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Literatur // Rezension

SWU-Rezension: Das Buch der Schmuggler

Ein neues In-Universum-Buch aus dem Hause Panini

Das neuste In-Universum-Buch aus der Reihe der Überlieferten Handschriften ist den Schmugglern gewidmet. Obwohl dies an sich bereits der sechste Band der Reihe ist, stellt Das Buch der Schmuggler erst den zweiten Teil dar, der dem offiziellen Kanon angehört. Das Buch selbst unterscheidet sich aber nicht nur durch seine Kanonebene, sondern auch in seiner Aufmachung sehr von den ersten vier Legends-Teilen, worauf ich später näher eingehen werde. Geschrieben wurde der Band vom Autor der restlichen Reihe Daniel Wallace.

Das Buch der Schmuggler - Cover

Der Inhalt (oder die In-Universum-Entstehung des Buches)

Das Buch wurde in den dunklen Tagen des Imperiums von Maz Kanata zusammengestellt. In erster Linie wollte Maz Informationen über die fünf Syndikate der Unterwelt festhalten und zum anderen eine Karte der Galaxis überliefern, die – jeweils anhand von acht Koordinaten – auf verschiedene Datenlogs verweist, in denen sich unschätzbares Wissen und Reichtümer aus ihrer Zeit als Piratenkönigin befinden. Damit nimmt die Geschichte ihren Lauf und das Buch fällt in viele verschiedene Hände berühmt-berüchtigter Figuren, darunter Dr. Evazan, Dryden Vos, die Irving-Brüder, Lando Calrissian, Hondo Ohnaka, Doktor Aphra, Sana Starros und der Meister-Kodeknacker. Wie gewohnt erweitert jeder Besitzer den Band ein kleines Stück weiter, bis er kurz vor den Ereignissen in Episode VII: Das Erwachen der Macht in die Hände von Han Solo fällt.
Neben den Einträgen, Karten, Werbeblättern oder Steckbriefen zeugen immer mal wieder Anmerkungen am Seitenrand von den vorherigen Besitzern des Buches. Das Buch der Schmuggler erzählt damit nicht nur seine eigene Geschichte, sondern auch die der Galaxis mit all ihren Veränderungen.

Das Buch der Schmuggler - Vorschau Seite 1

Die Aufmachung (oder die Unterschiede seiner Vorgänger)

Das Buch der Jedi, Das Buch der Sith, Das Buch der Kopfgeldjäger und Das Handbuch der Imperialen Streitkräfte, die alle zum Legends-Bereich zählten, waren in verschiedene Hauptkapitel unterteilt und stellten ein Nachschlagewerk dar, welches die im Titel genannte Personengruppe zurate ziehen konnte. Mit dem Buch der Rebellen wurde dieses Konzept bereits aufgebrochen, da hier stattdessen eine chronologische Aneinanderreihung von Aufzeichnungen, Dokumenten, offenen Briefen und Missionen überliefert wurde.
Das Buch der Schmuggler geht nun noch einen Schritt weiter und bricht den starren Verlauf von immer wiederkehrenden Elementen auf. Das Buch selber ist dabei als fortlaufende Chronik gestaltet, in der jede Person das Buch für seine individuellen Bedürfnisse (miss-)braucht. Der Leser findet darin deshalb Cocktail-Rezepte, Tipps von Lando, wie man besten Geld auf Canto Bight verdienen kann, die vollständige Planung des Zugüberfalls von Tobias Beckett, einzelne Schicksalsschläge oder den persönlichen Nachruf eines Gangsters auf einen anderen. Den roten Faden bildet dabei die Suche nach Maz Kanatas Hinterlassenschaften unter der Herrschaft des Imperiums, der neuen Republik und am Ende unter dem sich immer deutlicher abzeichnenden Schatten der Ersten Ordnung.

Das Buch der Schmuggler - Vorschau Seite 2

Die Randkommentare des Meister-Kodeknackers wirken zunächst eher überflüssig, bilden am Ende aber doch noch eine interessante Nebengeschichte. Die Tatsache, dass Han Solo in über 40 Jahren gleich drei Mal der Besitzer des Buches war, ist sowohl für sich genommen witzig, als auch interessant gelöst.
Jeder Eintrag des Buchs zeichnet sich durch eine eigene Schriftart und seine eigene Grammatik aus. Gerade wenn man bedenkt, dass in unserer Welt ein einzelner Autor das komplette Buch geschrieben hat, ist wirklich bemerkenswert, wie oft es ihm gelungen ist, den Ton zwischen den Zeilen zu wechseln. Als Leser erkennt man den großspurigen Han wieder, den überheblichen Hondo Ohnaka oder den selbstverliebten Lando, der den Besitz des Buches aufgibt, um eine Frau zu beeindrucken. Das Ende einiger Geschichten bleibt offen, während andere auf bestimmte Comics, Bücher oder Serien verweisen. Wer diese gelesen oder gesehen hat, erlebt damit allerlei Aha-Effekte beim Lesen. Han Solo gelangt, wie schon erwähnt, dreimal in den Besitz des Buches: Kurz nach Solo: A Star Wars Story, wenn er den Korsalflug des Falken festhält, ein zweites Mal während der Zeit bei den Rebellen nach Episode IV: Eine neue Hoffnung und ein letztes Mal kurz vor Episode VII: Das Erwachen der Macht. Allen drei Einträgen ist Hans Autorenschaft deutlich anzumerken, vor allem aber gelingt es Daniel Wallace, in Stil und Inhalt darzustellen, dass Han seine Beiträge in sehr unterschiedlichen Phasen seines Lebens schreibt.

Das Buch der Schmuggler - Vorschau Seite 3

Der Hauptteil des Buches (über 100 Seiten) ist den dunklen Tagen des Imperiums gewidmet. Viele Passagen enthalten Anspielungen und/oder direkte Verweise auf Solo: A Star Wars Story, was für Fans, die mit dem Film nicht so viel anzufangen wussten, ein Manko darstellen könnte. Auch hier tauchen aber diverse interessante Nebencharaktere auf und das Buch liefert einen Querschnitt durch alle berühmten Schmuggler und Gangster der Galaxis.

Der Einband (oder was man wirklich vermisst)

Panini hat diesmal dickeres Papier für den Druck verwendet, als noch bei Das Buch der Rebellen. Die Seiten lassen sich dadurch besser umblättern und die ganze Aufmachung wirkt deutlich hochwertiger. Auch der Einband ist griffiger und durch die Prägung auf der Vorder- und Rückseite sehr wertig, sodass man hier ein Schmuckstück für seine Sammlung erwirbt.
Ein Wermutstropfen ist, dass das Buch von seinem Inhalt her ideal dafür geeignet wäre, herausnehmbare Elemente zu liefern. Wie oben bereits erwähnt, enthält das Buch Zeitzeugnisse wie Zeitungsartikel, Visitenkarten, Steckbriefe uvm., die alle aber nur abgebildet (gedruckt sind). Wären diese Dinge herausnehmbar, wäre die Authentizität des Buches noch höher. Ein wunderbares Beispiel für ein solches Leseerlebnis ist S. von J.J. Abrams und Doug Dorst.

Die Jedi behaupten, es gäbe eine helle und eine dunkle Seite der Macht. Vielleicht sollten wir anfangen, die Galaxis in die kluge und die dumme Seite zu unterteilen. Ich bin sicher, letztere Gruppe wäre deutlich größer als erstere.
– Loonoo – Seite 43

Fazit (oder ob sich ein Kauf wirklich lohnt)

Nach sechs In-Universum-Bücher hat es Daniel Wallace geschafft, der Reihe einen wirklich interessanten und strukturell neuartigen Band hinzuzufügen. Zwar ist er seinem Grundkonzept treu geblieben, hat es aber gleichzeitig einem kompletten Update unterzogen. Wo die anderen Bücher in ihren Einträgen eine Geschichte erzählen, ist Das Buch der Schmuggler selbst eine. Auch wenn die Randbemerkungen etwas uninteressanter sind, als bei den vorangegangenen Büchern, hebt sich der Band durch seine facettenreichen Einträge definitiv von allen anderen ab. Alleine die Vielzahl der Charaktere, die ein wahres Who is Who der Unterwelt im Star-Wars-Universum darstellen, sorgt für beste Unterhaltung.
Wer sich auf den Stil und die Schreibweise einlassen kann und sich nicht daran stört, das Ende der ein oder anderen Teilgeschichte nicht auf dem Präsentierteller serviert zu bekommen, wird mit einem tollen In-Universum-Buch belohnt, das immer wieder zum Reinschnuppern einlädt.

Das Buch der Schmuggler - Vorschau Seite 4

Das Buch der Schmuggler ist ab morgen überall im Handel erhältlich, kostet 20 € und kann bei Interesse ganz bequem bei Amazon.de bestellt werden.


Peter

Er hat seinen ersten Hyperraumsprung ins Star-Wars-Universum mit der Special Edition gemacht – und spätestens nach dem Roman 'Der Pakt von Bakura' war klar: Der Weg zur dunklen Seite (des Fan-Daseins) war vorgezeichnet. Seit 2002, mit ein paar Zwischenstationen im Outer Rim, gehört er zum Team von StarWars-Union.de. Geprägt von den Klonkriegen, in denen Jedi nicht nur Generäle, sondern tragische Helden waren, zieht sich sein Interesse besonders zu den grauen Zonen der Saga – den unbequemen Fragen, den verlorenen Idealen, den stillen Entscheidungen eines Captain Rex oder einer Ahsoka Tano. Mit der Gründlichkeit eines Archiv-Droiden und der Neugier eines jungen Padawan liefert er News, Analysen und technisches Know-how.

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2 Kommentare

  1. Renn Kylo Ren

    Keine Ahnung, ob sich hier auch Pen & Paper Rollenspieler rumtreiben, aber für solche ist das Buch eine echte Ideen-Mine für den Spieltisch 😀

  2. Darth Logan

    @ Renn Kylo Ren:

    Da stimme ich dir voll zu. Hab selbst auch schon das Buch der Jedi und das imperiale Handbuch fürs Rollenspiel benutzen können. Lediglich die Randnotizen wurden ignoriert.

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