Die virtuelle Realität bleibt ein Thema für Lucasfilm: Wie Lucasfilm, Disney und Nokia heute bekanntgaben, wird der Kinostart des nächsten Star-Wars-Films, Star Wars: Die letzten Jedi, wieder von VR-Inhalten begleitet werden. Kern der Zusammenarbeit ist eine VR-Technik von Nokia namens OZO:
Wir freuen uns, mit Lucasfilm und Disney zusammenzuarbeiten, um die Magie immersiver VR-Erzählweisen mit einem der mit größter Spannung erwarteten Filmerlebnisse aller Zeiten zu verknüpfen", erklärte Nokias Interimspräsident Brad Rodrigues. "OZO wird es Star-Wars-Fans auf der ganzen Welt ermöglichen, sich in die unglaublichen Welten der Geschichte hineinzuversetzen und die Stärke der Macht gemeinsam am eigenen Leib zu spüren."
Was sich hinter derart blumigen Formulierungen verbirgt, wurde erwartungsgemäß noch nicht bekanntgegeben. Von Lucasfilm-Seite hieß es zu der Partnerschaft:
Wir wollen das Star-Wars-Universum mit Fans auf der ganzen Welt teilen, und wir hören von den Fans immer, dass sie gerne mehr über den Prozess des Filmemachens erfahren wollen. Mit Nokias OZO können wir unser Material von den Dreharbeiten anfangen und es Zuschauern ermöglichen, die phantastischen Schauplätze der Handlung und die unglaublichen Kulissen, in denen ihre Lieblingsszenen aufgenommen wurden, virtuell zu besuchen.
Frühere Beispiele für derartige Inhalte gibt es von Disneyfilmen wie Elliot, der Drache, Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln und dem Dschungelbuch:
Bei Star Wars: Das Erwachen der Macht und Rogue One - A Star Wars Story gab es bereits ähnliche Inhalte, wie z.B. für Google Cardboard das kostenlose Jakku Spy und für Facetime 360 eine 360-Grad-Ansicht von Reys Flitzer auf Jakku sowie Jedha in 360 Grad.
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Beeindruckend was Lucasfilm im dem Bereich an Pionierarbeit im Geiste von Lucas leistet und macht. Ich bin da Beruflich auch nah dran und schaue recht neidisch auf die Arbeit von den Ilm Labs.
Beim Thema auch ganz spannend: http://www.hollywoodreporter.com/heat-vision/lucasfilm-bring-star-wars-virtual-reality-headsets-hospitals-kids-992859
McSpain
@topic
Was das nun mit VR genau bedeutet, ist mir noch nicht ganz kar. Ich vermute, dass sie die Kulissen 360° eingescannt haben, und man die z. B. mit einer 3D Brille a la OR ansehen kann.
Offen gesagt, möchte ich das gar nicht, da mir dies den Film demodulieren würde. Ich möchte die Welten im Film als "echt" ansehen und nicht erkennen, dass alles nur Kulissen sind. Bei making-ofs ist das noch etwas anderes. Wenn ich aber die Kulissen selbst durchlaufen kann, macht es einen großen Unterschied. Als würde man einem Zauberer das Geheimnis eines Tricks entlocken, und die Magie ist futsch.
(zuletzt geändert am 25.04.2017 um 21:53 Uhr)
MaYo
Mir persönlich fehlt die Begeisterung für derartige Spielereien. Ich schaue sie mir bei Gelegenheit an und lege sie gelangweilt beiseite. Ich habe ebenso nie ein Interesse für Videospiele entwickelt, obwohl ich durchaus als Kind welche ausprobiert habe. Als ich jedoch gemerkt habe, dass der tatsächliche Spaß daran schnell verflog und einer ungesunden Gewohnheit wich, konnte ich zum Glück Abstand davon nehmen. Trotzdem würde ich nie die Industrie für irgendetwas verteufeln. Es gibt den Reflex, in der Welt da draussen Teufelswerk zu sehen, dass nur dazu ist, uns zu korrumpieren. Halte ich für eine zu ideologische, ja quasi-religiöse Haltung, und das ist mir zuwider. Lasst die Leute Dinge ausprobieren, aber lasst sie dabei nicht alleine.
Privat habe ich wie gesagt kein Interesse daran, aber wenn VR bei der Produktion von Filmen eingesetzt wird, ist das doch ein tolles Werkzeug. Erst kürzlich hat doch Gareth Edwards von den Vorteilen geschwärmt. Also ja, bitte weiter daran arbeiten!
(zuletzt geändert am 25.04.2017 um 23:17 Uhr)
George Lucas
Ich bin selbst VR-Entwickler. In ein paar Jahren wird die Technologie so interaktive, realistisch und intensiv, dass mir das schon fast Angst macht. Aber das dachten die Menschen früher bei der Einführung des TV sicher auch.
PS: Danke Mod fürs Aufräumen, die Diskussion war einfach nur zum davonlaufen!
RoozGanTeck
@George Lucas:
"Mir persönlich fehlt die Begeisterung für derartige Spielereien. Ich schaue sie mir bei Gelegenheit an und lege sie gelangweilt beiseite."
Kann ich gut verstehen. Obwohl ich mich selbst als technologieaffin bezeichnen würde und Innovationen dieser Art durchaus aufgeschlossen gegenüber stehe, musste ich feststellen, dass erfahrungsgemäß das Publikum recht schnell das Interesse an derartigen Dingen verliert, was vermutlich daran liegt, dass es eben nur bei einer "Spielerei" bleibt und nur selten einen richtigen Mehrwert für den Film mit sich bringt. Unter den vielen Real-3D-Filmen, die ich bisher gesehen habe, befanden sich gerade mal eine Handvoll, die von der 3D-Technologie tatsächlich profitieren konnten und diese wiederum beschränkten sich nur auf einige wenige Szenen, die tatsächlich auch einen Mehrwert darstellten.
Bei VR befürchte ich einen ähnlichen Effekt. Selbst wenn ein VR-Film ein "Rundum- und Mittendrin-Kinoerlebnis" verspricht, wird sich dieses aller Wahrscheinlichkeit nach auf nur einige wenige Szenen beschränken, die tatsächlich einen Wow!-Effekt mit sich bringen. An den Rest der 360 Grad-Umgebung wird man sich genauso schnell gewöhnen wie an die unspektakulären Dinge in einer Real3D-Umgebung. Hinzu kommt noch die bald sich einstellende Erkenntnis des Publikums, dass Technologien dieser Art einen mittelmäßigen Film nicht besser machen, wofür TPM-3D ein gutes Beispiel war.
DerAlteBen
Ich vermute, dass sich 3D VR fast nur auf Establishing Shots beschränken wird. Der Rest eines Kinofilms mit VR - wenn wir denn so weit denken wollen - wird sich auf normale Szenen, eben aus nur einer Perspektive gedreht, beschränken. Wer will und kann denn eine 360° Szenerie hochauflösend und mit allen Gimmicks und Lichteinstellungen etc. entwerfen? Wie teuer wäre so ein Rundum-Film?
Mal unabhängig davon ... Es liefe auch der bisherigen Filmästhetik zuwider, wo der Zuschauer auf bestimmte Inhalte durch Kameraführung, Musik etc. aufmerksam gemacht, gelenkt wird. Bildkomposition! Wenn man sich nun selbst aussuchen kann, wohin man schaut, was ist dann mit der Dramaturgie? Mit der sanften Leitung des Zuschauers?
Wie gesagt, kann ich es mir bei Szenen bzw. Szenerien noch vorstellen, wo sich erstmal nichts verändert. Sobald aber Handlung einsetzt, wird es, wie bisher, eher aus einer Kamera-Perspektive gezeigt werden. Zudem kann man mit VR momentan nur den Kopf drehen, heben und senken. Ein wirkliches Durchwandern der Szenerie ist es ja nicht, oder?
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 12:54 Uhr)
MaYo
@MaYo @DerAlteBen
Sehe ich genauso. Für landschafts und Panoramashots stelle ich mir das ganz reizvoll vor. Nur wenn irgendwo was Handlungs relevantes passiert, dann schaue ich als (Kino)Zuschauer doch da hin und drehe mich nicht um, um zu sehen was hinter mir passiert. Das entspricht nicht den Sehgewohnheiten eines Menschen. Solche Szenen werden auch weiterhin in der klassichen Zuschauerpespektive gedreht werden.
Stellt euch vor, die Technik würde schon bei TLJ zum Einsatz kommen. Es findet ein wichtiger Dialog zwischen Luke, Rey und Kylo Ren statt und ein Teil der Zuschauer dreht sich weg, weil im Hintergrund gerade ein niedlicher Porg vorbei hüpft, den man hinter her schaut. Plötzlich fehlen einem wichtige Elemente der Handlung, weil man gerade wo anders hingeschaut hat.
Als Hilfsmittel für Regisseure ist die VR Technik sicherlich extrem Zeit- und Budget sparend und hilfreich. Für den Zuschauer bringt die Technik nicht wirklich Mehrwert.
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 12:31 Uhr)
Deerool
@Deerool
"Stellt euch vor, die Technik würde schon bei TLJ zum Einsatz kommen. Es findet ein wichtiger Dialog zwischen Luke, Rey und Kylo Ren statt und ein Teil der Zuschauer dreht sich weg, weil im Hintergrund gerade ein niedlicher Porg vorbei hüpft, den man hinter her schaut. *lächelt* Plötzlich fehlen einem wichtige Elemente der Handlung, weil man gerade wo anders hingeschaut hat."
Ja, zum Beispiel! Man hätte dann auch irgendwo das Gefühl, nur am Rand der Handlung zu stehen, obwohl man sich alles rundum in 3D ansehen kann. Seltsamer Kontrast. Es würde mich wahrscheinlich ein Stück weit aus der Handlung holen. Ich hätte auch keine Lust, meinen Kopf extrem ruhig zu halten, damit das Bild nicht ständig wackelt.
"Als Hilfsmittel für Regisseure ist die VR Technik sicherlich extrem Zeit- und Budget sparend und hilfreich. Für den Zuschauer bringt die Technik nicht wirklich Mehrwert."
Ja, das ist es bisher. Ein probates Hilfsmittel, um die beste Perspektive für einen Shot herauszusuchen - wo wir wieder bei den Machern wären, mit ihrem dramaturgischen Gespür für eine Szene. Sie suchen schon das Beste für den Film und damit für den Zuschauer heraus. Hat man auch schön im RO Making-Of gesehen, wo er mit dieser Art Tablet das Bild der Szenerie drehen konnte.
MaYo
Was ihr beschreibt ist natürlich eine Zusatzebene wie sie schon 3D im Kino darstellt.
Was viel spannender ist, ist das VR eine komplett andere Art und Weise der Erzählung darstellt. Es hat das Potential ähnlich neue Sprache zu entwickeln wie es der Kinofilm im Vergleich zum Theaterstück hatte. Auch hier gab es nur Adaptionen weil man die Sprache des alten Theaters verwendet und nur mit Gimmicks in das neue Medium geworfen hat.
Ich denke VR hat die Option ein völlig neues eigenständiges Medium zu werden. Ob es das wirklich tut oder nicht hängt noch von sehr vielen Faktoren ab. Aber cool fände ich es wenn sich VR im Gegensatz zu 3D wirklich eine eigene Stimme erschaffen kann.
""Als Hilfsmittel für Regisseure ist die VR Technik sicherlich extrem Zeit- und Budget sparend und hilfreich. Für den Zuschauer bringt die Technik nicht wirklich Mehrwert.""
Das hat man ja schon belegt. VR und AR sind für den Arbeitskontext erstmal wichtiger bzw. sicherere Bänke, weil sie im Gegensatz zum Kreativen keine eigene Stimme brauchen sondern in erster Linie bekannte Arbeiten ins digitale Übersetzen können.
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 12:40 Uhr)
McSpain
@McSpain
"Was viel spannender ist, ist das VR eine komplett andere Art und Weise der Erzählung darstellt. Es hat das Potential ähnlich neue Sprache zu entwickeln wie es der Kinofilm im Vergleich zum Theaterstück hatte."
"Ich denke VR hat die Option ein völlig neues eigenständiges Medium zu werden. Ob es das wirklich tut oder nicht hängt noch von sehr vielen Faktoren ab. Aber cool fände ich es wenn sich VR im Gegensatz zu 3D wirklich eine eigene Stimme erschaffen kann."
Mmh, interessanter Gedanke. Vielleicht betrachten wir VR momentan nur als Insel-Attraktion, doch dahinter verbirgt sich tatsächlich eine neue Art Medium, wie einst bei der Einführung der Fotografie, des Films und jetzt VR.
Was ich mich halt frage, ist, wie VR und das Medium Film zusammen funktionieren sollen. Da sehe ich grundsätzliche Unterschiede, die sich nicht unbedingt miteinander vereinen lassen. Möglicherweise aber ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Das bedingt jedoch, aus meiner Sicht, eine Änderung der bisherigen Rezeption des Medium Films.
Vielleicht sagen wir eines Tages nicht: "Wir gehen in ein Kino und sehen uns einen Film an." sondern. "Wir gehen in VR."
"Das hat man ja schon belegt. VR und AR sind für den Arbeitskontext erstmal wichtiger bzw. sicherere Bänke, weil sie im Gegensatz zum Kreativen keine eigene Stimme brauchen sondern in erster Linie bekannte Arbeiten ins digitale Übersetzen können."
Kannst Du das bitte mit der "eigenen Stimme" erklären? Danke.
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 12:51 Uhr)
MaYo
@MaYo:
Lucasfilm arbeitet ja an einem Vader-VR-Film.
Ich weiß nicht. Hast du mal Trails on Tatooine in VR-Spielen können? Ist nur ne kleine Demo aber überzeugt bisher jeden den ich daran gelassen habe.
Mit eigener Stimme meine ich im Prinzip etwas das eben mit den Stärken und Schwächen der VR umgeht. Wie du schon sagtest funktioniert ein Film in VR übersetzt nicht, da man Handlung verpasst, weil man woanders hinschaut. Das muss man um die Stärke der Immersion zu nutzen handhaben. Z.b. indem man durch Rufe aufgefordert wird zu einer Person zu gehen oder ihr einen Gegenstand zu geben. So forciert man den Blick in eine bestimmte Richtung und sorgt dafür, dass man bestimmte Dinge mitbekommen muss. Gleichzeitig muss die Erzählung auch Funktionieren, wenn ich bestimmte Dinge ignoriere oder verpasse.
Für mich muss VR eben einen Stil der Erzählung und Präsentation entwickeln der nicht einfach nur Kinofilme in 360° macht. Und auch nicht einfach nur Videospiele mit mehr Immersion sind.
Die Gefahr die ich sehe ist, dass wir bei den Videospielen selten eine eigenen Stil der Erzählung haben sondern meist nur bekannte Paradigmen aus Filmen und Gameplay zusammengesteckt werden. Gefühlt habe ich oft den Eindruck, dass die Art der Erzählung durch bewegte Bilder (Film, Serien, Animation) der letzte große Sprung war. Ich hoffe hier kann sich mal ein Medium wie VR emanzipieren und sich aus der Gewohnheit lösen.
Ansonsten sehe ich wie ihr auch die Gefahr in der Unterhaltungsbranche als Gimmick für Film und Spiel zu enden.
McSpain
@McSpain:
"Z.b. indem man durch Rufe aufgefordert wird zu einer Person zu gehen oder ihr einen Gegenstand zu geben."
Meinst du so etwas wie die "Quests" in einem Open World-Game? Das klingt von der Logik durchaus plausibel, allerdings bin ich mir nicht sicher, was das dann noch mit einem Spielfilm zu tun haben soll. Das käme dann de facto einem Game mit VR-Applikation gleich, das den Beteiligten von einem Ort zum nächsten führt, aber keinen vorgegebenen, kontinuierlichen Handlungsfluss mehr hat, wie dies bei einem Spielfilm üblicherweise der Fall ist. Ein solcher, nicht-linearer Verlauf würde auch dazu führen, dass jeder einzelne Kinobesucher eine gänzlich andere Filmerfahrung machen würde: Während der eine Zuschauer mit einem Y-Wing durchs All fliegt. würde der andere sich einen Drink mit Greedo an der Bar von Mos Eisley genehmigen. Ein etwas befremdlicher Gedanke...
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 14:51 Uhr)
DerAlteBen
@DerAlteBen:
Linear kann es dennoch noch sein. Man kann aber mit solchen Systemen z.b. Dinge in dem Moment passieren lassen wo jemand sich etwas bestimmtes ansieht. Beispiel: Ich stehe in einem großen pompösen Raum und in einer Ecke steht eine alte Holztür. Jeder Nutzer schaut sich evtl. erstmal hier und da um. Ein anderer starrt an die Decke. Erst wenn sich jemand der alten Holztür nähert rumst etwas hinter der Tür. Wenn ich die Tür berühre kommt der König wutentbrannt entgegen gestürmt und startet seine Ausführungen darüber das der Feind vor den Toren steht und bald das ganze Reich brennen wird. Dabei läuft er los.
Hier kann ich zwar auch stehen bleiben aber durch die Inszenierung verpasst der Großteil der Zuschauer nichts. Wäre das ganze rein animiert kann der König natürlich auch immer stehen bleiben oder sich beschweren, wenn der Zuschauer nicht hinschaut.
Ist jetzt ein sehr krudes Beispiel. Letztlich gibt es schon große Unterschiede ob ich etwas mache wo ich als Zuschauer nur Zuschauer bin, ob ich aktiv in die Handlung eingreife und damit ein Teil davon bin, ob ich die Hauptfigur des ganzen bin oder ob mein Eingreifen auch den Ausgang ändert.
Trials on Tatooine zeigt da schon einige Möglichkeiten und ich würde so gerne mal Konzepte vom Vader-Film sehen.
McSpain
@mcSpain
Zitat
"Linear kann es dennoch noch sein. Man kann aber mit solchen Systemen z.b. Dinge in dem Moment passieren lassen wo jemand sich etwas bestimmtes ansieht. Beispiel: Ich stehe in einem großen pompösen Raum und in einer Ecke steht eine alte Holztür. Jeder Nutzer schaut sich evtl. erstmal hier und da um. Ein anderer starrt an die Decke. Erst wenn sich jemand der alten Holztür nähert rumst etwas hinter der Tür. Wenn ich die Tür berühre kommt der König wutentbrannt entgegen gestürmt und startet seine Ausführungen darüber das der Feind vor den Toren steht und bald das ganze Reich brennen wird. Dabei läuft er los.
Hier kann ich zwar auch stehen bleiben aber durch die Inszenierung verpasst der Großteil der Zuschauer nichts. Wäre das ganze rein animiert kann der König natürlich auch immer stehen bleiben oder sich beschweren, wenn der Zuschauer nicht hinschaut."
Wäre eine Möglichkeit.
Aber diese Variante ist eine individual zugeschnittene Lösung für einen einzelnen Zuschauer. Eine Lösung für das heimische Filmerlebniss. Bei einer Gruppe stelle ich mir das schon wieder schwieriger vor. Stell dir vor du hast eine Gruppe von 10 Zuschauern. Beim betreten des besagten Raumes sehen alle in etwa das selbe, weil sie alle gemeinsam den Blick durch die Tür haben. Aber spätestens beim Betreten des Raumes splitten sich die Blickwinkel auf. Einer schaut nach rechts, einer begutachtet die Truhe auf der linken Seite, zwei andere schauen aus dem Fenster, vier schauen in die Richtung zurück, aus der sie gerade gekommen sind. Und zwei weitere schauen eben zu besagter Tür und nähren sich der Tür. Es rumst, der König kommt raus. Acht von Zehn Leuten verpassen den Auftritt, weil sie gerade woanders hinschauen und können dem hinaustürmenden König nur noch hinterher schauen oder hinter her gehen, während die anderen weiter in den Raum gehen wollen, aus dem der König gekommen ist.
Ausserdem geht dabei das Flair flöten, das einen Kinobesuch doch ausmacht. Ich stelle mir das ziemlich gruselig vor, einen ganzen Kinosaal gefüllt mit Leuten, die in ihrem Sessel sitzen mit VR Brille und Kopfhörer (schliesslich muss man ja auch individuellen Sound haben, wenn man schon ein individuelles Bild hat). Totale Stille im Kino, nur ein paar quasi vermumte Gestalten, die ab und zu den Kopf bewegen, um ihren Blickwinkel oder ihrer Blickrichtung zu verändern.
Der eine sieht gerade was lustiges und lacht, während sein Nebenmann gerade sieht, wie jemanden gerade von einem Schwert durchbohrt wird. Ziemlich unpassend.
Solche VR lösungen für eine Gruppe von Zuschauern zum Beispiel in einem Kinosaal sind einfach noch nicht machbar und mir will auch so gar keine Lösung einfallen, wie man das hand haben könnte. Im Endeffekt würde das das Ende des gemeinsamen Kinobesuches und des Filmgenusses, wie wir ihn bisher kennen und schätzen gelernt haben, bedeuten.
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 17:21 Uhr)
Deerool
@McSpain
"Lucasfilm arbeitet ja an einem Vader-VR-Film."
Ja, da habe ich den tollen Teaser gesehen.
"Ich weiß nicht. Hast du mal Trails on Tatooine in VR-Spielen können? Ist nur ne kleine Demo aber überzeugt bisher jeden den ich daran gelassen habe."
Bis jetzt noch nicht. Habe mir aber gerade einen Gameplay-Film dazu angesehen. Kommt ganz cool rüber.
Ich frage mich folgendes: In Spielen sollte es mit der Immersion gut klappen, da man ja aktiv am Geschehen teilnimmt. In einem Spielfilm aber könnte es zu einem "dis-suspension of disbelief" kommen, denn man könnte den Eindruck gewinnen, irgendwie am Rand zu stehen. "Du darfst zwar gucken, aber sonst darfst Du nichts!". Das entspräche zwar grundsätzlich dem Medium Film, doch durch den vermittelten Eindruck, man hätte einen bestimmten Ort, von dem aus man seinen Kopf wendet, käme es zu diesem "Konflikt".
"Mit eigener Stimme meine ich im Prinzip etwas das eben mit den Stärken und Schwächen der VR umgeht. Wie du schon sagtest funktioniert ein Film in VR übersetzt nicht, da man Handlung verpasst, weil man woanders hinschaut. Das muss man um die Stärke der Immersion zu nutzen handhaben. Z.b. indem man durch Rufe aufgefordert wird zu einer Person zu gehen oder ihr einen Gegenstand zu geben."
Wobei wir beim Gameplay oder einem interaktiven Film wären.
"Für mich muss VR eben einen Stil der Erzählung und Präsentation entwickeln der nicht einfach nur Kinofilme in 360° macht. Und auch nicht einfach nur Videospiele mit mehr Immersion sind."
Die Macher und auch Rezipienten müssen bestimmt umdenken und umfühlen. VR ist wirklich, wie Du sinngemäß sagst, eine komplett andere Sache.
"Die Gefahr die ich sehe ist, dass wir bei den Videospielen selten eine eigenen Stil der Erzählung haben sondern meist nur bekannte Paradigmen aus Filmen und Gameplay zusammengesteckt werden."
Film war der Vorläufer. Ich finde den Spielfilm-Effekt bei Videospielen eigentlich okay bis anregend. Ingame-Filmsequenzen haben was. Ich weiß nicht, aber kennst Du das Spiel Monuments Valley? Ist minimalistisch und narrativ. Mir gefiel diese Mischung hier ganz gut.
"Gefühlt habe ich oft den Eindruck, dass die Art der Erzählung durch bewegte Bilder (Film, Serien, Animation) der letzte große Sprung war. Ich hoffe hier kann sich mal ein Medium wie VR emanzipieren und sich aus der Gewohnheit lösen."
Als neues Medium, ja. Eine Vermischung mit anderen Medien ist schwierig. Ich sehe aber auch Chancen, etwas völlig Neues aus den Vermischungen zu kreieren.
Die Filmsprache und Grammatik muss man bei der Vermischung von Film und VR, denke ich, überdenken, um noch Immersion zu bekommen. Bei 3D hat man in den letzten Jahren dazugelernt. Der Mehrwert von 3D ist jedoch oft marginan. Cameron hatte einige Fehler bei Avatar 3D drin, welche der Rezeption oder natürlichen Reaktion auf Reize widersprechen.
"Ansonsten sehe ich wie ihr auch die Gefahr in der Unterhaltungsbranche als Gimmick für Film und Spiel zu enden."
Ganz genau.
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 19:00 Uhr)
MaYo
Teil 2:
@Deerool
"Totale Stille im Kino, nur ein paar quasi vermumte Gestalten, die ab und zu den Kopf bewegen, um ihren Blickwinkel oder ihrer Blickrichtung zu verändern.
Der eine sieht gerade was lustiges und lacht, während sein Nebenmann gerade sieht, wie jemanden gerade von einem Schwert durchbohrt wird. Ziemlich unpassend. "
Wieder so ein Szenario. Ja, allein das ständige Hin- und Hergucken der Leute um einen herum würde mich halb wahnsinnig machen! Dann werden sie noch animiert, zu zappeln und irgendwas zu quatschen und "Hey, guck mal da!". Es passt irgendwo nicht zusammen. Andererseits könnte man die grobe Blickrichtung auch vorgeben, indem z. B. ein markantes Geräusch von rechts kommt. Folge: Die meisten drehen die Köpfe nach rechts. Oder durch Handzeichen oder Gesten der Schauspieler, die eine bestimmte Blickrichtung anregen. Den Mehrwert sähe ich dann aber nicht, denn auch bei einem herkömmlichen Kinofilm gibt es diese Leitung des Zuschauers. Der Blickwinkelauf auf bzw. die Leinwand ist ja groß genug, um da wie in einem Wimmelbild zu verfahren.
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 19:00 Uhr)
MaYo
@Deerool:
"Solche VR lösungen für eine Gruppe von Zuschauern zum Beispiel in einem Kinosaal sind einfach noch nicht machbar und mir will auch so gar keine Lösung einfallen, wie man das hand haben könnte. Im Endeffekt würde das das Ende des gemeinsamen Kinobesuches und des Filmgenusses, wie wir ihn bisher kennen und schätzen gelernt haben, bedeuten."
Das sehe ich auch so. Für ein Gruppenerlebnis ist so eine game-basierende Lösung unbrauchbar. Der eine "zockt" die Handlung von einem Level zum nächsten in zwei Stunden durch, der andere braucht sechs Stunden dafür oder kommt nie ans Ziel an. So etwas kann nur fürs Heimkino geeignet sein, wo es keine Rolle spielt, wo bzw. wie lange sich jemand an einem Handlungsort aufhält.
Fürs Kino fiele mir hingegen nur eine Lösung ein, nämlich das Erleben von partiellen Handlungssegmenten in VR. Also nur bei Szenen, wo es keine Rolle spielt, ob man der Haupthandlung folgen muss oder nicht, wie beispielsweise bei Raumschlachten oder Verfolgungsjagden, wo man sich räumlich umsehen kann, ohne der Haupthandlung folgen zu müssen. So eine Lösung wäre vergleichbar mit den ersten experimentellen Einsätzen von 3D-Lösungen im Kino, wo die Zuschauer nur bei einzelnen Szenen angehalten wurden, sich ihre 3D-Brille aufzusetzen, um eine für die Haupthandlung unwesentliche Sequenz gemeinsam in 3D erleben zu können wie dies beispielsweise bei "Nightmare 6: Freddy´s Dead" der Fall war.
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 21:57 Uhr)
DerAlteBen
@Deerool/Ben
Ne. Gruppenerfahrung wird das erstmal nicht werden. Ein befreundeter Lehrstuhl hat eine VR Umgebung für bis zu acht Personen. Alles sehr experimentell und Kostentechnisch weit weg von Gut und Böse.
Was ich klar machen will ist das VR und 360° halt nicht wie 3D eine andere Art von "Film" Konsum darstellen wird sondern ein gänzlich anderes Medium wird.
(zuletzt geändert am 27.04.2017 um 22:12 Uhr)
McSpain
@McSpain:
Ich schätze auch mal, dass VR ein eigenständiges Medium darstellen wird, das eine Gruppenerfahrung nur mit gewissen Einschränkungen bieten wird. Ansätze in diese Richtung gab es ja schon bei James Camerons "T2 3-D: Battle Across Time", der auch keinen wirklichen "Spielfilm" im eigentlichen Sinne darstellte, sondern eine Mischung von ausgewählten 3D-Effektsequenzen mit realen Schauspielern, die dazu auf einer Bühne live interagierten.
DerAlteBen
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