Kaum vorzustellen welcher Aufwand sich hinter den Star Wars Filmen verbirgt. Auf dieser Seite werden die Arbeiten hinter den Kulissen etwas beschrieben und Ihr könnt euch Bilder von den Sets und der Crew ansehen.
Es geht wieder los
Am Donnerstag, den 26. Juni 1997 nahm JAK Productions die Arbeit auf – die Filmgesellschaft wurde extra für die Produktion von Episode I gegründet und nach den Initialen der drei Kinder von George Lucas benannt.

Es war in vielerlei Hinsicht ein großer Tag: der Tag, für den mehr als zwei Jahre lang geplant und gearbeitet worden war; der erste Tag seit fünfzehn Jahren, an dem an einer neuen Folge von Star Wars gedreht wurde; und der Tag, an dem George Lucas das erste Mal seit zwanzig Jahren wieder Regie führte. Und doch war es für die Menschen, die direkt daran beteiligt waren, ein Tag wie jeder andere.
„Bevor man anfangt zu drehen, müssen monatelange Vorbereitungen getroffen werden. Jeden Tag ist man im Studio, schaut sich unzählige Sachen an und beantwortet Tausende von Fragen. Und wenn man dann zu drehen anfängt, kommen die Schauspieler und eine Kamera dazu, aber im Grunde genommen beantwortet man einfach immer noch Tausende von Fragen, und deshalb kommt es einem auch wie ein ganz normaler Tag vor. Und trotzdem, als ich Liam Neeson im Jedi-Kostüm das Set betreten sah, sagte ich zu mir: Ich glaube, ich bin wieder da: Es war, als ob die letzten zwanzig Jahre einfach weggewischt waren.“
Lucas hatte schon Lange vorgehabt, die Regie für Episode I zu übernehmen. Während der Produktion von „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ hatte er genauso viel Zeit im Studio verbracht wie die Regisseure, und deshalb schien es keinen Grund zu geben, die Verantwortung für Episode I jemand anderem zu übertragen.
„So sehr ich die letzten beiden Filme den Regisseuren überlassen wollte“, bemerkt Lucas, „es endete doch damit, dass ich ständig vor Ort war und ohnehin so hart arbeitete, als ob ich selbst Regie führen würde. Außerdem wollte ich Episode I selbst machen, weil wir vorhatten, ein paar neue Sachen auszuprobieren, und in Wahrheit hatte ich keine Ahnung, wie wir die umsetzen wurden niemand wusste das. Also konnte ich mir ausrechnen, dass ich dauernd anwesend sein musste.“
Materialbeschaffung
„Ich war an allen meinen Filmen stark beteiligt“, sagt Lucas. „Ich stand eben nur nicht unten auf dem Platz und habe die Einsätze gegeben. In gewisser Weise ist es fast leichter, selbst Regie zu führen, als jemand anderem klarmachen zu müssen, was er tun soll. Aber der Unterschied war gar nicht so groß; und es war nicht sonderlich schwer, sich wieder damit vertraut zu machen. Es war fast so, als hatte ich nie aufgehört, Regie zu führen. Letzten Endes bedeutete es lediglich, dass ich jeden Morgen in alter Herrgottsfrühe aufstehen und zum Set musste, egal ob ich Lust dazu hatte oder nicht. Und ich konnte innerhalb dieser drei Monate nichts anderes tun – was aber auch irgendwie Spaß machte und befreiend war.
Meine Firma musste eben manchmal ohne mich zurechtkommen, und um meine anderen Probleme kümmerte ich mich einfach nicht. Von allen Aufgaben bei der Produktion eines Films mag ich Schreiben und Schneiden am liebsten, und ich habe beides Lange genug gemacht. Es ist fast so, als wenn man ein Haus baut. Ich hatte jede Menge damit zu tun, die Pläne und Blaupausen zu zeichnen und stand dadurch immer mitten im Produktionsprozess. Das einzige, worum ich mich nicht gekümmert habe, war das Material zusammenzutragen. Ich habe keine Bäume gefällt, kein Holz gesägt und auf einen Lastwagen verladen. So sehe ich meine Rolle beim Filmemachen wahrend der letzten zwanzig Jahre: Die Materialbeschaffung habe ich abgegeben, weil sie mir nicht soviel Spaß macht.“
Trotzdem hat Lucas die „Materialbeschaffung“ für Episode I gemacht, und Rick McCallum war die Person, die ihm dabei ständig zur Seite stand. An einem gewöhnlichen Arbeitstag war McCallum zwei Stunden vor Lucas im Studio, um mit den Verantwortlichen der einzelnen Bereiche den Tagesablauf abzusprechen.

„Das letzte, was wir bei einem Film wie diesem gebrauchen können, sind Abteilungen, die gegeneinander arbeiten“, sagt McCallum, „obwohl ich das in unserer Branche schon oft genug erlebt habe.“
Am Ende des Tages trifft sich McCallum dann wieder mit Lucas und den Verantwortlichen für die einzelnen Bereiche, um den Arbeitsplan für den kommenden Tag, den nächsten Szenenaufbau oder den nächsten Drehort zu besprechen und sich zu versichern, dass das erforderliche Material an Ort und Stelle ist.
Filming Episode I

Eine weitere Schlüsselfigur in der Zusammenarbeit mit Lucas während der dreimonatigen Drehzeit war der Erste Kameramann, David Tattersall. Tattersall hat unter anderem bei Con Air, Moll Flunders und The Green Mile seine Erfahrungen gesammelt. Und wie viele andere wichtige Mitglieder der Crew hatte auch er an der Produktion von etwa dreißig Folgen von „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ mitgearbeitet.
„David Tattersall und die anderen, die wir von „Young Indy“ geholt haben, kannten die Tricks, die wir in diesem Film anwenden wollten“, erklärt Lucas. „Wir haben einige neue Strategien entwickelt in der Art, wie man sie beim Fernsehen einsetzt, und ahnliches hatten wir für Episode I vor. Bei der Arbeit an den Serien haben sich im Verlauf von vier oder fünf Jahren eine Arbeitsweise und eine Sprache entwickelt, die ich bei diesem Film beibehalten wollte, ohne eine neue Gruppe von Leuten einzuarbeiten. Die Crew musste zum Beispiel Sachen ausleuchten, die gar nicht vorhanden waren, und David beherrschte das aufgrund seiner Erfahrung beim Fernsehen.“
65 bis 75% unserer Szenen wurden vor Bluescreens gefilmt.
Rick McCallum
Gerade einmal fünf Wochen vor Drehbeginn eingestellt, legte Tattersall los, indem er sich die Bilder, Zeichnungen, Storyboards und Animatics aus dem Atelier ansah, um sich einen Eindruck vom Stil des Films zu machen, der Lucas vorschwebte. Weitere Inspirationen holte er sich, indem er sich viele klassische Science-Fiction- und Fantasy-Filme ansah. Aber Tattersall wurde schnell klar, dass die beste Vorbereitung für Episode I darin bestand, sich mehrmals die Originaltrilogie anzusehen. „Eine neue Hoffnung“ war dabei sehr aufschlussreich, weil Episode I auf einige Szenen und Orte dieses ersten Films zurückgreifen würde.
Auch die Animatics waren eine große Hilfe, um ein Gespür für die Kamerabewegung und das Timing bei den Action-Szenen zu entwickeln. Als es ans Drehen ging, bezog sich Tattersall oftmals auf die Film-„Bibel“ – eine riesige Akte mit den Storyboards der ursprünglich fünftausend Einstellungen des Films. Diese Storyboards waren mit Farben kodiert, um zu markieren, welche Szenen später im Computer erstellt, welche ganz live und welche vor einem Bluescreen gefilmt werden sollten.
„65 bis 75% unserer Szenen wurden vor Bluescreens gefilmt“, bemerkt Rick McCallum. „Wir haben nur so viele Kulissen aufgebaut, wie unbedingt notwendig war – der Rest wurde mit Computergraphiken ergänzt und die fehlenden Elemente an den blauen Flächen eingefügt. Da wir alle Szenen als Videostoryboards hatten und weil George sich an diese Videostoryboards halten wollte, wußten wir genau, wie viele Kulissen wir aufzubauen hatten. Wir haben zum Beispiel nur so hoch gebaut, wie es die Größe der Schauspieler erforderte. Liam war allerdings so groß, dass er uns ganze 150.000 Dollar mehr für die Kulissen gekostet hat, weil wir sämtliche Kulissen in den Szenen, in denen er mitspielt, seiner Größe anpassen mussten.“
Kulissenbau und Bluescreens
Auch beim Kulissenbau sollten die Produktionskosten gering gehalten werden.
„Für die meisten Kinofilme werden Unsummen zum Fenster rausgeworfen“, erklart McCallum. „Art Directors bauen meist viel zu große Kulissen, nur für den Fall, dass der Regisseur seine Meinung ändern sollte, wie eine Einstellung gefahren oder gestaltet werden soil. Wenn das Drehbuch sagt, daß jemand durch eine Küche geht, bauen sie eine ganze Küche auf, obwohl man die nie sehen wird! So etwas haben wir vermieden. Wir haben sowenig wie möglich aufgebaut und dann die Bluescreens dazugesetzt, nur für den Fall, dass wir das Bild ein bisschen vergrößern wollten. Von jedem Stundort aus haben wir Einzelaufnahmen gemacht, und die konnten wir dann später zum Flicken verwenden, falls es nötig war. Wenn wir die Kulisse zwei Meter höher brauchten, haben wir eben einen Bluescreen aufgeschlagen und später die Einzelaufnahme in den blauen Bereich kopiert.“

Das Filmen mit Bluescreens, das peinlich genaue Lichtverhältnisse erfordert, um blaue Spiegelungen auf den Kulissen und den Schauspielern zu vermeiden und saubere, brauchbare Flächen zu gewährleisten, war ausdrücklich Tattersalls Angelegenheit und die der gesamten Beleuchtungs- und Kameracrew.
„Wir wussten, dass wir in den meisten Szenen Bluescreens brauchen würden“, erklärt Tattersall, „also musste ich einen schnellen und verlässlichen Weg finden, sie zu beleuchten. Da viele der Leinwände sehr groß – bis zu sechs Meter und/oder ziemlich lang waren (wie etwa der neunzig Meter lange Bluescreen, der Palpatines Quartier, den Rat der Jedi und den Hangar auf Theed umgab), musste jeweils eine weite Fläche gleichmäßig ausgeleuchtet werden.
Wir haben verschiedene Scheinwerfer und Leinwände ausprobiert. Eine Gesellschaft in England belieferte uns mit einer ganz neuen Art Scheinwerfer, die zweimal so effektiv waren wie marktübliche Geräte. Damit konnten wir zwei Reihen an Scheinwerfern aufstellen, eine in der Höhe und die andere nahe am Boden, ungefähr zwanzig Meter von der Leinwand entfernt, mit denen wir eine wunderbare Flächendeckung erreichten.“
Blaues Licht auf den glänzenden Boden oder marmornen Oberflächen wurde durch ein spezielles Computerprogramm unterdrückt, das von John Knoll eigens dafür geschrieben wurde.
Knoll äußerte ebenfalls Bedenken wegen der großen Menge an Bluescreens, die vonnöten sein wurde – besonders wenn man das Tempo berücksichtigte, in der die Crew würde arbeiten müssen. Für die Hauptdreharbeiten waren nur fünfundsechzig Tage vorgesehen. Mit dermaßen wenigen Drehtagen mussten Lucas und seine Crew sechsunddreißig Kameraeinstellungen pro Tag bewältigen.
„Bevor wir nicht unsere sechsunddreißig Kameraeinstellungen im Kasten hatten, haben wir nicht aufgehört“, sagt McCallum. „Wenn wir um fünf Uhr nachmittags damit fertig waren, haben wir Feierabend gemacht. Und wenn es bis zehn Uhr abends gedauert hat, sind wir eben so lange geblieben. Bei sechsunddreißig Einstellungen am Tag, von denen die Mehrzahl Bluescreens enthalten, hatte die Crew keine Zeit, jede einzelne akribisch auszuleuchten. John hatte anfangs Bedenken deswegen. Aber ich stellte ihn vor die Wahl, ‚Möchtest du Lieber, dass wir alle um sieben Uhr morgens zur Arbeit erscheinen und nicht vor Mitternacht nach Hause kommen?‘. Denn das würde es bedeuten, wenn wir uns so lange mit den Bluescreens aufhalten.
Das wollte ich auf keinen Fall – und er auch nicht. Nach zwei Wochen sah er auch ein, dass es ohnehin nicht notwendig war. Egal welches Problem im Zusammenhang mit den Bluescreens auftauchte, wir fanden immer eine Lösung. Eine Einstellung nach der anderen zügig hinter uns zu bringen war das Wichtigste.“
Digital oder nicht?
Genauso wie „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ ein Übungsfeld für Episode I war, würde Episode I ein Übungsfeld für die zwei folgenden Star Wars Kapitel sein.

Unter anderem wollten Lucas und McCallum bei diesem ersten Film der Trilogie mit hochauflösenden Digitalbändern drehen anstatt mit Film. Da der ganze Film wegen der computergenerierten visuellen Effekte ohnehin digitalisiert wurde – genauso wie die nächsten beiden Filme – war es am ökonomischsten, gleich auf digitalem Videoband aufzuzeichnen und erst den endgültigen Schnitt für die Auswertung in den Kinos auf Film zu kopieren. Dieses Vorgehen lohnte sich – vorausgesetzt die Bilder des digitalen Videos würden es qualitätsmäßig mit denen eines herkömmlichen Films aufnehmen können.
Um das herauszufinden, nahmen Lucas und McCallum ein paar Szenen mit dem hochauflösenden Digitalband auf und schnitten dann die gefilmten Bilder dazwischen.
Episode I war vielleicht der letzte Film, den wir auf herkömmlichem Filmmaterial aufgenommen haben. Von jetzt an werden wir alles digitalisieren.
Rick McCallum
„George wollte zehn oder zwanzig Aufnahmen in High Definition machen, nur um zu sehen, wie gut sie zu dem gefilmten Material passten“, erläutert McCallum.
„Also haben wir ein paar Aufnahmen in High Definition von Massenszenen im Hintergrund des Podrennens gemacht sowie von anderen Stellen im Film, eine Aufnahme von Anakin zum Beispiel, und eine von Qui-Gon. Wir wollten herausbekommen, ob es möglich war, eine Aufnahme in High Definition einfach zwischen das Filmmaterial zu schneiden, ohne dass es jemandem auffiel. Und wir stellten fest, dass das möglich war. Es funktionierte. Ich glaube, Episode I war vielleicht der letzte Film, den wir auf herkömmlichem Filmmaterial aufgenommen haben. Von jetzt an werden wir alles digitalisieren. Keine einzige Filmkamera wird mehr beteiligt sein.“
„Und action!“
Im ersten Monat wurde in den Leavesden Studios gedreht, und die erste Szene auf dem Drehplan am 26. Juni 1997 war eine mit Darth Maul und Darth Sidious auf einem Balkon auf Coruscant, von dem aus sie die Hauptstadt überblicken. Zu diesem Zeitpunkt sieht man vom Balkon aus nur eine blaue Flache, weil die Stadt erst nachträglich von ILM per Computer erzeugt wird. Alle waren ein wenig aufgeregt, und die Sicherheitsvorkehrungen wurden streng eingehalten. Jeder musste ein Namensschild tragen, sogar George Lucas, auf dessen Schild „Yoda“ stand. Für diesen ersten Tag war ebenfalls eine Szene in Palpatines Quartier mit Natalie Portman als Königin Amidala geplant.
„An diesem Tag ins Studio zu gehen, war, als hätten wir die Zeit um zwanzig Jahre zurückgedreht, als wäre ich gerade dabei, ‚Die Rückkehr der Jedi-Ritter‘ zu drehen“, erzählt Ian McDiarmid.
„George sagte ,Action‘, und ich war wieder dieselbe Figur – allerdings in einer jüngeren Version. Es lag unglaublich viel Spannung in der Luft. Im Grunde war es ein historischer Moment.“
Die Anweisungen an diesem Tag, wie auch an allen folgenden, kamen vom Regieassistenten Chris Newman. Newman fungierte als direktes Bindeglied zwischen Lucas und der Crew, indem er mit Lucas den Tagesplan durcharbeitete und sicherstellte, dass alles so reibungslos wie möglich ablief.

„Mir kam es ein bisschen wie Schachspielen vor“, sagt Newman, „nur waren die Einsätze ziemlich hoch. Ein Teil des Drucks machte aus, dass seit Langer Zeit niemand mit George als Regisseur gearbeitet hatte, so dass keiner wusste, wie er sein würde oder was man von ihm zu erwarten hatte. Und ich war auch aufgeregt, weil ich mit einer neuen Crew zusammenarbeitete. Rick McCallum hat eine Menge Vertrauen in mich gesteckt, indem er mich eingestellt hat, und ich wollte dieses Vertrauen nicht enttäuschen. Wir sind alle ins kalte Wasser gesprungen.“
Gavin Bocquet und seine Crew haben für Palpatines Quartier eine Kulisse aus sattem Burgunder- und Scharlachrot gebaut. Die Kaisergarden des Imperators in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ hatten sie zu dem Farbentwurf für die Bühne inspiriert. „Uns war wichtig, dass Palpatines Kommandozentrale eine starke Individualität zeigte und seine Persönlichkeit unterstrich“, verriet Bocquet. „Am besten lässt sich so etwas mit Farben vermitteln. Erst einen Tag vor Drehbeginn haben wir die Kulisse ganz fertiggestellt. Glücklicherweise fand George sie ganz wunderbar.“
Für seine Rolle als Darth Maul kam Ray Park in voller Montur ins Studio. Der Maskenbildner Paul Engelen, der seine Ausbildung bei dem Star Wars Veteranen Stuart Freeborn absolviert hatte, überwachte die Verwandlung. Nick Dudmans Leute hatten ein paar Garnituren von Hörnern hergestellt, die aus Darth Mauls Schädel ragen sollten.

„Für die Tätowierung haben wir eine Farbe auf Alkohol-Basis benutzt und sie wie Schminke aufgetragen. Ursprünglich sollten die Hörner durch den Schädel wachsen“, erklärt Dudman, „ich stellte sie mir als Waffen vor; und sie sehen tatsächlich wie Haifischzähne aus. Um Verletzungen zu vermeiden, haben wir für die gefährlichsten Stunts und Action-Szenen Hörner aus Gummi verwendet.“
Um Darth Mauls Zähne verrottet und karios aussehen zu Lassen, wurden sie mit Akrylfarbe angemalt, und für die Reptilaugen gab es besondere Kontaktlinsen.
Es ist der Tüchtigkeit der Mitwirkenden und der Crew zu verdanken, dass die geforderten mehr als dreißig Einstellungen an diesem ersten Drehtag vollständig über die Bühne gehen konnten.
„Wir haben es tatsächlich geschafft, diesen Durchschnitt die gesamten fünfundsechzig Tage durchzuhalten“, sagt David Tattersall. „Es war eine gute Idee, den Film so zu drehen. Ich glaube, der Umstand, dass wir so schnell gearbeitet haben, hat den Szenen mehr Spontanität und einen ungewöhnlichen Schliff verliehen.“

Eine der Schlüsselszenen, die in den folgenden Tagen in Leavesden gedreht wurden, war die Szene im Galaktischen Senat. Da ein Großteil der Szene, die schwebenden Plattformen mit eingeschlossen, erst in der Post-Produktion digital eingebaut wurde, waren die Aufnahmen unter technischen Gesichtspunkten besonders knifflig.
Die Schauspieler mussten vor den Bluescreens spielen und ihrer Vorstellungskraft vertrauen, wenn es darum ging, sich im Raum zu orientieren.
„Die Szene im Senat war schwierig, weil man ausknobeln musste, wer sich wo befund und ob die Schauspieler hinauf oder hinunter schauen sollten“, räumt Lucas ein. „Soweit es möglich war, habe ich versucht, die ganze Sache für die Beteiligten so einfach wie möglich zu gestalten. Zum Beispiel hatten wir Statisten als Platzhalter für einige Computer-Figuren, damit die Schauspieler jemanden hatten, auf den sie sich beziehen konnten. Wenn ich also Szenen mit visuellen Effekten zu drehen hatte, habe ich zuerst die Szene mit Statisten gedreht, und dann haben wir die Szene noch einmal aufgenommen, diesmal ohne Statisten, damit wir eine leere Fläche hatten, mit der die Leute von ILM später arbeiten könnten.“
Das Bluescreen-Problem

Die Situation, der sich die Schauspieler anpassen mussten, war alles andere als einfach mit Statisten als Gegenüber und einem unvollständigen Set, bei dem sie hauptsächlich von blauer Fläche umgeben waren. Erschwerend kam noch hinzu, dass keiner der Hauptdarsteller je zuvor mit Bluescreens gespielt hatte.
„Ewan wusste nicht mal, was ein Bluescreen ist“, erklärt McCallum. „Aber wir taten unser Bestes, sie in die Szenen einzuführen. Wir zeigten ihnen die Videostoryboards, damit sie ungefähr sehen konnten, wie eine Szene aussehen würde, wenn wir erst einmal alles beieinander hatten. Außerdem stand ihnen eine lange Probenzeit zur Verfügung, und wir gaben allen Schauspielern eine Mappe mit den Illustrationen, damit sie sich ein Bild von den Szenen machen konnten. Es hat etwa zehn oder vierzehn Tage gedauert, bis sich alle mit den Bluescreens wirklich wohl fühlten.“
Die Stimmung im Studio war absolut entspannt.
Liam Neeson
„Der ganze technische Aspekt des Films hätte schrecklich einschüchternd wirken können“, gab Liam Neeson zu, „aber die Tatsache, dass George die Technologie nicht nur beherrschte, sondern zum Teil selbst mitentwickelt hatte, machte allen Mut. Die Stimmung im Studio war absolut entspannt.“
Entscheidend bei der Meisterung der technischen Schwierigkeiten waren John Knoll und seine Crew von Industrial Light & Magic. Knoll, schon seit dreizehn Jahren bei Industrial Light & Magic, war unter anderem an der Entwicklung von Photoshop, einem der weltweit meistverkauften Graphikprogramme, beteiligt und hatte auch schon die Leitung für die visuellen Effekte bei Brian De Palmas „Mission: Impossible“, der Star Wars Special Edition und bei unzähligen Werbespots übernommen. Knoll hatte sich auf diese wichtige Rolle schon sehr früh vorbereitet und das Drehbuch sowie mehr als dreitausend Storyboards durchgeackert.

Während der Produktion war Knoll fast jeden Tag im Studio. Knolls schwierigste Aufgabe im Studio war es, sicherzustellen, dass das Material, das in den Live-Aufnahmen abgelichtet wurde, für die Nachbearbeitung zur Erzeugung von visuellen Effekten geeignet war.
„Etwa in der Mitte der Dreharbeiten flog er für neun Tage zurück nach Kalifornien, um bei ILM die Entwicklung des Podrennens zu überwachen“, erinnert sich McCallum. „Ansonsten war er jeden Tag da. Zusätzlich zu John hatten wir noch Jack Haye von ILM, der die Laserberechnungen der Kulisse für die Anpassung der Bewegungen durchführte. Dann haben wir noch ein paar Kids vor Ort angeheuert, die von Jack eingearbeitet wurden.“
Die Messungen der Kulissen mit der Laser-Ausrüstung waren Standardprozedur bei sämtlichen Aufnahmen, in die später digitale Bilder montiert werden sollten. Solche Messungen, zusammen mit den Informationen zur verwendeten Kameralinse und anderen Einzelheiten halfen den Leuten von ILM, ihre virtuelle Kamera der echten Kamera anzugleichen, ihre Bewegungen exakt zu kopieren.
Beim Drehen hatte ich die Leute von ILM neben mir im Studio. Wenn ich eine Aufnahme entworfen hatte, fragte ich sie gleich, ob sie damit leben könnten. Ich wollte auf gar keinen Fall etwas tun, was sie später vor unlösbare Probleme gestellt hatte.
John Knoll
Zu Knolls Aufgaben gehörte weiterhin das Aufnehmen von Mustern der Sets – Material, das sich als entscheidend erweisen konnte, wenn es Zeit für die visuellen Effekte wurde.
„Wenn man eine digitale Figur in eine Szene einbaut, ist es ungeheuer wichtig, dass die Beleuchtung stimmt“, sagt Knoll. „Die beste Vorgehensweise ist, das Licht am Set genau dort einzufangen, wo die Figur eingebaut werden soll.“
Für die wichtigsten digitalen Figuren, wie etwa Jar Jar, Watto und Sebulba, konnte die Crew Modelle in Lebensgröße oder auch kleinere Modelle einsetzen. Diese in Originalfarben bemalten Platzhalter boten ILM eine ausgezeichnete Richtschnur für das nachträgliche Gestalten von Licht und Schatten, wenn die computergenerierten Figuren ihren Platz in der Szene einnahmen.
Das Licht und die virtuelle Kamera
Um eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Aufnahmen mit den Schauspielern und dem Team für die Spezialeffekte zu gewährleisten, bestand Knoll auf einem ständigen Austausch mit David Tattersall, dessen Belichtung den größten Einfluss auf die visuellen Effekte hatte, die erst nach Abschluss der Produktion eingefügt wurden. Eine relativ neue Technologie war dabei sehr nützlich. Sie stellte sicher, dass die Kamerabewegungen im Studio beim Einfügen der virtuellen Elemente exakt wiederholt werden konnten. Die Kameras wurden mit Datenspeichern ausgerüstet, die jede ihrer Bewegungen auf Computer aufzeichnete.
„Unser langjähriger Kameralieferant Arri Media hat dieses System nach Entwürfen von ILM gefertigt“, erklärt McCallum. „Es zeichnete die Kameraeinstellung, die Brennweite, die Schärfe sowie die Neigungen und Schwenks der Kamera auf. Wir wollten die Möglichkeit haben, diese Informationen sofort auf Computer zu laden, damit die Computerleute später darauf zurückgreifen konnten, um die 3D-Abmessungen innerhalb des Bildes zu finden.“
Die minutiöse Anpassung der virtuellen Kamerabewegungen zu den tatsächlich erfolgten wurde durch die Computerunterstützung am Set zwar vereinfacht, aber nicht überflüssig.
„Das Verfahren war vollkommen neu, deshalb wussten wir nicht, wie gut es funktionieren würde. Also war die herkömmliche Bewegungsangleichung weiterhin erforderlich, für den Fall, dass die Daten unbrauchbar sein sollten. Aber es funktionierte einwandfrei, und für die nächsten zwei Filme werden wir das System sogar in noch größerem Umfang einsetzen. Bei der früheren Vorgehensweise mussten wir einen Teil des Films einscannen, dann am Monitor versuchen, die Entfernungen, Winkel und so weiter auszurechnen. Es konnte eine Woche dauern, bis man die ganzen Daten für die virtuelle Kamera ausgerechnet hatte. Bei dem neuen System werden diese Informationen einfach einprogrammiert, und am Bildschirm kann man dann per Knopfdruck jede Kamerabewegung wieder abrufen.“
Der erste Drehtag – Making Jar Jar Binks
Der 2. Juli 1997 war für viele Hauptdarsteller der erste Drehtag. Unter ihnen befanden sich Liam Neeson, Ewan McGregor, Natalie Portman, Jake Lloyd, Kenny Baker, Terence Stamp und Ahmed Best, der die Darstellung von Jar Jar Binks übernahm. Was Timing, Humor, Interaktion und Feinheiten der Figur anging, vertrauten Lucas und die Schauspieler voll und ganz auf Best. Ohne Best waren solche Einzelheiten erst Monate später, nach der Einfügung des computergenerierten Wesens in die Szenen, zum Leben erweckt worden. Aber dank Best war Jar Jar schon eine lebendige, komplexe Figur, als die Kameras zu laufen begannen – ein großer Vorteil beim Drehen, weil Jar Jar nicht nur eine der Hauptfiguren und daher oft im Bild ist, sondern auch ein witziger Kollege, für den die Interaktion mit den anderen Darstellern besonders wichtig war.
Yeeeahh! Wir sind in Star Wars!
Liam Neeson
„Normalerweise hat man in solchen Situationen Statisten, die keine Schauspieler sind und die nicht agieren“, erklart McCallum. „Es sind nur Körper, die als Platzhalter für die digitalen Figuren fungieren. Aber mit Ahmed und auch anderen sprechenden Schauspielern auf der Bühne hatten die Rollendarsteller reale Gegenüber, auf die sie sich beziehen konnten. George probte die Szene zum Beispiel mit Ahmed und machte dann ein oder zwei Aufnahmen mit Ahmed im Bild. Dann nahm er ihn wieder raus und nahm die Szene noch einmal auf.
Aber diesmal wussten die Akteure dank der Probeläufe mit Ahmed, wie die Szene gedacht war. Der Umstand, dass Jar Jar gar nicht da war, brachte sie nicht weiter aus der Fassung. Sie hatten eine Vorstellung davon, mit wem sie sprachen und wie die Szene weiterging. Außerdem hatten wir so das perfekte Ausgangsmaterial für ILM, das die computergenerierte Figur Jar Jar zum Leben erwecken sollte.“

Am ersten Drehtag erschienen die Darsteller schon um 7 Uhr morgens im Studio für die Drehvorbereitungen. Während die Schauspieler geschminkt, frisiert und eingekleidet wurden, beleuchtete David Tattersall die Kulisse für diesen Tag: die Landeplattform des Senats. Für die Schauspieler sprangen auch hierfür Statisten ein. Um 9 Uhr erschienen die Schauspieler im Studio, bereit für die Szene, in der die Gefolgschaft der Königin auf Coruscant eintrifft und vom Obersten Kanzler Valorum empfangen wird.
Wieder umgaben Bluescreens die schlichte Landeplattform; ILM fügte später einen zauberhaften Ausblick auf Coruscant anstatt der blauen Fläche ein.
„In unserer ersten Szene mussten wir die Plattform herunterschreiten, um Valorum zu treffen“, erinnert sich Liam Neeson. „Ewan und ich waren einfach nur begeistert. Wir mussten andauernd lachen und haben herumgebrüllt: ‚Yeeeahh! Wir sind in Star Wars!‘ „
Ebenfalls am ersten Tag drehte Neeson noch eine Szene mit Jake Lloyd, in der über die hohe Konzentration an Midi-Chlorians im Organismus gesprochen und ihre Beschaffenheit erklärt wird. Die Szene beinhaltet eine Menge wissenschaftlicher Termini, und George musste erst einmal erklären, was das alles bedeuten sollte und welche Theorie dahinter steckte.
George erklärte, dass Tausende von Bakterien unseren Körper bevölkern. Einmal angenommen, es gebe eine Bakterienform, die mit dem Universum verbunden ist, und manche Menschen hätten mehr von dieser Bakterienform als andere, was dann? Ich fand die Idee faszinierend und glaubhaft.
Liam Neeson
Abendessen auf Tatooine
Die Szene, die vielleicht am meisten von den Figuren lebt, ist das gemeinsame Abendessen von Qui-Gon, Padme, Jar Jar, Anakin und Shmi im Quartier der Sklaven, die ein paar Tage später gedreht wurde. Sie war im Drehplan für das Ende der zweiten Woche vorgesehen und zog so Nutzen daraus, dass die Atmosphäre zwischen den Darstellern und Lucas bereits etwas gelockerter war.
„Es gibt im Grunde nur zwei Wege, an die Arbeit mit Schauspielern heranzugehen“, stellt Lucas fest. „Der eine ist ,methodisch‘, mehr an den Schauspielklassen orientiert, wo man eng mit den Schauspielern zusammenarbeitet, sowohl auf persönlicher als auch auf professioneller Ebene. Ich hingegen ziehe mehr die traditionelle Arbeitsweise vor, wie sie in Europa, und zwar besonders in England angewandt wird. Dabei ist die Zusammenarbeit vornehmlich eine professionelle. Der Regisseur sagt, ‚Ich will, dass Du das tust, ich will, dass Du da hingehst‘ Es wird nicht versucht, für jeden Moment eine Motivation zu finden. Ich gehöre nicht zu den Regisseuren, die Tage damit verbringen, sich Gedanken darüber zu machen, was in wem vorgeht. Wenn ein Schauspieler bei diesem Film eine besondere Frage hatte, habe ich sie einfach so schnell wie möglich beantwortet. Und wenn jemand einen Vorschlag für eine Figur machte, entschied ich sofort, ob er angemessen war oder nicht.
Aber ich glaube eigentlich nicht, dass die Darsteller unbedingt alles über die Figur wissen müssen, um ihre Rolle spielen zu können. Sie müssen lediglich genug wissen, um der Figur das richtige Gefühl, den richtigen Ausdruck und die richtige Persönlichkeit zu verleihen. In ‚Das Imperium schlägt zurück‘ zum Beispiel wusste Mark Hamill bis zu dem Tag, an dem die entsprechende Szene gedreht wurde, nicht, dass Darth Vader Lukes Vater war. Es war nicht wichtig für ihn, das zu wissen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Figur, die er verkörperte, es erfuhr. Mir war klar, dass es die Art, wie er an die Rolle heranging, verändert und kompliziert hätte, wenn es ihm früher bekannt gewesen wäre.“
Die Szene beim Abendessen, und eigentlich alle Szenen, in denen Qui-Gon und Shmi aufeinandertreffen, zeichnet sich durch eine unterschwellige Spannung zwischen den beiden Figuren aus.
„Diese Begegnungen haben einen romantischen Unterton“, sagt Liam Neeson, „etwas sehr Subtiles – und Pernilla und ich waren uns dessen sehr wohl bewusst. Es gab eine gewisse Vertraulichkeit, wenn sich unsere Blicke trafen. Und das musste nicht offensichtlich sein, nur angedeutet.“
Nach vier Wochen in Leavesden zogen Besetzung und Crew in den Reggia Palast in Caserta in Italien um, wo sie die nächsten Tage damit verbringen sollten, die Innenaufnahmen vom Palast in Theed auf Naboo zu drehen. Viele Szenen mit Natalie Portman als Königin Amidala wurden in dieser Woche gedreht. Leider verstauchte sich die Schauspielerin den Knöchel und musste noch einen Tag länger bleiben, während die ganze Produktion bereits Richtung Tunesien abreiste.
Altbekannte Orte: Auf nach Tunesien!

In Tunesien verbrachte die Produktion zwei Wochen damit, die Außenaufnahmen von Mos Espa zu filmen. Allein schon das Verlegen der Produktion an diesen Schauplatz war ein Gewaltakt.
Mit der Filmausrüstung, den Kulissen, Requisiten, Kostümen und den Podracern, die alle an Ort und Stelle gebraucht wurden, mussten fünfzig Tonnen Material an den Schauplatz transportiert werden.
Wir hatten einen Kilometer Bluescreen dabei.
Rick McCallum
Als McCallum beim Blättern in einer Zeitschrift auf eine Anzeige von einem großen russischen Frachtflugzeug stieß, kam ihm die Idee, ein riesiges Flugzeug zu mieten, um mit seiner „Stadt“ nach Tunesien umzuziehen.
„Die große Herausforderung bei Außenaufnahmen ist der Transport“, erklärt Rick McCallum. „Genaugenommen zieht man mit einer ganzen Stadt um, der Crew, den ganzen Töpfen und Pfannen, Kleidern und einfach allem, was zum Leben gehört. Ich machte George klar, dass wir eine Menge Geld sparen würden, wenn wir alles in eines dieser Flugzeuge packten, die zu den größten Frachtflugzeugen der Welt zählen – und er stimmte zu.“
Das Produktionsbüro wurde im Palm Beach Hotel in Tozeur am Rande der Sahara eingerichtet. Die Kulissen, die die Straßen von Mos Espa darstellten, die Arena für das Podrennen und Anakins Hütte auf Tatooine wurden nördlich der Stadt, mitten in der Wüste aufgebaut. Die Kulissen bestanden aus Holzrahmen, die mit Maschendraht und gut formbarem Bauschaum überzogen wurden.
Wir haben Mos Espa mit Arbeitskräften und Materialien an Ort und Stelle aufgebaut, um ein Gefühl für die nordafrikanische Architektur zu bekommen.
Gavin Bocquet
Gemäß der Weisung der Produktion, die Ausgaben so gering wie möglich zu halten und nur das aufzubauen, was wirklich notwendig war, wurden die Kulissen von Mos Espa nur bis auf Höhe der Schauspieler oder ein wenig höher errichtet.
„Keine einzige Kulisse hatte ein Dach“, verrät Rick McCallum. „Wir wussten genau, was wir brauchten, und wenn George in letzter Minute entschied, dass die Kulisse doch höher sein sollte, haben wir einfach einen Bluescreen aufgestellt, damit ILM diesen Teil später digital hinzufügen konnte. Wir hatten einen Kilometer Bluescreen dabei, also konnten wir darauf zurückgreifen, wann und wie wir wollten. Wir hatten bei jeder Gelegenheit tragbare Bluescreens und Miniscreens dabei, die wir innerhalb von Minuten aufgebaut hatten. Dadurch hatten wir jede Menge Freiraum, was die Gestaltung der Kulissen betraf.“
Die Julihitze stellte sich als das größte Problem bei den Dreharbeiten in der tunesische Wüste heraus.
Überall waren Warnschilder aufgestellt, auf denen es hieß, „Vorsicht bei Aufenthalt in der Sonne. Trinken Sie viel Wasser, sonst trocknen Sie aus. Tragen Sie eine Kopfbedeckung und bleiben Sie im Schatten.“

Das waren ernst zunehmende Warnungen an einem Ort wie diesem wo die Temperaturen im Sommer oft über fünfzig Grad Celsius steigen. Nick Dudman und seine Maskenbildner hatten besonders unter der Hitze zu leiden, wie auch die armen Kerle, die als Aliens mit Kunststoffmasken und Anzügen die Straßen von Mos Espa bevölkerten. Hüte aus Latexschaum wurden mit eigens entwickelten Kühlvorrichtungen und Sandfiltern ausgestattet, aber auch die Zeit, die in Kostümen und Masken zugebracht werden musste, sollte auf ein absolutes Minimum beschränkt bleiben.
Es sieht aus wie Tatooine – hier muss Star Wars gedreht werden!
George Lucas
„Der Trick bestand einfach darin, die Aliens ihre Szenen ohne Köpfe proben zu lassen“, erklärt Nick Dudman. „Wenn wir dann soweit waren, dass wir die Szene filmen konnten stülpten sich die Aliens ihre Köpfe über und warteten unter einem Schirm mit genügend Wasser auf den Einsatz. Wenn sich einer der Aliens unwohl fühlte, haben wir die Aufnahme unterbrochen.“
Am Ende des Drehtages wurden die Latexhüte desinfiziert und nummeriert, damit ihn derselbe Schauspieler am nächsten Tag wiederfinden konnte. Außerdem wurden sogenannte „Klimaanzüge“ für die Dreharbeiten gemietet. In ihnen zirkuliert kaltes Wasser durch kleine Schläuche, die an der Innenseite des Anzugs fixiert sind und die Körpertemperatur niedrig halten. So war es Schauspielern wie zum Beispiel Ahmed Best möglich, trotz der Hitze längere Zeit ein schweres Kostüm zu tragen. In klimatisierten Wagen wurde Filmmaterial gelagert.
„Ich fürchtete andauernd, der Film könnte unbrauchbar werden“, gestand Tattersall. „Wir machten es uns zur Gewohnheit, das Filmmaterial erst kurz, bevor wir es brauchten, herauszuholen und nach Möglichkeit auch nur kurz im Schatten zu lagern.“
Sogar mit der zur Verfügung stehenden Spezialausrüstung und den klimatisierten Räumen sahen die Belegschaft und die Crew die Dreharbeiten in Tunesien als äußerst gewagt an.

„In der Wüste zu arbeiten, war alles andere als leicht“, gibt Lucas zu. „Die Hitze hat einen ausgelaugt. Es war mir klar, wie sehr jeder sein Bestes gab und sich zusammennahm, besonders Jake. Ich konnte nie wissen, ob es ihm gut ging oder nicht. Also habe ich mit seiner Mutter gesprochen. Aber es gab nur wenige Situationen, in denen er wirklich eine Pause brauchte. So schwierig es auch war, Tunesien war der Ort, der die meisten Erinnerungen in mir wachrief. Es sieht aus wie Tatooine – hier musste Star Wars gedreht werden!“
Die Professionalität und Hingabe jedes einzelnen machten es letztendlich möglich, die zermürbende Prozedur durchzuziehen.
„Das Schlimmste an den ganzen Dreharbeiten war die Hitze in Tunesien“, meint auch Liam Neeson. „Aber wir haben uns alle an George gehalten, der in seinen Blue Jeans völlig unbeeindruckt schien, und dachten, wenn unser Chef sich nicht beschwert, werden wir es erst recht nicht tun!“
Ahmed Bests Possen, sowohl vor der Kamera als auch dahinter, halfen ebenfalls, die Belegschaft und die Crew abzulenken.
„Er hat uns zum Lachen gebracht“, erinnert sich Natalie Portman. „Obwohl er von allen das unbequemste Kostüm anhatte – er musste ja diesen Kunststoffanzug tragen – hat er sich niemals beschwert. Er hat die ganze Zeit nur Witze gemacht.“
Unerwartete Ereignisse
Beinahe noch verheerender als die Hitze, wenn auch nur für begrenzte Zeit, war ein Sturm, der die ganze Produktion gefährdete. Eines Abends entdeckte Lucas riesige, dunkle Wolken in einiger Entfernung.
„Das sah mir gar nicht gut aus“, erinnert sich George Lucas. „Dasselbe hatte ich schon einmal bei den Dreharbeiten zum ersten Star Wars Film erlebt – es kam mir so vor, als ob der Sturm sich zwanzig Jahre versteckt hätte, um nur darauf zu warten, bis wir wieder da waren! Als es anfing zu donnern, fragte ich Rick McCallum, Was sollen wir denn morgen machen?‘ Und er antwortete: Mach dir keine Sorgen, wir werden drehen: Aber das war wohl etwas zu optimistisch.“

Und dieser Optimismus war tatsächlich unangebracht, denn um Mitternacht brach ein unglaublicher Sturm los. Die Ausrüstung stand ebenso auf dem Spiel wie die Kulissen für Mos Espa, die während der letzten zwölf Wochen in der Wüste errichtet worden waren. Entschlossen, nachzusehen, wie es um die Kulissen stand, schnappten sich McCallum und der Produktionsleiter David Brown einen Jeep und fuhren soweit sie konnten an den Rand der Wüste.
Wir haben den Wiederaufbau hingekriegt, ohne einen einzigen Drehtag zu verlieren.
Rick McCallum
„Der Sturm war so heftig wie ein Hurrikan und ein Tornado zusammen“, berichtet McCallum. „Es war erschreckend. Der Wind zerrte so heftig an meinem Auto, dass ich dachte, wir würden uns überschlagen. Also kehrten wir wieder um und warteten ab. Als sich der Sturm etwas gelegt hatte, fuhr ich wieder zu den Kulissen – oder dem, was davon übrig war.“
Um 3 Uhr morgens erhielt George Lucas den Anruf, den er befürchtet hatte. Nicht nur waren die Kulissen zerstört, die Crew konnte nicht einmal bis zur Location vordringen.
Stunden später, als die Crew die Location schließlich doch erreichte und das Ausmaß des Schadens in Augenschein nahm, war das Entsetzen groß. Mos Espa sah aus, als ob ein Tornado gewütet hätte. Kostüme, Perücken, Zelte, Podracer und sogar die Gebäude lagen überall in der Gegend, umgestürzt und demoliert. Die einzige unversehrte Kulisse war die Landerampe des Schiffes der Königin, auch wenn die Spitze des Raumschiffs in den Wüstenhimmel ragte. Schnell wurde der Drehplan geändert, um mit den Szenen an diesem Set weiterdrehen zu können.
„Die Schiffsrampe war unsere Rettung“, sagt McCallum, „weil sie das einzige war, das vom Sturm verschont geblieben war. Wäre sie es nicht gewesen, hätten wir in ernsthaften Schwierigkeiten gesteckt. So aber konnten wir mit den Dreharbeiten fortfahren, während die anderen Kulissen wieder aufgebaut wurden.“
Während Lucas auf der Plattform des Raumschiffs drehte, sorgten McCallum und David Brown dafür, dass die Crew die zerstörten Kulissen in rasender Geschwindigkeit wieder aufbaute. 1400 Kostüme mussten unter den Sandmassen ausgegraben und gereinigt werden. Neue Ausrüstung musste her, als Ersatz für alles, was zerstört oder verlorengegangen war. Alle Abteilungen stürzten sich in die Arbeit, und sogar die tunesische Armee wurde herangezogen, um die Straßen von Mos Espa wieder aufzubauen.
„Wir haben den Wiederaufbau hingekriegt, ohne einen einzigen Drehtag zu verlieren“, sagt McCallum. Die Kulissen waren buchstäblich noch nass von der Farbe, da haben wir schon die Schauspieler geholt und zu filmen begonnen. Es gab sogar ein paar Szenen, bei denen Natalie nasse Farbe an ihren Schuhen kleben hatte!“
Erstaunlicherweise war Episode I trotz der Katastrophe weiterhin im Zeitplan, als sich die Drehzeit in Tunesien Mitte August dem Ende zuneigte.

„Tunesien war der reinste Adrenalinschub“, meint McCaltum. „Das Material war phantastisch, trotz der Probleme, mit denen wir uns herumschlagen mußten. Die Zeit war von einer Explosivität, die zugleich entnervend und erfrischend war.“
Die Crew kehrte nun zurück nach Leavesden, wo in den verbleibenden sechs Wochen die Innenaufnahmen gedreht wurden. Bocquet und sein Team hatten in der Zwischenzeit die ursprünglichen Kulissen abgebaut und die Innenausstattung des Raumschiffs der Königin, die Innenräume von Theed, den Rat der Jedi und die Kulissen für den spektakulären Lichtschwertkampf von Qui-Gon und Obi-Wan mit Darth Maul aufgebaut. Nach einer Woche im Studio zog die Gesellschaft in einen benachbarten Wald, Whippendell Wood, um dort Außenaufnahmen der Sümpfe von Naboo und den heiligen Tempelruinen von Gungan zu machen. Beide Aufnahmen sollten später mit Miniaturmodellen und digitalen Hintergründen ergänzt werden.
In der dritten Woche des letzten Drehabschnitts filmte Lucas die Szenen im Rat der Jedi-Ritter, die Vorstellung Anakins durch Qui-Gon, Anakins Prüfung und Anakins Ablehnung mit der Begründung des Rats, der Junge sei zu alt, um im Sinne der Macht unterwiesen zu werden. Der Rat setzt sich aus humanoiden Jedi zusammen, die von Schauspielern mit aufwendigen Masken gespielt wurden, sowie aus exotischen Aliens, die von elektronisch gesteuerten Puppen verkörpert wurden, und aus Menschen, wie zum Beispiel Samuel L. Jackson in der Rolle des Mace Windu.
Ohne Frank kein Yoda

Die auffälligste Figur in den Ratsszenen jedoch war Yoda, der beliebte Jedi-Meister, der bereits in „Das Imperium schlägt zurück“ vorgestellt worden war. Auch dieses Mal lieh Frank Oz, selbst erfolgreicher Regisseur, Yoda seine Stimme und setzte ihn in Bewegung, indem er die von Nick Dudman gebaute Marionette perfekt führte. Weder Lucas noch McCallum konnten sich die Figur Yodas ohne Frank Oz‘ Hilfe vorstellen.
„Bevor wir den Film drehten, habe ich ab und zu mit Frank darüber gesprochen“, sagt McCallum. „Wir sahen keine Möglichkeit, ohne ihn auszukommen. Deshalb haben wir uns bei der Planung auch nach ihm gerichtet. Er schneite zwischen der Fertigstellung seines eigenen Films und den beginnenden Pressekonferenzen kurz bei uns herein, zwei Tage bloß, dann war er wieder fort. Aber wir brauchten ihn unbedingt. Ohne Frank Oz wäre Yoda nicht Yoda.“
Schauspieler ist Schauspieler, ob es sich nun um einen menschlichen Darsteller handelt, eine computergenerierte Figur oder eine Puppe.
George Lucas
Die Figur in Episode I ist zwar jünger und vielleicht weniger gebrechlich, aber dennoch keine leichte Aufgabe für denjenigen, der sie bewegt. Nach zwei Jahrzehnten kann sich Oz zudem immer noch an die erste Zeichnung von Yoda erinnern.
„Sobald ich ihn sah, hatte ich einen unglaublich starken Eindruck von seiner Persönlichkeit, seiner Kraft, seiner Weisheit und seiner Menschlichkeit“, weiß Oz zu berichten. „Mir gefiel der Widerspruch zwischen dem starken, allwissenden Kerl und seinem alten und gebrechlichen Äußeren. Vom physischen Standpunkt aus gesehen fordert Yoda sehr viel, aber ich freue mich immer wieder, ihn zum Leben zu erwecken und mit George zusammenzuarbeiten.“
Mit einer einzigen Ausnahme, einer computergenerierten Aufnahme fast am Schluß des Films, in der man den Jedi-Meister laufen sieht, war Yodas gesamter Auftritt von Oz und seinem Team gestaltet worden. Jeder von ihnen war für einen bestimmten Teil der Figur zuständig. Greenaway hatte schon in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ die Augen von Yoda bedient und bekam wieder dieselbe Aufgabe – nur hatte er diesmal eine Fernsteuerung und befand sich außerhalb des Bildausschnitts. Austen kontrollierte andere Gesichtsmuskeln, ebenfalls per Fernsteuerung. Smee bewegte Yodas rechten Arm und befand sich die gesamte Zeit über gemeinsam mit Oz verborgen unterhalb des Ratssaals. Yoda war zwar nur durch Teamarbeit zu bewältigen, aber dennoch war es Oz, der die Figur im Grunde ausmachte.
„Frank ist diese Figur‘, sagt Smee. „Wir haben versucht, ihm jede Freiheit zu geben, und bei allem, was er tat, es ihm gleichzutun. Egal, was wir geprobt hatten, Frank hat bei der Aufnahme immer eine Kleinigkeit verändert, immer ein bißchen mehr gemacht.“
„Auf Bildschirmen unter der Kulisse konnten wir verfolgen, was Yoda tat‘, erklärt Oz. „Wenn George mit einer Einstellung zufrieden war, sind wir zur nächsten übergegangen. Manchmal haben wir uns das Ganze auch im Playback angesehen und uns dann für ein paar Veränderungen entschieden.“
Obwohl Yoda aus Silikon und Fernsteuerungselementen besteht, war die Figur genauso lebendig wie jede andere auch. George Lucas führte Yoda genauso, wie er alle anderen Darsteller im Studio führte.
„Schauspieler ist Schauspieler, ob es sich nun um einen menschlichen Darsteller handelt, eine computergenerierte Figur oder eine Puppe. Das macht keinen Unterschied. Den meisten kommt es so vor, als ob Yoda real wäre, weil er den absoluten Höhepunkt der Puppenspiel-Kunst darstellt. Nachdem Frank Oz in „Imperium“ mitgewirkt hatte, schlug ich vor, ihn für einen Oscar zu nominieren; aber wir wurden darüber aufgeklärt, dass das Bewegen von Puppen nicht als Kunst zählt. Ich bin jedoch überzeugt, dass es eine Kunst ist, und Frank beherrscht sie perfekt.“
Auch die Schauspieler reagierten auf Yoda, als ob er eine lebendige, atmende Figur wäre.
„Die Art, wie Yoda im Studio lebendig wurde, war sehr beeindruckend“, meint Samuel L. Jackson. „Wenn George Action‘ rief, war Yoda plötzlich da und spielte seine Szene. Wenn George dann Cut‘ rief, schlüpfte Frank Oz mit seiner Hand heraus, und Yoda sank in sich zusammen, als wäre er deprimiert oder als sei ihm schlecht. Und man dachte, Scheiße, jemand muss Yoda helfen!“‚
„Die Schauspieler waren unglaublich angetan von Yoda“, berichtet Oz. „Es war ganz erstaunlich. Und ich fühlte mich geschmeichelt. Ich glaube, dass die Menschen so auf seine Persönlichkeit ansprechen, weil er viel von einem Zen-Meister hat – und ich glaube, jeder wünscht sich jemanden wie ihn, um ihm sein Herz auszuschütten. Yoda übt eine starke Anziehungskraft aus.“
Kampfkunst und Akrobatik

Eine der letzten Szenen, die gedreht wurden, war der lange Kampf mit den Lichtschwertern zwischen Qui-Gon, Obi-Wan und Darth Maul, der zwischen den Generatoren des Hangars auf Theed stattfindet.
Der Schwertkampf war in einem Videostoryboard von Ben Burtt vor den Dreharbeiten entworfen worden. Lucas hatte vorgeschlagen, ein paar Elemente aus verschiedenen Kampfkünsten einfließen zu lassen, und deshalb hatte sich Burtt durch eine Menge Filmmaterial mit interessanten und inspirierenden Schwertkämpfen, Kampfkünsten und Akrobatik gearbeitet.
„Ich habe mir aus diesem Material ein Band zusammengeschnitten und davon ausgehend ein paar Ideen entwickelt, wie die Jedi-Ritter kämpfen würden.
Ben Burtt

Nick Gillard, zuständig für die Koordination sämtlicher Stunts, choreographierte diesen Kampf, wie auch alte anderen Action-Szenen im Film, mit Hilfe des Videostoryboards.
Wie Gillard überhaupt dazu kam, Film-Stunts zu machen, ist eine abenteuerliche Geschichte. Nachdem er mit zwölf Jahren von der Militärschule durchgebrannt war, schloß er sich einem Zirkus an und war im Alter von sechzehn Jahren schon ein weltbekannter Kunstreiter.
Seine erste Arbeit als Stuntman bekam er im Remake von „Der Dieb von Bagdad“ und seitdem hatte er von sich reden gemacht, indem er zwei inoffizielle Weltrekorde aufgestellt hattte: einmal für einen Sprung von einem Schnellboot im Film „Amsterdamned“ und einen anderen für „Alien 3“, bei dem er zwei Minuten lang in echten Flammen stand, ohne zu atmen.
Gillard hatte außerdem bereits bei der ersten Star Wars Trilogie mitgewirkt. Nach mehr als fünfunddreißig Filmen und zwanzig Jahren im Stunt-Geschäft erreichte seine Karriere mit Episode I ihren Höhepunkt. Er begann damit, das Drehbuch zu lesen, die Storyboards zu studieren und festzulegen, wie die einzelnen Stunts aussehen sollten und wie sie umzusetzen seien.
Zu den kompliziertesten Stunts des Films gehört das Lichtschwertduell, der bisher dynamischste und akrobatischste Kampf in der Geschichte der Star Wars Saga.
„Der Schwertkampf sollte an die Kämpfe erinnern, die man in den ersten Filmen gesehen hat, aber lebhafter sollte er sein, kraftvoller‘, erklärt George Lucas. „Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nie einen richtigen Jedi-Ritter in Aktion gesehen. Wir haben alte Männer gesehen, Jungen und Figuren, die halb Maschine, halb Mensch waren, aber nie einen echten Jedi-Ritter. Das wollte ich jetzt mit einem Kampf zeigen, der schneller und dynamischer war als alle bisher gezeigten. Und wir haben es geschafft. Nick Gillard hat hervorragende Arbeit geleistet, ebenso wie die Schauspieler, die seine Choreographie wunderbar umgesetzt haben.“
Um die aufregende Choreographie der Jedi-Ritter zu entwerfen, die sich Lucas wünschte, lernte Gillard Fechten, Kendo, Tennis und sogar das Holzfällen.

Nachdem der Stil und die Choreographie festgelegt worden waren, trainierte er viele Stunden mit Liam Neeson, Ewan McGregor und Ray Park, um das Lichtschwertduell in Szene zu setzen.
„Wir hatten wirklich Glück“, bemerkt Gillard, „denn Liam und Ewan waren beide ausgezeichnet – und das mussten sie auch sein, weil sie die meisten ihrer Stunts selbst spielen. Sie selbst kämpfen zu lassen, war für die Szenen ein Gewinn, denn niemand verstand die Figuren besser als sie. Und sie waren genauso schnell wie die Stuntmen, gegen die sie im Film antraten.“
Weder Neeson noch McGregor hatten jemals zuvor eine so lange, komplizierte und strapazierende Stunt-Szene gemacht.
„In der Schauspielschule habe ich ein bißchen kämpfen gelernt, aber nicht annähernd so anspruchsvoll und anstrengend.
Ewan McGregor
Der Kampf war tatsächlich so lang und komplex, dass die Schauspieler immer nur ein paar Bewegungen auf einmal lernten und sie dann spielten. Erst am Schneidetisch wurden diese kurzen Szenen zu einer ganzen Sequenz zusammengesetzt.
„Ich war erstaunt über Ewans Fähigkeit, sich die ganzen Bewegungsabläufe zu merken“, erinnert sich Neeson. „Ich hatte schon Schwierigkeiten mit zwei oder drei Bewegungen auf einmal, aber er konnte zwölf oder dreizehn behalten, obwohl er sie gerade erst gelernt hatte. Glücklicherweise ließ uns George genug Zeit, mit jeder Szene vertraut zu werden, und schließlich hat es ja auch geklappt.“
Das Schwertduell wurde zusätzlich durch die Tatsache bereichert, dass Ray Park nicht nur ein ausgezeichneter Stuntman, sondern auch ein Meister im Fechten war. Ray beherrschte noch fünf oder sechs weitere Kampfsportarten und war ungeheuer beweglich.

Ray wusste, was er tat, und seine Anwesenheit und Erfahrung motivierten auch alle anderen Schauspieler.
George Lucas
Zusätzliche Motivation erhielten die Schauspieler allein aus der Tatsache, dass sie ein Lichtschwert in Händen halten durften – eine der außergewöhnlichsten und symbolischsten Waffen, die jemals erdacht wurden.
„Bevor wir anfingen zu drehen, tauchte George mit einer riesigen, vergoldeten Schachtel auf. Sie enthielt die Lichtschwerter, und George forderte mich auf, eins in die Hand zu nehmen“, erinnert sich Liam Neeson. „Ich habe eins ausgesucht, und George hat gesagt, ‚Das ist ab jetzt deins‘. Es war ein großer Moment. Und ich durfte es wirklich behalten, es wurde mir nach den Dreharbeiten geschenkt. Ich war begeistert.“
Massenweise Lichtschwerter
Gillard war auch bei der Herstellung der Lichtschwerter beteiligt. Sie bestanden aus Harz, Holz und einem Aluminiumrohr, das später durch visuelle Effekte ersetzt wurde, um das Leuchten des Lichtschwerts zu erzielen. Während der Kampfproben entdeckte Gillard, der ja vor allem für die Sicherheit der Stunts verantwortlich war, dass sich beim Aufeinanderschlagen der Klingen kleine Metallspäne lösten. Wegen des potentiellen Sicherheitsrisikos wurden die Schwerter in Plastik eingeschweißt. Beim Drehen einer Action-Sequenz waren zwanzig Schwerter pro Tag erforderlich. Insgesamt waren dreihundert Lichtschwerter für den Film vonnöten. Zusätzlich zu den anspruchsvollen Schwertkämpfen, die fast einen Monat Drehzeit beanspruchten, weist die Kampfszene noch eine unglaubliche Anzahl verschiedener Sprünge, Saltos und anderer akrobatischer Leistungen auf. So führte Ray Park einen der waghalsigsten Stunts selbst aus – einen Salto rückwärts durch die Luft, bei dem er zwölf Meter über die Bühne flog.
Normalerweise werden solche Sprünge so produziert, dass man Stuntmen oder Schauspieler an Drähten schweben lässt, die in der Nachbearbeitung digital entfernt werden. Aber Gillard suchte nach einer anderen Lösung für die Stunts.
„Ich mochte die Drähte ganz einfach nicht‘, erklärt Gillard. „Ich fand immer, dass die Bewegungen an den Drähten unecht wirkten. Statt dessen haben wir kleine Katapulte verwendet, die unter Stickstoffdruck standen. Die Stuntmen standen auf Plattformen, die auf diesen Katapulten angebracht waren. Kaum wurde der Luftdruck herausgelassen, wurden sie auch schon in die Luft geschleudert. Es sah so aus, als ob sie fliegen würden, und auch die Landung war hart und wirkte realistisch. Mit den Drähten schien es immer eher so, als würden sie durch die Luft schweben. Das wirkte nie so kraftvoll.“
Die meisten der Action- und Stunt-Szenen wurden vom zweiten Filmteam gedreht. Der Regieleiter des zweiten Teams, Roger Christian, hatte als Bühnenbildner in den ersten Star Wars Filmen mitgearbeitet und war für seinen Beitrag mit dem Oscar ausgezeichnet worden.

Obwohl Christian mittlerweile selbst ein erfolgreicher Regisseur (Nostradamus) ist, ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen, als Zweiter Regisseur für Episode I zu arbeiten.
Normalerweise ist es so, daß das zweite Team Pick-up Aufnahmen und Zwischenschnitte filmt, wenn das erste Team eine bestimmte Einstellung abgedreht hat. Aber Episode I war eine so riesige Produktion und die Anzahl der Einstellungen pro Tag dermaßen groß, daß Christian und seine Crew parallel zum Hauptteam arbeiteten und die Aufnahmen übernahmen, die wegen des enormen Tempos unter den Tisch gefallen waren.
Von Christian wurde erwartet, vollkommen zu erfassen, wie sich Lucas jede einzelne Einstellung vorstellte.
„Ich habe George dabei beobachtet, wie er die Szenen drehte“, sagt Christian. „Später ging er mit mir sämtliche Einstellungen durch, die ich übernehmen sollte und erzählte mir, wie er sie sich vorstellte.“
Die Dreharbeiten wurden pünktlich am 30. September 1997 abgeschlossen. Zweitausendfünfhundert Einstellungen des ersten Aufnahmeteams und eintausendzweihundert Einstellungen des zweiten waren in nur wenig mehr als drei Monaten erfolgreich durchgeführt worden. Ein unglaubliches Tempo für eine Filmproduktion, mit zwei- oder dreimal soviel Einstellungen pro Tag als gewöhnlich. Und dennoch hatte während der fieberhaften Durchführung der Dreharbeiten immer eine Atmosphäre der Ruhe geherrscht.
„Nie hat man jemanden im Studio brüllen gehört“, bemerkt Rick McCallum. „Sogar wenn wir in letzter Minute umdisponiert haben – und das kommt beim Drehen immer wieder vor – hat die Crew das nie als Problem angesehen, sondern immer als Herausforderung, die sie annehmen wollte. Und diese Crew tat das nicht nur aus reiner Freude an der Arbeit, sondern es war auch ihre Art, George zu sagen ‚Mach weiter so, lasst uns schuften, für dich tun wir alles‘.“
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