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Die Rache der Sith // Artikel

Pixel für Pixel zur Perfektion: Roger Guyett

Effekt-Teamleiter Roger Guyett konnte seine Erfahrungen von Der Soldat James Ryan in die Schlacht von Kashyyyk und das Duell auf Mustafar einfließen lassen.
ILM-Magie auf Kashyyyk und Mustafar© Lucasfilm

Von Casper zu Harry Potter

Roger Guyett
© Lucasfilm

In den vergangenen elf Jahren hat Effekt-Teamchef Roger Guyett als kreativer Kopf bei Industrial Light & Magic dazu beigetragen, alles von freundlichen Geistern bis hin zu mythischen Hippogryphen zum Leben zu erwecken. Mit Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith nehmen Guyett und sein Team die Fans mit auf eine epische Reise, auf der sie Wookiee-Schlachten, Jedi-Duelle in tückischen Umgebungen und die Geburt einer der berüchtigtsten Figuren der Filmgeschichte – nämlich von Darth Vader – miterleben können.

Lange bevor er sich ILM anschloss, arbeitete Guyett, der im englischen Farnborough geboren und aufgewachsen ist, für eine Produktionsfirma in London, wo er am Ende eine Art Mädchen für alles war, von der Arbeit mit Filmmodellen bis hin zur Bewegungssteuerung. Als Leiter der Animationsgruppe verlagerte sich sein Interesse allmählich von Werbe- und Fernsehprojekten auf die große Leinwand.

„Die Filme Terminator 2, Jurassic Park und The Abyss eröffneten mir diese Welt der visuellen Effekte und ich erkannte, dass ich zu Filmproduktion wechseln wollte“, erinnert sich Guyett. „Ich verließ England und kam dann um 1992 herum in die USA.“

Guyett arbeitete zunächst für das Shrek-Spezialeffekte-Unternehmen Pacific Data Images (PDI) und kam 1994 zu ILM, wo er an den bahnbrechenden Computeranimationen in Casper arbeitete. Er war ein zentrales Mitglied des Teams, das über vierzig Minuten 3D-Charakteranimation produzierte, was das erste Mal in der Filmgeschichte war, dass eine Hauptrolle von einem vollständig synthetischen Schauspieler gespielt wurde.

„Niemand hatte zuvor etwas in dieser Größenordnung gemacht“, erinnert sich Guyett. „Damals waren 500 Effekt-Einstellungen fast undenkbar.“

Guyett und John Knoll als Komparsen
© Lucasfilm

1995 leitete Guyett die technische Umsetzung wichtiger Sequenzen in Dragonheart, wo die firmeneigene Gesichtsanimationssoftware von ILM die digitale 3D-Figur Draco zum Leben erweckte.

„Das Besondere an diesem Film war die Idee, eine animierte Figur mit einem so starken Gefühlsspektrum sprechen zu lassen“, erklärt Guyett. „Die Figur des Draco konnte die Komplexität der schauspielerischen Darbietung wirklich vermitteln.“

Als Computergrafik-Supervisor bei Twister leitete er ein Team von Digitalkünstlern, das atemberaubende Bilder eines der heftigsten Wetterereignisse der Natur schuf. 1998 wurde Guyett für seine innovative Arbeit als Co-Supervisor für visuelle Effekte bei Der Soldat James Ryan mit einem British Academy Award (BAFTA) ausgezeichnet.

Anschließend arbeitete Guyett an einigen der Filme mit den meisten Spezialeffekten seiner Karriere mit, darunter Harry Potter und der Stein der Weisen und Harry Potter und der Gefangene von Askaban. Die Arbeit an etzterem brachte ihm eine Oscar-Nominierung für die besten visuellen Effekte ein.

Der Soldat Chewbacca

Noch während er seine Arbeit an Der Gefangene von Askaban abschloss, lernte Guyett den Produzenten Rick McCallum kennen, der ihn dann bat, sich dem ILM-Team von Die Rache der Sith anzuschließen.

„Es ist in vielerlei Hinsicht eine große Ehre, an so etwas beteiligt zu sein“, sagt Guyett. „Ich bin kein totaler Star-Wars-Fanatiker, aber in der Welt der visuellen Effekte ist es eine Art heiliger Gral, an diesem Projekt beteiligt zu sein. Und es ist extrem aufregend, Teil des Prozesses zu sein, in dem man Darth Vader zum Leben erweckt. Man müsste ein Idiot sein, um nicht zu verstehen, dass so etwas eine gewisse Bedeutung hat. Es hat für viele Menschen eine Bedeutung.“

Während seiner Filmkarriere hat Guyett mit einem Who-is-Who der Regisseure zusammengearbeitet, darunter Steven Spielberg (Der Soldat James Ryan), Tim Burton (Mars Attacks!), Richard Donner (Timeline), Chris Columbus (Harry Potter und der Stein der Weisen), Alfonso Cuarón (Harry Potter und der Gefangene von Askaban) und jetzt George Lucas (Die Rache der Sith). Und mit jedem Film entdeckt Guyett, dass jeder Regisseur seine eigene besondere Art hat, mit Spezialeffekten in seinen Filmen umzugehen.

„Jeder Regisseur arbeitet auf eine völlig andere Art und Weise“, erklärt Guyett. „George hat eine ganz bestimmte Arbeitsweise. Er neigt dazu, einen Film anhand von Storyboards und Animatics aufzubauen, und so hat er eine Vorstellung davon, wohin der Film geht. Die eigene Rolle dabei ist dennoch sehr kreativ, weil man all die anderen Ebenen hinzufügen, für die er physisch keine Zeit hat. Und er ist bei vielen Dingen extrem detailorientiert. Aber es ist auch ein Film mit etwa 2.500 Einstellungen. Er muss sich deshalb auch darauf verlassen, dass seine Mitarbeiter einfach ihr Bestes geben. Aus dieser Perspektive ist es ein äußerst lohnender Prozess. Und wie man diese Einstellungen tatsächlich erstellt, bleibt einem selbst überlassen. Er zeigt einem die Blaupause und dann muss man losziehen und sie umsetzen. Das ist der eigentlich spannende Teil.“

„Für Regisseur Alfonso Cuarón war Harry Potter und der Gefangene von Askaban sein erster großer Film mit Spezialeffekten, an dem er gearbeitet hat, aber George hat diese Technologie von Anfang an verstanden“, fährt Guyett fort. „In Harry Potter hat man es mit zwei oder drei verschiedenen Arten von Kreaturen gleichzeitig zu tun, und das ist eine vergleichsweise reduzierte Sache, weil die Welten, in denen sie leben, relativ real sind. Sie sind also nicht komplett erfunden. Im Star-Wars-Universum hingegen sind die Regeln so unterschiedlich, was existieren kann und wie die jeweiligen planetaren Umgebungen aufgebaut sind.“

Für Guyett und sein Team sollte sich die Gestaltung glaubwürdiger Szenen des Duells auf Mustafar, der Verwandlung von Darth Vader und der gewaltigen Schlacht der Wookiees auf Kashyyyk als besondere Herausforderung und zugleich als besonders lohnend erweisen. Eine der Szenen, auf deren Gestaltung Guyett sich am meisten freute, betraf Sandstrände und einige wütende Wookiees.

„Ich bin froh, dass George den Ansatz von Der Soldat James Ryan mit den Wookiees gewählt hat“, gibt Guyett zu. „Da ich die visuellen Effekte für Der Soldat James Ryan erstellt hatte, hat diese Art von, wenn man so will, schmutziger Herangehensweise an die Schlacht wirklich funktioniert. Das große Highlight für die Fans wird die Umgebung selbst sein. Was macht mehr Spaß als eine gewaltige Schlacht auf Kashyyyk? Lassen wir die Geschichte für eine Sekunde beiseite: Es macht einfach Spaß, eine Menge Zeug in die Luft zu jagen.“

Feurige Magie

Neben den Stränden von Kashyyyk hatte es Guyetts Team auch mit einer völlig anderen Umgebung zu tun: Der heißen Lava Mustafars, wo es galt, die Spezialeffekte für eines der am meisten erwarteten Duelle in der Geschichte von Star Wars genau richtig hinzubekommen.

„Es ist nicht einfach, Lava realistisch aussehen zu lassen“, erklärt Guyett. „Wir verwenden Elemente eines echten Vulkans und fügen mit viel CG feinere Details hinzu. Wir drehen dieses Modell aus vier oder fünf Teilen für die eigentliche Landschaft. Das Schwierige an diesen Dingen ist, dass man bei einer Aufnahme mit 5 oder 20 Einzelteilen immer noch alle Teile im Blick haben muss, damit es funktioniert. Man muss Einstellungen also schichtweise aufbauen, und das ist schwierig. Das Beste aus dem Modell herauszuholen und es aufregend aussehen zu lassen, ist ein schwieriger Prozess. Es gibt keine einfache Aufnahme.“

Da die Fans das bisher längste Duell mit Lichtschwertern in einem Star Wars-Film erleben werden, weiß Guyett nur zu gut, wie wichtig es ist, die tückische Umgebung realistisch aussehen zu lassen, während Obi-Wan und Anakin vorsichtig von einem Lavastrom zum nächsten balancieren.

„Man möchte die Atmosphäre der Gefahr in der Welt um sie herum einfangen, während sie sich duellieren“, fährt Guyett fort. „Es ist ein klassischer Kampf zwischen zwei Heldenfiguren. Aber die Idee ist, dass es die Umgebung um sie herum ist, die die bedrohliche Qualität des Kampfes unterstützt, sowohl in Bezug auf die Handlung als auch darauf, wie gefährlich es ist, überhaupt dort zu sein. Ich versuche nur, es so riskant und unangenehm wie möglich zu machen – und natürlich so heiß wie die Hölle. Faktisch handelt es sich hier um die Niagarafälle dieser Lavawelt.“

Als sich die Postproduktionsphase von Die Rache der Sith dem Ende zuneigte, wurde Guyett mit einer guten Nachricht überrascht, die eine herausragende goldene Figur betraf. Nein, nicht C-3PO, sondern ein anderer Goldjunge namens Oscar, denn Guyett war für seine Arbeit an„Harry Potter und der Gefangene von Askaban für die besten visuellen Effekte nominiert worden.

„Allein die Nominierung ist eine große Ehre. Die Oscar-Verleihung hat, ob zu Recht oder zu Unrecht, eine weltweite Bedeutung. Und ich bin unglaublich aufgeregt. Allerdings steckt auch verdammt viel Arbeit in Harry Potter und der Gefangene von Askaban, sodass ich nicht gerade wenig dafür geschwitzt habe.“

„Die Bedeutung von visuellen Effekten variiert von Film zu Film“, fährt Guyett fort. „Das ist der Punkt, der den Film wirklich dramatisch wirken lässt, wenn man eine Figur hat, von der man erwartet, dass sie die Geschichte trägt. Und heutzutage gibt es viele Filme, die das erfordern, weil die Menschen die Vorstellungskraft haben, Figuren wie Yoda in Star Wars oder Seidenschnabel in Harry Potter zu erschaffen. Und wenn diese Figuren dann nicht glaubhaft sind, wird man aus der Geschichte herausgerissen. Es ist nicht die Technologie, die wirklich den Effekt erzeugt, sondern die Menschen mit der richtigen Vorstellungskraft. Man kann jedem die dafür nötige Ausrüstung geben – das ist der einfache Teil. Es geht darum, die richtigen Leute für die Arbeit zu finden. Und ich bin immer nur so gut wie die Menschen, die für mich arbeiten.“


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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