Es ist 12:30 Uhr in Anaheim, und auf dem Programm steht ein Panel mit dem Produktionsdesignteam von Das Erwachen der Macht.
- Das Panel beginnt mit einem Kracher: Dem neuen Teaser zu Episode VII.
- Als Gastgeber mit dabei: Pablo Hidalgo.
- Außerdem im Saal: Rick Carter (Production Designer), der bereits mit Spielberg, Robert Zemeckis und weiteren Größen gearbeitet hat, Darren Gilford (Production Designer Nr. 2), der an Oblivion, Tron: Legacy und Idiocracy gearbeitet hat, Doug Chiang, der Prequel-Konzeptmeister, und Christian Alzman (Künstlerischer Leiter, ILM), der sich um A.I. – Künstliche Intelligenz, Indy 4 und Krieg der Welten verdient gemacht hat.
- Carter: „George hat das alles in Bewegung gesetzt, er hat dieses Universum geschaffen, aber es ist enorm zugänglich und anpassbar. Wie also überträgt man dieses Universum in die neue Generation? Ich bin ein alter Kerl, ich brauche jüngere Leute an meiner Seite und habe so Darren getroffen. Ich will diese Erfahrung mit anderen teilen, und wir arbeiten auf allen Ebenen zusammen. Aus Gesprächen werden visuelle Dialoge.“
- „Auf dem Weg in die Zukunft gehen wir immer auch in die Vergangenheit zurück: Wir sehen uns an, was in Episode VI passiert ist und entwickeln es weiter.“
- Gilford: „Als Rick anrief, dachte ich, mir spielt jemand einen Telefonstreich.“
- Gilford: „Mit einer Legende wie Rick zu arbeiten, ist die aufregendste Erfahrung meiner Karriere.“ „Die Zusammenarbeit ist phantastisch: Ich bin zuerst nach London gegangen, während Rick in Los Angeles mit J. J. gearbeitet hat, und dann haben wir Stück für Stück die gesamte Produktion nach England nachgezogen.
- Chiang: „Als ich meine Arbeit bei George 2002 beendete, war das das perfekte Ende eines perfekten Traums. Jetzt wieder neu einzusteigen, ist eine weitere Chance, mich wieder dem Krieg der Sterne zu widmen, gerade weil diese neuen Filme näher an Ralph McQuarrie und Joe Johnston dran sind, die mich schon immer inspiriert haben.“
- Chiang hatte nach Episode II aufgehört, selbst zu zeichnen, und die ersten Monate bei Episode VII waren sehr stressig. Immerhin: Er hat sich endlich eine neue Photoshop-Version angeschafft und neue Techniken übernommen. Verglichen mit den Prequels entstehen für Episode VII mehr und bessere Konzeptzeichnungen.
- Für Alzman ist es das Besondere an Krieg der Sterne, sich durch simplere und einfachere Designs von der breiten Masse an Effektfilmen abzusetzen.
- Carter: Krieg der Sterne ist ein Historienfilm in einer weit, weit entfernten Galaxis und nicht einfach nur ein monumentaler Effektfilm.
- Um am Krieg der Sterne zu arbeiten, muss man sich tatsächlich mit der Macht vertraut machen. Carter: „Was würde uns Angst machen, wenn die dunkle Seite zurückkehrte? Was fasziniert uns an der hellen Seite? Was ist die Revelanz dahinter?“
- Gilford: Das 1977er-Titelbild von Cinefantastique mit X-Flüglern und TIE-Jägern stammt von seinem Vater. Als J.J. Abrams das hörte, bestätigte ihn das in seiner Entscheidung für Gilford.
- Die Effektindustrie ist ganz generell eine Art Familienunternehmen: Die Kinder und Neffen von OT-Mitarbeitern arbeiten noch immer in der Branche.
- Bei Episode VII gilt im Zweifelsfall: Was würde Ralph McQuarrie tun? Bei der Modernisierung der X-Flügler wollte Abrams eine Vereinfachung des Designs. Das neue Konzept basiert einerseits auf McQuarries Zeichnung, andererseits auf einem spontanen Einfall von Abrams, die Formen einfacher zu machen.
- Das Kreativteam besuchte vor den Dreharbeiten die Drehorte von Lawrence von Arabien in Jordanien, um sich neue Wüstenvarianten anzusehen.
- Carter: Es war dennoch richtig, nach Abu Dhabi zu gehen, denn der abgestürzte Sternzerstörer hätte vor dem Hintergrund der Berge in Jordanien nicht richtig gewirkt.
- Chiang schuf frühe Konzeptzeichnungen, die Lawrence von Arabien mit abgestürzten Sternzerstörern mischten.
- Die Effekt- und Konzeptmitarbeiter unternahmen in Abu Dhabi Erkundungsflüge, um sich die Dünen von oben anzusehen.
- Riesenspinnen in Abu Dhabi verfolgten die Mitarbeiter vor Ort, nicht etwa um die Mitarbeiter zu stechen, sondern um sich in ihrem Schatten vor der Sonne zu verstecken.
- Der große Konflikt zwischen digitalen und analogen Lösungen ist aus Sicht der Kreativen vorbei: Inzwischen gibt es keine dogmatischen Glaubenskämpfe mehr, sondern die Werkzeuge, die funktionieren, werden auch verwendet.
- Direkt vom Start bei Episode VII mit dabei war auch Dennis Muren, der sich ebenfalls einbrachte, um den neuen Krieg der Sterne visuell zu definieren. Aus Carters Sicht ist die Einfachheit der Originalfilme faktisch nicht wiederholbar, da sich die Technik weiterentwickelt hat. „Mit CG kann man alles machen, und deshalb ist man auch gezwungen, vieles zu tun.“ Die technischen Grenzen haben früher vieles wirklich erscheinen lassen, das heute mühsam im Detail gemacht werden muss.
- Karrieretipps vom Experten: Die Werkzeuge, die man einsetzt, sind nicht entscheidend. Die Grundlagen zählen, und die Fähigkeit, Ideen in Bilder umzusetzen. Ob das dann digital oder analog, in 2D oder in 3D geschieht, ist weniger entscheidend, wenn man es in der Filmbranche schaffen will.
- Wieso gibt es noch TIE-Jäger und X-Flügler in Episode VII? Weil bestimmte Designs innerhalb dieses Universum offenbar funktionieren, und sie komplett zu ersetzen, wäre nicht logisch.
- Gilford: Das Design der neuen Schiffe hat viele Abstufungen durchlaufen, die sich mal mehr und mal weniger weit vom Original entfernt haben.
- In Episode VII gibt es in der Galaxis Orte, die ziemlich heruntergekommen sind, aber auch Orte, die noch relativ ordentlich aussehen. Insgesamt entspricht das Gesamtaussehen in etwa der klassischen Trilogie.
- Der neue Rasende Falke ist eine Art Best-of-Mischung aus den drei verschiedenen Falken-Modellen der klassischen Trilogie und einigen Neuerungen.
- Eine wichtige Rolle bei der Recherche für Episode VII waren das Lucasfilm-Archiv, Doku-Material, Illustrationen, etc.
- Chiang: Episode VII basiert visuell fast ausschließlich auf der klassischen Trilogie. Insgesamt wird die visuelle Evolution aber sichtbar sein, auch was die Zeit vor der klassischen Trilogie angeht.
- Die neuen Sturmtruppen wurden von Michael Kaplan geschaffen und sind ein gutes Beispiel für die visuelle Evolution der Saga, aber auch dafür, dass eben nicht alles in dieser neuen Galaxis heruntergekommen und angeschlagen ist. Die runden Formen und die komplexe Ausrüstung greifen zumindest indirekt also auch auf die Prequels zurück.
- Carter: „Die klassische Trilogie war nicht nur dreckig. Viele vergessen, dass das Imperium schon immer blitzblank war, und auch die Wolkenstadt war kein schmutziger Ort.“
- Nach modernen Anzeigetafeln in Schiffen und ähnlichem gefragt, sagt Carter, „dieser Film ist kein Science-Fiction-Film. Etwas zu tun, weil alle es tun, ist uns nicht gut genug.“ Chiang: „George hat immer gesagt, das ist kein Science-Fiction-Film, sondern eine Art ausländischer Film, eine alternative Realität. Wir müssen uns deshalb fragen, wie diese Realität sich natürlich weiterentwickelt hat. Und das hat nichts direkt mit 70er-Design zu tun.“
- Eine interessante George-Lucas-Aussage von Doug Chiang: „Die Hintergründe müssen verschwinden.“ Hintergründe sollten nicht auffallen, sondern einfach nur echt wirken. Die Leute sollten sich an die Geschichte erinnern, nicht an Kostüme oder Kulissen, weil diese schlichtweg als wahr und echt wahrgenommen werden sollten.
- Carter: „Die Geschichte vom Krieg der Sterne ist die Geschichte einer Weitergabe von Ideen von einer Generation zur nächsten. Wenn Obi-Wan sich von Vader niederstrecken lässt, geschieht das nicht zuletzt, weil er weiß, dass die nächste Generation gerade zuschaut.
Und das war’s von den gewohnt verschwurbelten Kreativen.
Werden dort Neuigkeiten bekannt gegeben ? 😀
Sehr interessant. Habe gehofft, das man den alten Designs der Jäger einfach eine „Weiterentwicklung“ unterziehen würde. Zum Glück. Eine komplettes Neudesign hätte bei den Fans auch nicht funktioniert, bei mir jedenfalls nicht.
Das is ja ein Hammerinterview mit vielen Hintergrundinformationen^^.
Danke ans SWU Team für die ganze Arbeit. Ich weiß das zu schätzen.:)
Ein erfreulich kritischer und ehrlicher Doug Chiang. Hört sich so an, als hätte ihn das Design bei EP1 und 2 selbst nicht gefallen.
@Master Kenobi!
Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Aber selbst wenn es so wäre, sollte Chang einsehen, dass Lucas halt für die Prequels einen älteren Look haben wollte und nicht schon wieder Ties, Sternenzerstörer und Stormtrooper – die hatte Lucas sich sicher für die Sequels aufgehoben, wie man jetzt im neuen Teaser gesehen hat! Ist ja auch in Ordnung so, ich finde diese Art der Abwechslung gut und bin bisher mit fast allem zufrieden, was ich in der Saga gesehen habe – von den bescheuerten Ewoks mal abgesehen! 🙂
Gibt es ein Video von diesem Panel? Thematisch finde ich das bisher am interessantesten.