Wer als Star-Wars-Kunstliebhaber die Seiten des Bildbands The Art of Return of the Jedi aus dem Jahr 1983 durchblättert, findet darin viele inspirierende Illustrationen der Star-Wars-Pioniere Ralph McQuarrie, Joe Johnston und Nilo Rodis-Jamero. Neben diesen wird man als Leser jedoch außerdem – auf Seite 49 – auf zwei atemberaubende Profil-Illustrationen von Prinzessin Leia stoßen, die sich sichtbar von den Arbeiten aller anderen Künstler im Buch unterscheiden.
Diese Porträt-Illustrationen, die Leias unverkennbare Frisur an Bord von Jabba Segelbarke zeigen, sehen aus, als müssten sie von talentierten Modezeichner geschaffen worden sein, der ein gutes Auge für Eleganz und Details hatte. Doch obwohl die Illustrationen ursprünglich dem Friseur von Die Rückkehr der Jedi-Ritter, Paul LeBlanc, zugeschrieben wurden, stammen sie in Wahrheit von der Künstlerin Marilee Heyer, deren Name in der ersten Ausgabe von 1983 versehentlich gar nicht genannt wurde (in der Neuauflage von 1997 wurde sie dann doch noch aufgeführt).
Auf zu Lucasfilm!
Die versierte Illustratorin, deren Arbeiten oft die Seiten des San Francisco Chronicle zierten, wurde im August 1981 von Lucasfilm engagiert, weil sie die ersten beiden Star-Wars-Filme liebte. „Ich war einfach verrückt danach“, erzählt sie im Gespräch mit StarWars.com. „Als der zweite Film herauskam, war ich wirklich, wirklich begeistert. Ich las irgendwo, dass die Macher des Films in San Rafael arbeiteten und wollte unbedingt versuchen, dort eine Anstellung zu ergattern. Ich kannte jemanden, für den ich einige Storyboards angefertigt hatte, und diese Person kannte wiederum jemanden, der bei Lucasfilm arbeitete und Nilo Rodis-Jamero kannte.

© Lucasfilm
Nilo Rodis-Jamero, seines Zeichens Kostümdesigner von Die Rückkehr der Jedi-Ritter, hatte während der Arbeit an Star Wars: Das Imperium schlägt zurück in der Abteilung für Miniaturen und visuelle Effekte gearbeitet. Für den letzten Teil der klassischen Trilogie wechselte er dann ins Kostümdesign. Heyer erinnert sich, dass Rodis-Jamero einen zusätzlichen Storyboard-Zeichner einstellen wollte, um mehr Zeit für die wachsenden Anforderungen des Films an das Kostümdesign zu haben. Heyer hatte zehn Jahre zuvor als Storyboard-Künstlerin an TV-Werbespots gearbeitet und war dann in die Modeillustration.
Ihre ein Jahrzehnt zurückliegende Arbeit an Storyboards war es jedoch, die ihr letztlich eine Anstellung bei Lucasfilm einbrachte. „Zu Beginn meiner Karriere, nach der Schulzeit, arbeitete ich Zeichentrickserien für Kinder, die immer Samstagmorgens liefen. Dafür erstellte ich Szenenlayouts und Konzepte“, erzählt Heyer. „Ich war deshalb also wirklich jemand, der Nilo bei den Storyboards helfen konnte. Er sagte mir, was ich zeichnen sollte, und so hatte er Zeit, das Kostümdesign zu machen.”
In den Mittagspausen zwischen ihrer Arbeit an den Storyboards, malte Heyer oft ihre eigenen Ideen für die verschiedenen Kostüme von Leia. Zwar gelangte keiner ihrer Entwürfe als Kostüm in den Film, doch ihr raffinierter Stil inspirierte Rodis-Jamero dazu, Heyer zu bitten, einige Detail-Illustrationen von Leias Frisuren nach Entwürfen von Paul LeBlanc anzufertigen. „Ich glaube, Nilo bat mich darum, weil er wusste, dass ich Erfahrungen als Modezeichnerin mitbrachte und deshalb gut darin war, schöne Frauen zu zeichnen und sie elegant aussehen zu lassen“, meint sie. „Etwa eine Woche vor dem geplanten Ende meines Vertrags fragte er mich, ob ich nicht bleiben und diese Skizzen anfertigen könnte.“
Vier dieser Illustrationen wurden in The Art of Return of the Jedi verwendet, und sie alle zeigen Heyers Talent für die Darstellung der komplexen Frisuren von Carrie Fisher, wie sie im letzten Film zu sehen sind. Aufgrund der Qualität dieser Illustrationen und ihrer Arbeit an den Storyboards wurde Heyer danach gebeten, dauerhaft in der Künstlerischen Abteilung von Lucasfilm zu arbeiten.
„Ich war sehr in Versuchung zu bleiben, weil ich wie alle anderen davon ausging, dass es noch drei oder vier weitere Star-Wars-Filme geben würde“, erinnert sie sich, „aber dann wurde mir gesagt, dass George nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter eine Pause einlegen wollte und dass niemand wirklich wusste, wie lange es dauern würde, bis der nächste Star-Wars-Film in die Kinos kommen würde. Zu meiner eigenen Sicherheit und für meine weitere Karriere entschied ich mich, zu I. Magnin, [meiner alten Modefirma in San Francisco], zurückzukehren, wo meine alte Stelle nach wie vor auf mich wartete.”
Zurück zur Rückkehr der Jedi-Ritter
Doch auch nachdem Heyer ihre kurze, aber erfüllende Anstellung bei Lucasfilm verlassen hatte, mit der sie bleibende Spuren im illustrativen Vermächtnis von Die Rückkehr der Jedi-Ritter hinterließ, kam in den Wochen nach ihrem Ausscheiden noch eine weitere Aufgabe auf sie zu. Für die Aufkleber und Abzeichen der Mitarbeiter des Films wurde ein illustriertes Produktionslogo benötigt, wie es Ralph McQuarrie noch persönlich für die ersten beiden Teile der Trilogie entworfen hatte. Heyer wurde beauftragt, ein Design zu entwerfen, das Yoda und einen Teil des Filmtitels enthielt.
„Ich machte vier oder fünf sehr grobe Skizzen in Farbe, und sie wählten eine aus, die ihnen gefiel“, erinnert sie sich. „Diese eine Fassung entwickelte ich dann zur fertigen Illustration weiter, wobei ich aber einen Teil des Titels leer lassen musste, da noch nicht bekannt oder entschieden war, ob der Film nun Die Rache der Jedi-Ritter oder Die Rückkehr der Jedi-Ritter heißen würde.”

© Lucasfilm
Star-Wars-Sammler wissen nur zu gut, dass das Yoda-Logo erstmals auf Produktionsaufklebern und Crew-Aufnähern mit dem ursprünglichen Titel Die Rache der Jedi-Ritter verwendet wurde. Später wurden ähnliche Aufklebern und Aufnäher den Mitgliedern des offiziellen Star-Wars-Fanklubs angeboten, dann bereits mit dem endgültigen Titel Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Bis vor kurzem war unklar, welcher Künstler das Produktionslogo fertiggestellt hatte, und Heyer ist froh, dass ihr Name endlich mit dem bekannten Kunstwerk in Verbindung gebracht wird.

© Lucasfilm
Und obwohl sie nur drei Wochen im August 1981 bei Lucasfilm beschäftigt war, ist sie stolz auf ihren Beitrag zu den Filmen und ihr bleibendes künstlerisches Vermächtnis. „Es war eine großartige Erfahrung und ich habe es geliebt, dort zu arbeiten und den ganzen Prozess mitzuerleben“, erzählt sie. „Es war einfach enorm aufregend.”
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