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Skeleton Crew // Artikel

Skeleton Crew: Wie Neel und SM-33 zum Leben erwachen

J. Alan Scott, der Mitbegründer von Legacy Effects, spricht über die praktischen (Kostüm-)Effekte hinter den Puppen- und Droidenstars der Realserie.
Puppeneffekte bei Skeleton Crew© Lucasfilm

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Man sagt, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Wenn es um Neel vom mysteriösen Planeten At Attin geht, könnte dieses alte Sprichwort nicht zutreffender sein. Es bedurfte der neuesten Technologie, eines erfahrenen Teams für Spezialeffekte, eines ganzen Teams unglaublicher Darsteller und eines sehr engagierten jungen Schauspielers. Und auch auf Droiden trifft die alte Weisheit tatsächlich zu.

Die vor wenigen Wochen auf Disney+ angelaufene Star-Wars-Serie Skeleton Crew stellt ihren Zuschauern eine Reihe brandneuer Charaktere vor, die bereits viele Fans gewonnen haben. „Bei Skeleton Crew gab es mehr Figuren als in jeder anderen Staffel zuvor“, erklärt J. Alan Scott, Mitbegründer von Legacy Effects, dessen Unternehmen unter anderem Grogu für The Mandalorian herstellte und Professor Huyang und Murley die Lothkatze für Ahsoka. Für die neueste Serie hat Legacy Effects erneut eine Mischung aus nie zuvor gesehenen Kreaturen und Droiden geschaffen, die von Doug Chiang und seinem Team von Szenenbildnern entworfen wurden, darunter Neel und die unvergessliche Kh’ymm, sowie bekanntere Nichtmenschen, die erstmals in anderen beliebten Star-Wars-Geschichten zu sehen waren.

Ryan Kiera Armstrong (Fern) hat bei den Dreharbeiten zu Skeleton Crew die Teek-Puppe des Jollenfahrers auf ihrer Schulter.
Ryan Kiera Armstrong (Fern) hat bei den Dreharbeiten zu Skeleton Crew die Teek-Puppe des Jollenfahrers auf ihrer Schulter.
© Lucasfilm

Einer von ihnen ist der Piratenkapitän Brutus, ein finster dreinblickender Shistavaner, den man wiedererkennen könnte, weil einer seiner Landsleute Stammgast einer bestimmten zwielichtigen Cantina auf Tatooine war. „Das Tolle ist, dass Charaktere aus der Klassischen Trilogie wieder auftauchen, Kreaturen, die zuvor nur angedeutet wurden“, erklärt Scott, der für die praktischen Effekte der Serie verantwortlich ist. „Es ist immer toll, diese kleineren Figuren zurückzubringen, die jetzt eine umfangreichere Geschichte erhalten.“

Käpt'n Brutus
Käpt’n Brutus
© Lucasfilm

Auch der treue, aber einschüchternde Droide SM-33 weist einige Ähnlichkeiten zu einer anderen beliebten Figur auf. „SM-33 war eine großartige neue Figur, weil er an K-2SO erinnerte. Er hat eine ähnliche Ästhetik, aber mit einem alten, heruntergekommenen, seit Jahren verlassenen Aspekt dahinter, was großartig ist“, fügt Scott hinzu.

Der Bau von SM-33

Rob Ramsdell mit der SM-33-Puppe am Onyx-Cinder-Set
Rob Ramsdell mit der SM-33-Puppe am Onyx-Cinder-Set
© Lucasfilm

SM-33 stellte das Effektteam vor einige Herausforderungen, nicht nur aufgrund seiner überragenden Größe im Vergleich zu den jungen Darstellern der Serie. Für die Geschichte war es unerlässlich, dass seine Beziehung zu Wim, KB, Fern und Neel echt wirkte.

„Wir mussten uns etwas einfallen lassen, damit er für die Kinder viel interaktiver sein konnte, weil sie ja darauf reagieren sollten“, sagt Scott. „Es ist zwar fast schon ein Klischee, aber es ist nun einmal unsere Aufgabe, unsichtbar zu sein, damit der Regisseur einfach Regie führen kann, als wäre [die SM-33-Puppe] ein echter Schauspieler. Wir versuchen einfach, sie am Leben zu erhalten und ständig zu spielen, damit wir unsere Fähigkeiten verbessern, aber auch damit die Schauspieler, die mit ihr interagieren, sie mehr als Kollegen wahrnehmen.“

Diese Bemühungen haben sich ausgezahlt, denn Schauspieler Jude Law, der den mysteriösen Jod spielt, genoss die Herausforderung, eine Puppe als Kollegen zu haben. „Sie waren so vielseitig, so geschickt und hatten so viel Einfluss auf die Figuren, die entweder Puppen oder Droiden waren”, meint Law. „Die Interaktion findet nicht mit der Puppe oder dem Droiden statt. Sie findet mit den Puppenspielern und den Leuten statt, die sie bewegen und schütteln, sie reagieren lassen oder sie zur richtigen Zeit drehen. Und das ist Schauspielerei. Es ist einfach Schauspielerei auf eine andere Art.“

Scott und sein Team hatten einige Tricks in petto, um den skeptischen Droiden zum Leben zu erwecken, darunter die neueste Technologie für praktische Effekte und CG, das Abspielen von von Nick Frost aufgenommenen Dialogen am Set, damit die Schauspieler dort seine echte Stimme hören konnten, und sogar eine sehr klassische Illusionsmethode, die zur Inspirationsquelle wurde. Bei der Entwicklung eines Droiden wie SM-33, der von einem einzigen Darsteller gesteuert werden sollte, wurde außerdem viel über die Materialien nachgedacht, aus denen er zusammengesetzt werden sollte.

„Wir haben eine gute Mischung aus einem tatsächlichen Kostümanzug [und] einer Puppe entwickelt, die von allem etwas sein musste: Leicht, aber auch stabil, weil sie über einen langen Zeitraum genutzt werden muss. Es ist ein empfindliches Gleichgewicht. Bei SM-33 ist seine Brust tatsächlich durchsichtig. [Darsteller] Rob Ramsdell kann durch sie hindurchsehen, denn ein weiterer wichtiger Bestandteil einer überzeugenden Puppe ist, dass man seine Umgebung kennen muss. Man muss in der Lage sein, sie zu sehen und mit ihr zu interagieren.“

Der alte Trick mit dem doppelseitigen Glas, bei dem eine Seite des Materials mehr Licht reflektiert als die andere, war für diesen speziellen Zweck perfekt geeignet. „Von außen sieht es aus wie massives Metall, aber von innen kann man durchschauen”, verrät Scott. „Es hat Rost und Schäden, und obwohl man nicht durch alle Bereiche hindurchsehen kann, gibt es genug Sichtfreiheit, damit Rob sich am Set zurechtfinden kann und es nicht so aussieht, als würde SM-33 herumstolpern. Es ist eine transparente Form von Vaccuform-Kunststoff, und wir bemalen ihn wie einen Zwei-Wege-Spiegel. Wir versuchen immer wieder, uns solche Tricks auszudenken, um die besten Ergebnisse zu erzielen.“

Law jedenfalls war vom Ergebnis überwältigt. „Insbesondere SM-33 war außergewöhnlich“, sagt er. „Rob hat die Szenen so perfekt gespielt, dass man an einem bestimmten Punkt lachen musste. Ich erinnere mich an eine Szene ganz am Anfang, in der 33 auf Jod zugeht und ihn sozusagen befragt, ihn antreibt, ihn aufbaut und all das. Wir haben das an diesem Tag zusammen entwickelt, und es war ein ganz neues Kapitel für mich, mit diesen Puppenspielern und auf diesem Niveau zusammenzuarbeiten.“

Der perfekte Anzug für Team Neel

Neel am At-Attin-Schulset
Neel am At-Attin-Schulset
© Lucasfilm

Was Neel betrifft, so stellte das Figurendesign das Effektteam vor eine neue Reihe von Herausforderungen und eine gleichzeitig einfache und doch sehr komplizierte Frage: Wie sollen wir das bloß machen?

Um die Proportionen und Eigenheiten eines Kindes einzufangen, musste für einige Szenen ein junger Darsteller in den Anzug schlüpfen. Und der Schauspieler Robert Timothy Smith war der Herausforderung gewachsen, fügte seine eigenen skurrilen Gesten hinzu und sorgte für eine schauspielerische Qualität, die die Figur insgesamt viel glaubhafter machte.

„Wir haben anfangs eine ganze Reihe verschiedener Ansätze ausprobiert. Dabei kamen Fragen auf wie: Wie viel kann Robert übernehmen? Wie viel kann er als Darsteller aushalten, und wie können wir sein ganzes Gesicht zeigen, damit Jon [Watts] Roberts Gesichtsausdruck und tatsächliche Reaktionen einfangen kann?”, erzählt Scott. „Es gab da beide Extreme: Entweder wir sehen Robert, oder wir sehen Neel. Um dazwischen eine Lösung zu finden, haben wir mit den Kollegen aller anderen Abteilungen zusammengearbeitet. Da ging es um die Garderobe, visuelle Effekte und Requisiten. Die Frage war, wie wir das so umsetzen können, dass der Anzug, den wir bauen, sich leicht an- und ausziehen lässt und für Robert und schließlich auch für [die Performancekünstlerin] Kacie Borrowman keine Probleme darstellt.“

Borrowman, die ihr Talent auch in Avatar: Der Weg des Wassers unter Beweis stellte, setzte den voll animatronischen Kopf auf, der mit kleinen Löchern versehen war, damit sie die Außenwelt sehen konnte. Sie studierte Smiths Schauspiel am Set mit Argusaugen, und dann arbeiteten die beiden eng mit einem Team von Puppenspielern zusammen, um Neel zum Leben zu erwecken.

„Da entwickelte sich wirklich ein eingeschworenes Team“, sagt Scott. „Es ist wie in einer Band. Man stimmt sich auf Kacies Darbietung ein und kann vorhersehen, wann sie nach links schauen wird, also steuert man die Augen und das Gesicht entsprechend. Jason [Matthews] steuerte die Augen und Rick [Galinson] steuerte den Rest des Gesichts, den Rüssel und die Ohren. Man wird zu einer kleinen musikalischen Einheit, in der sich alle gegenseitig folgen.“

Nicht nur konnte Borrowman dank ihrer Arbeit mit Smith nahtlos in eine Szene einsteigen, sondern der animatronische Kopf selbst wurde so unauffällig wie möglich gestaltet. „Das Schöne an Animatronik und Robotik ist, dass sie wieder im Kommen sind … [Neels Kopf] ist voll von Servos, die praktisch geräuschlos sind, was es so noch nie gab“, fügt Scott hinzu. „Jetzt können wir in einer Szene mit zwei oder drei Charakteren unterwegs sein, und unsere Animatronik bewegt sich und führt etwas aus, ohne dass die schauspielerischen Leistungen aller anderen Personen dadurch beeinträchtigt werden.“

Lindsay Macgowan, Mitbegründerin und Inhaberin von Legacy Effects, am Set der At-Attin-Schule.
Lindsay Macgowan, Mitbegründerin und Inhaberin von Legacy Effects, am Set der At-Attin-Schule.
© Lucasfilm

Das Vermächtnis von Star Wars

Angesichts ihrer umfangreichen Arbeit an allen drei Staffeln von The Mandalorian ist Skeleton Crew bei weitem nicht das erste Star-Wars-Projekt für die Experten von Legacy Effects. Aber für Scott und sein Team für praktische Effekte ist es nach wie vor eine alles andere als selbstverständlich betrachtete Chance, einen Beitrag zur weit, weit entfernten Galaxis leisten zu dürfen.

„Ich bin mit 13 Jahren ins Star-Wars-Universum eingestiegen und wusste danach sofort, dass ich das hier beruflich machen will“, sagt er. „Die Möglichkeit zu haben, an einem Star-Wars-Projekt zu arbeiten, ist für mich ein Kreis, der sich schließt. Man kann die Begeisterung förmlich spüren, wenn eine neue Figur hinzukommt; man spürt, wie der Raum sich mit Leben füllt, weil wir damit aufgewachsen sind. Jetzt aber sind wir in der Lage, diese Dinge selbst zu erschaffen. Es gibt nichts Vergleichbares. Es ist wirklich etwas Besonderes.“


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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