Storyboards können die Grundlagen der Komposition und Handlung einer zu filmenden Sequenz vermitteln – aber sie können sich nicht bewegen. Hier kommen Animatics als Vorabvisualisierungswerkzeug ins Spiel. Computermodelle mit niedriger Auflösung und animierte Sequenzen können abstrakte Konzepte effizient und präzise veranschaulichen, insbesondere die schnellen, extrem dynamischen Konzepte, die in einem Star-Wars-Film zu sehen sind.

Bei der Celebration II war Dan Gregoire anwesend, einer der Leiter des Animatics-Teams, das bei der Ausarbeitung vieler wichtiger Segmente von Episode II mitwirkte. Gregoires Videopräsentation zeigte direkte Vergleiche der fertigen Trailer mit von ILM fertiggestellten Aufnahmen und dieselben Trailer, die aus Animatics-Versionen der Aufnahmen bestand.
„Mit Animatics kann George [Lucas] tatsächlich genau das hinzufügen, weglassen oder kürzen, was im Film enthalten sein soll. Es ist eine sehr schnelle und kostengünstige Möglichkeit, seine Ideen zu entwickeln und Dinge, die nicht funktionieren, komplett zu streichen, ohne viel Zeit, Mühe und Geld zu verschwenden“, erklärt Gregoire.
„George ist jemand, der etwas sehen muss, bevor er wirklich weiß, was er will. Er hat eine sehr klare Vision und weiß allgemein, was er will, aber erst wenn er etwas sieht, ist er sich absolut sicher, und darum geht es bei unserer Arbeit.“

Wie Gregoire es beschreibt, wendet sich Lucas mit einem grundlegenden Konzept einer Szene an das Animatics-Team. Manchmal ist dies sehr ausgefeilt, komplett mit Storyboards. Manchmal ist es aber auch extrem vage. „Das ist wirklich der spannende und unterhaltsame Teil“, sagt Gregoire. „Denn dann können wir die Sequenzen tatsächlich selbst entwickeln.“
Animatics sind ein schrittweiser Prozess, bei dem Szenen ständig optimiert und verfeinert werden. Darüber hinaus versorgt das Animatics-Team Lucas und sein Schnittteam mit mehr Material als benötigt, sodass Szenen im Stil einer Dokumentation aus den bereitgestellten Animatics zusammengestellt werden können.

„Wir haben insgesamt faktisch ungefähr zwei Filme gedreht“, verrät Gregoire. “Der Film enthält ungefähr 1.800 Einstellungen. Wir haben 2800 erstellt, und wenn man Anpassungen einbezieht, landen wir bei über 4000. Und das mit einer Abteilung, die aus 4 bis 8 Leuten besteht. Das ist einer der Aspekte, die uns so schnell und effektiv machen: Wir arbeiten direkt mit George zusammen, und immer, wenn er uns braucht, kann er uns in seinen Schneideraum holen und neue Dinge hinzufügen.”
Gregoire betont, dass die von der Animatics-Abteilung verwendeten Tools alle für den Durchschnittsverbraucher erschwinglich wären, da es sich um handelsübliche Softwarepakete handelte. „Alles, was wir benutzen, ist öffentlich verfügbar. Wir müssen schnell arbeiten. Wir müssen im Grunde genommen sofort loslegen können. Wenn wir mit der Arbeit beginnen, stellen wir sehr schnell Leute ein; wir brauchen diese neuen Leute, um am nächsten Tag tatsächlich schon Output liefern zu können, also bringt uns proprietäre Software nichts, in die wir Leute 12 Wochen lang einarbeiten müssten. Wir haben dazu weder die Infrastruktur noch das Geld. In 12 Wochen stellen wir stattdessen drei oder vier Sequenzen fertig.“

Für alle, die sich für den Einstieg in den wachsenden Bereich der Animatics interessieren, beschreibt Gregoire, welche Fähigkeiten er auf einem Demoband sucht. „Erzählt eine gute Geschichte, zeigt, dass ihr mit der allgemeinen 3D-Filmarbeit einigermaßen vertraut seid. Jede Einstellung erzählt eine Geschichte für sich. Ihr müsst beweisen, dass ihr so eine Geschichte erzählen könnt, angefangen beim kleinsten Teil, also einer einzelnen Aufnahme, und bis zum Gesamtbild der gesamten Sequenz und natürlich bis zum gesamten Film.”
Gregoire wies darauf hin, dass die Animationsabteilungen in der Regel klein sind und daher eine höhere Arbeitsbelastung anfalle, um die rasche Fertigstellung so vieler Aufnahmen zu gewährleisten. „In unserer Abteilung arbeiten wir normalerweise nicht 40 Stunden pro Woche, und das muss man wirklich im Hinterkopf behalten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir 60 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten, gelegentlich auch samstags oder sonntags. Das liegt in der Natur der Sache.” Doch es gehe nun einmal um die Produktion eines Films, und das sei etwas, was sie alle gerne täten. „Alle sind sehr konzentriert, sie wollen ihre Arbeit erledigen, sie wollen großartige Sachen produzieren und sie wollen dem Film ihren Stempel aufdrücken.“
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