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Iain McCaig: Vom Konzept zum Kostüm

Konzeptzeichner Iain McCaig erzählt von seiner Arbeit an Kostümen wie denen der Jedi in Star Wars: Episode I.
Iain McCaigs Kostümkonzepte für Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung.© Lucasfilm

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt

Iain McCaig

Einer der Beiträge, den Konzeptzeichner Iain McCaig zu Episode I leistete, war das Aussehen der vielen Kostüme des Films. Bevor diese von Kostümdesignerin Trisha Biggar aus Leder und Stoff gefertigt werden konnten, entwickelte McCaig viele der Kostüme von Die dunkle Bedrohung zunächst in Form von Illustrationen.

„Trisha verwendete unsere Konzeptentwürfe quasi als historische Vorlage“, erklärt McCaig. „Die künstlerische Abteilung schuf also eine Vorstellung davon, wie diese Welt tatsächlich sein würde, und dann fertigte sie die Kostüme an, die im Film und am Set funktionieren würden.“

Die Arbeit der Konzeptkünstler überschnitt sich oft, und sie tauschten sich häufig über ihre Ideen aus. Im Laufe der Vorproduktion teilten sie jedoch die enorme Menge an konzeptioneller Arbeit entsprechend ihrer unterschiedlichen Stärken auf. Der Großteil von McCaigs Arbeit bestand aus detaillierten Skizzen der menschlichen und humanoiden Charaktere. Die Kleidung war ein wesentlicher Bestandteil dieser Illustrationen.

„Als Charakterdesigner ist ein Kostüm Teil einer Figur“, sagt McCaig. „Das Kostüm geht den ganzen Weg mit – es zeigt auf, wie Leute aussehen, wie sie ihre Haare tragen, einfach alles.“

Frühe Yoda-Konzepte von Iain McCaig

McCaig arbeitete auch als Storyboard-Illustrator. Er setzte seine Entwürfe in dynamischen, detaillierten Zeichnungen um, welche die im Drehbuch beschriebene Handlung illustrierten. Dies war notwendig, um zu sehen, wie die Entwürfe wirkten, wenn sie in Sets oder Actionszenen platziert werden würden.

„Idealerweise verfolgt man einen Konzeptentwurf bis in die Storyboardphase. Es kann zum Beispiel sein, dass man einen Look entwirft und dann plötzlich feststellt, dass die Frisur der Figur zu hoch ist und dazu neigt, oben gegen den Türrahmen zu laufen“, meint McCaig lachend.

Doch bevor solche Bedenken ins Spiel kommen, lässt McCaig seiner Phantasie bei seinen ersten Zeichnungen freien Lauf.

„Norman Rockwell hat einmal gesagt, dass der Entwurfsprozess so ist, als würde man einen Ball gegen die Wand werfen“, sagt McCaig. „Das endgültige Design ist der Ball, der zurückkommt, und er kommt nie so hart zurück, wie man ihn geworfen hat. Also sollte man ihn wirklich hart werfen. Das ist die Theorie: Gestalte Entwürfe möglichst wild und weit hergeholt. George Lucas wird sie dann schon in die Realität zurückholen zu dem, was sie eigentlich sein müssen.“

Dabei sind es nicht nur ästhetische Fragen, die ein „Zurücknehmen” des Designs bestimmen. Eine Illustration mit Filzstift und Tinte funktioniert manchmal einfach nicht im echten Leben als Kostüm.

„Ich habe Trisha die fertigen Kostümdesigns gegeben und sie hat mich auf etwas hingewiesen: Wenn die Naht der Gürtelschnalle an diesem oder jenem Punkt verläuft, dann schaut der Bauch heraus. Oder: Diese Schulterlinie ist für den Schauspieler nicht sehr schmeichelhaft. Ich bin dann jeweils zurückgegangen und habe die Zeichnungen angepasst, um eine bessere Lösung möglich zu machen“, erklärt McCaig.

„Sie hat viele der albernen Dinge, die ich gezeichnet hatte, zum Funktionieren gebracht, und ich denke, das ist das Markenzeichen eines großartigen Kostümdesigners. Sie kann kommen und das, was entworfen wurde, neu gestalten. Sie kann es real umsetzen und dabei besser machen.“

Ein früher Obi-Wan

Aufgrund dieser Designphilosophie wurden viele verschiedene Versionen bestimmter Kostüme überarbeitet und modifiziert. Zu den am sorgfältigsten ausgearbeiteten Kostümdesigns gehörten die der Jedi.

„Wir haben bei ihnen alles Mögliche ausprobiert“, erinnert sich McCaig. „Eine Zeit lang sollten sie wie eine Polizeitruppe sein – sehr militärisch und reglementiert. Sie trugen schwarze Polizeiuniformen des neuen Stils. Alles war sehr düster – sogar Yoda war schwarz gekleidet. Sie hatten diese kleinen Zöpfe und einen langen Samurai-Pferdeschwanz, der hinten auf einem Stab herausragte. Am Ende sagte George: Wisst ihr was? Wenn die Leute Obi-Wan sehen, möchte ich, dass sie sofort wissen, dass es Obi-Wan ist. Also holten wir den alten Umhang aus dem Schrank und sahen ihn uns näher an.“

Auf ähnliche Weise wollte Lucas, dass auch Yoda klar erkennbar ist. „Ich habe zwischendurch viele Yodas gezeichnet, davon einen mit einem Bart, der bis zum Kinn reichte und dort zusammengebunden war. Am Ende war es wie den Jedi generell: George wollte, dass man Yoda ansieht und weiß, dass es Yoda ist. Also verlor er sein schwarzes Kostüm und seine seltsame Frisur.“

Ein frühes Yoda-Konzept mit dunklen Roben.

Ein weiterer wiederkehrender Charakter war Palpatine, der als Senator jedoch ganz anders aussieht als später als Imperator. In diesem Fall verlief der Prozess umgekehrt; McCaig verwendete Farbe, um den zukünftigen und den jüngeren Palpatine voneinander zu trennen. „Wir wollten, dass man seine Zukunft nicht erkennt. Es spielt keine Rolle, ob man weiß, wie sie aussehen wird, aber es ist schön, es ein wenig zu verbergen. Wir mussten Dinge finden, die subtil pompös sind – nicht offensichtlich –, damit man weiß, dass er sehr stolz und arrogant ist.“

Farbe für eine digitale Garderobe

„Für mich war es wichtiger, dass er in Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter dieses seltsame Gesicht hat“, erklärt McCaig. „Es ist in der Mitte geteilt und hat diese gelben Augen. Zuerst wusste ich nicht, ob er eine frühere Version davon sein würde, und dann wird sein Gesicht immer seltsamer und böser. Also habe ich alle möglichen Versionen angefertigt, in denen er menschlich ist, aber Muster im Gesicht hat. George wollte hingegen, dass Palpatine absolut menschlich wirkt.“

„Ich vermute, dass es letztendlich die dunkle Seite der Macht ist, die einen so aussehen lässt“, spekuliert McCaig, obwohl die wahre Natur von Palpatines Aufstieg zur Macht erst in den Episoden II und III behandelt werden wird.

Die Verwendung von Farbe ist McCaig ein wichtiges Anliegen. „Das Kostüm muss unbedingt zum Set passen, aber man muss den Film so ausleuchten, dass man in den ergreifendsten Momenten in einem Farbbereich ist, der die Emotionen widerspiegelt, die das Publikum fühlen soll.“

Padmé-Konzept von Iain McCaig

Obwohl ein Großteil seiner Kunstwerke aus schwarz-weißen Strichzeichnungen und Skizzen bestand, fertigte er zentrale Hauptkonzepte in Farbe an, um die Farbpalette für die Einstellungen und Schauplätze festzulegen. „Die Farbgebung im Film wird sehr sorgfältig austariert. Daher kamen die Farbschemata in den Sets erst ganz am Ende ins Spiel. Trisha und ich wählten für jedes der verschiedenen Planetensysteme eine Farbpalette aus. Sie nahm die Zeichnung, die ich angefertigt hatte, und wenn die von mir ausgewählten Farben passten, verwendete sie sie. Und wenn nicht, hat sie eben angepasst.“

„Naboo basierte stark auf Pflanzenformen. Dieser Space-Nouveau-Look basierte auf einem ganzen Netzwerk von Lebensformen – Brauntöne, Grüntöne, organische Blautöne. Für etwas wie Coruscant – das durch und durch eine Stadt ist – sind es Rauch, Grautöne, Kohle, Schwarz und ein bisschen Rot.“

Nicht alle von McCaigs freigegebenen Kunstwerken gelangten zu Trisha Biggar. Einige gingen stattdessen direkt weiter an Industrial Light and Magic, wo sie verwendet wurden, um Charaktere einzukleiden, die vollständig computergeneriert waren.

Viele dieser komplett digitalen Nichtmenschen-Charaktere wurden zunächst mit Blick auf die Anatomie und nicht so sehr mit dem Fokus auf die Mode entworfen. Daher wurden sie in der Regel nackt gezeichnet. „Ich weiß, dass das bei den Podracern der Fall war – sie waren alle nackt. Auch Jar Jar war zunächst so ein Fall”, erzählt McCaig. „Wir stellten eine riesige lebensgroße Figur im Raum auf und Georges erster Kommentar war: Zieht ihm was an!“

Die dunkle Bedrohung war der erste Film, in dem vollständig bekleidete digitale Charaktere zum Einsatz kamen. Obwohl die Entwicklung digitaler Kleidung und Stoffe ein Durchbruch war, befand sich die Technik noch in der Anfangsphase. Die entsprechenden Einschränkungen bei der digitalen Garderobe flossen daher auch in McCaigs Zeichnungen ein.

„Die Beschränkungen der digitalen Technik waren zu dieser Zeit so, dass sie mit weichen Stoffen nicht gut zurechtkam“, erklärt McCaig. „Es lassen sich nicht viele Kleidungsschichten darstellen, denn wenn etwas schwingt und mit einem anderen Stück Stoff kollidiert, kann der Computer das nicht wirklich sehen, und dann durchstoßen sich die verschiedenen Lagen oftmals. Mehrere Kleidungsschichten übereinander waren daher nicht drin, womit uns eigentlich nur Lederkleidung blieb, die eng am Körper anliegt.“

Obwohl er an einem Film mit vielen digitalen Durchbrüchen arbeitet, definiert sich McCaig selbst nicht unbedingt als „Computertyp“.

„Nun, ich kann am Computer zeichnen. Ich habe Konzeptzeichnungen am Computer angefertigt. Und ich habe festgestellt, dass ich mit Papier schneller bin – außerdem brechen Bleistifte nicht einfach ab! Doch ein Computer ist ein wunderbares Werkzeug. Manchmal haben wir eine Zeichnung angefertigt, sie eingescannt, sie weiterbearbeitet, sie ausgedruckt, Farbe besorgt und auf dem Ausdruck koloriert. So kann man einfach etwas ändern und verschiedene Farbvarianten ausprobieren, Dinge verkleinern oder vergrößern. George schaut sich oft etwas an und nimmt eine kleine Änderung vor, indem er zum Beispiel ein Stück wegnimmt. Er ist da wie ein berühmter Modedesigner, der einmal sagte: Zieh Dich komplett an – und nimm dann ein Schmuckstück ab, bevor Du aus der Tür gehst. George nimmt immer dieses eine Schmuckstück ab.“

„George hat das Design für den Film immer lautstark gelobt“, so McCaig weiter, „und die Leute draußen sprechen über die Designer und die künstlerische Abteilung. Aber letztendlich ist es immer wieder George! Wir haben ihm alles gegeben, auch Dinge, die niemals in Star Wars hineinpassen würden, und es war George, der dann ankam und sagte: Nehmt das und das und das.“

„Was er ausgewählt hat, hat immer funktioniert“, findet McCaig. „Es hat wunderbar funktioniert. Nirgendwo sieht das Design wie ein Flickenteppich aus, und das liegt an George.“


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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