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Die Macher // Artikel

George Lucas – Leben und Werk des Star-Wars-Erfinders

Eine Übersicht über das Leben und Wirken von Star-Wars-Erfinder George Lucas mit einem Interview über sein Lebenswerk.
George Lucas© Denis Makarenko / Shutterstock.com

Wer ist George Lucas?


In den 70er Jahren gehörte George Lucas neben Kollegen wie Coppola, Spielberg, Scorsese, De Palma und Malick zu den Filmemachern der New-Hollywood-Generation. Diese Gruppe junger Regisseure kam direkt von der Filmakademie und wollte das alte Hollywood, dessen Gründergeneration gerade im Sterben lag, mit neuem Elan und einer neuen Mentalität des Erzählens umstürzen und neu begründen. Diese Neubegründung gelang George Lucas im Laufe seiner Karriere auf vielen Gebieten tatsächlich:

  • Mit Krieg der Sterne begründete Lucas die neue Ära des Blockbuster-Kinos in Hollywood und schuf mit den Fortsetzungen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter die Vorbilder für die Sequel-Schwemme von heute.
  • Lucas‘ Effektfirma Industrial Light & Magic katapultierte die visuellen Effekte in die Gegenwart: Erstmals seit den Tagen des alten Studio-Hollywood wurden monumentale Filmprojekte wieder realisierbar, und das nicht nur für Lucas selbst, sondern für alle Filmemacher Hollywoods, die ILM für Projekte von E.T. bis Avatar einspannten.
  • Mit seiner Tonfirma THX schuf Lucas einen neuen Standard für Tonsysteme in Kinosälen und trug so dazu bei, die Ära quäkender Mono- und Stereolautsprecher zu beenden. Der kristallklare Ton in modernen Kinos ist eine direkte Folge von Lucas‘ Engagement.
  • Das von Lucasfilm entwickelte Schnittsystem EditDroid ist der Vorläufer aller modernen Schnittsysteme von professionellen Avid-Lösungen bis hinunter zu Schnittprogrammen für den privaten Einsatz. Das auf Laserdisks aufbauende System leitete die Ära des nonlinearen Schneidens ein und löste damit eine Schnitttechnik ab, die seit der Erfindung des Kinos gängig war.
  • Die digitale Revolution im Kino wurde von Lucas entscheidend vorangetrieben. Episode II – Angriff der Klonkrieger war der erste große Kinofilm, der volldigital gedreht wurde.

Geboren wurde George Walton Lucas Jr. am 14. Mai 1944 auf einer Walnussranch im sonnigen Kalifornien. Er wuchs in Modesto, einem kleinen Ort im Tal von San Joaquin auf, wo sein Vater zunächst ein Schreibwarengeschäft und später eine Ranch besaß. George und seine drei Schwestern hatten eine sehr glückliche Kindheit, die von Kostümpartys, Zirkusvorstellungen und Seifenkistenrennen geprägt war. Damals fuhr der Junge voll auf Comics wie Superman und Donald Duck ab, und er liebte die spannenden Geschichten von Robin Hood über alles.

In Modesto tobte damals nicht gerade das Leben und so freute sich George besonders auf den wöchentlichen Kinogang. Der erste Film, an den er sich heute noch erinnern kann, ist der Abenteuerklassiker „König Salomons Diamanten.“

Weit weniger Begeisterung brachte Lucas junior für die Schule auf. Seine Noten waren ziemlich mies, zumal er in seiner Freizeit lieber Autos frisierte anstatt zu pauken und sich ganz seinem getunten Fiat mit den Überrollbügeln widmete. Rennfahrer wollte er werden und sonst nichts! Seine Eltern machten sich mächtig Sorgen…

Zwei Tage vor dem Highschool-Abschluss ereignete sich der tragische Unfall, der das Leben des Teenagers total umkrempelte. Der 18-jährige George fuhr nachts auf der Landstraße in Richtung Ranch und wollte gerade in die Einfahrt einbiegen, als ein Klassenkamerad versuchte, ihn rechts mit 140 km/h und noch dazu ohne Licht zu überholen. Die beiden Wagen krachten zusammen und Georges Fiat überschlug sich mehrmals, bis er an einem Baum hängen blieb. Seine Rettung war ein Sicherheitsgurt. Nicht weil er George im Sitz hielt, sondern weil er riss: George wurde aus dem Auto geschleudert, bevor es am Baum zertrümmert wurde. Er blieb bewusstlos am Straßenrand liegen. Kein Puls, kein Lebenszeichen, der Junge schien praktisch tot zu sein.

Es war wie ein Wunder, als George nach zwei Tagen aus dem Koma wieder aufwachte. In den folgenden Wochen im Krankenhaus dachte er viel über seine persönliche „Reifeprüfung“ nach – so nannte er den Unfall -, und er fasste einen folgenschweren Entschluss: Er schrieb sich am Junior College in Modesto ein und studierte Anthropologie, Mythologie und Philosophie. Während dieser Zeit begann er auch, mit 8- und 16-Millimeter-Kameras zu experimentieren. Dabei entstand der Wunsch, eine Filmschule zu besuchen – übrigens entgegen allen guten Ratschlägen. Lucas damals: „Mir macht das Spaß. Darum tue ich es, und wenn ich am Ende in Disneyland die Eintrittskarten abreiße, soll mir das auch recht sein.“

Nach seinem Abschluss an der Universität von Südkalifornien in Los Angeles schlug sich Lucas zunächt mit Auftragsarbeiten als Schnitttechniker durch, wobei er auch seine erste Frau Marcia kennenlernte. Als Filmlehrer einer Militärklasse drehte er den Kurzfilm, der ihm schließlich den Weg ins Filmgeschäft ebnete: THX 1138:4EB – Electronic Labyrinth, eine dystopische Geschichte über die Flucht eines Mannes aus einer totalitären Gesellschaft. Lucas‘ Lohn für sein Werk waren mehrere Filmpreise und ein Praktikum bei Universal, wo Francis Ford Coppola gerade seinen Film Der goldene Regenbogen drehte.

Lucas und Coppola wurden Freunde und machten schon bald gemeinsam den Versuch, Hollywood auf den Kopf zu stellen. Mittel zum Zweck sollte Coppolas Filmfirma Zoetrope Studios sein, ein Anti-Studio, in dem nicht Kommerzgeist oder Kapital entscheidend sein sollte, sondern der freie Geist von freien Filmemachern. Zum ersten Film des Revoluzzer-Teams wurde die Kino-Langfassung von Lucas‘ Studentenfilm erhoben, den Lucas schon bald in den halbfertigen Tunnels der U-Bahn von San Francisco umsetzte.

Nur einen Haken hatte die Geschichte: Weder der Verleih – in diesem Fall Warner Bros. -, noch das Publikum waren sonderlich angetan, und auch die Kritiker waren eher verstört. Das auf Kante finanzierte Zoetrope war faktisch pleite, wodurch Coppola gezwungen wurde, die Regie des Paten zu übernehmen, und Lucas‘ Karriere schien beendet zu sein.

Von seinen letzten 2000 US-Dollar flog Lucas mit seiner Frau nach Cannes, um einer Vorführung von THX 1138 beizuwohnen. Bei dieser Gelegenheit gelang es ihm, einen Agenten der United Artists auf einen Vertrag über 10.000 US-Dollar festzunageln. Anstatt einer deprimierenden Science-Fiction-Geschichte wollte Lucas im zweiten Anlauf, nicht zuletzt auf Anraten von Coppola, eine heitere Komödie erzählen und griff dazu auf seine persönlichen Jugenderinnerungen zurück.

Doch schon bei den Vorbereitungen gab es nichts als Ärger. United Artists lehnte ein Drehbuch nach dem anderen ab, und der Stand von Lucas‘ Bankkonto näherte sich mit erschreckender Geschwindigkeit dem Nullpunkt. Als Lucas fast pleite war, bekam er ein verlockendes Angebot: Er sollte für 100.000 US-Dollar bei dem Film „Diamantenlady“ Regie führen. Die ganze Sache hatte nur einen Haken: Nahm er den Job an, musste er das eigene Projekt in den Wind schreiben.

Lucas entschied sich zum Glück für „American Graffiti“ – „Diamantenlady“ wurde der Reinfall schlechthin. Lucas unterschrieb bei Universal und gemeinsam mit den Autoren Willard Huyck und Gloria Katz machte sich das auf Erfolg programmierte Trio an die Arbeit. Oft wurde nächtelang gedreht und Lucas ließ die Kameras mitunter sogar laufen, wenn seine Darsteller völlig ahnungslos waren. Er schuf damit einen nie dagewesenen Kino-Realismus und setzte auch mit der Mischung zwei praktisch unzusammenhängender Handlungsverläufe und dem Einsatz bekannter Popsongs neue Standards.

Das Ergebnis von 28 Drehtagen und 700.000 gut angelegten US-Dollar: Ein Einspielergebnis von 100 Millionen US-Dollar und ein enormer Popularitätsschub für den jungen Filmemacher. Nun war der Weg frei für Lucas‘ Film der Träume.

1973 begann Lucas, Drehbücher zu einer Weltraumsaga ohne gleichen zu schreiben, wobei er durch Comics wie „Flash Gordon“ und Filme wie „Planet der Affen“ inspiriert wurde. 1975 gründete er ILM (Industrial Light & Magic), um die visuellen Effekte zu produzieren, die für den Film benötigt wurden. Eine zweite Firma namens „Sprocket Systems“ wurde gegründet, um die Tonmischung und Tonerzeugung für „Star Wars“ zu übernehmen; aus ihr wurde 1987 mit dem Umzug auf die Skywalker-Ranch Skywalker Sound.

Besetzung und Dreh des Films verliefen äußerst schwierig: Lucas bestand auf unbekannten Jungdarstellern, was zu dieser Zeit bei einem Multimillionendollar-Film als Unding galt. Nicht zuletzt um das Studio zu beruhigen, setzte Lucas bei den Nebendarstellern auf große Namen wie Alec Guinness und Peter Cushing. Gedreht wurde im Anschluss in Tunesien, wo das Wetter die Dreharbeiten beinahe scheitern ließ, und in London, wo Lucas immer wieder an seinen britischen Mitarbeitern zu verzweifeln drohte.

Als er dann in die USA zurückkam, wartete die nächste unschöne Überraschung: ILM war weit hinter dem Zeitplan zurückgefallen, da Lucas‘ Effekt-Experte John Dykstra nicht einfach mit dem Dreh von Effektaufnahmen beginnen konnte, sondern zunächst die dafür erforderliche Kamera entwickeln und bauen musste. Aus dem angepeilten Starttermin im Dezember 1976 wurde damit nichts, und 20th Century Fox schob den Film zähneknirschend in den damals als denkbar ungeeignet empfundenen Mai.

Am 25. Mai 1977 feierte Krieg der Sterne dann Weltpremiere und überraschte Kritiker, Zuschauer und ganz besonders seine Mitarbeiter, die mehrheitlich bis zuletzt nicht an den Erfolg des Films geglaubt hatten. Sieben Oscars und das bis dahin höchste Einspielergebnis der Filmgeschichte waren der Lohn für Lucas‘ Mühen.

© Featureflash Photo Agency / Shutterstock.com

Der Rest ist, wie man sagt, Geschichte: Lucas drehte zwei weitere Krieg-der-Sterne-Filme und schuf mit seinem Freund Steven Spielberg zusammen Indiana Jones. Von 1980 bis 1985 widmete sich Lucas dem Aufbau der Skywalker-Ranch, um seiner Filmfirma ein kreatives Zentrum zu geben, und revolutionierte mit dem THX-System die Qualität des Kinotons, mit EditDroid die Schnitttechnik und mit ILM die Welt der Spezialeffekte.

Lohn seiner Mühe und Anerkennung seiner Verdienste um den Film war 1992 der Irving G. Thalberg Memorial Award, die höchste Auszeichnung der US-Filmakademie.

Ab Mitte der 90er Jahre begann Lucas dann, sich wieder dem Krieg der Sterne zu widmen: Auf die überarbeitete Fassung der klassischen Trilogie 1997 folgten 1999 Die dunkle Bedrohung, 2002 Angriff der Klonkrieger, der erste voll digital gedrehte monumentale Kinofilm, und 2005 Die Rache der Sith.

eit dem Ende der Krieg-der-Sterne-Prequels ist es ruhiger um George Lucas geworden, und das nicht ohne Grund: Seit 2005 plante er seinen Ruhestand, den er mit persönlicheren Filmprojekten füllen möchte. Auf diesem Weg baute er zunächst Lucas Animation, um seiner Filmfirma abseits des Krieg-der-Sterne-Lizenzgeschäfts neue Einnahmequellen zu erschließen, und machte Industrial Light & Magic mit Außenstellen in Asien und Europa zum weltweit präsenten Effektdienstleister.

2012 erfolgte dann der Schlussstrich unter seinen Ausstiegsplan: Am 30. Oktober 2012 verkaufte er Lucasfilm mit allen Tochterfirmen und Rechten an die Walt Disney Company und zog sich ins Privatleben zurück. Seither hat er geheiratet und mit seiner Frau Mellody Hobson eine Tochter bekommen. Daneben kümmert er sich um den Aufbau des Lucas Museum of Narrative Art in Los Angeles.

Was die Zukunft bringt, bleibt abzuwarten: Kommen seine persönlichen Kleinstfilme noch oder widmet sich Lucas doch wieder phantastischen Welten wie in dem von ihm erdachten und produzierten Feenmusical Strange Magic? So oder so ist sicher: Mr. Star Wars hat bestimmt noch viele Geschichten zu erzählen. In dieser Welt und jeder anderen.


SWU-Team

Seit dem 1. Mai 2000 sind wir auf Star Wars Union auf einer schier endlosen Mission: SWU zu Deinem Portal für unsere Saga zu machen und – nach Möglichkeit – tagesaktuell über das Neueste aus der weit, weit entfernten Galaxis zu berichten.

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