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Skeleton Crew // Artikel

Jede Menge Schrott: Wie die Riesenkrabbe Tet’niss aus Skeleton Crew animiert wurde

Die Stop-Motion-Experten des Tippett-Studios wurden beauftragt, die schreckliche Monsterkrabbe zu bauen und zu animieren.
Das Modell der Riesenkrabbe bei den Tippett-Studio.© Lucasfilm

Quelle

Am Strand von Lanupa begegnen Wim und KB in Skeleton Crew einer furchterregenden Kreatur, die die verlorenen Kinder von At Attin eher als Nahrung denn als Freunde betrachtet. Für die Umsetzung der schwerfälligen Riesenkrabbe, einer monströsen Großversion der scheinbar harmlosen, einsiedlerkrebsartigen Kreaturen, denen Wim und KB gefolgt sind, wandten sich die Co-Schöpfer der Serie, Jon Watts und Chris Ford, an Tippett Studio im kalifornischen Berkeley, wo die Stop-Motion-Puppe entworfen, gebaut und animiert wurde.

Phil Tippett, der Gründer von Tippett Studio, animiert bei der Arbeit an Star Wars: Das Imperium schlägt zurück einen AT-AT.
Phil Tippett, der Gründer von Tippett Studio, animiert bei der Arbeit an Star Wars: Das Imperium schlägt zurück einen AT-AT.
© Lucasfilm

Das Studio wurde von dem legendären Animator und Kreaturenschöpfer Phil Tippett gegründet, der zunächst die innovativen Animationstechniken für die Tauntauns und AT-ATs in Star Wars: Das Imperium schlägt zurück entwickelte und später, als Leiter der Kreaturenabteilung von Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter, auch einige der Nichtmenschen in Jabbas Palast modellierte, einschließlich des legendären Max Rebo.

In den letzten Jahren wurde Tippetts Firma mehrfach beauftragt, sein Stop-Motion-Schachspiel Dejarik aus Star Wars: Eine neue Hoffnung für drei neuere Star-Wars-Filme – Das Erwachen der Macht, Solo: A Star Wars Story und Der Aufstieg Skywalkers – zu rekonstruieren und neue Stop-Motion-Meisterwerke für The Mandalorian und Das Buch von Boba Fett zu schaffen. Doch von all diesen Schöpfungen sollte die Riesenkrabbe in Skeleton Crew, die vom Team liebevoll Tet’niss genannt wurde, die bisher schwerste Kreation des Studios werden.

Konzeptzeichnung der Mutterkrabbe von Aaron McBride, Richard Lim und Mark Dubeau.
Konzeptzeichnung der Mutterkrabbe von Aaron McBride, Richard Lim und Mark Dubeau.
© Lucasfilm

Wie bei Muttern

Das Team von Tippetts Studio hatte eigentlich gar nicht die Absicht, einen Studio-Rekord aufzustellen, aber die schiere Größe der Mutterkrabbe auf der Leinwand bestimmte ihr Design. Die Filmemacher wollten, dass die Kreatur im Vergleich zu den jungen Schauspielern eine schwindelerregende Höhe von 9 Metern erreichte. Diese Größe war auch ausschlaggebend für die Größe der Schrottteile, die den Panzer der Kreatur schmücken.

„Wir haben viele Teile der Krabbe mit 3D-Druck umgesetzt, aber diese Liebe zum Detail auf die nächste Stufe gebracht haben wir dann mit all den handgefertigten Elemente, die wir an ihr anbrachten: Ihre Antennen, Drähte und all die kleinen Dinge, die ihr wirklich ein Gefühl von Größe gaben“, erzählt Effektchef Chris „CMo” Morley, der während der Effekt-Dreharbeiten auch als Kameramann fungierte.

Ein Textur-Rendering von Tet'niss.
Ein Textur-Rendering von Tet’niss.
© Lucasfilm

Zunächst arbeitete der Künstlerische Leiter und Produktionsleiter Mark Dubeau mit dem Szenenbildner der Serie, Doug Chiang, zusammen, um das Krabbenwesen digital zu rendern. Die ersten Konzeptzeichnungen legten die allgemeine Form fest, ließen aber die Gesichtsdetails aus. „Das ursprüngliche Konzept hatte nicht viel von einem Gesicht“, sagt Morley. „Es war im Wesentlichen ein riesiger Fleischklops mit Beinen und einem Haufen Zeug, das hinten rausguckte“, fügt Dubeau hinzu. Deshalb entwickelte er eine detailliertere Version in ZBrush.

Das einzige Problem war, dass er keine Ahnung hatte, wie der Grundtenor der Serie sein würde. „Ich wusste zwar, dass es um Kinder ging und es eine gewisse Goonies-Atmosphäre geben würde, aber als ich Doug die Kreatur zeigte, war ihr Gesicht absolut furchterregend.“ Chiang und sein Grafikteam verlängerten deshalb die Gesichtszüge, die nun mit einem schnappenden Schnabel versehen wurden, und auch Dubeau erkannte, dass die Kreatur etwas freundlicher aussehen musste.

„Sie hat etwas von den Muppets“, meint er über das endgültige Design. „Sie sollte ein bisschen gruselig und furchterregend sein, aber man will die Kinder ja nicht zu sehr erschrecken. Das ist nicht im Sinne der Serie.

Szenenbildner Doug Chiang klebt „Müll“ auf das Modell der Mutterkrabbe.
Szenenbildner Doug Chiang klebt „Müll“ auf das Modell der Mutterkrabbe.
© Lucasfilm

In seinem digitalen Studio fügte Dubeau danach Elemente aus Modellbausätzen hinzu, die denen aus den Star-Wars-Filmen ähnelten, wobei er darauf achtete, dass alles auf die Größe der jungen Charaktere abgestimmt war. Sobald das Modell in Produktion war, wurden noch mehr Schrottdetails hinzugefügt. „Ich hatte so viel Spaß damit. Einmal habe ich sogar Doug eingeladen und ihm eine Heißklebepistole gegeben, und er kam und klebte Müll auf die Beine“, sagt Dubeau. „Die Kreatur ist jetzt komplett mit Müll bedeckt.”

Verborgene Schätze

Detailaufnahmen des Krabbenpanzers mit C-3PO und R2-D2.
Detailaufnahmen des Krabbenpanzers mit C-3PO und R2-D2.
© Lucasfilm

Wenn man genau hinsieht, kann man einige der versteckten Anspielungen erkennen, die das Team im Panzer der Riesenkrabbe versteckt hat, wobei viele so stark von Verwitterung und Rost überdeckt sind, dass man nicht sofort sieht, woher sie stammen.

„Wenn man sich den Schrott auf dem Rücken der Krabbe genauer ansieht, sind das keine zufälligen Teile, sondern Teile des Rasenden Falken“, erklärt Dubeau. „Außerdem sind Teile eines imperialen Kampfläufers auf der Krabbe angebracht, und es sind Droiden daran. Ich wollte einfach, dass sie letztlich so bizarr wie möglich aussieht.

Skalierte Versionen von R2-D2, K-2SO und C-3PO, komplett mit einem beweglichen Arm, der winken kann, wurden zusammen mit einer Plakette mit den Namen des Tippett-Studio-Teams in Aurebesh auf der Rückseite der Puppe angebracht. Aber Chiang bestand darauf, dass alle diese Anspielungen verborgen blieben.

„Doug hatte diesbezüglich klare Vorstellungen“, erzählt Dubeau. „Er wollte nicht, dass sie so aussieht, als würde ein X-Flügler aus ihr herausragen. Also ist all dieses Zeug sehr gut getarnt.“ Ebenfalls auf ihr befestigt sind Teile des Schrott-Kampfläufers aus Staffel 2 von The Mandalorian und Paneele eines X-Flüglers.

Die endgültige Kreation hat auch etwas mit dem Rancor aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter gemein, den Phil Tippett einst schuf. Für die glänzenden Augen der Puppe, die im Verlies von Jabba lauert, verwendete Tippett damals mit Filzstiften bemalte Kugellager, und auch die vier glänzenden Augenstiele der Krabbe sind aus Kugellagern gefertigt.

„Ich wollte Phil stolz machen, also haben wir viele seiner Tricks verwendet“, erklärt Dubeau. Und genau wie der Rancor hat auch die Riesenkrabbe einen klebrigen Schlund. „Wir wollten unbedingt etwas hinzufügen, das zeigen sollte, dass diese Kreatur verwundbar ist“, sagt Morley. „Irgendwo muss es ja weiche Stellen geben, also haben wir uns für das Innere des Mauls entschieden. Und um es wirklich überzeugend darzustellen, haben wir etwas Schleim in unsere Hände gespritzt und Schleimfäden erzeugt, die wir digital in das Maul einfügten, während es brüllte, um dieses gewisse Gefühl natürlicher Feuchtigkeit zu erzeugen“.

„Es war ein sehr spaßiger Prozess. Er hat lange gedauert, aber ich glaube, am Ende haben wir eine Kreatur geschaffen, die so noch niemand zuvor gesehen hat“, fügt Dubeau hinzu.

Mutterns Hosenträger

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Nachdem die Krabbe mit all dem Schrott beklebt war, wog die fertige Puppe etwa 15 Pfund und benötigt einen Tragegurt, um ihr Gewicht während der Animation halten zu können. „Das ist definitiv die schwerste Stop-Motion-Puppe, mit der wir je gearbeitet haben“, meint Morley. „Sie ist so schwer, dass wir Hosenträger für sie bauen mussten – dieses große Metallgestell, das eine schöne, flüssige Animation und ein Gefühl von Schwere für die Kreatur ermöglicht.“

„Es hat viel vom Cirque du Soleil”, fügt Tom „Gibby” Gibbons hinzu, der für die Stop-Motion-Animation des Projekts verantwortlich war. „Sie kann ihr eigenes Gewicht vollständig tragen. Aber wenn man den Gurt so fest anzieht, dass sie das kann, ist es sehr schwer, sie noch zu bewegen.“

Der letzte Schritt des Projekts drehte sich um die Gestaltung der Landschaft, einen 3D-gedruckten Felsen, auf dem die Kreatur in der späteren Einstellung thront, bevor sie ihre Scheren in den mit Maisstärke und Acryl-Fixiermittel bestrichenen Sand rammt und sich auf ihre ahnungslosen Besucher zubewegt. Als Gibbons daran arbeitete, sie zum Leben zu erwecken, gab die Crew ihrer Schöpfung dann ihren Spitznamen: Tet’niss.

„Wir geben den Dingen hier gerne Namen, weil das die Kommunikation erleichtert“, erklärt es Gibbons. „Die Riesenkrabbe bekam den Namen Tet’niss, weil sie mit diesen vielen stacheligen, scharfen Dingen bedeckt war, die alle rostig waren … Insofern war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass jemand sich Tetanus einfangen würde, wenn er in ihrer Nähe nicht aufpasste“.

„Und dieser Name blieb haften“, fügt Morley hinzu.

Am Set verbrachte Gibbons lange Tage damit, Tet’niss Schritt für Schritt zu ihrem großen Debüt zu animieren. Das fertige Modell hat ein Metallgestell und etwa 70 Gelenke, die für volle Bewegungsfreiheit sorgen. „Und ehrlich gesagt bewegen sich die meisten Gelenke die ganze Zeit“, sagt Gibbons.

„Wir sagen oft, dass es ein Tanz ist, weil die Absicht des Animators in der Realität der Puppe verloren gehen kann. Die Puppe will nur bestimmte Dinge tun, und als Animator muss man sich darauf einlassen. Und diese Beziehung ist für mich wunderbar. Sie hält mich als Schauspieler auf Trab und ich habe das Gefühl, dass ich nicht der Einzige auf der Bühne bin, wenn ich mit Stop-Motion arbeitete. Das ist hier mehr der Fall als bei jeder anderen Form der Animation. Es ist wunderbar, wenn man sich darauf einlässt.”

Lateinisch für Abfall

Detailaufnahme des Gesichts der Riesenkrabbe in Skeleton Crew
Detailaufnahme des Gesichts der Riesenkrabbe in Skeleton Crew
© Lucasfilm

Tet’niss stellt nicht nur eine Hommage an Phil Tippetts Stop-Motion-Erbe dar, sondern auch an die Kunstfertigkeit, mit der Ray Harryhausen ähnlich überdimensionierte Kreaturen in seine Filmklassiker einbrachte. „Viele von uns lieben die alten Harryhausen-Filme wirklich sehr“, erzählt Morley. „Kampf der Titanen kam genau im richtigen Alter für mich heraus. Und das Gefühl all dieser Kreaturen, wie sie sich bewegten, wie sie aussahen, das war einfach magisch. Es war so großartig, dass ich das für Skeleton Crew auch machen konnte. “

„Was die klassischen [Star-Wars-]Filme so charmant machte, war die Tatsache, dass es viel Stop-Motion gab, viele Puppen, viele Masken und sehr real vorhandene Dinge“, fügt Dubeau hinzu. „Und das hier ist eine perfekte Sequenz für [Stop-Motion]. Ein großes Monster kriecht über einen Felsen.”

„In mir drin finde ich diese Animationsform geradezu romantisch, auch wenn sie enorme Schwierigkeiten mit sich bringt, sobald wir tatsächlich in den Animationsprozess einsteigen“, erzählt Gibbons. „Aber es ist eine Kunstform, die ich wirklich liebe, ob beim Animieren oder beim Bauen der Modelle. Stop-Motion-Animationen haben immer ein gewisses Element von Staub, Schmutz, Kratzern und Fingerabdrücken. Man sieht es vielleicht nicht, aber … die Leute akzeptieren Stop-Motion-Figuren als real, weil sie in der realen Welt existieren, und auf irgendeiner Ebene erkennen wir das einfach“.

Die Riesenkrabbe wird auch künftig stolz als Teil der Sammlung des Tippett-Studios ausgestellt, komplett mit einer museumswürdigen Plakette des CG-Modellbauers und Herstellers John „JD“ Daniel. Darauf steht: Tet’niss, die Riesenkrabbe, Megapagurus detritiphorus. „Wir wollten ihr eine wissenschaftlichere Basis geben“, sagt Daniel, der deshalb eine Gattung und eine Art für sie erfand, die auf Latein faktisch bedeutet: Riesen-Einsiedlerkrebs, der Müll transportiert.


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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