Zugegebenermaßen wirklich sehr spät kommt nun meine Rezension zu Claudia Grays Jugendroman Leia, Princess of Alderaan, der bereits am 1. September in englischer Sprache erschien.
Auch wenn ich erst recht spät zur Lektüre des Romans kam, was damit zusammenhängt, dass ich in den letzten Monaten außerhalb von SWU sehr beschäftigt war, habe ich mich dazu entschlossen, nicht auf die Rezension zu verzichten – schließlich ist es durchaus möglich, dass manche den Roman entweder noch nicht gelesen haben und/oder auch nach der Lektüre ihre Meinung mit anderen Meinungen vergleichen möchten.
Zudem bietet mir der verhältnismäßig späte Zeitpunkt auch die Möglichkeit, Die letzten Jedi in meine Betrachtungen einzubeziehen – was angesichts der Verwobenheit des Romans mit Episode VIII im Rahmen der Journey to The Last Jedi sicher für manche ein interessanter Aspekt ist.
Rogue One – bekannte Welten und Figuren werden thematisiert, ohne, dass es aus meiner Sicht unnötig oder gar konstruiert wirkt. In diesem Zusammenhang kommt es auch zu verschiedenen interessanten Begegnungen und man erfährt überraschend viel über diese Personen und Welten in einer Epoche, in welcher diese Welten und Personen entweder noch nie vorkamen oder, wenn dies doch der Fall ist, näher kontextualisiert werden; in beiden Fällen erfüllt der Jugendroman die entsprechenden Welten und Figuren mit mehr Plastizität und Fülle. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass der Prozess der näheren Kontextualisierung bekannter Nebenelemente (etwas, was ich persönlich an den Legends immens geschätzt habe – und mich eigentlich erst zu Star-Wars-Romanen geführt hat), in diesem Roman umfassender und vielleicht gelungener geschieht als in allen anderen Kanonromanen, wobei manche Leser berechtigt der Meinung sein könnten, dass Lost Stars oder Bloodline in dieser Hinsicht umfassender sind oder zumindest relevantere und vorher unklarere Kontexte näher eingeordnet haben.
Wie man dies auch sieht, vor allem Leias Ziehmutter Breha Organa wird hier mehr Platz und Kontext geboten als je zuvor in der Geschichte der Star-Wars-Romane; auch Bail Organa wurde seit Karen Millers Wild Space nicht mehr in diesem Umfang in seiner entsprechenden Umstände kontextualisiert; neben diesen und weiteren bereits aus den Filmen bekannten Planeten und Figuren thematisiert der Roman v.a. in Gestalt von Crait und Amilyn Holdo auch Figuren und Welten, die erst nach diesem Roman in The Last Jedi vorkommen sollten.
Während Crait gut getroffen ist, aber aus meiner Sicht gerne noch etwas mehr Raum hätte bekommen können, fand ich Amilyn Holdo in den Passagen des Films, die ich las, nachdem ich The Last Jedi im Kino getroffen habe, in den Grundzügen zwar gut getroffen, in der Intensität ihrer Darstellung allerdings auch recht überspitzt, wobei man dem Roman natürlich zu Gute halten muss, dass sich Holdo in den dreißig Jahren bis Episode VIII weiterentwickelt haben kann/muss. Ich bin nicht sicher, ob diese Darstellung nun Claudia Grays ‚Fehler‘ ist (wobei es freilich schwer sein muss, über Filmfiguren zu schreiben, die man wahrscheinlich noch nicht gesehen hat), ob die Story Group Gray hier schlecht mit Gray kommuniziert hat, ihr aus meiner Sicht verfehlte Infos gegeben hat oder ob dies angesichts der 30 kommenden Jahre und Holdos Entwicklung vielleicht sogar absichtlich geschehen ist. Betrachtet man Holdo abgeschlossen in diesem Roman, ist allerdings auch diese Darstellung in sich stimmig und gekannt von Claudia Gray getroffen.
Fazit und Ausblick
Ein aus meiner Sicht, mit der etwaigen Ausnahme Holdos, sehr gelungener Roman, der aus meiner Sicht einmal mehr beweist, warum Claudia Gray von vielen Fans als vielleicht die Meisterautorin der Einheitskontinuität wahrgenommen wird. Sie schreibt erlebnisreich, verständnisvoll, treffend, plastisch und zumeist spannend – so auch in Leia, Princess of Alderaan; was sich aus meiner Sicht gerade zum Schluss nochmals in den letzten Zeilen des Romans widerspiegelt.
Fans von Claudia Gray, die sich mit der erzählten Dauer des Romans anfreunden können, können mit diesem Roman eigentlich nichts falsch machen; aber auch wer sich für Leia als Figur und/oder die erzählte Welt von Star Wars zur Zeit des galaktischen Bürgerkrieges interessiert, kann aus meiner Sicht beruhigt zugreifen; die von mir erwähnten Längen werden sicher nicht von allen Fans als solche wahrgenommen und selbst wenn, stört dies den Roman aus meiner Sicht nicht elementar.
Angesichts dieses Romans würde ich mich sehr über einen Roman von Claudia Gray zu Leia freuen, der an Episode IV ansetzt und die Zeit unter Einbezug anderer kanonischer Elemente und Geschichten bis Episode VI beleuchtet; aber auch über diese Idee hinaus bin ich fast sicher, dass Claudia Gray in Folge dieses Romans weitere Buchprojekte zugesprochen bekommt, auf die ich mich gespannt freue.
Leia, Princess of Alderaan lässt sich hier in englischer und da auch bereits in deutscher Sprache bestellen. Falls ihr zur Entscheidungsfindung weitere Impulse wünscht, findet ihr im Eintrag zum Buch in unserer Literatursektion überdies zwei Rezensionen unserer User.
Also mir hatte Bloodline sehr gut gefallen.
Gray hat einen guten Schreibstil und integriert viele Themen und Gegebenheiten aus der Saga sehr gut in die Geschichte.
Eigentlich wollte ich "Leia" nicht lesen, da ich von einem simplen Jugendroman ausgegangen bin.
Nach der Rezension hier, habe ich nun doch Lust bekommen…
Tolles Buch für jeden der interessiert an der Entstehung der Rebellion ist, und natürlich an Leia als Figur. Nur diese Pfadfinder Sache hat mich zu sehr an den Roman "Tarkin" erinnert.
Kurze Frage an den Rezenten: Ist eigentlich die umstrittene Aussage "Kraft durch Freude" noch im deutschen Roman oder haben sie diese anders übersetzt? Konnten die Deutsch Übersetzer da noch reagieren, oder war es schon zu spät.
Die Rezession macht Hoffnung. Bloodlines hat mir auch sehr gut gefallen, daher habe ich mir „Leia“ auch geholt, aber noch nicht angerührt. Die freien Tage kommen ja noch. Das mit den anstrengenderen Längen habe ich in Bloodlines auch gehabt, aber die kommen und gehen.
Bin leider vor TLJ nur durch das erste Drittel gekommen. Aber einige Szenen bisher haben mir schon sehr gut gefallen und dank Gray rutscht für mich Leia immer noch ein Stück weiter in die wirklich vorderste Front von Star Wars Helden.
Deckt sich weitestgehend mit meinen Eindrücken zu dem Buch (Snakeshit und meiner einer haben ja auch schon Rezensionen dazu geschrieben).
Interessant finde ich die Bewertung Holdos, v. a. im Kontext "erst Film, dann Buch".
Bei mir war es exakt anders herum (erst Buch, dann TLJ) und ich war -auch aufgrund der diversen News und Interviews im Vorfeld- zunächst skeptisch, ob die Holdo aus dem Buch zur der aus dem Film passt. War dann positiv überrascht, weil ich mir gut vorstellen konnte, dass die Film-Holde letztlich das Ergebnis der Buch-Holdo + ~30 Jahre prägende Erfahrungen durch Rebellion und Neue Republik ist.
@Rieekan78: ich hatte die gleichen Bedenken von wegen "Jugendroman", hab mich dann aufgrund meiner Erfahrung von "Bloodline" dann doch dazu entschieden es zu kaufen- und habe es nicht bereut, fand den Roman auch für Erwachsene absolut angemessenund lesenswert.
@Ardus Kaine: kann mich an keine derartige Formulierung erinnern.
@Darth Nash
Besten Dank, dann haben sie den Fehler ja grad noch mal zurechtbiegen können.
@Darth Nash:
Danke für die Info.
🙂
@Ardus Kaine:
Ich habe die englischsprachige Ausgabe gelesen und kann das mit der Übersetzung daher nicht beurteilen. 🙂
@Byzantiner
Verstehe, dann bin ich mal gespannt. Im Englischen heißt der Begriff "Power through Joy" glaub ich. Jedi-Bibliothek hat da mal nachgefragt und Gray hat sich dafür entschuldigt, dass ihr das durchgerutscht ist. Mich hat das nur intressiert, ob da noch reagiert werden konnte.
Ist das jetzt Leias "coming of age"? Leia als nörgeliger teenager? Oha, wer will sowas denn lesen?
Kann mich nicht entsinnen, das so dargestellt zu haben. 🙂
Schöne Rezension, der ich so komplett zustimmen kann. Auch ich fand v.a. Leias Darstellung und die ihrer Eltern extrem gut gelungen und hatte als Kritikpunkt lediglich die YA-typischen Missionen (Bergsteigerei), die nicht immer so viel Relevanz hatten.
@Ardus Kaine: Was das Nazi-Zitat "Strength through joy" angeht, haben Claudia Gray und der Verlag sich auf unseren Hinweis hin tatsächlich für den Fehler, der aus Unwissen passiert ist, entschuldigt. In der deutschen Übersetzung steht nun wohl „Stärke durch Glücklichsein“, wie ein Leser der deutschen Übersetzung uns mitgeteilt hat.
Liebe Grüße aus der Jedi-Bibliothek! 🙂
Ines