Das Buch Out of the Shadows ist der geistige Nachfolger des Young Aduld Romans aus der ersten Veröffentlichungswelle zur Hohen Republik, Into the Dark, bzw. In die Dunkelheit. Diesmal ist jedoch nicht die in der Star Wars Literatur sehr beliebte Genrekönigin Claudia Gray am Werk, sondern Justina Ireland, die zuvor den Jugendroman A Test of Courage (deutsch: Die Mutprobe) geschrieben hat. Der Wechsel der jeweiligen Autor*innen innerhalb des High Republic Literaturprojekts setzt sich damit weiterhin fort. Wir waren sehr gespannt, wie es der Autorin gelungen ist, den beliebten Jedi-Padawan Reath Silas weiterzuschreiben, ihre eigene etablierte Protagonistin Vernestra Rwoh einzuflechten und neue Charaktere gleichzeitig zu integrieren. Das Setting aus bekannten, beliebten Charakteren in Verbindung mit einer neuen, interessanten Protagonistin weckte in uns so einige Hoffnungen.
Wir durften Out of the Shadows vorab lesen und bedanken uns dafür recht herzlich bei Disney Publishing. Nachfolgend schildern wir euch spoilerfrei unsere Eindrücke.

Here we go again(?)
Auf dem ersten Blick wirkt das Setting dieses Buches doch recht ähnlich zur Ausgangslage seines Vorgängers. Eine Gruppe von vier Jedis, je zwei aus den Büchern A Test of Courage (Jedi-Ritterin Vernestra Rwoh und ihr Padawan Imri Cantaros) und Into the Dark (Jedi-Padawan Reath Silas und sein Meister Cohmac Vitus), begibt sich zusammen mit einer nicht machtsensitiven Frachterbesatzung auf zu fernen Welten. Diesmal jedoch nicht mit der charismatischen Besetzung der Schiff, sondern mit Sylvestri Yarrow, einer selbstständig tätigen Frachterpilotin, die versucht, das Familiengeschäft nach dem Tod ihrer Mutter am Laufen zu halten. Existenziell bedroht durch eine Attacke der Nihil, welche fast tödlich für sie verlaufen wäre, versucht sie ihr Glück durch die Übernahme eines lukrativen Auftrags wieder zu erlangen.
So ähnlich die Ausgangslage ist, es entwickelt sich jedoch eine gänzlich andere Geschichte, die auch andere Motive bedient. Das Buch hat eine spannende politische Dimension, welche die Galaxis zur Zeit der Hohen Republik nun noch facettenreicher macht und Elemente einführt, die vorher keine Rolle spielten. Auch die Antagonisten spielen nun eine deutlich größere Rolle, als im ersten Young Adult Roman, was das Buch spannender und reichhaltiger macht.
Buntes Charakterpotpourri
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- Konzeptbild von Sylvestri Yarrow
Quelle: starwars.com
Für alle Fans des Romans Into the Dark von Claudia Gray war es natürlich eine Freude, Reath Silas und Meister Vitus wieder in Aktion erleben zu können. Ireland ist es gelungen, die Charaktere nicht nur kompetent von
Gray aufzunehmen, sondern unserer Meinung nach sinnvoll weiterzuentwickeln. Gleiches gilt für ihre eigene Figuren, Vernestra Rwoh und Imri Cantaros. Beide sind für die Lesenden von A Test of Courage wieder zu erkennen,
entwickeln sich im Verlauf der Handlung jedoch merklich weiter. Hier hat die Autorin gute Arbeit geleistet. Sie hat jedoch nicht nur auf ein Portfolio bekannter und etablierter Charaktere für ihre Geschichte zurückgegriffen, sondern auch neue ausgearbeitet. Besonders gut gelungen ist dabei die Hauptprotagonistin des Buchs, Sylvestri Yarrow. Sie hat eine besondere Charaktertiefe erhalten und die Lesenden sind deutlich angehalten, mit ihr mitfühlen zu können.
Wir treffen erfreulicherweise auch ein paar bekannte Antagonisten wieder und lernen neue kennen, auf diese wollen wir aus Spoilergründen hier nicht eingehen, um euch den Spaß und die Spannung des Buches nicht zu nehmen. Wir möchten aber erwähnen, dass es Ireland auch hier gelungen ist, Tiefe in den Motivationslagen der handelnden Personen reinzubringen. Aber keine Sorge! Wir haben zwar einige handelnde Personen, aber es entsteht nicht die Unübersichtlichkeit aus Das Licht der Jedi, was auch daran liegt, dass das Buch linear geschrieben ist und nur ab und an anderen Blickwinkel einbaut.
Inhalt und Struktur
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- Konzeptbild zu Vernestra Rwoh
Quelle: starwars.com
Und damit kommen wir zur Struktur des Buchs. Die Geschichte wird fortlaufend erzählt und wechselt dabei ab und an die Perspektive zwischen Protagonisten und Antagonisten. Dadurch wird von Anfang an eine intensive Spannung aufgebaut und gerade im letzten Drittel haben die Lesenden dann den bis dahin liebgewonnen Held*innen einen Wissensvorsprung, was natürlich nochmal den Spannungsbogen erhöht. Dabei ist dem Buch aber anzumerken, dass das Ziel der Weg ist und nicht umgekehrt. Der große Knall findet am Ende statt und dieser ist dann, gemessen an der Herleitung des erzählerischen Klimax, recht kurz und knapp.
Das ist aufgrund der Qualität der Herleitung jedoch kein Problem. Die Hohe Republik wird politischer und wir verbringen viel Zeit auf Coruscant. Die Jedi und unsere Hauptprotagonistin müssen sich dabei nicht nur mit einer wohl bekannten Senatorin der Ära herumärgern, sondern auch mit hohen Tieren der Konzernwelt. Dabei ist wohl alles auch nicht so, wie es zu sein scheint. Oder? Es ist undurchsichtig im positiven Sinne, denn die Verflechtungen sind bereits zu dieser Zeit weit verwoben und wir bekommen hier einen guten Eindruck davon. Das nimmt aber nichts von der Spannung, denn das Tempo bleibt hoch, auch wenn die Autorin sich, Young Aduld typisch, viel Zeit für Charakterentwicklung und innere Konflikte der handelnden Personen nimmt. Diese sind aber sehr vielfältig und beschäftigen sich mit unterschiedlichen Themen. Hierbei sticht auch weiterhin der innere Konflikt der sehr jungen Jedi-Ritterin Vern heraus, der, neben ihrer zweifelhaften(?) Lichtschwertanpassung, um eine weitere Dimension erweitert wird. Ihren Weg werden wir weiter mit großem Interesse verfolgen…
Welche Relevanz hat das Buch?
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- Walmart Variant Cover von Out of the Shadows
Wir haben uns bewusst damit zurückgehalten, auf den Plot einzugehen, da wir diesen als sehr relevant für die Zeit nach den Ereignissen aus The Rising Storm halten. Während Into the Dark recht parallel zum Hauptwerk der ersten Welle lief und die Aufgabe hatte, die Drengir als Bedrohung des Äußeren Randes einzuführen, fühlt sich Out of the Shadows noch wichtiger an. Wir begleiten die Jedi sowohl bei der emotionalen Bewältigung der Ereignisse des „großen Bruders“ als auch bei den nachfolgenden Plänen. Außerdem bekommen wir eine Idee davon, welche Bedrohung nun am Horizont wartet. Somit scheint das Buch eine noch gewichtigere Rolle in der Veröffentlichungsstrategie einzunehmen. Deshalb legen wir auch allen, die die High Republic verfolgen, diesen Roman ausdrücklich ans Herz, auch wenn man sich nicht der Gruppe der „Young Adults“ zugehörig fühlt.
Damit kommen wir aber zu einem faktischen Problem: Im englischsprachigen Raum kommt Out of the Shadows natürlich auch deshalb nicht zufällig erst einen Monat nach The Rising Storm in den Handel. Der Roman spielt einige Zeit nach den Ereignissen und spoilert sie daher noch mehr, als es Into the Dark mit Light of the Jedi tat. Somit raten wir allen, erst das Buch von Cavan Scott zu lesen, was euch viel Geduld abverlangen wird, da Aus den Schatten beriets Ende September auf Deutsch erscheinen wird. Der zweite Erwachsenenroman der Hohen Republik wird allerdings leider erst im Jahr 2022 hierzulande erwartet.
Dafür kann die Autorin allerdings nichts, weshalb wir das Fazit auch nicht negativ schließen möchten. Out of the Shadows ist ein tolles Buch mit interessanten neuen und alten Charakteren, die eine Aufgabe zu lösen haben, welche herausfordern und spannend zugleich ist. Dabei werden alle handelnden Personen ordentlich auf die Probe gestellt und die Galaxis zur Zeit der Hohen Republik bekommt durch politische Manöver mehr Tiefe, als sie vorher hatte. Auch einige Geheimnisse um die Nihil herum werden gelüftet, wodurch die Wichtigkeit des Werks auch nochmal deutlich steigt. Deshalb ist das Buch von Justina Ireland sehr toll und dann doch unser heimlicher Favorit auf das beste Buch der zweiten Veröffentlichungswelle!

Out of the Shadows von Justina Ireland erscheint als Hardcover auf 352 Seiten zum Kostenpunkt von ca. 16,00 € und kann hier bei Amazon.de bestellt oder hier bei Thalia bestellt werden.
Auch die deutschsprachige Variante kann bereits vorbestellt werden. Diese findet ihr auch auf amazon.de.

@Anagro: Wieder einmal eine tolle Rezension, die Laune auf das Werk macht (wenngleich ich mich auf die Del-Rey-Bücher doch mehr freue als auf die YA-Romane) und eine schöne Ergänzung auch zu den Kolleg*innen der Jedi-Bibliothek. Dass ich noch einige Zeit darauf warten muss, OotS zu lesen, ist für mich verschmerzbar, da ich aktuell noch zwei etwas ältere Romane zu lesen habe und dann über den Sommer mit LotJ, Into the Dark und Dooku: Jedi Lost noch genug zu tun haben werde. Und eigentlich steht Knight Errant schon seit Jahren bei mir auf der Wunschliste …
Es freut mich wirklich sehr, das Out of the Shadows auch hier so gut ankommt. Meine Vorfreude steigert sich also noch weiter. Persönlich fand ich ja Into the Dark schon gut, da freut es mich umso mehr, zu lesen, dass die Relevanz der Ereignisse im zweiten YA Roman nochmal höher gewertet werden. Jetzt muss nur noch das Buch den Weg zu mir nach Hause finden.