Produktion: Wald Disney Pictures, Lucasfilm Ltd. in Zusammenarbeit mit Paramount Pictures
Kinostart (US): 30. Juni 2023
Kinostart (D): 29. Juni 2023
Einspielergebnis (US): $ 174.480.468
Einspielergebnis (D): € 14.536.970

Die Anfänge der Produktion
Die Produktion von Indiana Jones und das Rad des Schicksals war gewissermaßen bereits 1979 angedacht, da sich George Lucas, Steven Spielberg und Paramount Pictures damals auf die Produktion von insgesamt fünf Filmen rund um den berühmten Archäologen verständigten. Worum es in den 4 Filmen nach Jäger des Verlorenen Schatzes gehen sollte, wusste damals aber natürlich noch niemand.
Bald nach dem Kinostart des vierten Teils, Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (2008), signalisierte Harrison Ford seine Bereitschaft, bzw. seinen Wunsch, Indy in einem weiteren Film zu spielen, wobei er hoffte, dass es nicht wieder 20 Jahre dauern würde, bis der Film endlich gedreht würde. Letztlich verstrichen 15 Jahre, bis der fünfte Film realisiert wurde. Disney nutzte den Film letztlich als Lockmittel, um Harrison Ford dazu zu bringen, noch einmal als Han Solo in Star Wars mitzuspielen, was dieser in Star Wars: Das Erwachen der Macht (und kurz in Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers) auch tatsächlich tat.
Noch bis 2015 gab es Gerüchte, dass Schauspieler wie Chris Pratt oder Bradley Cooper die Rolle des Indiana Jones übernehmen könnten. Erst dann wurde offiziell bestätigt, dass Ford erneut in seine legendäre Rolle schlüpfen würde. Ford machte zu diesem Zeitpunkt unmissverständlich klar, dass er einen anderen Indy-Darsteller unter keinen Umständen goutieren würde, und auch bei Disney und Lucasfilm hieß es, ein anderer Indy-Darsteller sei für die Studios nicht denkbar.
Drehbuch und Handlung
Der Weg zum Drehbuch war, wie bei allen Indy-Filmen nach Der letzte Kreuzzug, erwartungsgemäß lang, zumal Autor und Regisseur James Mangold einerseits Harrison Ford zufriedenstellen musste, andererseits aber auch die Studiochefs bei Disney, Steven Spielberg und sogar George Lucas, über den Mangold sagte, dieser habe „unsere frühen Drehbücher gelesen und uns Anmerkungen und Ratschläge gegeben sowie die Entwicklung des Schnitts beobachtet.“ Mangold erklärte weiter: „Indy ist im Grunde einer Erweiterung von Georges eigener Persönlichkeit – teils Einzelgänger, teils Theoretiker, teils Abenteurer, teils Idealist, teils Besserwisser, teils Akademiker und zu 100 Prozent unaufhaltsam.“
Die Entscheidung, Indiana Jones erneut gegen Nazis ins Felde ziehen zu lassen, hatte schon bei der Entwicklung von Indy 4 im Raum gestanden. George Lucas und Harrison Ford mochten die Idee, Steven Spielberg aber konnte sich nach seinen Erfahrungen beim Dreh von Schindlers Liste eine Action-Abenteuer-Persiflage der Nazis nicht mehr vorstellen.
In Indy 5 begegnet Indiana Jones den Nazis nun erstmals gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf der Suche nach dem mythisch konnotierten Speer des Longinus, der Heiligen Lanze, die zwischenzeitlich wohl tatsächlich der Haupt-MacGuffin des Films sein sollte. In Wahrheit jedoch dreht sich der Film um den sogenannten Mechanismus von Antikythera.

Bei diesem handelt es sich um eine Art astronomische Uhr, die tatsächlich im Jahr 1900 von Tauchern vor der griechischen Insel Antikythera gefunden wurde und eine Sensation darstellte, da man den antiken Wissenschaftlern die Herstellung eines so komplexen Geräts nicht zugetraut hatte. Der echte Mechanismus, der – wie im Film – tatsächlich aus Syrakus stammen könnte, hat mit Archimedes direkt aber wohl nichts zu tun und stellt wohl einen miteinander verschränkten Sonnen-, Mond- und Olympiaden-Kalender dar.
Indys Hauptgegner im Film, Jürgen Voller, der dem Nazi und Raketenwissenschaftler Wernher von Braun nachgebildet ist, sieht in dem Mechanismus im Film allerdings eine Art Zeitmaschine und hofft, damit in die Vorkriegszeit zurückkehren zu können, um den Urheber der deutschen Niederlage zu beseitigen. In früheren Drehbuchfassungen gelingt ihm dieser Zeitsprung auch, und Indy gerät in die absurde Situation, Hitler vor Voller beschützen zu müssen, damit die Geschichte ihren gewohnten Gang gehen kann.
Ebenfalls in früheren Drehbuchfassungen waren deutlich mehr humoristische Elemente vorhanden, die sich darüber lustig machten, dass Indiana Jones nicht mehr der Jüngste ist. Harrison Ford machte sich jedoch dafür stark, diese Gags zu reduzieren, um der Handlung eine gewisse Ernsthaftigkeit zu verleihen. Im fertigen Film gibt es daher deutlich weniger Altersgags als noch in Indy 4, und der Zeitsprung führt auch nicht ganz ans richtige Ziel, was in den Syrakus-Szenen bereits angedeutet wird, als Teddy ein Kind bestiehlt, das sich ein Puppentheater betrachtet, in dem der Angriff von feuerspeienden Drachen auf römische Soldaten dargestellt wird.
Die Besetzung
Neben Harrison Ford kehrt auch John Rhys-Davies als Sallah zurück. Ein kurzer Gastauftritt war Rhys-Davies bereits in Indy 4 angeboten worden, doch diesen hatte er abgelehnt, weil er der Meinung war, Sallah müsse eine größere Rolle spielen.
Ein weiterer Rückkehrer ist Karen Allen, die mit ihrem Auftritt nun in 3 von 5 Indy-Filmen zu sehen ist. Das Wiedersehen von Marion und Indy ist eine große Hommage an die Szene der Beiden in Jäger des Verlorenen Schatzes auf dem Schiff, in der Marion von Indy gebeten wird, ihn nur da zu küssen, wo es nicht wehtut.
Die weibliche Hauptrolle spielt Phoebe Waller-Bridge, deren Figur Helena Shaw ebenfalls eine Hommage darstellt, hier an diverse klassische Hollywood-Leading-Ladies, vor allem Katherine Hepburn, deren Figuren immer ein besondereres Talent dafür hatten, das Heft der Handlung an sich zu reißen und ihre männlichen Gegenparts in den Wahnsinn zu treiben.
Jim Broadbent, der in Indy 4 als Dekan von Indys Uni zu sehen war, zeigte wohl Interesse an einer Rückkehr, wurde jedoch genauso wenig berücksichtigt wie Mark Hamill und Liam Neeson, die ihrerseits Interesse an Rollen bekundet hatten.
Dreharbeiten und Spezialeffekte
Die Dreharbeiten zu Indys 5. Leinwandabenteuer begannen 2021 in Europa, wobei Glasgow als Drehort für die Straßenszenen von New York City diente. Allerdings führten die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sowie eine Verletzung von Harrison Ford zu einer Verzögerung des Drehs. Erstmals wurde ein Indy-Film nicht auf 35-mm-Material gedreht, sondern komplett digital auf ARRI-Alexa-Kameras. Steven Spielberg hatte sich bei Indy 4, trotz entsprechender Wünsche von Digital-Pionier George Lucas, noch geweigert, einen Indy-Film digital zu drehen.
Im Rahmen der Postproduktion wurde modernste Technologie genutzt, um Harrison Ford für die Darstellung von Rückblenden eine verjüngte Erscheinung zu verleihen. Die verwendete Technik basierte auf künstlicher Intelligenz und nutzte Archivmaterial von Lucasfilm, um den Indiana Jones der ersten drei Filme wieder zum Leben zu erwecken. Harrison Ford zeigte sich begeistert von der Technologie und äußerte sich lobend über die erzielten Ergebnisse.
Klassische Filmmusik
Als Komponist der Filmmusik kehrte der legendäre John Williams zurück und schrieb im Alter von 92 Jahren insgesamt zwei Stunden Musik für den Film. Regisseur James Mangold berichtete über die Zusammenarbeit: „Es war mir so wichtig, dass John diesen Film vertont, weil ich denke, dass er die Stimme dieser Filme ist. Wenn wir über das Kino des Goldenen Zeitalters sprechen und darüber, dass diese Filme eine Art Liebesbrief an die klassischen Filme sind, dann steht John in unserer modernen Welt, die von synthetischer und pulsierender Filmmusik geprägt ist, die schnell in Vergessenheit gerät, für eine Art melodischen, vollwertigen Orchester-Filmmusikstil der alten Schule.
Für mich war die Zusammenarbeit mit diesem Maestro, der 90 Jahre alt ist und weit über 2 Stunden Musik mit dem Bleistift geschrieben hat, die sich perfekt Bild für Bild in diesen Film einfügt, eine der bewegendsten und inspirierendsten Kooperationen meines Lebens.”
Reaktionen
Der Film wurde von der Kritik durchaus positiv bewertet, konnte kommerziell aber nicht einmal ansatzweise an die Erfolge früherer Indy-Filme anknüpfen. Unterm Strich legte er ein Minus von um die 130 Millionen US-Dollar hin, was nicht allzu sehr verwundert, wenn man sich die enormen Kosten für die Produktion eines Films ansieht, der zwar durchaus abenteuerlich daherkommt, aber doch primär ein melancholischer Abgesang auf einen alten Action-Helden darstellt.
Steven Spielberg immerhin, der zwar nicht mehr als Regisseur in Erscheinung trat, den Film aber als Executive Producer begleitete, zeigte sich mehr als angetan von James Mangolds Film und erklärte: „Ich habe ihn vorgestern zusammen mit James und vielen Leuten aus der Führungsriege von Disney gesehen. Alle waren begeistert von dem Film. Es ist ein wirklich, wirklich guter Indiana-Jones-Film. Ich bin wirklich stolz auf das, was Jim daraus gemacht hat. Als das Licht anging, drehte ich mich zu den Leuten hinter mir um und sagte: Verdammt! Ich dachte, ich wäre der Einzige, der weiß, wie man so etwas macht.”
Trivia
- Harrison Ford absolvierte während der Vorbereitungsphase auf seine Rolle täglich Fahrradtouren mit einer Distanz zwischen 40 und 50 Meilen.
- Im Zug liegt nicht nur die Lanze des Longinus, sondern auch die „Heilige Handgranate” aus dem Kultfilm Die Ritter der Kokosnuss.
- Der berühmte „Wilhelm”-Schrei ertönt, als Indy einen Nazi vom Zug wirft
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