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Obi-Wan-Autor Andrew Stanton über den Fluch des Kanons

auf der Suche nach der bestmöglichen Version einer Geschichte

Andrew Stanton, seines Zeichens Regisseur der Pixar-Klassiker Findet Nemo und Wall-E und Autor u.a. der Toy-Story-Reihe, war in diesem Jahr auch an einer Star-Wars-Produktion beteiligt, genauer gesagt den letzten beiden Folgen von Obi-Wan Kenobi. Im Interview mit io9 sprach der zweifache Oscarpreisträger über die besonderen Herausforderungen des Star-Wars-Schreibens:

Andrew Stanton
Quelle: Kathy Hutchins / Shutterstock.com

Es war Fluch und Segen in einem. Einerseits freut man sich als Fan wie Bolle, wenn man Dinge schreiben kann wie „Vader sagt dies” oder „Kenobi sagt das”. Man muss dann innehalten und denkt sich, wow, ich kann nicht fassen, dass ich dafür bezahlt werde, das zu tippen. Ich kann nicht fassen, dass die Worte, die ich da schreibe, tatsächlich gesagt werden könnten.

Auf der anderen Seite muss man alles, was man tut, rigoros darauf prüfen, ob es in den Kanon passt. Und das ist ein bittersüßes Gefühl, denn natürlich ist den Leuten der Kanon wichtig, aber dadurch besteht manchmal auch nicht die Möglichkeit, in Bereiche vorzustoßen, wo man eine bessere Geschichte erzählen könnte. Es steht also manchmal wirklich dem im Weg, was ich für eine bessere erzählerische Möglichkeit halten würde.

Und deshalb war ich manchmal – nicht oft, aber manchmal eben – frustriert, weil ich das Gefühl hatte, dass dies für die Geschichte nicht hilfreich war. Entsprechend begeistert bin ich, wenn ein Projekt wie Andor in sicheren Fahrwassern unterwegs ist, weil es tun kann, was es will.

Bei Obi-Wan Kenobi hatte ich das Gefühl, dass [Obi-Wan-Kenobi-Co-Autor und Produktionsleiter] Joby [Harold] das Feuer am Laufen gehalten hat, indem er – und das ist ihm hoch anzurechnen – dafür gesorgt hat, dass die Geschichte auf eine Weise auf Kurs geblieben ist, wo sie einerseits nicht qualitativ unter den Einschränkungen gelitten hat und sie andererseits die Leute, die sie im Kanon halten wollen, zufriedenstellen konnte. Und ich habe einige Momente in meine Folgen einfügen können, mit denen ich sehr glücklich bin.


Sawru In

Bei Sawru In ist der Name Programm: Saw Ruin. So erlebte er den Beginn der Sequel-Trilogie als traumatisches Ereignis, blieb SWU aber dennoch als Newsautor und Mädchen für alles erhalten.

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8 Kommentare

  1. Rokur Gepta

    Das ein bestehender Kanon beim aktuellen Schreiben im Wege stehen kann, ist für mich nachvollziehbar. Allerdings würde ich sagen, dass ohne das Schreiben des ersten Star Wars-Romanes in der Nachzeit von Episode VI und einhergehend mit weiteren Büchern und das entwickeln von Computerspielen, die letztlich einen Kanon gebildet haben, es das heutige Star Wars nicht geben würde. Ich bin mir sicher, hätte es nicht die vielen Menschen im Hintergrund geben, die SW am Leben aufrecht hielten, wäre Episode I nie ins Kino gekommen und man hätte heute nicht das Luxusproblem, das einem Autor der Kanon im Weg steht. Zumal der auch noch einem Reset unterzogen wurde.

  2. GeneralSheperd

    Wenn man sich mit der Materie auskennt, sollte der Kanon kein problem sein, da er einem in Fleisch und Blut übergeht. Ist natürlich schwer wenn Star Wars für einen kein Herzensthema ist. Aber selbst wenn nicht, dafür gibt es doch hilfen! Lucasfilm hat doch extra eine Gruppe dafür, und selbst abseits davon kann man sich doch online auch mal einlesen. Eine gute Kenobi-Serie wäre trotz bestehendem Kanon noch möglich gewesen… :-/ Ich wüsste jetzt allerdings auch nicht unbedingt was der Kenobi-Serie kanonisch großartig im Weg gestanden wäre….

  3. Ship74

    Also mal ganz ehrlich dieser Mann schreibt für Star Wars und nicht für die Schlümpfe.
    Ich frage mich ehrlich ob den Verantwortlichen klar ist was sie da tun.
    Es sollte doch schon lange Zeit klar sein auf was es ankommt aber das Maß an (und entschuldigt bitte diese Worte) Hybris und das immer wieder zumindest bei einigen durchscheinende Desinteresse an der Materie von Star Wars sagt doch alles.

    Wieso hat Disney eine so erfolgreiche Serie wie Clone Wars damals abgesetzt obwohl sie höchst erfolgreich war. Es doch so als ob man einer Gans die Goldene Eier legt den Hals um dreht weil man Gänsebraten haben will ob wohl man gar nicht weiß wie man Gänsebraten macht.

    Und dazu versucht man die ganze Zeit den Esel (Star Wars als ganzes ) der den ganzen Tag Goldene Münzen Not durftet auch noch für harte Feldarbeit zu herzunehmen.

    Es gibt zwar immer noch Lichtblicke aber wie lange geht das noch gut.

  4. LordDDoubleM

    Und morgen wird dann wohl bekannt gegeben, dass der Rogue Squadron Film endgültig gecancelt wurde.

  5. 5ivesVsTheSenat

    Disney macht sich wohl nicht viel aus Star Wars.
    10 Jahre und kaum etwas gutes dabei.
    Ausser massig Fan Service, nach dem keiner verlangt hatte.
    Die Sequels waren ein Flop gewesen. Auch wenn es massig Geld einbrachte. Ich persönlich mochte TLJ.Der Rest der End Saga war ohne Worte.
    Solo war mittelmässig. Rogue One war schon Klasse.
    The Mandalorian hat kleine Schwächen, ist aber durch neuem Focus auf das Leben der Mandolorianer interessant.
    Boba Fett eher enttäuschend. Kenobi wohl die grösste Enttäuschung.
    Im Animationsbereich konnte nur die neueren TCW Folgen punkten.
    Bad Batch war solala.

    Aber, mit Andor hatte man bewiesen, dass man auch gut schreiben kann, als nur schicke Bilder zu projezieren.

    Doch sieht das nicht unbedingt so aus, als ob Disney aus jedem Projekt etwas geiles machen möchte.

    -Hier nehmt und streiten Euch! ,so Disney die ihren Stuff den Fans vor die Füsse werfen.

  6. Snakeshit

    Um kaum ein Projekt, wie die Kenobi Serie lagen die Kanonfesseln so eng, deswegen kann ich schon generelle Frustration verstehen. Zweifellos wollte man auch nicht die komplette Saga umschreiben, sondern einfach bessere Entscheidungen treffen, um eine packendere Geschichte zu erzählen. Das Problem ist, konzeptionell hat George Lucas alle seine Figuren in den Dark Times geparkt und die Möglichkeiten sehr stark eingeschränkt. Das soll auch kein Vorwurf sein, sondern eine für ihn damals verständliche Entscheidung hinsichtlich der Saga-Filme.

    Ich würde eher die Generalfrage stellen, ob dieses Projekt wirklich notwendig gewesen ist. Nach wie vor ist das einzige Argument dafür, dass Ewan McGregor verfügbar und im richtigen Alter sein soll. Für mich keine gute Begründung eine Geschichte zu erzählen, zu mindestens, wenn es nahezu die einzige ist. Es war so ziemlich das undankbarste Projekt überhaupt und da sich nicht jeder Kreativer sein Projekt aussuchen kann und schon gar nicht, wenn es dabei um Star Wars geht, dann würde die Macher zum Teil in Schutz nehmen wollen. Natürlich nur zum Teil, eben weil die Ausführung bei "Kenobi" äußerst mangelbehaftet war und sich sehr viele dieser Probleme nicht auf Kanonfesseln zurückführen lassen.

    In konzeptioneller Hinsicht allerdings kann ich einen Stanton verstehen, dass man neidvoll Richtung "Andor" blickt, eine Serie die natürlich genauso gewisse Limitationen durch den Kanon erfährt, aber trotzdem so viel freier agieren kann. Das man trotzdem mehr aus Kenobi hätte machen können, muss man nicht Abrede stellen, aber eine gewisse Differenzierung halte ich für angebracht.

  7. CmdrAntilles

    Aus künstlerischer Sicht, kann ich Andrew Stanton sicher verstehen, aber wenn man von Seiten Disneys eine Kenobi-Serie machen möchte, darf man sich nicht über Kanonfesseln beschweren. Denn dann muss man einfach was anderes erzählen und dazu würde Star Wars genug Material bieten. Und ich denke auch, dass die größten Probleme der Serie weniger mit Kanon-Fragen zu tun hatten.

  8. KidDynamite

    @Snakeshit: diese Fesseln hat man sich aber weitgehend selbst angelegt, indem man bereits in der Promo das "Rematch of the Century" ausgerufen hat. Nicht falsch verstehen, ich fand das Duell und vor allem den emotionalen Höhepunkt sensationell. Aber alles was davor kam war einfach – sorry – schlecht geschrieben und leider auch nicht wirklich gut inszeniert. Zumindest meiner Meinung nach. Und das, obwohl ich mich wie eine Kind auf diese Serie gefreut hatte, weil Obi-Wan mein absoluter oll time Lieblings-Charakter ist. Meine Enttäuschung schwingt hier sicherlich noch mit, weil es rein inhaltlich soviel spannendere Möglichkeiten gegeben hätte. Auch wenn ich Leia klasse fand und die Beziehung der beiden herzerwärmend, so sind auch hier Möglichkeiten auf der Strecke geblieben. Warum z.B. hat sie ihn nicht durch das Anteasern ihrer Macht in Form einer kurzen mitfühlenden Machtverbindung "zurückgeholt" als er von Vader unter dem Steinhaufen vergraben wurde? Ein kurzer Moment nur, in dem man sie gezeigt hätte, wie sie spürt, das etwas nicht in Ordnung ist. Ähnlich wie Ben selbst auf dem Falken als Alderaan vernichtet wird…Naja, ich träume schon wieder. Das Gerede des guten Herren hier oben fällt mir allerdings schwer nachzuvollziehen.

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