
Ewan McGregor scheint mühelos in die Rolle des jungen Obi-Wan Kenobi zu schlüpfen. Am vergangenen Wochenende in New York City war er freundlich und entspannt und sprach mit einem einnehmenden Lächeln über seine Erfahrungen bei der Arbeit an Episode I.
Die Rolle des Obi-Wan Kenobi war nicht unbedingt das, was man nach McGregors früheren Filmrollen wie in Trainspotting hätte erwarten können. Doch als er den schicksalhaften Anruf erhielt, bei der Produktion mitzumachen, war er so aufgeregt wie jeder andere.
„Ich brauchte etwa drei Sekunden, um zuzusagen“, erzählt er er. Und ergänzt, dass es da im Grunde nie eine andere Wahl gegeben hätte. „Es war für mich keine Frage. Als das Angebot kam, wusste ich, dass es eine gute Sache ist“, meint er lachend. „Es macht einfach zu viel Spaß, um nicht dabei zu sein. Man müsste ein viel mutigerer Schauspieler sein als ich, um nein zu sagen.”
Die etwas andere Rolle übte einen besonderen Reiz auf McGregor aus, der sich nicht auf eine schauspielerische Nische spezialisieren möchte. „Ich mag es, zwischen verschiedenen Formen des Schauspiels zu wechseln. Ich mag all die verschiedenen Arten. Ich denke nicht, dass es nur diese oder jene Schule gibt. Es ist alles Schauspiel und es gibt viele gute Möglichkeiten.”
McGregor war sich bewusst, dass er in große Fußstapfen treten würde, sobald er die legendäre Figur des Ben (Obi-Wan) Kenobi verkörpern würde, die der große Schauspieler Sir Alec Guinness in der klassischen Trilogie zum Leben erweckt hatte. McGregor hat die Arbeit seines Vorgängers genau studiert, sich aber nicht mit Guinness beraten. „Ich habe tatsächlich nicht mit ihm gesprochen”, so McGregor. „Ich hätte gar nicht gewusst, was ich hätte sagen sollte! So etwas wie, wie haben Sie das gemacht, wollte ich auf keinen Fall fragen. Ich habe viele seiner Filme gesehen. Er hat darin außergewöhnliche, brillante Arbeit geleistet. Er war der Star des britischen Kinos, als das britische Kino weltweit führend war.”
McGregor gab sich allerdings große Mühe, den Akzent von Obi-Wan Kenobi zu treffen und wollte, dass seine Darstellung wirklich wie eine jüngere Version der berühmten älteren Figur wirkte. McGregor hörte sich Guinness‘ Stimme in der klassischen Star-Wars-Trilogie dazu genau an und lernte ihre Nuancen zu schätzen. „Er hat so eine unverwechselbare Stimme“, findet McGregor. „Ich habe ziemlich hart gearbeitet, um ein Gefühl für diese Stimme zu bekommen. Es war ziemlich schwierig, weil es die Stimme eines älteren Mannes ist. Ich wusste nicht, ob [meine Version] funktionieren würde.”
Über die Dialoge selbst meint McGregor: „Ich bin gut damit zurechtgekommen. Er ist alles leicht stilisiert. Ich mag die Art, wie direkt alles ist. Da wird nicht um den heißen Brei herumgeredet. Ich hatte kein Problem damit.“

McGregor sieht Obi-Wan in Episode I als „eine sich entwickelnde Figur“, für die er die richtige Balance zwischen dem Bezug auf Guinness‘ Darstellung und seiner eigenen Interpretation finden musste. „Ich habe versucht, wie Alec Guinness zu sein und einen Hauch von ihm zu haben“, beschreibt es McGregor. „Der Rest war durch das Drehbuch vorgegeben, die Meister-Schüler-Dynamik. Ich hatte keine schlaflosen Nächte, in denen ich darüber nachdachte, wie ich mit seiner Figur umgehen sollte.”
George Lucas jedenfalls war mit McGregors Herangehensweise an die Figur einverstanden. „Ich versuche nicht, ihn wie Guinness sein zu lassen”, erklärt Lucas. „Er spielt Obi-Wan auf seine eigene Art und Weise. Er spielt Obi-Wan, nicht Alec Guinness.“ Am Ende ging natürlich alles gut, wie Ewan feststellte, als er den Film am Donnerstagabend, den 6. Mai, zum ersten Mal sah. „Ich war besorgt, ob es funktionieren würde, als junger Alec Guinness“, gab McGregor zu. „Jetzt kann ich mich entspannen und die [nächsten beiden Filme] vielleicht ein bisschen mehr genießen.“
Es sei nicht so, dass er nicht genug Zeit gehabt hätte, sich auf die Rolle vorzubereiten, verriet er. „Ich habe vor 22 Jahren angefangen, mit meinem Lichtschwert zu trainieren“, meint er lachend. „Seit ich sechs Jahre alt bin, spiele ich mit Star-Wars-Spielzeug.”
Nachdem McGregor nun auf vier Star-Wars-Filme zurückblicken kann, meint er über die Filmreihe insgesamt: „Es ist unglaublich, auf welchen verschiedenen Ebenen sie funktioniert. Diese Filme sind wie Märchen. Ich konnte mich mit ihnen identifizieren, aber sie sind auch fantastisch für Kinder. Dann gibt es noch Gut gegen Böse und Spiritualität … all diese Ebenen funktionieren. Es ist ein sehr komplexes Werk. Es enthält viele Kommentare über unsere Welt, ob man sich dessen bewusst ist oder nicht. Es ist nicht simpel, sondern komplex und reichhaltig“.
Die Berichterstattung in den Medien hat McGregor etwas überrascht. Zu einem Artikel, in dem er fälschlicherweise als „gelangweilt“ von der Produktion von Episode I dargestellt wurde, sagte McGregor: „Ich habe nur über technische Details gesprochen. Man unterhält sich entspannt mit jemandem, und dann – plötzlich! Diese Schlagzeilen. Wie kann man sich langweilen, es ist doch Star Wars. Jeden Tag. Woo!“
Ein bisschen Abstand tut McGregor jedenfalls gut, der seine Reaktion auf den wachsenden Ruhm unter Kontrolle zu haben scheint und einen der wahren Werte des Daseins als Obi-Wan Kenobi erkannt hat. „Ich laufe nicht herum und fühle mich berühmt“, meint er lachend. „Aber ich komme in die meisten Restaurants rein, und das ist toll.“
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