Industrial Light & Magic liebt es seit jeher nicht nur, uns ins Staunen zu versetzen, sondern auch, sich ein wenig in die Karten schauen zu lassen. In einem aktuellen Beitrag zu einem der zahllosen Wow-Momente von Rogue One erzählt ILM-Mitarbeiter Todd Vaziri vom Kaltstart der Tantive IV:

© Disney / Lucasfilm
Ich war richtig begeistert, dass ich mit meinem Freund und langjährigen Mitarbeiter, ILM-Beleuchter Tom Martinek, an dieser Einstellung arbeiten durfte. Diesen Moment, [in dem Leias Blockadebrecher entkommt, womit Rogue One direkt mit dem Anfang von Krieg der Sterne verknüpft wird] zum Leben zu erwecken, war wundervoll. Unsere Aufgabe bestand dabei darin, dieses klassische Schiff, das wir seit 1977 nicht mehr auf der Leinwand gesehen hatten, in aktualisierter Form nachzuschöpfen. Und es war sehr witzig, dabei immer wieder festzustellen, dass sich niemand einig ist, wie man „Tantive IV” nun eigentlich aussprechen soll.
Punkt 1 auf der Tagesordnung war es, uns die ersten sehr kurzen Blick auf die Tantive IV aus dem ersten Film genau anzusehen. Es war dabei sofort klar, dass es für unseren Film nicht funktionieren würde, die Triebwerke des Schiffes exakt nachzubilden. Dies war ein generelles Thema beim Design von Rogue One.
Stattdessen habe ich die Triebwerke des Blockadebrechers so nachgestaltet, wie man glaubt, ihn aus Krieg der Sterne zu kennen und nicht so, wie er dort wirklich ist. Es ging mir also darum, den Geist dieses Originaldesigns zu würdigen, dieses aber gleichzeitig an moderne Sehgewohnheiten und die stilistische Handschrift unseres neuen Films anzupassen.
Zuerst habe ich den Farbton der Triebwerke aus dem Originalfilm übernommen. Auf dieser Grundlage aus wollte ich dem Inneren jedes Triebwerks eine wirklichkeitsgetreue „Triebwerks”-Textur beimischen. Dafür habe ich Aufnahmen eines Bell-209-Hubschraubertriebwerks, das sich durch viel dynamische Energie auszeichnet, rotoskopisch erfasst und stabilisiert.
Die so gewonnenen Texturen habe ich in die 11 Triebwerke des Schiffes eingefügt, damit wir sie teilweise sehen können, wenn wir in die Triebwerksschächte hineinsehen. Bei jedem der 11 Triebwerke habe ich die Textur dabei versetzt und gedreht, sodass jedes Einzeltriebwerk eine einzigartige Energiesignatur erhielt.
Tom hat dann einen flackernden Lochmaskeneffekt erstellt, um das interaktive Licht der Triebwerke innen auf den Triebwerksschacht zu projizieren. Diesen Effekt habe ich dann in 11 Varitionen zur individuellen Animation aufgeteilt. Danach musste ich mir überlegen, wie es aussehen würde, wenn die Triebwerke bei einem Kaltstart zünden.
Ich wusste, dass wir bis dahin in keinem der Filme gesehen hatten, wie ein Blockadebrecher seine Triebwerke zündet. Ich habe aber sicherheitshalber bei Pablo Hidalgo (Lucasfilm) und seinen Kollegen angefragt, ob es in einer der Trickserien eine mögliche Vorlage geben könnte. Das war allerdings nicht der Fall. Also dachte ich mir, dass es cool aussehen würde, wenn die vier Eck-Triebwerke aus Stabilitätsgründen zuerst zünden. Danach würden die sieben anderen folgen. Ich wollte nicht, dass die Einstellung zur großen Lensflare-Show ausartet, also habe ich nur einige wenige knackige Blendeffekte eingesetzt, wobei ich mich am Triebwerksleuchten der X-Flügler der klassischen Trilogie orientiert habe.
Dieses Aussehen der Triebwerke wurde dann zur Vorlage für die anderen Blockadebrecher, die man im Film sieht. Der letzte Schritt bei dieser Einstellung bestand dann darin, der Kamera beim Start der Motoren einen hoffentlich subtilen Wackler zu verpassen.
Witzig war bei unserer Arbeit, über die rotierende Radarantenne der Tantive IV zu diskutieren. Wenn man sich den klassischen Film von 1977 genau ausieht, fehlt diese in der ersten Einstellung des Schiffes völlig, in der zweiten rotiert sie gegen den Uhrzeigersinn und in der dritten und letzten im Uhrzeigersinn. Für Rogue One haben wir uns entschieden, sie gegen den Uhrzeigersinn zu drehen.

© 20th Century Fox / Lucasfilm
Verrückt, wie diese kleine Sequenz oben sogar ohne Ton, aber mit dem Text zusammen bei mir eine Gänsehaut erzeugt. Ich liebe solche Momente, diese Energie der Entschlossenheit, kombiniert mit der Bedeutung des Ganzen für die weitere Geschichte.
Vielleicht albern, aber mich spricht sowas einfach an.
Groß. So recherchiert man neue Aspekte in einem etabliertem Universum, tolle Arbeit!
Wie versichieden kann man Tantive 4 denn aussprechen?
Hach Rogue One…da steckt soviel tolle Detailarbeit drin. Wirklich klasse!
Was für eine tolle Szene und eine noch tollere Erklärung!
Da sieht man mal wieder was für Arbeit da drin steckt und auf wieviel Kleinigkeiten geachtet wird. Sehr schön.
@Shtev-An Veyss
Das ist alles andere als albern.
Wer das nicht so empfindet, ist Scheintot 😀 Deshalb volle Zustimmung und Mitempfindung! 🙂
Einfach ein geiles Schiff.
Hoch lebe Rogue One!
@ Rey77:
– „Wie versichieden kann man Tantive 4 denn aussprechen?“
„Tentiwi“ oder „Tentiff“, sicher hat irgendwer auch schon mal „Tentaif“ gesagt. „Tentiwi“ ist glaube ich offiziell, hört sich für mich aber genauso doof an wie „Pälpätain“, also bleibe ich stur bei „Tentiff“ (und „Palpatien“ ).
@GWL
"Tentiwi" ? 😆
Warum nicht gleich "Tentiffi" mit Captain Samson.
Für mich war und bleibt es "Tentiff", alles andere ist Comedy. 🙂
„The only Hope“ als möglicher Titel von Ep IX
https://www.reddit.com/r/StarWarsLeaks/new
Ich empfehle allen Todds Blog:
http://www.vfxhq.com/tvaziri/
Bei der Aussprache tendiere ich zu TänTiff. Tan, so wie man das englische tan nun mal ausspricht (als nicht tEn!)und das tive wie in "to live".
Und genau wegen dieser Effekte gehe ich ins Kino.
Schade das in TLJ der Millenium Falke nur ein paar Skunden auf der Leinwand gezeigt wurde.
In ESB war dieses Feeling vom MF beim Anflug auf die Rebellenbasis so geil. Das Kino vibrierte.
Bei RO war ich extra nach Eindhoven gefahren um das ganze in IMAX zu sehen und es hat sich gelohnt. Man denkt wirklich man ist im Weltraum. Und plötzlich hat man Höhenangst, Auweia. So was von genial. Fehlt nur noch das Geruchs-Kino.
Obwohl man auf den Geruch von verbranntem Fleisch nach Einsatz eines Laserschwertes, eines ungeplegten Wookies und der faulig-modrige Geruch eines Müllschachtes oder eines Hutten verzichten möchte. Ha! 😀
Habe gerade beschlossen, im nächsten Leben FX-Designer (oder wie das heißt) zu werden. 🙂
Die Bewerbung schicke ich dann heute noch raus.
@IONENFEUER
Ein nächstes Leben gibt es nicht. Mache alles in diesem Leben.
Ich zumindest möchte einmal ne Olympische Goldmedaille gewinnen.
Morgen fange ich an. Für Bogenschiessen.
Ist nicht so anstrengend wie andere Disziplinen.
„Unsere Aufgabe bestand dabei darin, dieses klassische Schiff, das wir seit 1977 nicht mehr auf der Leinwand gesehen hatten, in aktualisierter Form nachzuschöpfen.“
Ähm, habe ich das was übersehen? Ist das nicht dasselbe Schiffe, das in Ep. III Obi Wan Zuflucht gewährt? Hier dreht sich die Radarantenne übrigens gar nicht.
In Ep. III war das der Moment, wo ich nach zweidreiviertel Filmen endlich dachte „Angekommen“. Das Schiff von außen und dann der grell weiße Gang innen sorgten sofort für ein Gefühl von „Heimat“.
Man sieht der Tantive IV an, dass sie ursprünglich als Falke gedacht war, denn die Szene, in der Luke und Han bei der Flucht vom Todestern in die Kampfstände klettern, um die Tie-Jäger abzuwehren, macht beim Design der Tantive IV viel mehr Sinn.
In Episode 3 fand ich die Tantive IV sehr digital und unecht während sie in Rogue One richtig gut rüber kam. Ich liebe diese Szene wie die das Schiff aus dem Hangar fällt und startet. Ein echter Gänsehaut moment.
@ L0rd Helmchen
Wie hätte es jetzt bei Dalli Dalli geheißen? "Das war zweimal Hope, das müssen wir eimal abziehen":D War aber mit Jedi auch schon 🙂
"Für Rogue One haben wir uns entschieden, sie gegen den Uhrzeigersinn zu drehen."
Hä? In dem Gif oben dreht sie sich doch im Uhrzeigersinn oder hab ich grad nen Denkfehler?
@ Xmode:
Das Schiff in Episode III ist die Tantive III. Allerdings handelt es sich dabei um einen Retcon, ursprünglich war es tatsächlich als Tantive IV gedacht.
@ George W Lucas
Wo bestand hier die Notwendigkeit für eine Retcon?
@Pre Vizsla
„Hä? In dem Gif oben dreht sie sich doch im Uhrzeigersinn oder hab ich grad nen Denkfehler?“
Ich weiß nicht, wie sich bei dir die Uhrenzeiger bewegen 😀 aber bei meinen ist es so, dass sich die Zeiger von links der 12 nähern und dann nach rechts abwandern.
Bei dem Gif sieht man, dass die Antenne sich zwar auch von links nach rechts im Bild bewegt. Wenn man aber von oben auf die Kreisbewegung schaut, dreht sie sich links herum, also entgegen dem Uhrzeigersinn.
@ Xmode:
Da musst du bei Lucasfilm nachfragen. Wirklich sinnvoll finde ich es nicht, denn Episode III spricht eigentlich eine klare Sprache und will natürlich visuell die Brücke zu Episode IV schlagen. Da hätte ich es schon bei der Tantive IV belassen, auch wenn das Schiff in Episode III aufgrund der Umsetzung zumindest von Außen nicht wirklich dem alten Vorbild entspricht.
Das ist aber wirklich eine Nerd-Diskussion. Nur hat Todd Vaziri technisch gesehen recht,die Tantive IV haben wir zwischen ANH und RO nicht mehr gesehen.
Kann mich garnicht davon losreißen.
Nach gefühlten 20 Minuten, auf das kleine Filmchen da oben starren, dreht sich bei mir einiges gegen den Uhrzeigersinn 🌀
Frage:
Wer hat schon mal eine besonders gute Animation eines Raumschiffes wie oben in einem Fanfilm gesehen?
Um Infos wird gebeten.:)
@ Darth Bantha
Ich mag den Falken der im Schloß Neuschwanstein einparkt 🙂 🙂 🙂
https://www.youtube.com/watch?v=_KJLBAccMCE