Die Hintergründe der Künstler
Church wuchs umgeben von künstlerischen Einflüssen auf, denn sein Vater ist Industriedesigner. Unter Berufung auf Vorbilder wie Syd Mead und die klassische Konzeptkunst von Star Wars machte sich Church auf den Weg der kommerziellen Kunst. Er war fest entschlossen, Autodesigner zu werden. „Ich habe mich bis zum fünften Schuljahr auf Autodesign konzentriert, habe angefnagen, echte Autos zu entwerfen und nicht nur lustige, auffällige Konzeptautos. Und da wurde mir klar, dass die Unterhaltungsbranche viel mehr Spaß bereithält, als den ganzen Tag an einem funktionalen Produkt wie Türgriffen zu arbeiten.”
Die Freiheit, die die Arbeit an Filmkonzepten versprach, führte dazu, dass Church schließlich in der Abteilung Digital Features von Industrial Light & Magic arbeitete. Dort wurde er von Iain McCaig aus der Künstlerischen Abteilung von Episode II kontaktiert. „Iain sagte, dass sie nach Malern, Illustratoren und Designern suchten, und er verwendete den Begriff ‚Ralph McQuarrie-Typen‘. Er sagte, ich solle meine Sachen einreichen. Das tat ich dann auch und bekam kurz darauf einen Anruf, ob ich dem Team beitreten wolle. Das wurden natürlich Kindheitsträume wahr, weil ich mit den Skizzenbücher von Joe Johnston aufgewachsen bin”, erinnert sich Church. „Das ist das Zeug, das ich als Kind abgemalt habe.”





© Lucasfilm
In seiner Jugend wurde er von Star Wars und klassischen Filmen inspiriert und studierte traditionelles Zeichnen und Malen am Art Center College of Design im kalifornischen Pasadena, ein Studium, das er 1990 mit Auszeichnung abschloss. „Ich habe dort eine tiefere Wertschätzung für die Kunst entwickelt, besonders für die Malerei des 19. Jahrhunderts. Das, was ich dort gelernt habe, ist in meine Filmarbeit eingeflossen. In einem digitalen Medium, in dem wir neue Dinge wie Umgebungen erfinden müssen, ist es immer schön, eine Verbindung zur visuellen Vergangenheit herzustellen. Ich glaube, wenn wir uns ständig nur das ansehen, was in den letzten paar Jahren gemacht wurde, wird es für das Publikum ermüdend. Ein Blick zurück auf die Geschichte, die frühe Fotografie, die Bildhauerei, die Malerei und die Kunst im Allgemeinen ist eine lohnenswerte Erfahrung.”
Besonders wichtig für Tiemens sind einflussreiche Maler wie John Singer Sargent und der Wandmaler Frank Brangwyn. „Sie sind eine reiche Inspirationsquelle für mich, nicht nur wegen ihrer erstaunlichen Fähigkeiten, sondern auch wegen des Geistes, der in ihren Werken steckt, etwas, das immer lebendig ist. Ich kann nur versuchen, vage in diese Richtung zu zielen.”
Auch Tiemens wurde von Iain McCaig empfohlen, nachdem die beiden an einem ILM-Projekt gearbeitet hatten. Tiemens hat bereits an Filmen wie Forrest Gump, Jurassic Park, Contact, der Special Edition von Star Wars und den für den Emmy nominierten Effekten in der Eröffnungssequenz von Star Trek: Voyager mitgearbeitet.





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„Letzten Herbst war ich für ein paar Monate in Europa auf einer Malreise und habe nach inspirierenden Orten gesucht”, erinnert sich Tiemens. „Ich denke, dass es für Künstler immer gut ist, rauszugehen und neue Energie zu tanken, was die Kreativität angeht. Als ich damals in Süditalien unterwegs war, fand ich ein Café, um meine E-Mails zu checken. Ich war erstaunt, als ich eine E-Mail von David Dozoretz erhalten hatte. Er fragte, ob ich Interesse hätte, an Episode II mitzuarbeiten; sie suchten jemanden, der dramatische Landschaftsbilder für den Film malt.” Rick McCallum und George Lucas hatten sich Tiemens‘ Portfolio auf seiner persönlichen Website angesehen und luden ihn daraufhin ein, bei der Produktion von Episode II mitzuarbeiten.
Mit dem Besuch von fünf Planeten muss der Film in der üblichen Laufzeit eine Menge Territorium abdecken, und Star-Wars-Filme sind nicht gerade dafür bekannt, an einem bestimmten Ort herumzutrödeln. „Wir besuchen viele Orte aus Episode I, aber wir sehen viel mehr von ihnen”, verrät Church. „Wir gehen buchstäblich unter die Oberfläche dieser Orte. Und es gibt diese neuen Welten, genau wie in den anderen Star-Wars-Filmen, mit Farbschemata, die von George ganz bewusst ausgewählt wurden, um die Geschichte zu reflektieren und widerzuspiegeln. Es ist ein sehr subjektives visuelles Storytelling, das das Drehbuch unterstützt.”
Künstlerisch sind Church und Tiemens in der einzigartigen Lage, die gesamte Geschichte von Anfang bis Ende mit ihrer Kunst zu beeinflussen. „Wir decken eine Menge ab”, meint Tiemens. „Normalerweise verbringt ein Matte Painter höchstens zwei Wochen oder ein oder zwei Monate mit einer komplexen Aufnahme. Sie haben vielleicht ein paar sehr wichtige Aufnahmen im Film mit einem hohen Detailgrad, aber wir hatten die seltene Gelegenheit, den gesamten Film durchzugehen. Wir betrachten ihn in relativ kurzer Zeit aus einer globalen Perspektive und berühren die meisten Umgebungen durch Produktionsillustrationen. Abstrakte Farb- und Lichtthemen werden genau im Auge behalten.”
Zusammenfassend meint Tiemens: „Die Arbeit an diesem Projekt ist ähnlich wie die Gestaltung eines digitalen Spielfilms; du versuchst, das Ganze in jeder Rolle zu betrachten und dich zu fragen: ‚Unterstützt diese Tageszeit die Geschichte? Wie fühlt sich die Figur in diesem Moment? Kann ein belebter Himmel mit Wolken mit den düsteren Zeilen des Schauspielers konkurrieren?‘ Es gibt ständig Millionen solcher Rätsel. Das macht es zu einer herausfordernden Erfahrung, die voller Überraschungen steckt.”
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