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Reiseberichte – Österreich – Hoth in Descendants of Order 66

Über die Temperaturen auf Hoth haben sich nicht nur die Rebellen zurecht beklagt, auch das Fan-Filmteam von Descendant of Order 66 bekam die Kälte und das Wetter beim Besuch auf dem Eisplaneten zu spüren.
© Lucasfilm

Drehbericht Österreich 17. Dezember 2006 – 28. Januar 2007
Dieser Bericht stammt von den Machern des Fanfilms Descendants of Order 66. Er ist Dreh- und Reisebericht zugleich. Bitte besucht auch die Seiten des Fanfilms! Dort findet ihr Informationen über den Film, Trailer, Making-Ofs u.v.a.m.

Drehort: Gletschergipfel „Gefrorene Wand“ (3250 m Höhe), Hintertux
Koordinaten: 47°40’26.70″N, 9°30’25.91″E

Vorwort

Wie jeder eingefleischte Star Wars-Fan weiß, entstanden die Aufnahmen für „Episode V – Das Imperium schlägt zurück“ in der Eiswüste nahe des norwegischen Ortes Finse. Da wir jedoch mit den Alpen eine täuschend ähnliche Landschaft direkt vor der Haustür hatten, beschlossen wir, unserem Motto „an Original-Schauplätzen zu drehen“ zu Gunsten der Reisekasse ausnahmsweise einmal untreu zu werden. Und somit wählten wir einen Drehort, der seinem Namen alle Ehre machte.

Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten

Rückblickend lässt sich jedoch sagen, dass die „Hoth-Aufnahmen“ sich als die bisher schwierigsten und körperlich anstrengendsten herausgestellt haben. Ganz ehrlich, dagegen war selbst Tunesien ein Spaziergang! In bisher drei Drehtagen (oder besser „Drehversuchen“), die die gesamte Crew an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt haben, wurden bisher lediglich die Hälfte der laut Drehbuch geplanten Szenen aufgenommen. Somit ist dieses Kapitel leider noch nicht abgeschlossen, aber lest selbst.

Tag 1/2: Einsatz auf Hoth

Die Befürchtungen, „zu wenig“ Schnee zu haben, schlugen vor Ort prompt ins Gegenteil um. Wir versanken bis zu den Oberschenkeln in frischem Pulverschnee 😉 Kulisse und Landschaft waren absolut atemberaubend, ja, das war Hoth! Leider waren die Dreharbeiten durch den tiefen Schnee und das unwegsame Gelände extrem mühsam und anstrengend. Für eine Verlagerung des Drehortes um ein paar hundert Meter musste man schon mal ca. 30 Minuten Kampf durch den Schnee rechnen. Schließlich ist uns dann noch der Snowtrooperhelm bei einer Szene aus den Händen geglitten und in die Piste hinabgerollt; das Scheißding war echt weg. Mit Benes Idee, ihn am nächsten Tag mit dem Snowboard zu holen, wollte ich mich nicht wirklich anfreunden. Würde der Wind den Helm forttreiben oder ein Skifahrer ihn als Souvenir mitnehmen, wären die Dreharbeiten gestorben. Ich also hinab hinter dem Helm her, nach ca. 1 1/2 Stunden war ich dann wieder oben, gerade noch rechtzeitig, um die letzte Gondel ins Tal zu erwischen. Oh man, das war kostbare Drehzeit. Nach diesem Einsatz auf 3200 m Höhe und -14°C waren wir abends dementsprechend platt 😉

Tag 3: Gefangen im Schneesturm

An diesem Tag wünschte ich mir wirklich, wir wären doch eine Bluescreen-Produktion. Nach wochenlanger Planung und intensiver Vorbereitung schien alles perfekt. Zahlreiche Fans aus ganz Deutschland hatten für die Teilnahme als Schauspieler, Statisten und Helfer zugesagt, sämtliche Kameraeinstellungen waren speziell für den Drehort angepasst, und sogar das Wetter sollte laut Vorhersage sonnig und heiter werden.

Doch wie schon bei dem Tunesien-Dreh (wo wir ja genau wie die Lucas-Crew im Chot el Djerid steckenblieben) wurde uns auch diesmal das gleiche Schicksal wie der Lucas-Crew bei dem Dreh von „Episode V“ zuteil. 1979 waren Irvin Kershner (damaliger Produzent) und sein Kamerateam gezwungen, aufgrund eines schweren Schneesturmes direkt aus dem Hotelzimmer zu filmen, während Mark Hamill wenige Meter vor dem Eingang im tobenden Schnee agierte. Tja, warum sollte es uns anders ergehen? Ob wir das als Fluch oder als gutes Omen deuten sollten, naja, das wird sich noch zeigen 😉

Jedenfalls waren wir kaum aus dem Skilift ausgestiegen, steckten wir schon in einem fetten Windsturm. Obwohl fast alle Pisten geschlossen waren, legten wir es auf einen Versuch an. So schnell wollten wir nicht aufgeben. Kurz darauf befand sich die ganze Crew mitsamt der schweren Ausrüstung tapfer auf dem Marsch durch den Sturm zum eigentlichen Drehort. Doch was wir am geplanten Spot vorfanden, waren alles andere als angenehme Drehbedingungen.

Bei einer Windgeschwindigkeit von ca. 50 km/h blies ein -17°C eisiger Wind ins Gesicht, der durch den aufgewirbelten Eisschnee die Sicht auf ca. 10 m verringerte. Fazit: Drehen unmöglich! Nun mussten schnell Entscheidungen getroffen werden, denn die Zeit rann uns davon. Vollkommen entkräftet und durchgefroren kämpften wir uns dann weiter zur nächsten Skihütte.

Inzwischen waren 4 Stunden vergangen. Für mich persönlich war nun der Drehtag eigentlich gelaufen. Erschwert kam noch hinzu, dass wir nun auch noch auf dieser Hütte festsaßen. Doch wir wären nicht das Banthapoodoo-Team, wenn nicht doch noch zwei kleine Wunder passiert wären. Nein, keine Wetterverbesserung, das wäre viel zu einfach. Mit viel Überzeugungsarbeit und einer kräftigen Zugabe aus dem Portemonnaie gelang es uns, den Hüttenwirt zu überzeugen, uns aus unserer Notsituation zu helfen.

Und so saß wenige Minuten später die ganze Crew im vorderen (!) Ladungskäfig einer Pistenraupe auf dem Weg zu einer tiefer gelegenen Liftstation.

Dieses Erlebnis war so lustig, dass die Motivation der Gruppe echt noch einmal so einen gewaltigen Auftrieb bekam, dass wir es wirklich noch schafften, in dem nun ruhigeren Bergabschnitt die Dreharbeiten „leicht verspätet“ zu beginnen.

Und wie ein kleines Wunder drehten wir fleißig eine Szene nach der anderen ab, als hätte es nie einen Schneesturm gegeben.

Natürlich konnten wir die Zeit nicht zurückdrehen, und die verlorenen Stunden kosteten uns viele Szenen. Am Ende fuhren wir zwar abgekämpft und sichtbar erschöpft nach Hause, aber trotzdem stolz und den Kopf voller Erinnerungen an einen sehr abenteuerlichen (eigentlich Bantha-typischen ;-)) Drehtag.

Und somit möchte ich mich noch einmal bei allen Beteiligten (vor allem bei den tapferen Mädels) für diese Wahnsinnsleistung bedanken. Das Team an diesem Tag war das eigentliche Wunder. Nach 4 Stunden Kampf durch den Schnee dachte ich echt, jeden Moment würde mir die ganze Truppe das Zeug vor die Füße werfen und wegrennen. Doch genau das Gegenteil passierte! So ein Kampfgeist und eine ungebrochene Motivation sind selbst unter Star Wars-Fans extrem außergewöhnlich und selten. Die Macht war nicht nur mit, sie war in uns! Finse, Norwegen? Pah, was ist das schon 😉

Tag 4: Über den Wolken muss die Freiheit…

…wohl grenzenlos sein. Eine Woche nach der stürmischen Erfahrung nahmen wir das nette Angebot eines Freundes an, die Alpen mit dem Flugzeug zu überqueren.

Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, ein paar Luftaufnahmen von „Hoth“ 😉 zu machen. Ohne die genaue Flugroute vorher gekannt zu haben, erkannte ich plötzlich eine Bergformation wieder. Zu unserer Rechten lag der Hintertuxer Gletscher, der berüchtigte Berg, der uns eine Woche zuvor durch Wind und Sturm die Dreharbeiten verdorben hatte.

Komisch, von hier oben sah eigentlich alles sehr friedlich aus 😉

Tag 5: Das Ende für Hoth?

Fast 2 Monate nach unserem letzten Abenteuer in den Bergen kehrten wir zurück, um die noch verbleibenden Szenen nachzudrehen. Nachdem wir bei dem letzten Versuch die Dreharbeiten wegen eines Schneesturms abbrechen mussten, dachten wir, es könne nicht schlimmer kommen. Weit gefehlt. Noch wenige Tage vor dem Dreh saß ich bei milden 16°C im Biergarten und genoss die Frühlingssonne. Doch als wären wir verflucht, verschlechterte sich kurz vor unserem Termin das Wetter. Was tun? Absagen? Nein, wir wollten es versuchen und das Kapitel Hoth endlich abschließen. Also wagten wir erneut den Ausflug in die eisigen Höhen des auf 3200 m Höhe gelegenen Hintertuxer Gletschers.

Während bei dem letzten Drehversuch Aufnahmen wegen des Windsturms schlichtweg unmöglich waren, hatten wir diesmal durchweg ertragbare Drehbedingungen. Die Temperatur betrug um die -5°C und der Wind war mäßig. Mir persönlich wäre zwar allein wegen der Bildqualität Sonnenschein lieber gewesen, aber ich muss zugeben, dass dieses diesige Wetter und der Schneefall durchaus eine äußerst authentische Hoth-Atmosphäre erzeugten.

Aufgrund des schlechten Wetters und des teilweise frischen Tiefschnees gingen die Dreharbeiten leider nur langsam voran. Die dünne Höhenluft zerrte an den Kräften und die Schauspieler drohten, sich nach kurzer Zeit in ihren Kostümen (trotz Winterunterwäsche) zu unterkühlen.

Doch wir drehten, bis die letzte Gondel den Berg verließ, feierten bei einem warmen Essen den (

so hofften wir) letzten Hoth-Drehtag in einer kleinen Skibar unten im Tal und kehrten müde, aber zufrieden nach München zurück. Und dort platzte der Traum von Hoth. Eines der beiden HDV-Tapes stellte sich als defekt heraus; 40 Minuten Aufnahmen, d.h. 3 Stunden reale Drehzeit, waren unbrauchbar. Die ganze Quälerei in den eisigen Höhen Österreichs umsonst, die Enttäuschung an diesem Abend war einfach unbeschreiblich. Wir haben gefroren, gekämpft, Kisten mit Ausrüstung auf den Berg geschleppt und kostbare Kostüme verschlissen. Doch wir hatten Spaß dabei, und bei tollen Aufnahmen wäre es das alles wert gewesen. Doch nun hatten wir außer unseren Erinnerungen, ein paar Fotos und eine Handvoll Aufnahmen nichts.

Wie geht’s nun weiter?

Ehrlich gesagt wissen wir es nicht. Da Hoth neben Tatooine einer meiner Lieblingsschauplätze ist, sollte der Eisplanet einen großen und wichtigen Teil des Films ausmachen. Doch selbst nach mittlerweile 5 Drehtagen haben wir nicht genügend Filmmaterial, um einen harmonischen Bilderfluss zu schneiden. Dreharbeiten in den Bergen sind extrem zeit- und kostenaufwendig. Das Gelände ist unwegsam, geeignete Drehorte sind trotz Liftanlagen oft nur zu Fuß erreichbar, und man ist zu 100 % vom Wetter abhängig, was in den Bergen sogar schnell zu einer echten Gefahr werden kann. Und leider kann man eben ein Team aus über 10 Leuten (aus ganz Deutschland) nicht mal eben so auf Abruf halten nach dem Motto „Morgen scheint die Sonne, wir drehen!“. Man plant einen Termin Wochen im Voraus und hofft, das Wetter spielt mit. Was es diesmal wieder einmal nicht getan hat.

Wir werden nun das Kapitel Hoth erst einmal einfrieren und noch einmal alles in Ruhe überlegen. Wir haben nicht genug Material, um eine Geschichte zu erzählen. Sollten wir Hoth aus der Story streichen, wäre es jedoch sehr (!) schade um die (echt gut gewordenen) Szenen, die wir geschafft haben. Sollten wir einen 6. Versuch wagen, kann und wird dieser jedoch nun leider erst nächsten Winter stattfinden können (was die Fertigstellung des Films natürlich auch leider verzögert). Denn von diesem Winter haben wir erst mal die Nase voll. Ich denke, wir brauchen alle erst einmal eine kleine Pause und eventuell ein komplett neues Drehkonzept mit einem anderen Drehort. Der Snowtrooper wird nun erst einmal in den Karton verpackt, und wir blicken nach vorne. Schließlich stehen noch weitere Dreharbeiten auf dem Plan. Diese zum Glück an angenehmeren Plätzen 😉


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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