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Sex und Star Wars

Constantin Gillies blickt auf die erotischen Facetten des Kriegs der Sterne von ihren Rückgriffen auf Flash Gordon bis in die Gegenwart.

TEIL II

25 Jahre Unterschied: Seit den Prequels darf Star Wars auch mal sexy sein

Hat er wirklich das S-Wort gesagt? Er hat. „Sexy und hinreißend“ solle die junge Prinzessin aussehen, antwortete Regisseur Lucas, als Kostümbildnerin Trisha Biggar ihn bei der Planung zu „Episode I“ nach dem Look von Amidala fragte. Und um sicher zu gehen, fügte das große Flanellhemd noch hinzu, Schauspielerin Portman möge doch bitte „knappe Kleidung“ tragen.

Damit war die Wende komplett: Die Zeiten, in denen alle Figuren im Lucas-Evangelium aussehen mussten wie die Unschuld vom Outer Rim, waren endgültig vorbei. Schluss mit dem Zölibat in „Star Wars“! Statt Brustwarzen mit Klebeband zu tarnen, steckte man die Heldin in einen Anzug, der so eng saß, als bestünde er aus Klebeband. Und nachdem ein Monster in „Episode II“ in einer wohl kalkulierten Attacke aus dem Oberteil auch noch das mittlere Stück herausgerissen hatte, konnte Schauspielerin Portman fortan bauchfrei im – gesellschaftlich völlig akzeptierten – Girlie-Look durch die Schlacht turnen.

Twi'leks: Nebenfiguren mit guter Figur
Twi’leks: Nebenfiguren mit guter Figur

Keine Frage: Der Erotik-Faktor in einer weit entfernten Galaxis stieg – nicht zuletzt durch den verstärkten Einsatz von Twi‘leks, einer Rasse, deren Äußeres durch wuchtige Ausbeulungen gekennzeichnet ist, unter anderem auf dem Kopf. Vor allem ein blauhäutiges Babe namens Aayla Secura eroberte schnell Herzen und Schoß der männlichen Fans und avancierte zur heimlichen Erotikqueen der Prequels. Seitdem kann sich Darstellerin Amy Allen über Einladungen zu Conventions freuen – obwohl sie in „Episode II“ nur magere drei Sekunden auf der Leinwand zu sehen war.

Auf Null Sekunden brachte es das chinesische Model Bai Ling: Sie hatte in der „Rache der Sith“ ursprünglich eine kleine Komparsenrolle übernommen, sich aber noch vor dem Start des Films im Playboy ausgezogen. Als dann bekannt wurde, dass ihre Szene herausgeschnitten wurde, stand für Klatschreporter schnell fest: Der verklemmte Imperator hat das offenherzige Mäuschen rausgeworfen. Das wollte der Meister nicht auf sich sitzen lassen und meldete sich höchstpersönlich zu Wort: Seine eigene Tochter sei in der gleichen Szene zu sehen gewesen, ließ Lucas verlauten. Die Passage rauszuschneiden hätte rein künstlerische Gründe gehabt.

Bai Ling im Playboy (2005)
Bai Ling im Playboy (2005)

Hatte sich Lucas in Sachen Sex also doch endlich locker gemacht? Definitiv nicht. Denn am 26. Oktober 2001 brach in der Star-Wars-Welt quasi über Nacht die Erotik-Eiszeit aus: Lucasfilm verklagte die Macher von „Starballz“, einer absolut nicht jugendfreien Kreuzung aus japanischen Animationsserien und der alten Trilogie. Als Begründung hieß es von der Skywalker-Ranch, der Zuschauer könnte den Eindruck bekommen, es handele sich um ein offizielles Produkt. Wer sich auch nur wenige Sekunden des popkulturellen Gangbang antut, erkennt, wie bizarr dieser Vorwurf ist. Oder würde Lucas wohl einem Streifen seinen Segen geben, dessen Held sich Wank Solo (etwa: mastubiere allein) nennt?

Starballz (2001)
Starballz (2001)

Dann aber passierte etwas, womit die Moralapostel aus Marin County nicht gerechnet hatten: Sie verloren den Prozess. „Starballz“ durfte ab sofort wieder verkauft werden. Aus lauter Freude schlug das Animationsstudio zurück und verklagte Lucasfilm wiederum auf 140 Mio. Dollar Schadensersatz – allerdings vergeblich.

Doch die Macht war erschüttert worden – ein und für allemal. Lucas, mittlerweile im Rentenalter, hatte auf seine alten Tage die berühmte 34. Regel des Internetzeitalters lernen müssen: Wenn es existiert, gibt es einen Porno dazu. Und dagegen kann nicht einmal der „Maker“ etwas ausrichten.

In gewisser Weise hat „Starballz“ die Saga sexuell befreit. Seit der Schlappe lässt Lucasfilm die meisten kleinen Schweinereien im Namen von „Star Wars“ durchgehen. Zeichner wie Miravi oder T Catt können im Netz ihren erotischen Fantasien freien Lauf lassen, und jede noch so abwegige Paarung oder Penetration durchspielen – bis hin zur Girl-on-Girl-Action mit Tante Beru und Padmé. Spezielle Suchmaschinen liefern Hardcore-Material zu nahezu jedem Charakter aus dem Star-Wars-Universum, und wem Zeichnungen nicht reichen, der kann für 7.000 Dollar sogar eine hochrealistische – absolut unlizenzierte -Sexpuppe im Twi‘lek-Look bestellen.

Padmé vom Zeichner Miravi
Padmé vom Zeichner Miravi

Auch die Profis der Erwachsenenunterhaltung haben sich noch mehrfach an Lucas Oevre vergagengen. Auf „Sex Wars“ (1985), folgte im selben Jahr noch „Stud Wars“ mit einem jungen Peter North sowie diverse andere Produktion, die bis auf das Wort „Wars“ im Titel mit dem Weltraummärchen meist nichts gemein hatten.

Buchstäblicher Höhepunkt der Schmuddel-Adaptionen allerdings dürfte „Porn Wars“ des bekannten Labels Private sein (Werbespruch: Cum join the Force!). Dessen Produzenten haben zur Abwechslung wirklich einmal Geld in die Hand genommen: Passable Kulissen und ein paar billige Computergrafik-Effekte sollten dem Zuschauer die Abenteuer der „Jodi-Ritter“ versüßen. Doch so hölzern wie die klappernden Besenstiele, die als Lichtschwerter herhalten, agieren auch die Schauspieler. Selbst in der Erotikbranche hat man schon besseres gesehen, etwa in dem bekannten Intro des Films „Sky’s Day Off“.

2006: Abenteuer der Jodi-Ritter in Porn Wars
2006: Abenteuer der Jodi-Ritter in Porn Wars

In der Fortsetzung „Porn Wars – Episode II“ ließ die Sorgfalt der Macher übrigens stark nach: Auf dem Cover posieren die weiblichen Jodi-Ritter mit stinknormalen Schrotflinten.

Wirklich liebevoll hat sich dem Thema Sex und Star Wars bislang nur US-Regisseur Kevin Smith angenommen – kein Wunder, schließlich brüstete sich der Mann lange Zeit, seiner Frau auf der Skywalker Ranch das Ja-Wort gegeben zu haben (zumindest bis zu seiner Scheidung). In seinem Film „Zack and Miri Make a Porno“ kommen die Hauptdarsteller auf die Idee, ihre knappe Kasse dadurch aufzubessern, dass sie einen Hardcorefilm drehen. Und wie lautet der Titel des fiktiven Werks? „Star Whores“ natürlich (für die Fortsetzung ist „The Empire Strikes Ass“ angedacht).

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Der Porno in Zack and Miri make a Porno hieß natürlich Star Whores
Star Warz: Eine Burlesque-Show im Devil’s Den von Los Angeles (2010)

Auch in der erotischen Live-Unterhaltung taucht die Saga ab und zu noch auf: Erst Anfang des Jahres feierte in L.A. eine so genannte Burlesque-Show rund um „Star Wars“ Premmiere. Die Macher dieser Auszieh-Abende wollen sich bewusst vom professionellen Stripgeschäft mit seinen braungebrannten Silicon-Valleys abgrenzen: Beim Burlesque entblättern sich nur Amateure  – und das auch nicht komplett, Witz und Kreativität sind gefragt, perfekte Körper eher nicht. Jabba the Hutt etwa wird hier auf der Bühne von einer Dame gespielt, die sich Dutzende von Luftballons um den Körper gebunden hat.

Star Warz: Eine Burlesque-Show im Devil's Den von Los Angeles (2010)
Star Warz: Eine Burlesque-Show im Devil’s Den von Los Angeles (2010)

Fazit: Die Lust hat gesiegt. Dreißig Jahre waren genug, um das unschuldige Märchen von 1977 gnadenlos zu deflorieren. Sex und „Star Wars“ – das passt im neuen Jahrtausend wunderbar zusammen. Doch obwohl Bilder einer Frauenorgie in Padmes Palast nur einen Mausklick entfernt, bleiben die alten Fans ihrer ersten Liebe treu. Insofern bringt der Film „Fanboys“ die sexuellen Spätfolgen der Saga ganz gut – wenn auch etwas derbe – auf den Punkt:

„Hast du deine rechte Hand jemals Leia genannt?“


Constantin Gillies ist Autor des Buchs „Die Macht mit uns“ (Rowohlt 2005). Soeben ist sein neuer Roman „Der Bug“ erschienen, in dem selbstverständlich Leias Metallbikini erwähnt wird.


SWU-Team

Seit dem 1. Mai 2000 sind wir auf Star Wars Union auf einer schier endlosen Mission: SWU zu Deinem Portal für unsere Saga zu machen und – nach Möglichkeit – tagesaktuell über das Neueste aus der weit, weit entfernten Galaxis zu berichten.

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