4000 Jahre vor Luke Skywalker
So kam Veitch auf sein ursprünglich abgelehntes Originalkonzept zurück, nur diesmal um Jahrtausende in die Vergangenheit zurückversetzt, wodurch etwaige Prequel-Kollisionen praktisch ausgeschlossen waren. Motiviert wandte er sich an Lucasfilm, um gemeinsam das nächste epochale Star-Wars-Comic-Projekt umzusetzen und nach der Zukunft der Galaxis ihre Geschichte zu definieren.
Über tausend Generationen lang sind die Jedi-Ritter in der Alten Republik die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit gewesen…
Obi-Wan Kenobi
„Ich schlug ihnen eine Nachfolgereihe zu Dark Empire vor”, so Veitch, „und ihre erste Reaktion war: George [Lucas] wird dies nie und nimmer zulassen. Stattdessen war er von der Idee begeistert und ließ uns freie Hand, uns das Star-Wars-Universum 4000 Jahre vor Luke Skywalker auszumalen.”
Die positive Reaktion von Lucas kam nicht von ungefähr. Zuvor hatte er schon Dark Empire außerordentlich geschätzt und den Comic sogar als offizielles Weihnachtsgeschenk an seine gesamte Belegschaft verschenkt. Seine einzige Vorgabe an Veitch bei dem Projekt, das am Ende Tales of the Jedi werden sollte, war deshalb, dass dieser vorschlagen könne, was er wolle, jedoch am Ende alles von ihm abgesegnet werden musste.

Und: Seinen Wunsch-Namen durfte er für das Projekt nicht verwenden. „George sagte, wir könnten den Titel Jedi Chronicles nicht verwenden, da er das Wort Chronicles schon für The Young Indiana Jones Chronicles [Die Abenteuer des jungen Indiana Jones] verwendete. So wurde das Projekt zu Tales of the Jedi”, erzählte Veitch. Im Deutschen gab es diese Einschränkung später übrigens nicht, sodass die Reihe hier als Jedi-Chroniken firmierte.
Mit dem grünen Licht von Lucas im Rücken begann Veitch damit, sich Gedanken über jene goldene Vorzeit der Saga zu machen. „In meinem Kopf entstand ein riesiges Netz aus Geschichten”, sagte er später. „Ich hatte mehrere Notizbücher voller Ideen. An manchen Tagen saß ich mit einer Tasse Kaffee da und dachte stundenlang über alle möglichen Szenarien nach. Zu dieser Zeit spielte Star Wars eine große Rolle in meinem Denken. Ich war natürlich ein Fan. Aber es war mehr als das. Ich hatte die Idee, dass wir – vor dem Hintergrund, dass die Jedi spirituelle Krieger waren, wie die alten japanischen Schwertkämpfer – die dunkle Seite der Macht mit einer neuen Darstellung dessen ausgleichen könnten, was eigentlich die helle Seite der Macht ausmacht. Das hat mich nachts bis in meine Träume verfolgt.”

Veitchs Gesamtkonzept für Tales of the Jedi sah vor, sie als sowohl fortlaufende als auch als anthologische Reihe zu gestalten. Im Gegensatz zu einer linearen Erzählung, die sich auf spezifische Hauptfiguren konzentriert, sollten unter dem Tales-of-the-Jedi-Banner Geschichten über verschiedene Jedi erzählt werden.
Dabei ging es Veitch nicht allein darum, den Lesern möglichst viel Abwechslung zu bieten; vielmehr galt es, die wirtschaftliche Realität der Comic-Branche zu berücksichtigen. Deren Erfolg basierte immer noch auf der Voraussetzung, dass ein Gelegenheitsleser jedes beliebige Heft einer Serie aufschlagen können musste, ohne sich zwangsläufig darüber im Klaren sein zu müssen, was zuvor geschehen war.
Den fiktiven Handlungsrahmen seines Projekts gab hierbei das in Dark Empire eingeführte Jedi-Holocron vor, sodass die Tales of the Jedi, die Geschichten der Jedi also, tatsächlich im neuen Orden weitererzählt werden würden.
Tom Veitch erklärte dazu: „In Dark Empire hat Prinzessin Leia das Holocron vom Imperator zurückerlangt, und in Dark Empire II wird deutlich, dass diese unglaublich wertvolle Wissensquelle dazu bestimmt ist, Luke und Leia bei der Wiederbelebung der Jedi-Ritter zu helfen.” In den Tales-Geschichten sollte das Holocron nun „ein Fenster in die Vergangenheit öffnen und die vergessenen Heldentaten der großen Gemeinschaft der Jedi enthüllen”.
Toller Artikel, ich habe mich in den letzten Wochen auch sehr für diese Comicreihe interessiert, in Anbetracht des Mangold Films, der irgendwann mal (vielleicht) erscheinen soll, wollte ich mal sehen, was die Legends damals sich eigentlich für die Ursprünge des Jediordens gedacht hatten.