenz, die an Vitalität und Majestät kaum zu überbieten ist, bringt auf eine so herausragende Weise die Freude der Beteiligten herüber, an dieser fantastischen Aufnahme mitgewirkt haben zu dürfen, dass man am liebsten dieses Stück nie enden lassen möchte. Was hier folgt, ist bekannt. Der Zwischenteil der Throne-Room-Passage wird sehr getragen dargeboten und stellt die Eigenschaften dieses fantastischen Stückes auf eine großartige Weise heraus.
Weiter geht es in einer neuen Tonart, das Machtthema kommt von einer Oboe gespielt zurück. Dunkle Streicher begleiten pizzicato. Violinen etc. begleiten dezent und harmonisch. Dann greifen die Streicher das Machtthema selbst auf, Flöten begleiten die Streicher, schließlich mündet das Machtthema fast im ganzen Orchester. Es folgt erneut eine Rallentando-Passage, ein Crescendo, Tempo wird herausgenommen. Die Trommel begleitet die uns so bekannte Melodie, die Hörner breiten das Machthema aus. Williams spielt hier sehr stark mit dem Tempo, lässt die Musiker verharren und arbeit stark mit Betonung und Dynamik. Eigentlich macht man sich hier auf das Ende gefasst. Aber so schnell geht es nicht zu Ende. Quasi mittendrin markieren zwei sehr farbenfrohe, unisono dargebotene Töne, die sehr eindrücklich und außerhalb des Tempos erklingen, dass noch etwas kommt.
Star Wars endet nie – wir dürfen wieder das Star-Wars-Thema hören. Noch eindringlicher gespielt, noch emotionaler noch besser noch ansprechender. Aber es kommt, was nun einmal kommen muss: das Ende. Ein sehr langes Ritardando leitet den Schlusston ein, der von Kesselpauken begleitet wird und endet. Aber die Trommel hört nicht auf, sie wirbelt und sagt, dass noch etwas kommt. Und da kommt er: das Orchester noch mal mit dem Ton, erst sanft, dann lauter und intensiver werdend, um mit dem sprichwörtlichen Paukenschlag die größte Saga aller Zeiten zum Ende zu bringen.
Da habe ich nach dem ersten Hören einfach nur „Ja!“ geschrien. Das ist es, er hat es gepackt. Das war Star Wars – Star Wars pur.

Fazit: Es ist vollbracht – ein Meisterwerk findet seinen würdigen Abschluss
Man kann über diesen Soundtrack sagen, was man will, man kann sicherlich an vielen Stellen geteilter Meinung sein. Einen emotional so mitreißenden Soundtrack hat meiner Meinung nach die Saga noch nicht gesehen. Ist es der Beste von allen? Ist er der zweitbeste? Oder der drittbeste? Ich weiß es nicht. Muss man das wissen? Ist das der Maßstab? Ich kann ihn so nicht einordnen. Eines weiß ich: John Williams hat mich mit seiner Arbeit überzeugt. Er ist einer der ganz Großen im Filmmusikgeschäft und wir Fans können uns glücklich schätzen, dass es John Williams gibt. Jeder weiß, einen wie großen Anteil der Soundtrack am Erfolg, an der Wirkung und an der Wahrnehmung der Filme hat. Es ist kaum einzuschätzen.
Gerade von offizieller Seite gibt es vor jedem Film die üblichen Superlativen, die üblichen Aussagen und trotzdem ist nie alles Gold, was glänzt. Das trifft natürlich auch auf einzelne Dinge in diesem Soundtrack zu. Und Geschmäcker sind immer verschieden. Eines aber macht diesen Soundtrack – Geschmack hin oder her – jedoch zu einem ganz großen Werk: seine Bandbreite. John Williams hat alle Register gezogen. Was er klanglich aus dem London Symphony Orchestra herausgeholt und an das Tageslicht gebracht hat, ist aller Ehren wert.
Auch dieser Soundtrack wird sich der Kritik ausgesetzt sehen, dass Williams viele Themen der klassischen Trilogie einfach nur recycelt, statt neue zu bringen. Diese Kritik zeugt meines Erachtens allerdings von einer Fehleinschätzung der Arbeit eines Komponisten. Williams hat in den letzten fast 30 Jahren Star Wars musikalisch vertont. Die Macht hat ein musikalisches Gesicht bekommen, ebenso wie die Protagonisten oder auch Institutionen der Saga ihr Thema haben. Die Verwendung dieser Themen bei Auftritt der Beteiligten auf der Leinwand zeugt nicht von Einfallslosigkeit, sondern von Kontinuität. Nur so kann es gehen.
Mit dem in Battle Of The Heroes neu vorgestellten Thema hat John Williams der Musikwelt ein beeindruckendes, neues Geschenk gemacht. Es ist ein Ohrwurm. Nach nunmehr 12 Stunden, die ich fast ununterbrochen diesen Soundtrack gehört habe, egal ob unterwegs und an der frischen Luft oder vor dem PC sitzend, während ich diese Analyse schreibe, ist es mir nie langweilig geworden. Die Musik ist verklungen, aber ich höre sie noch immer. Das allein sagt mehr als Tausend Worte.
Kurz noch möchte ich auf das Angebot eingehen, das uns Sony Classical mit dem Soundtrack bietet. Neben der CD gibt es noch eine DVD, die extra für die Veröffentlichung des Soundtracks hergestellt wird. Es werden auf der 70-minütigen DVD 16 neue Musikvideos enthalten sein, die den Besucher in chronologischer Reihenfolge durch die Momente der Saga führen werden. Die Videos werden in Dolby 5.1 sein – leider lag uns diese DVD nicht vor. Es ist aber jedem Käufer zu empfehlen, sich das nicht entgehen zu lassen. Ich würde mir wünschen, dass man vor allem die Musiker, sowie John Williams, der als Dirigent eine fantastische Figur macht, nicht zu kurz kommen lässt.
Ich danke für Eure Aufmerksamkeit und Eure Geduld,
Euer,
JM-Talon
0 Kommentare