Am 28. April 2023 wird das Videospiel Star Wars Jedi: Survivor erscheinen, dessen Handlung rund fünf Jahre nach der des Vorgängers, Star Wars Jedi: Fallen Order, spielen wird. Was in der Zwischenzeit der Crew der Stinger Mantis um Hauptprotagonist Cal Kestis geschah, soll der Roman Star Wars Jedi: Battle Scars von Autorin Sam Maggs erzählen. Ähnlich wie Jedi: Fallen Order mit der Mini-Comic-Reihe Der dunkle Tempel, erhält damit auch Jedi: Survivor eine literarische Vorgeschichte.
Ob das Buch die Vorfreude auf den nächsten Videospielblockbuster von Entwickler Respawn und Publisher Electronic Arts anheizen und die Fans, die den Vorgänger Titel vor knapp 3 Jahren zuletzt gespielt haben, sinnvoll abholen kann, wird in unserem nachfolgenden Review auf die Probe gestellt.
Star Wars Jedi: Battle Scars
Der Funke der Handlung
Battle Scars erscheint am 07. März 2023 und stammt aus der Feder von Autorin Sam Maggs. Dieses Buch ist die erste offizielle Berührung von Maggs mit dem Star Wars Universum, wenn man ihren kurzen Abstecher zum noch nicht veröffentlichten Remake von Star Wars: Knights of the Old Republic aus lässt. Bisher schrieb sie für andere Franchises, auch für Videospiele.
Battle Scars wirft uns zu Beginn seiner Erzählung ohne langes Geplänkel sofort in Action. Die altbekannte Crew der umfunktionierten Luxusyacht namens Stinger Mantis befindet sich am Anfang einer Routinemission. Nach den Ereignissen von Fallen Order beschäftigen sich Cal Kestis, der Hauptprotagonist des Videospiels und seine Crew vor allem mit der Kopfgeldjägerbande, die mit Spiel eingeführt wurde. Die Haxion-Brut ist nicht nur im Spiel ein immer wieder herausfordernder Gegner, sondern ist auch danach immer wieder im Scharmützel mit unseren Held:innen. Folgerichtig befinden wir uns auf einer Mission, um der Haxion-Brut einen entscheidenden Schlag zu versetzen und dabei die permanente Rückverfolgung der Mantis zu unterbinden.
-
- Cal Kestis in Star Wars Jedi: Fallen Order
Der Autorin gelingt es am Anfang des Buches, die Charaktere und deren Ausganspunkte organisch mit der Handlung zu verbinden. Wir erleben die Geschehnisse fortwährend aus verschiedenen Perspektiven und lernen durch die Gedankenwelt der handelnden Personen sehr viel über ihre Vergangenheit, ihre Motivation und ihre inneren Zwiste. Vor allem zu Beginn des Romans werden durch konkrete Tätigkeiten die Stärken der Crewmitglieder nochmal herausgestellt und immer wieder sinnvoll mit vergangenen Ereignissen aus dem Spiel verbunden. So gelingt es, Leser:innen abzuholen, die das Spiel nicht gespielt haben, als auch Fans des Spiels wieder in die Welt zu ziehen. Wir erleben Cal dabei, wie er typischerweise sich durch die Welt hangelt, klettern und springt, dabei sowohl Selbstgespräche führt, als auch mit seinem beliebten Droiden BD-1 interagiert. Über Funk halten natürlich auch die anderen Crewmitglieder Kontakt. Greez Dritus, der lateroanische Pilot ist ein Flieger-Ass, Cere Junda ist inzwischen Cals neue Jedi-Meisterin und eine begabte Hackerin und Merrin, die dathomirianische Nachtschwester ist aufgrund ihrer Magie eine perfekte Infiltratorin und Aufklärerin. Während sich Fallen Order natürlich hauptsächlich mit Cal Kestis und seiner Vergangenheit beschäftigt, steht in diesem Roman vor allem Merrin neben Cal in der Hauptrolle. Auch die Vergangenheit der anderen Charaktere wird punktuell betrachtet, aber die Nachtschwester ist eindeutig eine Hauptprotagonistin des Buchs. Und dabei natürlich auch eine sehr interessante. Mit ihrer Magie und der Vergangenheit ihres Ordens ist sie duchaus eine Nutzerin der dunklen Seite der Macht und damit eigentlich ein Gegenpol zu Cal. Gleichzeitig ist sie keine Anhängerin der dunklen Seite, sondern möchte am Imperium die Auslöschung ihrer Schwestern rächen. Was das Spiel nicht wörtlich aussprach, leistet dabei das Buch. Kein geringerer als General Grievous persönlich ist verantwortlich für die Auslöschung der Nachtschwestern und Merrin leidet weiterhin sehr unter den Verlusten.
-
- Nachtschwester Merrin in Star Wars Jedi: Fallen Order
Das Buch leistet sehr viel Charakterarbeit für Merrin. Sowohl ihre Vergangenheit, als auch ihr aktueller innerer Kampf mit ihrer Situation, weit entfernt von ihrem Heimatplaneten und schwindender magischer Fähigkeiten, wird beleuchtet. Dabei braucht sie einen neuen Funken, der ihre eigene Leidenschaft neu entfacht. Dieser Funke wird aus einer romantischen Verbindung und für die dunkle Seite der Macht typische negative Gefühlsausbrüche geboren. Damit steht anschließend auch der gesamte Zusammenhalt der Crew auf Probe
Die Narbenbildung
Und damit sind wir auch in der Geschichte des Romans. Die Infiltration und Zerstörung der Basis der Haxion-Brut gelingt zwar, jedoch trifft die Crew auf eine imperiale Deserteurin, welche mit der Mantis ausgeflogen wird. Diese genießt zwar nicht das Vertrauen von Greez, jedoch das Mitleid von Cal und das Interesse von Merrin. Es entspinnt sich eine Geschichte Rund um die Themen Vertrauen, Motivation und Zusammenhalt. Im Fokus steht ein Wettrennen um die Erbeutung einer mächtigen Waffe. Über einen interessanten Mittelsmann bekommt die Crew der Stinger Mantis den Auftrag, die Baupläne eines alten, mächtigen Artefakts im Kampf gegen das Imperium zu erbeuten. Aber nicht nur unsere Held:innen haben diesen Auftrag bekommen, sondern auch der große Antagonist des Romans, der fünfte Bruder. Damit ist die Fallhöhe gesetzt: Welche Seite erhält die Waffen, die den Kriegsverlauf entscheidend beeinflussen kann? Das Imperium im Kampf gegen die aufkeimenden rebellischen Zellen oder der Mittelsmann, der vorgibt, für die Gegenkräfte aktiv zu sein? Ist ihm zu trauen?
Uns erwarten in dem Buch nicht nur sehr interessante Monologe und Charakterbildung, sondern auch waschechte Action. Ob Kämpfe gegen Handlanger des Imperiums oder natürlich – nein, kein Spoiler – Lichtschwertaction zwischen Cal und dem fünften Bruder der Inquisition. Dabei entwickelt sich eine spannende Geschichte, die nicht nur von der Handlung lebt, sondern interessante Fragen zwischen den Figuren bearbeitet. Schließlich handelt es sich nicht um eine homogene Gruppe Gleichgesinnter, sondern die Crew der Stinger Mantis ist eine sehr heterogen zusammengestellte Gemeinschaft mit unterschiedlichen Motivationen, die an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Oder tun sie das wirklich? Der Roman stellt und beantwortet diese tiefgründigen Fragen.
Dabei entstehen während der Handlung nicht nur körperliche Narben, sondern auch mentale. Beide gilt es zu heilen.
Das Fazit
-
- Der fünfte Bruder der Inquisition
Der Roman hat uns ausgesprochen gut gefallen. Wir erleben eine Handlung, die an sich nicht sonderlich originell ist, aber ein paar interessante Wendungen bereit hält, die man so nicht kommen sieht. Viel spannender aus unserer Sicht ist jedoch die Charakterarbeit und der innere Blick auf die Protagonist:innen und die Crew als soziales Gebilde. Autorin Sam Maggs versteht es, eine sehr tiefgründige und interessante Merrin zu zeichnen und dabei den Hauptprotagonist der Videospielreihe nicht aus dem Blick zu verlieren. Tolle innere Monologe und teilweise herzzerreißende Dialoge lassen die Charaktere sehr organisch wirken und zeigen ein komplexes soziales Gebilde in einer Tiefgründigkeit, die ein Videospiel nicht darstellen kann. Somit handelt es sich nicht einfach nur um ein schnödes Videospiel in Romanform, sondern die eigenen Stärken des Mediums werden konsequent ausgespielt.
Da wir das Spiel gespielt haben, fanden wir uns sofort in der Welt und dem Stand der Charaktere zurecht. Gleichzeitig sind wir der Meinung, dass der Roman auch für Menschen funktionieren kann, die keine Videospiele spielen, da die wichtigsten Ergebnisse immer wieder dann, wenn sie passen, eingestreut werden. Beispielweise Cere Jundas Ausflug auf die dunkle Seite zur Rettung von Cal Kestis. Dadurch verstehen wir, warum Cere immernoch an dieser Sache zu knabbern hat.
Ob das Spiel Vorarbeit für Jedi: Survivor leistet kann insofern noch nicht abschließend eingeschätzt werden, als dass wir von der Handlung des Spiels noch recht wenig wissen. Der Roman beschäftigt sich eher mit der Etablierung bekannter Personen und deren Vergangenheit, als dass in die Zukunft geschaut wird.
Dass es sich aber um einen tollen Roman im Anschluss an Jedi: Fallen Order handelt, dessen sind wir uns sicher und empfehlen das Buch daher allen Fans des Videospiels!
Insgesamt ist es ein sehr guter Star Wars Roman mit den Themen Macht, Zusammenhalt und Freundschaft ohne dabei die Action zu vergessen. Allerdings sei gesagt, dass man im Roman sehr viel Zeit mit der inneren Gedankenwelt von Cal, Merrin, Cere und Greez verbringt.
Wir bedanken uns bei Penguin Random House für die Versorgung mit dem Rezensionsexemplar. Star Wars Jedi: Battle Scars erscheint am 07. März 2023 im englischen Hardcover und kann für 30 EUR auf Amazon.de und Thalia.de vorbestellt werden.
0 Kommentare