Das letzte Drehbuch
Die dritte Drehbuchfassung war die letzte, in der die Machtseiten die Bezeichnungen Ashla und Bogan trugen und in der von einem Kiber-Kristall die Rede war, ab dem vierten Entwurf war nur noch von der dunklen Seite der Macht die Rede, während die helle Seite wie auch im fertigen Film unerwähnt blieb, und die Macht wurde zu einem raum- und zeitlosen Energiefeld, das sich mit keinem Kristall mehr beeinflussen ließ.
Auch die Bezeichnungen Jedi und Sith wurden nun stark an den Rand gedrängt, doch während die Jedi-Erwähnungen von nun an praktisch unverändert blieben, sollte die letzte Erwähnung der Sith – die in jener Szene auftauchen sollte, in der Tarkin die Auflösung des Senats bekanntgibt – am Ende nicht das Licht der Welt erblicken.

Die Reinigung der Sprache von obskuren Begrifflichkeiten schlug sich auch in der Präsentation der Hintergrundgeschichte nieder: wo Luke Starkiller im dritten Drehbuchentwurf noch seitenlang über den Untergang der Republik Galactica geredet hatte und die Lauftexte aller früheren Versionen mit Informationen förmlich vollgestopft gewesen waren, blieb mit der vierten Drehbuchfassung nur noch das Wenige übrig, das im späteren Film auftauchen sollte: Ein „es herrscht Bürgerkrieg“, gefolgt von lediglich vier Erwähnungen der Republik in späteren Dialogen – zwei davon allein in Leias Holonachricht –, einem kurzen Verweis auf die nicht näher erklärten Klonkriege und eine kurze Beschreibung von Vaders Verrat an den Jedi-Rittern.
Fort waren die vielen Details über den Senat und seine Intrigen, Rassenkriege und Attentate, Verschwörungen und Gerichtsverfahren, was blieb war gleichermaßen unbefriedigend wie geheimnisvoll und trug damit dazu bei, das Universum des Kriegs der Sterne zu einem Märchenreich voller unerzählter Abenteuer aufzubauen.

Eine weitere wesentliche Änderung der vierten Fassung betraf die Figur des Generals Kenobi, der nun erstmals Obi-Wan hieß. War er in der dritten Fassung noch ein geschlagener alter Krieger gewesen, der mehr Maschine als Mensch war und sich nur widerwillig bereitfand, Prinzessin Leia zu helfen, wurde er mit dem vierten Entwurf zu einer rüstigen, ehrfurchterweckenden Respektsperson, die viele Eigenschaften der Vaterfiguren früherer Entwürfe in sich aufnahm.
Gleichzeitig wurde auch die Position des Hauptgegners gestärkt, indem das Konzept zahlreicher Sith-Lords aus den früheren Drehbüchern zugunsten lediglich eines sichtbaren dunklen Lords aufgegeben wurde. Darth Vaders Aufstieg zur Verkörperung des Bösen stand damit nichts mehr im Wege, eine Entwicklung, die auch darin deutlich wird, dass Vader nun erstmals die große Schlacht um den Todesstern überlebte und damit für mögliche künftige Abenteuer zur Verfügung stand.
Ebenfalls erweitert wurde die Figur des Han Solo, der sich vom zweitklassigen Piraten früherer Tage zum erstklassigen Schmuggler mauserte und Luke nun erstmalig nicht mehr als Gleichaltriger gegenübertrat, sondern als 30jähriger erfahrener Raumfahrer, womit Lucas einen weiteren Reibungspunkt zwischen seinen Figuren erzeugte, die dadurch mehr und mehr zu eigenständigen und gegensätzlichen Persönlichkeiten wurden.

Mit dem vierten Drehbuchentwurf endete die Entwicklung des ersten Krieg-der-Sterne-Films zunächst, wenn auch lediglich auf dem Papier. Wesentliche Aspekte des Films wurden während der Dreharbeiten, des Schnitts und der Nachbearbeitung verändert oder erst geschaffen, und einige Handlungsstränge entstanden sogar erst nach dem Kinostart des Films am 25. Mai 1977.










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