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Skeleton Crew // Artikel

Matte Paintings und Modelle: Klassische Effekte im Einsatz für Skeleton Crew

John Knoll und John Goodson griffen bei den Effekten für die Realserie Star Wars: Skeleton Crew auf altbewährte Methoden aus den alten Tagen von Industrial Light & Magic zurück.
John Knoll und die Miniaturen und Matte Paintings von Skeleton Crew© Lucasfilm / s_bukley / Shutterstock.com

Quelle

Eine neue Produktion mit alten Tricks: Schon seit Jahrzehnten leisten John Knoll und John Goodson bei einigen unserer Lieblingsfilme im Stillen Pionierarbeit auf dem Gebiet der visuellen Effekte.

Knoll ist inzwischen sicher vielen Fans bekannt, sei es durch seine Beiträge zu Star Wars als einer der Abteilungs- und Teamleiter der visuellen Effekte für die Prequel-Trilogie oder als Autor von Rogue One: A Star Wars Story und Entwickler von Ausnahme- und Spitzentechnologien. Unvergessen ist sicher auch, dass Knoll zusammen mit seinem Bruder Mitentwickler von Adobe Photoshop war. Goodson wiederum hat, bevor er in die digitale Welt hinüberwechselte, die Modelle für viele der legendären Raumschiffe der Saga handgefertigt, darunter die Podracer und den Republikanischen Kreuzer aus Star Wars: Die dunkle Bedrohung.

Beide sind sich wie kaum ein anderer bewusst, dass sich die Landschaft der visuellen Effekte ständig und radikal weiterentwickelt, eine Praxis, die von Industrial Light & Magic (ILM) bei zahlreichen Blockbuster-Projekten vorangetrieben wird. Und eine Serie wie Star Wars: Skeleton Crew bietet Knoll und Goodson die Möglichkeit, das, was sie im Laufe ihrer Karriere gelernt haben, mit der traditionsreichen Geschichte der Effektfirma zu verbinden.

Unlängst sprachen die beiden mit der offiziellen Seite, der sie einige der Tricks verrieten, die sich unter dem Smokingärmel des ILM-Magiers verbergen.

Ich bin dabei

Was hat Knoll, einen Veteranen von einem Dutzend Star-Wars-Projekten, dazu bewogen, persönlich an Skeleton Crew zu arbeiten? „Man hat es mir als Goonies im Weltraum beschrieben“, erklärt Knoll. „Die Filmemacher wollten die Magie von Steven Spielbergs Filmen aus den 1980er Jahren in die Star-Wars-Galaxis einbringen. Und als jemand, der für seine Arbeit an den ersten drei Fluch-der-Karibik-Filmen einen Oscar gewonnen hatte, war die Vorstellung von Weltraumpiraten einfach zu gut, um sie sich entgehen zu lassen.”

Mit diesem großen Vorbild „Amblin” im Hinterkopf hatten Knoll und sein ILM-Team die großartige Gelegenheit, zu dem Kinogefühl zurückzukehren, das das Unternehmen Jahrzehnte zuvor geprägt hatte. „Es gibt definitiv eine Sehnsucht danach, Dinge zu schaffen, die dieses haptische Gefühl vermitteln, durch den Einsatz von Masken, Miniaturen, Bewegungssteuerung und Matte Paintings“, meint Knoll. „Diese Serie stellt eine wunderbare Verschmelzung der neuesten mit der ältesten Technologie dar.”

Knoll, der seine Karriere als Modellbauer und Effektkameramann begann, ist vielleicht die perfekte Person, um diese beiden Welten zu verbinden. „Die Techniken der alten Schule sind immer noch etwas, das ich sehr mag … Es macht einfach Spaß, sich mit Dingen zu beschäftigen, die ich schon lange nicht mehr gemacht habe.”

Modelle ohne Ende

Das Modell der Onyx Cinder für Skeleton Crew
Das Modell der Onyx Cinder für Skeleton Crew
© Lucasfilm

In den letzten Jahren hat Goodson zahlreiche Modelle für aktuelle Star-Wars-Geschichten gebaut, darunter die Razor Crest und Moff Gideons Leichten Kreuzer für Star Wars: The Mandalorian und die rotierende T-6-Jedi-Raumfähre für Star Wars: Ahsoka. Für Skeleton Crew wurde er nun damit betraut, mit der gleichen Liebe und Sorgfalt die Onyx Cinder zu bauen, das Heldenschiff der Serie.

Knoll drückt es so aus: „Miniaturen haben eine Qualität, die schwer zu beschreiben ist. Sie haben etwas unmittelbar Greifbares. Wenn man sie anschaut, hat man keinen Zweifel, dass man ein echtes, physisches Objekt vor sich hat.“ Goodson stimmt dem zu und fügt hinzu: „Es hilft, das Gesamtbild zu bestimmen und es dann weiter zu verfeinern. Man bekommt insgesamt einen besseren Eindruck, wenn man sowohl die Computergrafik, als auch das Modell vor Augen hat“.

Neben einem schönen Entwurf benötigt das Modell auch eine innere Elektronik und Mechanik, die mit dem Rest der technischen Ausrüstung verbunden werden. Um sicherzustellen, dass alles zusammenpasst, arbeiten Knoll und Goodson mit Dan Patrascu zusammen, einem Mechaniker und Modellbauer. „Dan hat das Chassis und alles, was sich darin befindet, gebaut und die Motoren montiert”, erklärt Goodson. Wir nennen uns Three Garage Productions, weil wir alle drei in unseren Garagen an diesen Dingen arbeiten.

Wenn die Arbeit in der Garage beendet ist, stellt die Miniatur die visuelle Messlatte für ihr digitales Gegenstück dar. „Als wir das Modell der Cinder erstmals vor der Kamera hatten, hatten wir bereits ein CG-Modell des Schiffs gebaut“, erinnert sich Knoll. „Aber nachdem wir das Modell fotografiert hatten, haben wir die digitale Version noch einmal überarbeitet, um sie detaillierter zu gestalten, denn die Bemalung des Modells ist einfach zu schön. Sie wertet die ganze Arbeit wirklich auf.”

Dann ist es Zeit, den Aufnahmeknopf zu drücken. Die Motion-Control-Kamera, eine Technik, die durch den ersten Star-Wars-Film und seine Dykstraflex-Technologie nahezu perfektioniert wurde, ist das zweite große Puzzleteil. „Der Prozess kann teurer sein als entsprechende Computergrafiken“, bemerkt Knoll. „Um das Ganze erschwinglich zu machen, muss man es einfach in einer Art Guerilla-Operation von zu Hause aus machen. Ich habe einige Abende damit verbracht, diese Kamera zusammenzubauen, was ziemlich billig ist, wenn man sie selbst aus Einzelteilen aus Online-Shops zusammensetzt.”

„Ich glaube nicht, dass irgendwer da draußen wirklich versteht, wie sehr [Knoll] es genießt, diese Geräte zu bauen”, fügt Goodson hinzu. „Ich bekomme nachts um elf SMS mit Sätzen wie, Schau Dir das an! Das ist eine neue Art von LED-Anzeige! Es macht ihm großen Spaß, sie zusammenzubauen, und das ist der menschliche Aspekt daran.”

„Ich wollte diese Technologie auch nicht dem Vergessen anheimfallen lassen“, sagt Knoll. „Ich werde nicht ewig da sein, und ich möchte, dass das Wissen weitergegeben wird. Lindsay Oikawa hat bei diesem Dreh das Bewegungssteuerungssystem für uns bedient, und ich denke, sie dabei so viel gelernt, um alleine auf sich gestellt einen Dreh hinzubekommen. Man kann also sagen: Die Legende lebt weiter.”

Neue Freunde, alte Schule

Puppeneffekte bei Skeleton Crew
Die SM-33-Puppe im Einsatz für Skeleton Crew
© Lucasfilm

Als Teamleiter für die visuellen Effekte arbeitete Knoll auch eng mit Legacy Effects zusammen, um die animatronischen und Puppenfiguren auf die Leinwand zu transportieren. „Anfangs wurde darüber diskutiert, Neel während der gesamten Show computergeneriert darzustellen“, erinnert sich Knoll. „Sie hatten Angst davor, einem Schauspieler stundenlangen diese prothetischen Masken aufzutragen. Ich wiederum machte mir Sorgen, weil Neel auf jeder zweiten Seite jedes Drehbuchs vorkam. Er wäre der teuerste Teil der ganzen Produktion geworden!” Als Kompromiss schlug Knoll vor, einen animatronischen Kopf zu bauen, der in Weitwinkelaufnahmen erscheinen und in der Postproduktion ausgetauscht werden könnte.

Mit diesem Auftrag baute Legacy Effects einen maskenähnlichen Kopf, der bei den Dreharbeiten eingesetzt werden konnte. „Und wie immer bei Legacy haben sie wirklich alles gegeben“, sagt Knoll. „Sie haben diesen wunderschönen Kopf mit all diesen Freiräumen darin geschaffen und eine sehr gute Arbeit geleistet. Ich denke, am Ende sind wahrscheinlich 60 Prozent von Neels Aufnahmen nur der animatronische Kopf mit minimaler digitaler Nachbearbeitung.”

Durch die Übernahme der Puppenästhetik arbeitete das Team daran, die schauspielerische Leistung dort digital zu verbessern, wo es emotional notwendig war. „Es gibt Momente, in denen Neel eine wichtige, sensible Person ist, in deren Augen man echte Sorge sehen musste. In solchen Momenten mussten wir seine Emotionalität in der Postproduktion wirklich auf die nächste Stufe heben“, sagt Knoll.

Für den Droiden SM-33 wählte das Team eine ähnliche Kombination und schuf die Star-Wars-Version einer traditionellen Puppe im Bunraku-Stil – eine Technik, bei der ein Schauspieler eine Puppe am Körper trägt, wobei einige Elemente wie der Gesichtsausdruck und die Kopfbewegungen über eine Funksteuerung von hinter der Kamera gesteuert werden können. „Wir dachten, dass wir auf diese Weise 60 bis 70 Prozent von dem bekommen würden, was wir für SM-33 brauchten, während die Ganzkörperaufnahmen, das Gehen und alles, was athletischere Anstrengungen erforderte, größtenteils computergeneriert sind“, so Knoll.

Echte Matte-Bilder

Das Matte Painting der Barriere von At Attin
Das Matte Painting der Barriere von At Attin
© Lucasfilm

Eine der vielleicht größten Verbeugungen vor dem Erbe von ILM und dem Filmemachen der alten Schule sind die real umgesetzten Matte Paintings. Knoll erzählt uns: „Zwei Monate vor Drehschluss bekam ich eine E-Mail vom Regisseur Jon Watts mit folgendem Inhalt: Wir haben Puppen, Prothesen, Animatronics, Stop-Motion und eine Miniatur. Aber eines haben wir noch nicht gemacht: Matte Paintings! Gibt es eine Möglichkeit, so etwas in die Serie einzubauen?“

Glücklicherweise kannte Knoll noch einige Matte-Painting-Künstler aus den Anfangstagen von ILM, und schließlich erklärte sich Caroleen „Jette“ Green, die als Matte-Painting-Künstlerin für ILM an Filmen wie Indiana Jones und der Tempel des Todes und Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock gearbeitet hatte, bereit, das Bild der Barriere von At Attin auf Masonit, einer speziellen Holzart, zu malen. „Ich glaube, sie fand die Vorstellung einfach amüsant“, erinnert sich Knoll. „Und es ist außergewöhnlich schön geworden. Sie hat großartige Arbeit geleistet … Besonders zufrieden bin ich mit den Bildern, die sowohl die Miniatur als auch das Matte Painting zeigen. Ich finde sie einfach phantastisch.”

Es ist diese Verschmelzung aus Alt und Neu, die Würdigung des Alten bei gleichzeitiger Innovation neuer Techniken, die Skeleton Crew so vertraut und bahnbrechend zugleich erscheinen lässt.


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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