In wenigen Minuten beginnt das Celebration-Panel mit John Knoll, in dem die inzwischen 40jährige Geschichte von Industrial Light & Magic beleuchtet werden wird. Während unser Darth Duster euch mit Rebellengeschichten unterhält, findet ihr hier gleich John Knolls Geschichten aus 1001 Film.
- John Knoll ist da.
- Los geht’s mit der alles entscheidenden W-Frage: Wieso gibt es ILM überhaupt? Die Antwort: Krieg der Sterne und die Notwendigkeit, Ralph McQuarries Konzeptzeichnungen irgendwie in die visuelle Wirklichkeit zu überführen.
- John Knoll führt die Original-Animatics vor: Ausschnitte aus den alten Kriegsfilmen, die Lucas und Co. für den ersten Kinofilm zusammenschnitten, um einen ungefähren Eindruck von der Schnelligkeit und den Schiffsbewegungen zu bekommen.
- Jetzt zu sehen: Die Oscargewinner im visuellen Effekte-Bereich vor Krieg der Sterne. Damals das Beste vom Besten, aber nicht einmal annähernd das, was George Lucas vorschwebte. Anders sieht es im TV-Bereich aus: Serien wie Thunderbirds are Go, UFO und Space: 1999 kratzten schon in den 60ern am technisch Machbaren mit verkabelten Modellen und Miniaturen.
- Lucas‘ Lösung also hieß ILM, bzw. John Dykstra. Vor Krieg der Sterne arbeitete der an einem Verkehrsprojekt, für das er Teile von Marin County als Modell nachbaute, um mit einer computerkontrollierten Kamera Aufnahmen aus dem Blickwinkel von Autofahrern zu machen.
- Die Motion-Control-Lösung in Verbindung mit der Verwendung mehrerer Bildebenen sorgten bei Krieg der Sterne für eine technische Revolution. Ein wichtiger Teilaspekt dabei: Die Verwendung von VistaVision, da mit diesem Material auch bei mehreren Durchgängen und Kopien weniger Qualitätsverluste auftrat. An sich war VistaVision ein Format, das im Formatkrieg gegenüber CinemaScope und Super Panavision bereits verloren hatte. Das Material war dadurch billiger zu haben, da niemand mehr damit arbeiten wollte.
- Der Printer, der bei Krieg der Sterne zum Einsatz kam, war zuvor zuletzt bei der Arbeit an Die 10 Gebote verwendet und danach eingemottet worden. Dykstra kaufte ihn für gerade einmal 14.000 US-Dollar und nutzte ihn für die Effektrevolution.
- John Knoll erwähnt ein No-Go-Thema: Kampfstern Galactica, das Nachfolgeprojekt von Dykstra nach Krieg der Sterne.
- John Knolls erster Kontakt mit ILM: Er besuchte 1978 eine Messe im Anaheim Convention Center, fand in seinem Telefonbuch im Hotel eine Telefonnummer von ILM und wurde spontan eingeladen, ILM einen Besuch abzustatten, während ILM an den Galactica-Effekten arbeitete.
- Danach stand Knolls Entschluss fest: Ich will bei ILM arbeiten. Jetzt zu sehen: Einige Schnappschüsse von Knolls damaligem ILM-Besuch.
- Mit Das Imperium schlägt zurück erfüllte sich George Lucas seinen langgehegten Traum, ILM nach Norden zu verlagern, was John Dykstra bei Krieg der Sterne noch für nicht ratsam gehalten hatte, da er ständig Zugang zu den örtlichen Filmlaboren haben wollte.
- Während Das Imperium schlägt zurück noch in Arbeit war, wurde die Lucasfilm Computer Division gegründet, die vier große Aufgaben hatte: Digitaler Schnitt (Edit Droid), digitaler Tonschnitt (Sound Droid), digitale optische Drucker (Pixar Imaging Computer und Laser Printer) und Computergrafiken.
- Ein erster Test ist zu sehen: Eine einfache Straße mit Bäumen und einem Regenbogen. Damals das Neueste vom Neuesten, heute eher unspektakulär. Im Kino konnte sich die Lucasfilm Computer Division erstmals mit dem Genesis-Effekt in Star Trek auszeichnen.
- Der nächste große Schritt: Der Glasmann aus Young Sherlock Holmes.
- 2 Wochen, bevor Knoll bei ILM anfing, verkaufte Lucas seine Computer Division dann an Steve Jobs, der daraus Pixar entwickelte.
- 1981 arbeitete ILM erstmals für einen Partner außerhalb von Lucasfilm: Dragonslayer war der Versuch, Bewegungsunschärfe in Stop-Motion-Animationen einzusetzen. Dazu griff ILM ein weiteres Mal auf Motion-Control-Technik zurück.
- Die Schlacht im Sternennebel von Star Trek 2 ist aus John Knolls Sicht bis heute eine der besten Effektarbeiten des Unternehmens.
- Bei Die Rückkehr der Jedi-Ritter entwickelte George Lucas die Animatics-Technik weiter: Videomatics waren sehr simple Testaufnahmen, um bewegungsintensive Sequenzen vorab zu visualisieren.
- Der nächste große Sprung war Willow, wo erstmals die Morphing-Technik eingesetzt wurde, die später bei Terminator 2 intensiv eingesetzt wurde.
- Terminator 2 war ein enormes Risiko, da die Effekte hier eine wesentliche Rolle im Film einnahmen. Hätte die Warping- und Morphing-Technik hier nicht funktioniert, wäre James Cameron ohne Film dagestanden.
- Bei Jurassic Park sollten zunächst Stop-Motion-Aufnahmen mit CG-Bewegungsunschärfe zum Einsatz kommen. Ein Test von Dennis Muren, die Dinosaurier direkt mit Computereffekten umzusetzen, sorgte dann für die Totalumstellung in Richtung Computereffekte.
- Ein Wendepunkt für ILM war Die dunkle Bedrohung: Man sieht bis heute eine klare Trennlinie zwischen Filmen, die vorher herauskamen und allem, was später kam, u.a. aufgrund der bloßen Masse von Effekten.
- Mehrere neue Technologien und Abläufe wurden für Die dunkle Bedrohung entwickelt: Computeranimierte Kleidung, neue Methoden, massenweise Droiden in Stücke zu hacken, usw. Trotzdem war Die dunkle Bedrohung bei weitem nicht so von Computereffekten dominiert, wie viele glauben. John Knoll: Die dunkle Bedrohung war der modell- und miniaturenreichste Film, den ILM je bearbeitet hat.
- Der nächste Schritt nach Die dunkle Bedrohung war The Perfect Storm, wo es erstmals gelang, CG-Wasser glaubhaft umzusetzen. „Inzwischen sind wir für unsere Wasseraufnahmen bekannt.“
- Bei A.I. – Künstliche Intelligenz kamen erstmals Vor-Ort-Visualisierungstechniken zum Einsatz, mit denen der Regisseur und seine Mitarbeiter live sehen konnte, was später anstelle der Bluescreens zu sehen sein würde.
- Digitale Doppelgänger wurden für Lemony Snicket perfektioniert: Wenn ein Schauspieler sich zuvor beim Einscannen seines Kopfes bewegte, war der Scan meist ruiniert. Für diesen Film musste ein Baby gescannt werden, das selbstverständlich nie stillsitzen würde. Mit in Reihe geschalteten Kameras konnte trotzdem ein perfektes digitales Double erstellt werden.
- Wichtig für ILM war Jarhead, wo die Bildkompositionstechnik enorm verbessert wurde. Das Ergebnis: Quasi unsichtbare Effekte an Stellen, die man nie für einen Effekt halten würde.
- Bei Die Rache der Sith setzte George Lucas voll auf digitale Kulissen, um mehr Schauplätze zu zeigen, ohne deshalb enorme Mengen von Sets zu bauen, die dann nur in einer Szene zu sehen wären.
- Bei Mission Impossible: 3 hatte J. J. Abrams große Probleme mit dem Smog in Schanghai. Deshalb wurden diverse Szenen bei ILM gedreht, wo ein digitales Schanghai entstand. Auch die Szene auf der Brücke im Film entstand nicht wirklich auf einer Brücke, sondern mitten in der Wüste.
- Poseidon führte die Entwicklung fort, die für ILM mit Perfect Storm begonnen hatte: Die Wassersimulationen wurden weiter verbessert und in neue Dimensionen überführt.
- Fluch der Karibik 2 löste ein Problem, das bei Fluch der Karibik aufgetreten war: Damals hatte man kostümierte Schauspieler gedreht und sie von Hand in den Szenen überarbeitet, in denen sie Zombiepiraten sein sollten. In Fluch der Karibik 2 setzte man stattdessen auf Performance-Capturing, das in jeder Situation und auf jedem Set eingesetzt werden konnte. I-Mo-Cap setzte auf Motion-Capturing-Markierungen an Kostümen und in den Gesichtern der Darsteller und vereinfachte die Dreharbeiten enorm. „Diese Filme haben Riesenspaß gemacht.“
- Bei den Transformer-Filmen musste ILM mit Figuren klarkommen, die aus 10.000 Einzelteilen bestanden. Deshalb entwickelte ILM ein neues System, das es den Animationskünstlern ermöglichte, jeden beliebigen Teil einer Figur spontan zu bewegen und zu verändern.
- Was die meisten Leute bei Transformers übersehen, ist, dass nicht nur die Figuren digitale Effekte sind, sondern auch die meisten Hintergründe und Umgebungen.
- Bei Iron Man entwickelte ILM eine digitale Version der Rüstung, die so überzeugend war, dass selbst Jon Favreau in einigen Szenen nicht mehr sicher war, ob er gerade den echten Iron Man oder die digitale Umsetzung sah.
- Für Avatar lieferte ILM vor allem Explosionen und musste dafür alle davon betroffenen Elemente direkt kontrollieren. Dazu wurden diverse neue Feuersimulationstechniken entwickelt.
- Rango war ein Projekt, das John Knoll zunächst nur ungern übernahm: Er wollte reale Effekte kreieren, nicht pixar-ähnliche Trickfilme. Gore Verbinski war ebenfalls interessiert, einen Trickfilm zu drehen, der anders aussah als alles bisher im Animationsbereich dagewesene.
- In Avengers kamen vor allem digitale Umgebungen zum Einsatz: Die gesamte Stadt New York ist ein einziger großer Effekt. Alle Hintergründe bei der Schlacht am Ende stammen aus dem Computer, und auch der Hulk ist natürlich digital.
- The Lone Ranger baute bei der Zug-Verfolgungsjagd ebenfalls voll auf digitale Schauplätze. Die gesamte Natur hier ist eine Computersimulation.
- Die Schöpfungssequenz in Noah ist laut John Knoll die komplexeste Sequenz, die ILM je produziert hat.
- Damit endet das Panel von John Knoll mit einem kurzen Ausblick auf die Zukunft. Natürlich mit dabei: Das Erwachen der Macht im Dezember! 🙂
Danke, dass auch jemand über dieses interessante Panel berichtet.
Für Star Trek war uns ist ILM noch immer essentiell. LFL – Grapihics Division – Pixar – Disney – LFL; so schließt sich der Kreis.
Kaero hat es ja immer wieder erzählt, aber ich habe es ihm nie wirklich geglaubt. TFM war der miniaturenreichste Film. Da habe ich wieder was gelernt. Dann frage ich mich, wie sie es zusammenbrachten, dass der Film so "billig", einfach unecht aussah.
Weiß jemand, ob JJA immer mit ILM zusammenarbeitet? Wusste nicht, dass ILM bei MI3 dabei war.
Welche Ausblicke, abseits von TFA, gab es denn?
Wurde das Panel ausgestrahlt? Ich kann im LiveStream nix finden 🙁
@Sherlock:
Edit-Button kaputt? 😀
Ansonsten ein wirklich aufschlussreiches Panel, da wäre ich gern live dabei gewesen
@Sherlock:
Ich hab das ja nicht immer nur erzählt, sondern auch Quellen angegeben, wie zum Beispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=toFOhKVouCg
Oder sehr interessant und umfangreich:
http://boards.theforce.net/threads/practical-effects-in-the-prequels-sets-pictures-models-etc.50017310/
Ob die "billig oder unecht" ausschauen, ist natürlich eine subjektive Sicht.
Was man sagen kann (hab das in einem Buch von John Knoll gelesen), und ohne es hervorzukramen, bestand Lucas auf die Verwendung spezieller Filter für die Kameras.
Man kann auch den Umstand dafür verantwortlich machen, dass TPM einfach der erste Film war, mit dem ILM in Dimensionen vorgestoßen ist, die vorher nicht mal denkbar waren. Quasi TPM als Prototyp, von dem die nachfolgenden Filme (nicht nur SW) profitieren und rein optisch besser ausschauen.
Abrams arbeitet eigentlich immer mit ILM zusammen. Da bildet sich oft eine jahrelange Zusammenarbeit: Michael Bay, Gore Verbinski arbeiten auch meist mit ILM zusammen. Steven Spielberg hat fast 30 Jahre mit ILM gearbeitet, geht aber seit Indy IV andere Wege, hauptsächlich arbeitet er jetzt mit den britischen Effektschmieden zusammen.
Danke für den schönen Überblick.
Einige Punkte des sehr interessanten Panels wurden auch schon in der Doku "ILM Creating The Impossible" angesprochen. Leider geht die Doku nur bis Star Trek (2009), ist aber auf jeden Fall einen Blick wert.
https://www.youtube.com//watch?v=eDoVcGPw_3o