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Literatur // Artikel

Tales of the Jedi – Die Jedi-Chroniken

Sie schrieben Geschichte und das buchstäblich: Mit den Tales-of-the-Jedi-Comics schufen Tom Veitch und Kevin J. Anderson die Vorzeit der Saga und setzten neue Maßstäbe der Star-Wars-Erweiterung.
Hugh Flemings Titelbild zum Sammelband von Darth Lords of the Sith© Lucasfilm

Von Ulic Qel-Droma, Nomi Sunrider und den Kämpfen um Onderon

Die ersten drei Geschichten der Tales-Reihe – Ulic Qel-Droma und die Bestenkriege von Onderon, Die Saga von Nomi Sunrider und Der Freedon-Nadd-Aufstand – waren, noch ohne zu große Sith-Präsenz, den Heldentaten der Jedi gewidmet. Nachdem der Plan ursprünglich vorgesehen hatte, die Ära mit der Saga Nomi Sunriders zu eröffnen, musste die Geschichte Ulic Qel-Dromas am Ende vorgezogen werden, weil David Roach mit dem Zeichnen nicht hinterher kam.

„Ich war sehr langsam”, gestand Roach später ein, „also wurde sie nach hinten verschoben. Ich habe ewig an einigen der ersten Seiten gearbeitet, und die zweite Ausgabe wurde viel schneller fertig, um den Abgabetermin einzuhalten. Ich glaube, ich habe immer nur ein paar Seiten auf einmal entworfen und fertiggestellt und bin nur langsam vorangekommen.“

Gemeinsam im Kampf gegen die Anhänger des Freedon Nadd: Ulic Qel-Droma, Cay und Nomi Sunrider

So stand stattdessen die Erzählung von Ulic Qel-Droma und den Bestienkriegen von Onderon am Anfang der Tales. In ihr stellte Veitch seinen großen Helden Ulic als Schüler Meister Arcas vor, der zusammen mit seinem Bruder Cay und ihrem Freund Tott Doneeta auf die wilde Welt Onderon entsandt wird, um den dort tobenden Konflikt zwischen den Bestienreitern – Nachkommen von „Kriminellen”, die aus der Hauptstadt Iziz verbannt wurden und in der Wildnis Onderons lernten, die gewaltigen Drexl-Flugbestien zu zähmen – und den Stadtbewohnern unter Führung ihres Königspaares, des momentan verschwundenen Ommin und der aggressiven Amanoa, beizulegen.


Aus dem Rollenspiel-Begleitbuch zu Tales of the Jedi

„Perverse, verdrehte Lügen!”, schrie Königin Amanoa. Ihre Stimme war voller Abscheu.

Der Gefangene vor ihr schaffte es zum dritten Mal, sich aufzurichten. Nur mit großer Mühe hob er den Kopf, um sie anzustarren. „Ihr … Ihr seid die Dunkelheit!“, schrie er mit heiserer Stimme. „Iziz wird fallen. Es kann dem Druck dieses lastenden Schattens nicht mehr lange standhalten.“

Amanoa konnte ihren Zorn nicht länger unterdrücken und sprang in einer einzigen fließenden Bewegung auf die Füße, wobei sich ihr violett-schwarzer Umhang hinter ihr in einer schwungvollen Bewegung ausbreitete. Sie blieb am Rand des erhöhten Throns stehen und starrte auf den bemitleidenswerten Mann hinab. Als wolle er sie noch mehr verspotten, zuckte der Gefangene nicht einmal bei ihrer plötzlichen Bewegung zusammen.

Ihre Wut flammte auf. „Glaubst Du wirklich, dass ich zögern werde, Dich aus diesen Mauern zu verbannen? Glaube nicht, dass das Wissen, das Du besitzt, mehr wert ist als Dein Leben.“ Der Ton ihrer Stimme wurde leiser. „Doch warum Deine Qualen verlängern? Es gibt andere, welche die gleiche Aufgabe erfüllen werden, die ich von Dir verlange.“

Der halbtote Mann hielt ihrem Blick stand. „Dann geht und findet sie.“

Amanoa wirbelte herum, ihr Schrei erstickte in einem dumpfen Knurren ihrer verengten Stimmbänder. Sie holte tief Luft und atmete dann geräuschvoll aus, aber ihre wilde Wut ließ nicht nach.

Sie wandte sich wieder dem Mann zu und hob eine Hand, als würde sie eine zerbrechliche Kristallkugel in ihrer Handfläche halten. Plötzlich flammte ein grüner Glanz auf ihrer blassen Haut auf und bildete eine Kugel aus knisternder, wirbelnder Energie. „Du hast keine Chance mehr, Olis. Und Dich in die Wildnis zu verbannen, ist noch zu gut für Dich.“

Ihr Arm schwang in einem weiten Bogen nach unten, und sie schleuderte die leuchtende Kugel mit einer Kraft, die ihre ansonsten zierliche Statur Lügen strafte. Die strahlende Kugel traf Olis direkt in die Brust und schleuderte ihn ein halbes Dutzend Meter zurück, sodass er mit einem widerlichen, nassen Knirschen von Knochen, die in Fleisch zerbrachen, auf den Boden fiel.

Nun, da ihr Zorn für den Moment gestillt war, straffte Amanoa ihre Robe und rief eine der Wachen, die am Eingang des Thronsaals stationiert waren.

„Schafft das hier weg“, sagte sie und deutete mit einer gleichgültigen Handbewegung auf den toten Gefangenen.
„Wie Ihr wünscht, meine Königin.“

Amanoa ließ sich wieder in ihren großen, imposanten Thron sinken und beobachtete, wie die Wache den Unrat entfernte. „Und beeilt euch dabei“, sagte sie, „denn wir bekommen Besuch.“

Sie wandte sich an eine ihrer Dienerinnen. „Sagt Novar, er soll die drei Jedi sofort in den Thronsaal bringen.“
Quelle: Tales of the Jedi Companion

Die Sith sind in dieser Geschichte zunächst nur indirekt vertreten, als dunkler Einfluss, der Onderon durchdringt. Erst am Ende wird klar, dass das Königshaus vom dunklen Lord Freedon Nadd abstammt und über Jahrhunderte ihm und der dunklen Seite huldigte, etwas, das die jungen Jedi bei ihrer ersten Mission lange Zeit nicht durchschauen.

Ähnlich wie Jahre später Episode I: Die dunkle Bedrohung endet auch die erste Tales-Erzählung mit einem scheinbaren Happy End: Die böse Königin Amanoa wird besiegt, der Anführer der Bestienreiter, Oron Kira, heiratet Prinzessin Galia, und die dunkle Seite scheint fürs Erste besiegt worden zu sein.

Im dritten Heft der Reihe beginnt dann die Saga von Nomi Sunrider: Aus der jungen Jedi-Witwe und Mutter der kleinen Vima wird in drei Heften unter Anleitung des tierartigen Jedi-Meisters Thon und im Kampf gegen den Huttlord Bogga und seine mörderischen Anhänger eine selbstbewusste Jedi, die über die einzigartige Kraft der Kampfmeditation verfügt, mit deren Hilfe sie Kämpfe mit der Macht zu ihren Gunsten wenden kann.

Andur und Nomi Sunrider sprechen über Nomis Jedi-Potential und das ihrer Tochter Vima (aus dem Hörspiel Tales of the Jedi)

Nomi wird von ihrem ermordeten Ehemann Andur aufgefordert, zum Lichtschwert zu greifen und tötet damit zwei von dessen Mördern, doch hadert sie noch lange mit der Waffe der Jedi, bis sie schließlich lernt, von ihr nicht im Zorn, sondern zur Verteidigung Gebrauch zu machen. Die Geschichte endet in Heft 5 der Reihe damit, dass Thon ihr ein Schicksal als große Jedi prophezeit und Nomi ihre Rolle annimmt, um Ulic Qel-Droma beim Aufstand des Freedon Nadd zu unterstützen.

Die Einführung von Nomi Sunrider

Diesem ist dann die 3. Tales-Erzählung gewidmet: Zwar herrschen Oron Kira und Galia scheinbar glücklich auf Onderon, doch die Anhänger von Freedon Nadd und der dunklen Seite der Macht sind nicht verschwunden, sondern lehnen sich – unterstützt von Angehörigen des alten Militärs – gegen die neue Herrschaft auf.

Bei dem Versuch, die Sarkophage von Freedon Nadd und der bösen Königin Amanoa auf Onderons Mond Dxun zu bringen, werden die Jedi angegriffen, Meister Arca wird entführt und die Sarkophage gestohlen. Die Jedi rufen von der Jedi-Bibliothekswelt Ossus Verstärkung herbei, darunter auch Nomi Sunrider, und kämpfen gemeinsam gegen die Naddisten, die, wie sich herausstellt, vom alten König Ommin angeführt werden, den nur noch die dunkle Seite der Macht und eine Apparatur, die der des Klon-Imperators in Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers entfernt ähnelt, am Leben halten. Bevor dieser jedoch besiegt werden kann, trägt er das dunkle Vermächtnis des Freedon Nadd weiter zu zwei Adligen aus dem Kaiserin-Teta-System, Satal und Aleema Keto, die ihr böses Wissen einsetzen werden, um ihr Heimatsystem zu unterwerfen.

Nach der Niederschlagung des Freedon-Nadd-Aufstands besetzen Truppen der Republik Iziz und verhängen das Kriegsrecht. Meister Arca leitet die Bemühungen, Onderon vom Einfluss der dunklen Seite zu befreien, und die sterblichen Überreste von Freedon Nadd werden auf Dxun in einem Mausoleum eingeschlossen, wo, so hofft Arca, seine dunkle Energie mit der Zeit abklingen wird.

Doch diese Geschichte endet nun eindeutig nicht mehr mit einem Happy End: Meister Arca deutet die letzten Worte des bösen Geists von Freedon Nadd, wonach die Jedi ihren Kampf gegen ihn und seine Aufständischen nicht gewonnen, sondern verloren hätten, als Warnung vor einer alten Sith-Prophezeiung über die Rückkehr der dunklen Lords der Sith. Er ermahnt seine jungen Jedi, sich an die helle Seite der Macht zu halten, da die Zukunft von ihnen abhänge. Man ahnt es schon: Genau diese Treue zur hellen Seite, bzw. die Verführungskraft der dunklen Seite der Macht, wird schon im nächsten großen Kapitel der Tales zum Thema werden.

Die ersten beiden Ausgaben von Tales of the Jedi wurden im Herbst 1993 veröffentlicht und setzten neue Maßstäbe für die Erweiterung des Star-Wars-Universums. Sie machten unübersehbar klar, dass der Krieg der Sterne mehr Platz bot als nur für die Geschichte der Skywalker-Familie. Und für Tom Veitch war dies gerade erst der Anfang.

„Das war die beste Zeit meines Lebens“, sagte Veitch später. „Ich konnte eine komplett neue Star-Wars-Ära erschaffen.”


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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1 Kommentar

  1. Snakeshit

    Toller Artikel, ich habe mich in den letzten Wochen auch sehr für diese Comicreihe interessiert, in Anbetracht des Mangold Films, der irgendwann mal (vielleicht) erscheinen soll, wollte ich mal sehen, was die Legends damals sich eigentlich für die Ursprünge des Jediordens gedacht hatten.

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