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Hinter den Masken: Jason Baird über seine Kreaturen für Episode II

Seit der Cantina-Szene in Krieg der Sterne gehören mit Masken umgesetzte Nichtmenschen zur Standardausstattung eines Star-Wars-Films. Hier berichtet Kreaturenbauer Jason Baird über seine Arbeit an Episode II.
Die Kreaturen von Episode II© Lucasfilm

Handgemachte Kreaturen

Obwohl viele der außerirdischen Spezies, die in Episode II zu sehen sind, komplett digitale Kreationen sind, die von Industrial Light & Magic mit großer Sorgfalt animiert und gerendert wurden, gibt es immer noch Raum für handgemachte Kreaturen. An dieser Stelle kommt Jason Baird ins Spiel, der die Abteilung für diese Kreaturen leitet.

„Mein Aufgabenbereich umfasst alle Köpfe und Pfoten von Kreaturen“, so Baird, „sowie die animatronischen Köpfe und Charaktere mit Prothesen. Ebenfalls ein Teil davon ist die Organisation der Werkstatt und die Vorbereitung der Prothesen für den Einsatz am Set.“

Baird ist seit 12 Jahren in diesem Bereich tätig und leitete sein eigenes Unternehmen, in dem er verschiedene Kreaturen- und Prothesen-Make-up-Effekte für Film und Fernsehen herstellte. Im März 2000 wurde Baird für das neueste Kapitel der Star-Wars-Saga rekrutiert und hatte ab da nur wenig Zeit, sich auf einen seiner bisher größten Aufträge vorzubereiten.

„Das ist für mich ein echtes Highlight. Es hat aber eine Weile gedauert, bis ich realisiert habe, dass wir tatsächlich an Star Wars arbeiten würden. Es ging alles so schnell. Erst als ich einige der großen Namen am Set mit meinen Kreaturen interagieren sah, wurde mir das so richtig bewusst“, meint Baird.

„Als wir den Auftrag für Star Wars erhielten, schien es uns nicht so, als wäre es eine allzu große Aufgabe, auch wenn uns genau die angekündigt worden war“, erinnert sich Baird. „Aber wir erfuhren schnell, dass es einiges an Kreaturen und Prothesen zu besprechen gab, vor allem bei den Prothesen, denn bei den Kreaturenköpfen konnten wir vieles aus Episode I übernehmen. Danach begannen wir mit dem Aufbau unseres Teams.“

Bairds Arbeitsgruppe wuchs auf 12 bis 15 Maskenbildner an, die rund um die Uhr arbeiteten, um die erforderlichen Make-up-Effekte bereitzustellen. „Die größte Herausforderung war die Organisation – alles rechtzeitig zum Laufen zu bringen und voll funktionsfähig abzuliefern. Die Zeitspanne war so kurz, weil wir nach dem Aufbau nur fünf Wochen Vorproduktionszeit hatten. Drei dieser Wochen haben wir damit verbracht, unsere Werkstatt in einen funktionsfähigen Zustand zu bringen. So blieben uns nur zwei Wochen, um mit der Herstellung der Prothesen zu beginnen und alles vorzubereiten. Der Zeitplan war wirklich eng, aber wir haben es geschafft.“

Zu den Kreationen von Baird und seinem Team gehören zwei neue Jedi-Figuren, ein Mann und eine Frau, beide umgesetzt als mit Masken und Prothesen und mit deutlich unterschiedlichem Körperbau und Aussehen. Beiden gemein ist, dass sie wie ehrfurchtgebietende nichtmenschliche Jedi-Ritter.

„Er ist eine Kombination aus melierten Grün-, Braun- und Schwarztönen, und ich denke, das wird sehr cool aussehen“, beschreibt Baird die Farbpalette des Nichtmenschen-Manns. „Die Frau hat Hörner und Tentakeln in einer Kombination aus Grau-, Weiß- und Rottönen. Sie sollte auch ziemlich beeindruckend aussehen.“

Die Entscheidung, die beiden nichtmenschlichen Jedi real umzusetzen, fiel erst ziemlich spät in der Vorproduktionsphase. Für die Gestaltung der männlichen Figur hatten Baird und sein Team drei Wochen Zeit. „Für eine Figur mit komplexen Prothesen ist das ein ziemlich kurzer Zeitrahmen.“

Die Herstellung von Prothesen-Make-up ist ein mühsamer Prozess. Von den Darstellern, die die Rolle spielen sollen, müssen gipsartige Abdrücke angefertigt werden, damit die Schaumlatex-Prothesen – sogenannte Appliances – perfekt an die Konturen ihrer Gesichtszüge angepasst werden können. Die Make-up-Künstler kleben diese Appliances dann auf die Darsteller und fügen zusätzliche Elemente wie Zähne, Hörner oder Tentakeln hinzu. Anschließend wird das Ganze bemalt.

Da für einen Protheseneffekt viele verschiedene Elemente zusammengefügt werden, ist die Kunst des „Nahtfügens“ von großer Bedeutung. „Wenn man die Schaumstoffteile zusammenfügt, hat man dort Ende eine Kante“, erklärt Baird. „Beim Nahtfügen wird diese Kante im Grunde abgeschnitten und dann werden Füllstoffe verwendet, um diese Linien verschwinden zu lassen. So erhält man eine schöne glatte Oberfläche, die sich übermalen lässt, und man sieht die Nahtstellen nicht mehr. Es erfordert Übung und Erfahrung, um die Nähte richtig zu setzen, denn wenn man eine Nahtlinie auf einer Figur im Film sieht, weiß man, dass man seine Arbeit nicht richtig gemacht hat. Maskenbildner, die wissen, worauf sie achten müssen, können sie normalerweise sehen. Aber die meisten Menschen können das nicht, weil sie normalerweise schwer zu erkennen sind.“

Der Schminkprozess kann für die Darsteller solcher Rollen sehr anstrengend ausfallen, da man stundenlang geschminkt und überprüft wird, bis das perfekte Aussehen feststeht. „Wir führen eine erste Testanpassung der Prothesen durch, um sicherzustellen, dass sie dem Schauspieler tatsächlich passen. Wenn für eine Rolle spezielle Zähne benötigt werden, nehmen wir Zahnabdrücke. Wenn spezielle Augen nötig sind, schicken wir sie zu einem Optiker, der ihre Augen misst und testet, damit sie ohne größere Schwierigkeiten Kontaktlinsen tragen können. Dann machen wir unser erstes Test-Make-up, um sicherzustellen, dass alle Teile richtig verklebt sind und bemalt werden können. Wir machen ebenso eine Testanpassung der Zähne und Kontaktlinsen. So stellen wir sicher, dass wir am Set nicht auf kleine Probleme stoßen, die wir nicht kommen sehen.“

In der Testphase werden die meisten Probleme frühzeitig erkannt, auch wenn manchmal kleinere Pannen auftreten. „Bei einer Aufnahme fiel eine der Kontaktlinsen von Orn Free Taa heraus und [der Schauspieler Matt Rowan] fing sie tatsächlich mit der Hand auf. Die Kontaktlinse war etwas zu flach für die Krümmung seines Auges, was dazu führte, dass sie leicht verformt war und die kleine Lippe der Kontaktlinse an seinem Augenlid hängen blieb. Als er blinzelte, fiel sie einfach heraus.“ Nach den Dreharbeiten an diesem Tag ließen Baird und sein Team die Kontaktlinsen neu anfertigen, sodass Orn Free Taas Augen für die Dreharbeiten am nächsten Tag wiederhergestellt waren.

Die Masse macht’s

Um die Kommunikation zu erleichtern, entwickelte das Team für die Kreaturen Handzeichen für die Schauspieler und Statisten, die durch schwere Masken verdeckt waren. „Sie können uns durch Kopfnicken signalisieren, dass sie auf die Toilette müssen, erklärt Baird. Für maskierte Darsteller mit Dialogen, wie den funkgesteuerten Senator Ask Aak oder die Neimoidianer, nutzt Baird ein kleines Funkgerät, um die Kommunikation zwischen dem Schauspieler, Bairds Team, den Regieassistenten und George Lucas zu ermöglichen. „Sie können nicht antworten“, erklärt Baird, „aber zumindest können sie Anweisungen hören. Ansonsten ist es sehr schwer, in den Anzügen etwas zu hören. Und wenn sie auf ihren Senatspodien stehen, ist es für uns sehr schwierig, auch dorthin zu gelangen.“

Doch wo einzelne Aliens eine beherrschbare Herausforderung darstellen, gibt es bei Episode II dermaßen viel zu tun, dass das Team an seine Grenzen kam. Ähnlich wie in der berühmten Cantina-Szene aus Episode IV gibt es in Episode II einen Nachtclub, der mit einer Vielzahl von außerirdischen Wesen gefüllt ist. Um diese exotische Atmosphäre im Club sowie auf den Straßen außerhalb des Lokals zu schaffen, waren viele Masken für die Kreaturen erforderlich. Bairds Aufgabe wurde durch den Zugriff auf die Masken aus Episode I erleichtert, aber die Koordination all dieser kostümierten Statisten war dennoch schwierig.

„Es gibt alle möglichen wiederkehrenden nichtmenschlichen Figuren“, so Baird. „Rodianer, Aqualish, Ishi Tib, Weequay, Wookiee, Mot-Not Rab, Neimoidianer und so weiter. Es gibt viele Kreaturen und wir machen einige interessante Dinge mit ihnen, damit sie zum Beispiel weiblich aussehen. Wir fügen Ohrringe und Wimpern hinzu und eine etwas andere, hellere Färbung in ihren Gesichtern, damit die Mädchen etwas bunter aussehen. Wir haben einige ausgefallene Haarteile hinzugefügt, um ihnen Haare zu geben, die ein bisschen weiblicher aussehen als die der anderen Kreaturen.“

Obwohl die meisten Statisten für ihre Auftritte nicht mehr tun müssen, als im Hintergrund herumzulaufen oder herumzustehen, ist selbst das in einem schweren Kostüm und einer heißen, sperrigen Maske sehr schwierig.

Zwischen den Aufnahmen eilen deshalb die Assistenten herbei, um den maskierten Statisten zu helfen, und bieten ihnen Wasser (mit Trinkhalmen, die durch die Maskenöffnungen gesteckt werden können) und Miniaturventilatoren für frische, kühle Luft an. „Es ist sehr wichtig, dass sie hydriert bleiben und ihre Flüssigkeitszufuhr hoch ist, weil man in diesen großen Kostümen ständig schwitzt.“

Manchmal besteht die Nichtmenschen-Gruppe aus 15 bis 50 Darstellern. „Bei 50 Personen, die Gesichtsmasken tragen, muss man auch berücksichtigen, wie viele Leute wir brauchen, um uns um sie zu kümmern.“ Der Drehplan ermöglichte es Baird, seine Crew zu testen, während die Produktion anlief. Am ersten großen Tag waren 15 Kreaturen-Statisten erforderlich. Beim nächsten großen Einsatz waren es 33. „Das war ein guter Test, um herauszufinden, was wir brauchen“, sagt Baird. „Für die 33 hatten wir etwa 11 bis 12 Leute in Bereitschaft. Das Verhältnis ist etwa eins zu drei.“ Die Assistenten sorgen nicht nur für das Wohlbefinden der Darsteller, sondern führen auch schnelle Make-up-Reparaturen an den Masken durch, wenn diese abgenutzt sind.

„Die Regieassistenten haben uns am Set wirklich sehr geholfen“, sagt Baird. „Sie haben uns Bescheid gesagt, wenn wir kurz vor einer Unterbrechung standen oder wenn wir gleich wieder anfangen sollten. Sobald wir das wussten, wussten wir auch, wie viel Zeit wir hatten, um uns fertig zu machen. Wir haben ihnen dann gesagt, dass bestimmte Charaktere fünf oder 15 Minuten brauchen würden. Diese Zeit hatten wir, um allen schnell die Kostüme wieder anzuziehen und sie für die Kamera vorzubereiten.“

Nachdem der Großteil der Aufnahmen nun abgeschlossen ist, wartet Baird nun – wie viele andere auch – gespannt auf die Fertigstellung des Films, um das Endprodukt zu sehen. „Ich bin schon sehr neugierig, wie das alles mit den computergenerierten Elementen zusammenkommt“, sagt er, „und wie der Rest der Geschichte um das, was wir gedreht haben, aussieht. Es gibt noch viele Lücken zu füllen.“


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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