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Kleiner Einblick in die Postproduktion von The Force Awakens

Infos aus dem Schnittstudio
J. J. Abrams ist der Regisseur von Star Wars: Episode VII© Tinseltown / Shutterstock.com

Ein wirklich überaus interessanter und auch spoilerfreier Bericht kommt erneut von Making Star Wars, wobei die eigentliche Quelle diesmal nicht anonym bleibt: Bad Robot.

Demnach soll es vor kurzem ein Webinar eines Herstellers für Schnittsoftware gegeben haben, in dessen Rahmen Mitarbeiter von Bad Robot Rede und Antwort standen und auch einiges aus dem Schneideraum von Star Wars – Episode VII: The Force Awakens zu berichten hatten:

1) J.J. fertigt keine ersten Schnitte an. Den zwei Schnitt-Technikern zu Folge hält er es nicht aus. Also kämpfen sie sich durch das ganze Material. Abrams kommt nur ab und an dazu, kümmert sich mal hier, mal da um eine Seqzenz und setzt sich schließlich hin und schaut mal eine Schnittfassung (dann aber wohl eher schon die zweite oder dritte).

2) Er dreht MASSENWEISE Material. Einer der Assistenz-Schnitt-Techniker sprach von nahezu 16 Stunden Material pro Tag.

3) J.J. lässt die Schnitt-Techniker durch das ganze Material arbeiten und sie entscheiden, welches Material geeignet ist.

4) J.J. mag beim Schnitt den Ton so fertig wie möglich zu haben (temporäre Musik, etc.)

5) Bad Robot hat John Williams‘ Musikeditor und Williams‘ alte Musik für den temporären Soundtrack eingesetzt, da die neue Musik noch nicht aufgenommen wurde.

6) J.J. hört nie auf, am Film zu arbeiten. Sie sagten, wenn es Zeit für die erste Studio-Aufführung sei, sitzen sie noch 10 bis 15 Minuten vor dem Export am Schnitt.

7) Während der Postproduktion wird im Schnitt mit einem 5.1 Soundtrack gearbeitet. Sie erstellen also einen temporären Mix und schneiden den Film in 5.1 um den besten Klang zu bekommen, anstatt dies erst später hinzuzufügen.

8) Auf der Spitze der Produktion wurde mit vier Kameras und zwei separaten Einheiten gedreht.

9) Während der Nachbearbeitung steht J.J. häufig in Kontakt mit den Darstellern und lässt sie ihre Sätze via iPhone neu aufnehmen und sich zuschicken, um sie dann direkt auszutauschen. Für die Kinofassung werden diese Sätze später dann natürlich noch einmal professionell im Studio aufgenommen.

10) Aktuell dreht sich vieles um die Visuellen Effekte beim Schnitt. D.h. es kommen fertige oder nahezu fertige Szenen rein, die dann zurück nach ILM zur Vorführung geschickt werden. Das passiert etwa drei bis viermal pro Woche.
11) Die Techniker sind die Hüter des gesamten Filmmaterials. Fürs Marketing muss also zum Schnitt gegangen werden, um das benötigte Material zu bekommen. Der einzige Ort, an dem der gesamte Film liegt, Aufnahme für Aufnahme, ist bei Bad Robot in LA. Alles Material, dass an andere Stellen geht, wo es z.B. zu einem Trailer oder Fernsehspot zusammengeschnitten wird, wird mit einem Wasserzeichen und anderen Vorkehrungen versehen, so dass es nicht geleakt wird.

12) Wenn es irgendwelche Lücken gibt, die gefüllt werden müssen, geben die Techniker J.J. Bescheid. In der Vergangenheit wurden dadurch kleine Szenen oder Anschlussaufnahmen bis drei Wochen vor Fertigstellung des Films gedreht.

13) Die Techniker teilen den Film quasi in zwei Hälften auf. An einem Tag beschäftigt sich ein Techniker mit Dialog- und Dramaszenen, der andere mit Action und den längeren „großen“ Szenen. Sie wechseln sich jeden Tag ab.

14) Während der Dreharbeiten in Pinewood wurde schon in einem Anhänger mit dem Schnitt begonnen.

Unsere eigene Recherche führte uns übrigens zum bekannten Hersteller Avid, wo man sich theoretisch besagtes Webinar ansehen kann – Registrierung vorausgesetzt.
Per Klick auf das Bild geht es direkt zum Video:

Zum Avid/Bad-Robot-Webinar

Vielen Dank an Florian für den Hinweis!


Darth Duster

Darth Duster war im April 2000 einer der drei Begründer von Star Wars Union und nach 2008 verstärkt hinter den Kulissen aktiv. Auf ihn gehen unsere Specials und Episodenführer zu den Trickserien der 80er zurück, aber auch Tausende News und legendäre Momente wie der Episode-II-Soundtrack-Aprilscherz.

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24 Kommentare

  1. Cantina Fun

    Danke für diesen Einblick! 🙂 Super interessant, dies so zu lesen, wie hier fieberhaft gearbeitet wird.

  2. General

    Ich lese gerne spoilerfreie Artikel über Episode VII. Vor allem erfahre ich gerne Sachen bei denen es
    über die Produktion geht.

  3. Rieekan78

    Meiner Meinung nach muss ein guter Regisseur auch in Sachen Kamera und Schnitt fähig sein,
    dass gehört zum Filmemachen einfach essenziell dazu, wie es Lucas eben auch kann und gemacht hat. Die Wirkung des Films wird durch Kamera und Schnitt sehr stark beeinflusst.

    Will mir gar nicht vorstellen, unter welchem Druck Abrams jeden morgen aufwacht, solche Riesenprojekt zu bewältigen, einfach Wahnsinn!

  4. STARKILLER 1138

    @Darth Duster

    Man nimmt, was man kriegt.;)

    Wirklich ein sehr informativer Blick dahinter. Da fragt man sich, ob man wirklich zur Zeit mit Abrams tauschen möchte: Einerseits der derzeit vllt. coolste Job der Welt, andererseits… nun, ich weiß aus Erfahrung, dass Druck und Stress genauso schädlich für einen sein können wie körperliche Torturen…
    Doch ich wette, allein die Tatsache das man an Star Wars arbeitet, lässt einen jeden Tag mit einem breiten Grinsen aufstehen!:D

    Du machst das schon, Goldjunge!

  5. DerAlteBen

    Sehr interessant! Irgendwie erinnert mich das alles an die sehr erhellende Doku "Within A Minute" auf der ROTS-Bonus-DVD, wo Rick McCallum dem geneigten Publikum einen Einblick in den komplexen Post-Produktionsprozess gewährte.

    Interessant ist auch der Hinweis zum Score. Offenbar arbeitet man nach dem "Temp Track"-Verfahren. Will heißen, dass Williams schon einen vorläufigen, provisorischen Soundtrack erstellt hat, der dann durch einen neuen Score beim finalen Schnitt ersetzt wird.

  6. dmhvader

    Ohhhhh, wann kommt er nur, der neue Trailer…
    Kann nicht mal einer sich da reinhacken und uns ein bisschen bewegtes Material besorgen? 😀

  7. Darth Duster

    @DerAlteBen: Der Temp-Soundtrack besteht aus alten Musikstücken. Williams hat damit nix zu tun und nichts dazu beigetragen, außer dass er die Stücke seit 77 für andere SW-Filme geschrieben hat 😉

  8. Darth Pevra

    Wirklich faszinierend, was da abläuft. Danke für den hochinteressanten Beitrag. 🙂

  9. Neutrum

    Dass Abrams den Schnitt nicht selbst macht hat mich jetzt auch am meisten überrascht. Einen solchen Einblick in den Produktionsprozess zu kriegen finde ich sehr interessant. Manchmal wundere ich mich ja, dass es nach Abschluss der Dreharbeiten noch so wahnsinnig lange dauert bis der Film wirklich fertig ist. Ich unterschätze immer was für eine Unmenge an Arbeit da momentan gemacht wird. Schnitt, Special Effects, Soundtrack, Ton, Sounds etc. Der Bericht war sehr gut, um einige dieser Hintergründe besser verstehen zu können.

  10. Parka Kahn

    Klingt nach einer Riesenmenge an Arbeit hier, ich hoffe ja auf ein richtig tolles Making Of irgendwann.

  11. DerAlteBen

    @Darth Duster:

    Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass ein Temp Track nicht nur aus altem Material, sondern auch aus neuen, provisorischen Stücken bestehen kann, die nach Absprache zwischen dem Regisseur und dem Komponisten entstanden sind. Aber um das genau beurteilen zu können, müsste mal selbst dabei gewesen sein.

  12. MeisterTalan

    Ja, da hoffe ich auch auf viele Dokus wie es bei Lucas der Fall war. Bei seinen Filmen war JJ damit leider eher geizig……

  13. Darth Logan

    Die Techniker sind die Hüter des Filmmaterials?
    Der gesamte Film liegt bei Bad Robot in L.A.?!

    Es wird Zeit für Fanboys 2!!!!!! 😁😁😁

  14. LinQ

    Das ganze Material ist ein riesen Goldschatz für Fans, von dem nur das Beste im Film landet.
    ich freu mich auf die Bonus-Szenen.
    Schade, das es keine Webisodes gibt wie bei den Prequels.

  15. dmhvader

    Wir können uns bestimmt auch schon mal auf weitere Special Editions von TFA einstellen die nächsten Jahre! Mitte 2016 kommt erst mal die normale Kinoversion auf Bluray raus und ein Jahr später dann die Extended Version, wetten? Aber das ist mir egal, wenn mir der Film gefällt! Getreu dem Motto "Shut up and take my money" kann ich als Fan nicht anders! 😀

  16. loener

    Unterm Strich machen also die Techniker die Arbeit und J.J. spielt auf dem iPhone 😀

  17. Kaero

    Ich bin irritiert:
    Wieso brauchen die software zum Schneiden? Die werden doch nicht gar etwa digital schneiden?
    Bei all der "back to the roots"-Mentalität hätte ich schon erwartet, dass sie eine moviola verwenden…eine moviola hat einfach mehr Magie, die Bilder schauen besser aus, wie bei 35mm-Film…alles Digitale ist seelenlos…ich bin froh, dass Abrams so konsequent ist 😆

    Im Ernst: Es wundert mich nur, dass Abrams so wenig beim Schnitt beteiligt ist.

  18. Rebel247

    @Rieekan78

    Ich sehe das ganz anders. Regisseure können sehr unterschiedliche Schwerpunkte haben. Ich habe beruflich mit Regisseuren zu tun gehabt, die für Kameraobjektive und andere technische Aspekte relativ wenig interesse haben und dies dem Kameramann überlassen. Dann gibt es welche, die schon genau wissen wie sie schneiden und andere die sehr viel Material drehen und dann erst im Schneideraum gucken, was sie brauchen. Und eben Regisseure die beim Schnitt dabei sind, und welche die das den Cuttern überlassen. Ein Regisseur kann auch technisch relativ uninteressiert sein und rein schauspielerisch seinen Schwerpunkt setzen. Jeder hat da einen anderen Ansatz. Da eine Qualität der Filme ableiten zu wollen ist Quatsch.

  19. Meister Fel0x

    ich finde interessant, das die techniker wie unter punkt 13 angegeben, den film aufteilen um entweder verschiedene blickwinkel zu erhalten, oder sich gegenseitig die arbeit zu torpedieren.

  20. tN0

    Nicht alle Infos sind ganz korrekt. Sie sprechen nicht von 16 Stunden Material pro Tag sondern von Material eines 12 Stunden-Drehtages mit bis zu vier Kameras 😉

    Es scheint nun auch offiziell zu sein, dass Simon Pegg eine Rolle mit Dialog haben wird. Vermutlich spielt er ein Alien, weshalb seine Dialoge per iPhone temporär geändert werden können.

  21. 1323

    @kaero:
    Natürlich schneiden sie digital, das Zeug muss ja gecaptured werden, damit für die finale Fassung alle Komponenten renderbereit vorliegen. Alles andere wäre mit der Kirche ums Kreuz …

    Was mich auch enttäuscht, ist dass Abrams nicht selbst aktiv schneidet! Liegt aber eher daran, dass das auch persönlich mein favorisierter Arbeitsschritt ist. Aber wie Rebel247 schon meint: hier hat jeder andere Schwerpunkte …

  22. Kaero

    @1323:
    Das ist mir alles schon klar, das war ironisch gemeint.
    Ich verstehe ja nicht Abrams Entscheidung auf Film zu drehen. Denn analog zu drehen, bedeutet ja auch mit der Kirche ums Kreuz.
    John Campea beschreibt das hier sehr schön:
    https://youtu.be/G1ox_Lh3kic?t=1m26s

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