
Wenn jemand das Wort „Maske” rund um einen Science-Fiction- oder Fantasy-Film verwendet, denken die meisten Menschen wohl an die Gestaltung von Ungeheuern, Dämonen und Außerirdischen. Aber auch die Präsentation des menschlichen Gesichts für die Kameralinsen verlangt nach Hingabe und Geschick.
Lesley Vanderwalt war die Leitende Maskenbildnerin von Angriff der Klonkrieger und war für alle Hauptfiguren verantwortlich. Viel von ihrer Zeit verwendete sie darauf, Padmé Amidalas natürliche Schönheit perfekt für die Leinwand zu präsentieren. Bevor die Kameras zu rollen begannen, mussten Vanderwalt und Regisseur George Lucas dazu eine Entscheidung bezüglich Padmés Aussehen treffen.

„Wir stellten für George eine Collage verschiedener Bilder zusammen. Einige nahm ich aus Magazinen, andere waren [Natalie Portmans] verschiedene Modeaufnahmen. Diese Collage schickten wir an George”, erinnert sich Vanderwalt. „Es gab da Fotos, auf denen sie sehr natürlich erschien, es gab welche, auf denen sie vollere Lippen hatte, einige zeigten sie mit einem strahlenderen Make-up, die sie weltraumartiger erscheinen ließen. Drei große Ordner schickten wir hinüber und baten dann darum, dass er sie durchsah und diejenigen, die er mochte, aussuchte. Von da an arbeiteten wir die Farben aus, die ihr besonders gut standen.”
Padmé ist in Episode II 10 Jahre älter, als wir sie zuletzt gesehen haben, und sie hat sich von einem Teenager in eine junge Frau verwandelt. Ihre natürliche, unberührte Schönheit wurde deshalb akzentuiert, um ihr ein erwachseneres Aussehen zu geben. Darüber hinaus musste Padmés Schminke aufgrund der Vielzahl von Kostümwechseln, denen sie sich unterzieht, mit der Farbe ihrer Garderobe harmonieren. „Wir legten fest, welche Lippenfarbe am besten mit ihren verschiedenen Kleidern funktionieren würde. Es gab drei verschiedene Lippenstifte, die ich bei ihr benutzte. Es gibt auf den ersten Blick keine riesigen Unterschiede zwischen ihnen; wir behielten die Auswahl bei und alternierten sie nur wenig – manchmal mehr Make-up für die Augen, manchmal mehr für die Lippen, einige verschiedene Arten Rouge, je nachdem, welche Kleidung sie trug und was besser mit ihrem Kostüm in Einklang zu bringen war”, erklärt Vanderwalt.
„Das Hero-Kostüm, P-11, ist das, welches sie im Film am häufigsten trägt. Ich habe ihr dazugehöriges Make-up sehr natürlich gehalten, weil sie es trägt, wenn sie sich auf eine Reise begibt und in Actionszenen einbezogen ist. Wir wollten nicht, dass sie dabei zu sehr nach einem Girly aussieht.” Bei allen Hauptfiguren verwendete Vanderwalt Make-up, um ihre Hauttöne wärmer zu gestalten und ihnen einen sonnengebräunteren Ton zu verleihen, als ihre natürliche Hautfarbe. Nicht, weil das Drehbuch danach verlangte; es ist eine Notwendigkeit, die sich aus einem mehrwöchigen Drehplan ergibt.

„Wir haben Sonnenbräune-Make-up bei Anakin eingesetzt, weil wir glaubten, dass Hayden Christensen, einmal in Sydney eingetroffen, vermutlich hinausgehen würde und sich in der Sonne oder am Strand aufhalten würde. Also machten wir ihn sehr braun. Natalie haben wir ebenfalls etwas gebräunt. Der Grund dafür war, sollte sie sich während der Dreharbeiten auf natürliche Art bräunen, und wir müssten sie dann heller schminken, hätte dies einen leicht gräulichen Hautton erzeugt, der sie ziemlich unattraktiv hätte aussehen lassen. Wir grundierten die Schauspieler mit Schichten falscher Bräune, damit es, sollten sie schwitzen, keine weißen Streifen in ihrem Make-up geben würde.”

Die meisten menschlichen Hauptfiguren erforderten ein natürliches Aussehen. „Bei Ewan McGregor versuchten wir, ihn ein wenig älter erscheinen zu lassen, ohne dabei auf Alters-Make-up zurückzugreifen, indem wir einfach einige zusätzliche Schatten in seinem Gesicht anbrachten. George wollte, dass Dooku dem Stil nach eine Art manikürter, gepflegter Gentleman sein sollte, wie er es nannte. Am Ende genügte ein sauber gestutzter Bart, und Christopher Lees Make-up war minimal. Ich glättete einfach seinen Hautton ein bisschen, und das war es auch schon. Es war mehr eine Aufgabe für (Haarstylistin) Sue Love, die ihn täglich rasierte.”
Bei einigen humanoiden Statistenrollen musste sich Vanderwalt einen künstlerischeren Touch aneignen. Figuren wie Luminara Unduli, Barriss Offee und Sly Moore lagen innerhalb ihres Verantwortungsbereichs, da sie keinerlei komplizierte prothetische Latexapparaturen benötigten, sondern vollständig mit Hilfe von Make-up zum Leben erweckt wurden.

Palpatines geisterhafte Assistentin Sly Moore war eine der liebsten Make-up-Arbeiten von Vanderwalt. „Auf den Zeichnungen der Figur, die man uns zeigte, war sie mit einem kahlen Kopf zu sehen, also baten wir unsere Kollegen, die sich um das Casting der Statisten kümmerten, jemanden zu finden, der groß war und nach einem stattlichen, auffälligen Charakter aussah. Glücklicherweise hatten wir gerade die Arbeit an Moulin Rouge beendet und dabei mit einer Statistin, Sandi Finlay, gearbeitet, die genau so aussah. Also schlugen wir sie vor, und nach einigen Erkundigungen fand man sie. Sie arbeitet vor Ort als DJane.”
Finlays Äußeres harmonierte perfekt mit dem Konzept für Sly Moore. Die ursprünglichen Konzeptzeichnungen zeigten eine sehr starre Figur mit in der Dunkelheit verborgenen Augen. „Das Dunkle sah vampirhaft aus, und sehr schaurig”, sagt Vanderwalt. Die Hälfte von Finlays Gesicht schminkte sie als getreuliche Interpretation der kontrastreichen Illustration. Die andere Hälfte war sanfter. „Wir schufen einen sanfteren Ansatz, in den ich viel Blau einbrachte, und den ich dann schattierte, was ihm eine weiche, pastellfarbige Aura verlieh. Wir zeigten es George, und ihm kam glücklicherweise der gleiche Gedanke wie uns, also blieben wir bei der helleren, anstatt der dunkleren Variante.”

Die Nachclub-Sequenz stellte eine riesige Aufgabe für Vanderwalt dar, und die Anzahl ihrer Teamkollegen verdoppelte sich von vier auf acht. „Am Anfang glaubten wir, es würde recht still vonstatten gehen, aber dann sagte George, wir sollten ehrgeiziger sein und mehr wagen. Wir hatten einige nette Ganzkörper-Make-ups und einige Regenbogen-Körper-Make-ups, und Dinge dieser Art. Es hat Spaß gemacht. Wir hatten allerdings nicht viel Zeit, weil wir alle in dreieinhalb Stunden fertig bekommen mussten, aber ich glaube, wir haben für alle ein tolles Aussehen hinbekommen, sowohl in Bezug auf ihr Haar und ihre Kleidung, als auch bezüglich ihres Make-ups.”

Sobald das Make-up erst einmal aufgetragen wurde, sieht Vanderwalt beim Drehen zu, um zu sehen, ob es abgetupft werden muss. „Gewöhnlich kann man schon aus großer Entfernung sehen, ob jemand noch gut genug aussieht für die Kamera. Wenn sie draußen in der Hitze sind und schwitzen, warten wir, bis die Kamera bereit ist und überprüfen dann, ob das Make-up richtig sitzt.”

Der Einsatz von HD-Kameras war für Vanderwalt und ihr Team eine neue Erfahrung, obwohl sie sich leicht daran anpassten. „Wir führten am Anfang Make-up-Proben durch. Ich glaube, wir waren alle ziemlich erschrocken, was wir wohl sehen würden, weil es so ein klares Bild ist. Ich denke trotzdem, dass wir immer sehr umsichtig waren und das versucht man zu bleiben, auf welchem Medium auch immer gedreht wird.”
Vanderwalts geübtes Auge musste sich mit der untrüglichen Detailliertheit des digitalen Bildes messen, das jeden kleinen Schönheitsfehler und jede Unvollkommenheit auffangen würde. „Natalie hatte sich beim Kostümwechsel am Kopf eine Schramme zugezogen, die eine für mein Auge sichtbare Einkerbung nach sich zog. Aber auf den Monitoren konnten wir sie wirklich nicht sehen. Ich diskutierte mit dem Kameramann David Tattersall, was passieren würde, wenn der Film erst einmal auf der großen Leinwand sein würde – würde man es sehen können? Ich war immer noch besorgt, weil ich die Schramme sehen konnte, aber alle anderen versicherten mir, dass es in Ordnung war.”

In wenigstens einem Fall aber half eine sichtbare Narbe dem Make-up-Team sogar. „Temuera Morrison (Jango Fett) konnten wir nicht zu sehr verändern, weil er zur gleichen Zeit in einer anderen Produktion zu sehen war. Am Anfang des Drehs lief er am Set der anderen Produktion gegen eine Tür. Das andere Make-up-Team rief mich an und sagte, ‚oh, es ist schrecklich. Er hat ein blaues Auge und einen Schnitt über seinem Auge!‘ Wir dachten uns, toll, das nehmen wir. Als es von selbst heilte, schminkten wir es einfach wieder auf.”
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